Dierk Schaefers Blog

Wir Insider wundern uns

„Die Geschichte der Heimkindheiten endlich konsequent aufarbeiten!“ fordert die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs zur Situation Betroffener der Heimerziehung in der Bundesrepublik und der DDR“[1], im Folgenden Rörigkommission genannt.

Nanu? Hat Frau Vollmer nicht am „Runden Tisch Heimerziehung“ die Aufarbeitung längst besorgt? So richtig begann es 2006 mit dem Buch „Schläge im Namen des Herrn“ [2]. 2008 wurde der Runde Tisch eingerichtet[3], ich selber habe dort bei der „2. Anhörung“ am 2. April 2009 referiert[4] und Verfahrensvorschläge vorgestellt.[5] Mein Blog hat sich in der Folgezeit hauptsächlich mit den Heimkindern beschäftigt, so auch andere Plattformen im Netz.[6] In der Folge begannen manche Heime ihre Vergangenheit in umfangreichen seriösen Studien auf­arbeiten zu lassen. Hier seien nur zwei der vielen Publikationen von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler genannt[7]. Dazu kommen noch die Berichte über die Ergebnisse des Runden Tisches von Prof. Kappeler, ein überaus kompetenter Fachmann,  der vom Runden Tisch wohlweislich ausgegrenzt wurde.[8]

Was will die Kommission mehr?

Kann sein, dass auch sie mit den Ergebnissen des Runden Tisches nicht zufrieden ist. Da werden ihr viele, so auch ich, beipflichten. Der Runde Tisch hatte zwar auch ein paar wissen­schaftliche Arbeiten in Auftrag gegeben, doch es handelte sich bei dem Runden Tisch um einen von Beginn an eingefädelten Betrug.[9] Dort wurden die ehemaligen Heimkinder gekonnt von Antje Vollmer über den Tisch gezogen.[10] In quasi mafiöser Verbindung konnten Staat und Kirchen das für sie Schlimmste verhindern: nix da 2Eine echte Entschädigung und eine Aner­kennung der Arbeit der Kinder in Fabriken und Landwirtschaft als Zwangsarbeit. Medi­ka­mententests an Kindern kamen nicht zur Sprache, für Säuglingsheime, Behindertenein­rich­tungen und psychiatrische Unterbringungen zeigte man sich nicht zuständig. Durch ganz andere Problemlösungen im Ausland, zb gerichtliche Untersuchungsausschüsse ließ man sich nicht irritieren. Die Rechtsnachfolger der Misshandler traten in die Fußstapfen der Täter. Es hätte eine Lösung gegeben: Der Staat (die Länder und ihre Jugendämter) übernehmen die Verantwortung, zahlen Entschädigungen und refinanzieren sich bei den kirchlichen Einrichtungen. Hätte – aber genau das wollte man nicht.[11]

Wenn die Rörigkommission diese Fälle, ergänzt durch die hinzugekommenen Missbrauchsfälle, die damals kaum Thema waren, neu aufrollen will, muss sie die Erfahrungen der Heimkinder berücksichtigen: all die Untersu­chun­gen haben für sie nichts gebracht. Ihre Berichte waren nur das Rohmaterial für Wissen­schaftler, die damit ihr Geld verdienten und ihr Karriere beflügelten. Gewiss, sie gaben den Opfern Anerkennung, ihre Ergebnisse riefen bei den Rechtsnachfolgern „Betroffenheitsgestam­mel“[12] hervor, doch die waren damit glimpflich davongekommen und die Heimkinder fühlten sich abermals missbraucht. Wenn Herr Rörig mit sei­ner Kommission die Lage dieser Gruppe nach­haltig verbessern will, ist er herzlich willkom­men. Das Beweismaterial liegt vor. Neue Untersuchungen sind unerwünscht. Sie würden nur als Arbeitsbeschaffungs­maßnahme gesehen. Auch schon lange fordern die Heimkinder für sich andere Lösungen als Alters- oder Pflegeheime. Alles längst bekannt.[13]

Es mag sein, dass die Kommission vornehmlich die Missbrauchsfälle sieht, weil sich bei ihr dieser Personenkreis gemeldet hat, der zuvor nicht so sehr im Blickpunkt stand. Das Melde­aufkommen nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Piusheim macht deutlich, dass dieser Bereich noch ein großes Dunkelfeld bergen dürfte. Ich weiß, dass wir in nächster Zeit noch einiges über klerikale Pädokriminalität hören werden einschließlich der wirtschaftlichen Nutzung der Missbrauchsopfer. Das wird noch spannend. Aber …

Aber das interessiert die Öffentlichkeit nur vorübergehend. Die Heimkinder fanden sogar persönliche Beachtung in ihrem jeweiligen Lokalblatt, das sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, Opfer aus der näheren Umgebung präsentieren zu können. Es ist den Medien nicht vorzuwerfen, dass sie immer eine neue Sau durch ihre Blätter jagen müssen, denn der Skandal von heute verdrängt den von gestern. Die Leute wollen im Grunde nichts wissen, sondern nur unterhalten werden – und das ist der eigentliche Skandal.

Wenn die Rörigkommission einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit all den erforderlichen Vollmachten durchsetzt, wenn diese Untersuchungen die Staatsanwaltschaften nötigen, die einschlägigen Archivakten in Jugendämtern, Kirchen, Klöstern und Jugendhilfe­einrichtungen zu beschlagnahmen, und das unabhängig von der Verjährungsfrage[14], dann dürfte sie auch Unterstützung von den Opfern erwarten.

Kurz zur Verjährung: Sie ist eigentlich dazu gedacht, Rechtsfrieden zu schaffen für Uraltfälle. Eine nicht befriedigende aber letztlich befriedende Lösung. Doch hier hilft sie nicht. Die Verbrechen an den ehemaligen Heimkindern, den Misshandelten und den Missbrauchten stellen das wohl größte Verbrechen in der bundesrepublikanischen Geschichte dar. Prof. Kappeler: „Mitten im Kern des eigenen Gesellschaftssystems geschieht solches Unrecht in unvorstellbaren Ausmaß und sämtliche – verfassungsrechtlich, staatsrechtlich, verwaltungs­rechtlich! – vorhandenen Kontrollsysteme versagen; nicht zufällig!“[15] Die Zahl der Opfer ist kaum überschaubar, die „Qualität“ der Verbrechen reicht von deutlicher Benach­teiligung und Ausbeutung bis hin zu Monstrositäten grundlegender Menschen­rechtsverletzun­gen Hier kann nicht gesagt werden: „Schluss jetzt, Schwamm drüber.“ Wir werden – Verjährung hin oder her – keinen Rechtsfrieden bekommen, allenfalls Friedhofsruhe, wenn die Opfer gestorben sind – doch ihre Geschichten leben weiter.

Hinzu kommt, dass in vielen Fällen der Rechtsweg von Beginn an schuldhaft versperrt blieb: Wer sich über seine Miss­handlungen beklagte, (sei es in der Einrichtung oder bei der Polizei, den Hilfs­beamten der Staatsanwalt­schaft,) wurde nicht nur abgewimmelt, sondern zuweilen auch noch geprügelt, weil er „Lügen“ erzähle. Wer, mündig geworden, auspackte, wurde bedroht. Beispielhaft sei hier Alexander Markus Homes genannt. Sein Buch „Prügel vom lieben Gott“ erschien erstmals 1981, also vor inzwischen 39 Jahren. Und die Kirche versuchte, ihn mundtot zu machen.[16] 1999 erschien das Buch MUNDTOT.[17]von Jürgen Schubert, ein weiterer Pionier. Schließlich ist noch an Paul Brune zu erinnern. Es geht dabei nicht um das Unrecht während der Nazi-Zeit (er wurde in eine der Tötungsstationen der Kindereuthanasie eingewiesen), sondern um das in der Bundesrepublik.[18]

Mich würde auch interessieren, mit welchen Methoden die Organisatoren der Kinderbordell-Einrichtungen gearbeitet haben, um die Heimkinder für den Sexmarkt gefügig zu machen und wer abkassiert hat.

Aber: welche Bedeutung haben Opfer angesichts der mächtigeren Interessenvertreter?

Es ist gut, sehr geehrter Herr Rörig, dass Sie sich nun über die Missbrauchsfälle hinaus auf breiterer Front eingeschaltet haben. Schließlich umfasst das Spektrum missbräuchlicher Behand­lung von Schutzbefohlenen weitaus mehr als nur den sexuellen Bereich; die mensch­liche Bosheit ist bodenlos.[19]

Wir sind nun einer neuen(?) Form des sexuellen Missbrauchs auf der Spur, der Bordel­li­sie­rung von Heimkindern. Ansätze dazu gab es bereits in der Korntal-Sache; die konnten aber m.W. nicht ausreichend belegt werden. Nun hören wir von ähnlichen Vorwürfen aus Mallorca und aus dem Piusstift. Es wäre ein Fortschritt, wenn Sie in Sachen Piusstift Beweis­material beschaffen könnten.

Eine andere Investigativgruppe ist mit ihren Recherchen schon weiter. Eine erste fundierte Anzeige läuft bereits. Doch wie Sie wissen sind Staatsanwälte weisungsgebunden und die Schutzlobby der Täter ist mächtig. Haben Sie einen Draht „nach oben“?

Wenn dieser Kinderbordell-Fall demnächst, wie ich vermute, in die Medien kommt, müssten Sie mit Ihrem Material bereitstehen. Denn für „Kinderkram“ ist die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums wie auch die der Politiker nicht so groß wie für Corona. Dann sollten Sie in Ihrer Funktion dafür sorgen können, dass ein Staatsanwalt mit seinem Team direkt ins Archiv marschiert, bevor dort die Akten vernichtet werden. Wie weit geht Ihre rechtliche Kompe­tenz?  Sind Sie befugt, Klage zu erheben und werden Sie es tun?

Sollte Ihnen bei der Sichtung des Materials, das ich Ihnen jetzt präsentiert habe, der Kopf schwirren, empfehle ich zur Entspannung ein Kapitel aus den Aufzeichnungen des Heimkindes Dieter Schulz. „Von Auerbachs Keller in­ den Venusberg“.[20]

Fußnoten

[1] Stellungnahme vom 23. April 2020,https://www.aufarbeitungskommission.de/meldung-23-04-2020-stellungnahme-aufarbeitung-heimkindheiten/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schl%C3%A4ge_im_Namen_des_Herrn.Heimkinder waren vorher schon einmal Thema gewesen. https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/02/02/wenn-der-richter-das-gelesen-haette-dann-haetten-sie-keine-zehn-jahre-gekriegt-x/ Fußnote 1.

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Runder_Tisch_Heimerziehung_in_den_50er_und_60er_Jahren

[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/wp-content/uploads/2009/04/runder-tisch-bericht-ds.pdf

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/wp-content/uploads/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf

[6] Beispielhaft sei hier nur die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit der Freien Arbeitsgruppe JHH aus Volmarstein genannt. http://www.gewalt-im-jhh.de/Grundung_der_Freien_Arbeitsgru/grundung_der_freien_arbeitsgru.html Nicht zu vergessen die stupende Aktivität von Martin Mitchell in Australien, ehemaliger Zwangsarbeiter im Moor von Freistatt bei Bethel. https://dierkschaefer.wordpress.com/wp-content/uploads/2017/01/freistatt_kappeler.pdf

[7] Rezensionen: Himmelsthür:https://dierkschaefer.wordpress.com/wp-content/uploads/2015/01/rezension-himmelsthc3bcr.pdf und Volmarstein: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/21/im-herzen-der-finsternis/

[8] http://gewalt-im-jhh.de/hp2/Kritischer_Ruckblick_2011.pdf Interessant ist, dass hier die Autoren eine mythisch-literarische Sprache verwenden: „Sie schreiben: »Öffnete man in den 1950er und 1960er Jahren die Tür zum Johanna-Helenen-Heim, so sah man in einen Abgrund der Willkür, der Zerstörung, der Gewalt, der Angst und der Einsamkeit. Man blickte in das ‚Herz der Finsternis‘« So heißt der Roman von Joseph Conrad, in dem er eine (fiktive) Expedition zum Oberlauf des Kongo, der Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II beschreibt. Der „Freistaat Kongo“ stand außerhalb jeglichen Völkerrechts. Seine Bevölkerung wurde millionen­fach zur Arbeit gezwungen, verstümmelt, versklavt, getötet. https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/6864476092/in/photolist-bss87h-bsAdtW-bstBdj-bFv4Nz-bFoukV-bFmU1D-brHiv7-bFmHZK-bFn3fv-bFn4MD-bss62f-bsAbz7-bsAeA5-bstGNY-bsAd8N-bstK9w-bFoDuR-bFmSHB-bFmPwD-bFmMWB/  Das Ganze unter dem „Deckmantel eines wortreichen humanitären Missionseifers“.

Auch ich griff –  eher unbewusst – auf solch ein mythisch-literarisches Vorbild zurück, als ich meinem geplanten Essay über die Klerikale Pädokriminalität dieses Motto voranstellte:

Willkommen im Reich des Bösen!

Lasst, die ihr reinkommt, alle Hoffnung fahren!

Ach so, nur zu Besuch …

Auch Kinder dabei? Nein? Schade.“

Hier regiert die Phantasie von de Sade, der nicht nur wegen seiner Phantasien viele Jahre seines Lebens eingekerkert war.  https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/49821171961/in/dateposted-public/ Ein Schmankerl: de Sades Schädel von Dr. Ramon nach den Methoden der Phrenologie untersucht: „Sades Schädel glich in jeder Hinsicht dem eines Kirchenvaters.“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46407841.html

[9] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/01/03/der-runde-tisch-heimerziehung-ein-von-beginn-an-eingefadelter-betrug/

[10] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

[11] Photo: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/8409300786/in/photostream/

[12] Helmut Jacob, Volmarstein, prägte diesen zutreffenden Begriff.

[13] https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/02/noch-einmal-ins-heim-von-den-letzten-dingen/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/07/14/wer-will-ins-heim-ins-altenheim-vom-stephansstift/

[14] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/03/28/schindluder-mit-dem-heiligen/

[15] http://heimkinderopfer.blogspot.com/

[16] https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/09/06/alexander-homes-ein-pionier/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/06/19/zweierlei-leid-heimkinder-mit-behinderung-sollen-weniger-entschaedigung-bekommen/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/11/27/prugel-vom-lieben-gott-neu-aufgelegt-2/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/11/06/prugel-vom-lieben-gott-neu-aufgelegt/ dort: „Hintergrund“

https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/09/22/man-hat-uns-die-religion-mit-prugeln-implantiert/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/07/15/das-system-schlug-mit-wucht-zuruck/

Hier ein sehr erhellender Auszug aus dem Buch von Homes: https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/07/13/wir-haben-den-kindern-immer-wieder-gesagt-dass-wir-sie-im-namen-von-jesus-christus-erziehen/

[17] http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Nachkriegsbiographie_MUNDTOT_bei_Aachener_Juergen_Schubert.html

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/10/26/und-nun-ein-film-holle-kinderpsychiatrie-gewalt-und-missbrauch-hinter-anstaltsmauern/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/06/merkwurdig-die-vinzentinerinnen/

[18] https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/12/26/der-fall-paul-brune/

https://www.lernzeit.de/lebensunwert-der-weg-des-paul-brune/

[19] 1 Weihnachtsfest mit 2 Diakonissen, https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/12/21/1-weihnachtsfest-mit-2-diakonissen/

[20] https://dierkschaefer.wordpress.com/tag/kamasutra/

Auftaktveranstaltung zum Gedenken an Opfer der „Euthanasie“ aus Mönchengladbach

Posted in Geschichte, Gesellschaft, Kriminalität, Menschenrechte by dierkschaefer on 28. Mai 2015

Die Veranstaltung[1] war eindrucksvoll, weil Schüler in das Projekt eingebunden waren. So kann das Grauen der Vergangenheit eine positive Wirkung entfalten. Auch die Rede des Bürgermeisters Ulrich Elsen (SPD) hob sich wohltuend vom üblichen Betroffenheitsgestammel ab[2]. Ihm ist hoch anzurechnen, dass er auch das Schicksal der Kinder in den Behindertenheimen in der Nachkriegszeit ansprach. Uwe Werner hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Was er nicht sagte und verständlicherweise auch nicht sagen konnte, war die Beteiligung zweier Mitveranstalter[3] an den Verbrechen in den Kindern in den Heimen und Einrichtungen für Behinderte in den 50er Jahren und noch danach. Selbst wenn es nur ein Lippenbekenntnis gewesen wäre: Eine Pressemitteilung dieser beiden Mitveranstalter über ihre Verwicklung in Zeiten der Bundesrepublik wäre angebracht gewesen. Auch Schweigen kann Heuchelei sein.

[1] http://www.bz-mg.de/geschichtliches-historisches/gedenkveranstaltung-fur-opfer-der-euthanasie-in-monchengladbach-%E2%80%A2-schulergruppe-des-odenkirchener-gymnasiums-das-thema-euthanasie-auf-%E2%80%A2-eindrucksvol.html?show=gallery

[2] Die Rede wie auch die ganze Veranstaltung gibt es auf youtube: https://www.youtube.com/watch?v=CKCegAFwBXU#t=271 .Wer nicht alles sehen will: Ab der 20. Minute.

[3] Herr Werner hatte sie in einem Schreiben benannt: die Vinzentinerinnen und ihr St. Josefshaus in Hardt und die Stiftung Hephata. Einzusehen unter https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/17/damit-es-keine-feigenblattveranstaltung-wird/

Damit es keine Feigenblattveranstaltung wird

Posted in heimkinder, Kinderheime, Kinderrechte, Kriminalität, Politik by dierkschaefer on 17. Mai 2015

Morgen, am Montag, 18. Mai will die Stadt Mönchengladbach ab 11.30 Uhr auf dem Alten Markt der Bürger zu gedenken, die zur Zeit des National-Sozialismus wegen ihrer Behinderung ermordet wurden. Das war schon Thema in diesem Blog[1].

Nun schreibt Uwe Werner selber ehemaliges Heimkind aus Mönchengladbach an die Sozialdezernetin und Schirmherrin der Veranstaltung. Rein prophylaktisch, damit es keine Feigenblattveranstaltung wird. Sein Schreiben bedarf keines weiteren Kommentars. Sollte seine Vorsichtsmaßnahme nichts bewirken, hat er hoffentlich andere Maßnahmen parat.

[1] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/14/verdrangung-der-aktualitat-gedenkrituale-lenken-nur-ab/

Hier sein Mail:

Sehr geehrte Frau Schall,
sehr geehrter Herr Elsen,

sie werden am kommenden Montag, als Sozialdezernetin und Schirmherrin und als
2. Bürgermeister der Stadt Mönchengladbach, die Gedenkreden zu der Veranstaltung:
„Gedenken an Behinderte, die von den Nazis getötet wurden“ auf dem Alter Markt
in Mönchengladbach halten.
Erinnerung wach halten-Zukunft bauen ist der Titel dieser Veranstaltung, welche ich
prinzipell, als ehemaliges Heimkind sehr begrüsse.
Jedoch habe ich mit Verwunderung feststellen müssen, dass zwar die Verbrechen in
der Nazizeit dokumentiert worden sind, jedoch die Zeit nach 1945, in den hiesigen
Einrichtungen, wie das St. Josefshaus in Hardt und die Stiftung Hephata, welche beide
die o.g. Veranstaltung mitgestalten werden, restlos ausgeklammert wird.
Im Rahmen der Aufarbeitung dieser Zeit nach 1945 bis weit in die 70er Jahre, konnte
nachgewiesen werden, dass diesen Heimbewohnern ebenfalls grosses unmenschliches
Leid zugefügt worden ist.
Es konnte festgestellt werden, dass die unmenschlichen Behandlungen an ehemaligen
Heimkindern, mit und ohne einer Behinderung, auch nach 1945 nahtlos übernommen
wurden.
Körperliche Züchtigungen, sexueller Missbrauch, Zwangsmedikamentierung, Essensentzug,
Demütigungen der übelsten Art, als auch Kinderarbeiten und Zwangsadoptierungen, um
nur einige wenige Greueltaten aufzuzählen, waren in diesen Anstalten, Heimen und
Einrichtungen an der Tagesordnung.
In ganz Deutschland (Ost und West), aber auch in Österreich, der Schweiz, Irland, USA und
Australien…., wurden ehemalige Heimkinder, Waisenkinder, Verdingkinder und Kinder
der damaligen Besatzungsmacht, geschändet, missbraucht, misshandelt und leiden
heute noch unter diesen traumatischen Misständen.
Ich spreche von hunderttausenden Kindern, an denen Medikamentenversuche vorgenommen
wurden, die der Euthanasie zum Opfer gefallen sind, oder später mit diesem Trauma nicht
weiterleben konnten und wollten und den Suizid, als Erlösung empfunden haben müssen.
Ich spreche von den Heimkindern, welche heute unter den gesundheitlichen Nachfolgeschäden
zu leiden haben, und von den Behörden (Jugendamt, Versorgungsamt, LVR, LWL, Jobcenter…)
im Stich gelassen werden, ja gezwungen werden, in ihren Anträgen sich erneut dem
Trauma zu stellen und öffentlich zu machen.
Ein Trauma, welches wir ein lebenlang mit uns herumgetragen haben, ohne je das Angebot
einer Trauma-Therapie, oder sonstige Gesundheitstherapien erhalten zu haben.
Selbst aktuelle Verschlimmerungsanträge, werden vom hiesigen Versorgungsamt abgelehnt,
obwohl auf die damaligen unmenschlichen Zustände in den Einrichtungen, bei Antragstellung,
hingewiesen wird.
Erneut müssen sie sich, einem unmenschlichen Antragsprocedere stellen, oftmals, um mitgeteilt
zu bekommen, dass der Antrag auf ein GdB Merkmal G abgelehnt wurde.
Vielen, ja abertausenden Naziopfern muss und soll gedacht werden, aber nicht um den Preis,
dass die Opfer des schlimmsten deutschen Nachkriegsverbrechen, im Gedenken und der
Aufarbeitung ausgeklammert werden.
Das würde den Naziopfern nicht gerecht werden und den heute noch lebenden Opfern schon erst
gar nicht.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dies in Ihren Gedenkreden mit berücksichtigen würden.
Dabei helfen könnten Ihnen die folgenden LINKS anbei.

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/feilschen-um-ein-wuerdiges-begraebnis-aid-1.5070602

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/gedenken-an-behinderte-die-von-den-nazis-getoetet-wurden-aid-1.5086121

http://www.fonds-heimerziehung.de/ 

https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/14/verdrangung-der-aktualitat-gedenkrituale-lenken-nur-ab/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/08/wer-zu-fruh-stirbt-den-bestraft-der-heimfond/

Dirk Schäfer ist ein evangelischer Theologe i.R. und die LINKS geben seine eigene Meinung wieder!

Mit freundlichen Grüssen,
Uwe Werner

Verdrängung der Aktualität: Gedenkrituale lenken nur ab

Posted in Ethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Nazivergangenheit by dierkschaefer on 14. Mai 2015

Am besten, man gedenkt längst vergangener Untaten, begangen von Leuten, die nicht mehr unter uns weilen, von denen wir uns bequem distanzieren können und deren Opfer auch schon längst tot sind. Das ist ja auch schon eine Leistung. Andere Länder schaffen nicht einmal das.

Nachdem wir die Täter lange geschützt haben bis die meisten von ihnen ausgestorben waren, arbeiten wir unsere Vergangenheit auf: Historikergutachten, Denkmale, Gedenktage, Gedenkveranstaltungen. Denk mal, wie anständig wir geworden sind, geradezu Nobel-Preis-würdig!

Ein Beispiel:

»Unter dem Titel „Erinnerung wach halten – Zukunft bauen“ laden neun Organisationen in Zusammenarbeit mit der Stadt Mönchengladbach dazu ein, am Montag, 18. Mai, ab 11.30 Uhr, in einem Zelt auf dem Alten Markt der Bürger zu gedenken, die zur Zeit des National-Sozialismus wegen ihrer Behinderung ermordet wurden.«[1]

Das ist doch sehr anständig und trifft mal wieder die bösen Nazis, die Behinderte ermordet haben; Menschen mit Behinderung, das macht man doch nicht.

 

Lassen Sie uns weiter denken:

In bundesdeutsche Behinderteneinrichtungen und Kinderpsychiatrien wurden Kinder eingewiesen. Die einen waren behindert, andere nicht. Die Plätze standen bereit, die kosteten Geld und durften nicht leer stehen. Oft war auch das alte Nazi-Personal noch vorhanden, zumindest ihr Geist.

In diesen Heimen wurden die Kinder und Jugendlichen – inzwischen anerkanntermaßen – nicht so behandelt, wie es für ihr weiteres Leben hilfreich gewesen wäre. Wer noch nicht behindert war, wurde es dort, und wer es schon war, wurde zusätzlich fürs Leben behindert. Das alles wissen wir mittlerweile.

Dann gab es den Runden Tisch/Heimkinder unter der betrügerischen Leitung von Frau Vollmer. Er brachte recht magere Ergebnisse für die Heimkinder, doch selbst davon waren ehemalige Heimkinder mit Behinderung ausgeschlossen – bis heute. Die Bundesländer knobeln noch daran herum, wie ein Fonds gestaltet werden könnte, sollte. Das kostet Zeit, die Geld spart, denn mittlerweile sterben die Opfer einfach weg. Die können noch nicht einmal – wie neuerdings die „normalen“ ehemaligen Heimkinder Geld für ihre Beerdigung reklamieren[2].

 

Zurück zu Möchengladbach. Wer gedenkt dort der Menschen mit Behinderung aus Nazizeiten?

»Der Kooperation der Veranstalter gehören an: City Kirche, das Z – Menschen im Zentrum, Der Paritätische, die evangelische Stiftung Hephata, das Gymnasium Odenkirchen, der Verein Leben mit Usher-Syndrom, Pro Retina (Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegeneration), der Sozialverband VdK Kreisverband Mönchengladbach, die Stadt Mönchengladbach, Sozialdezernat und die Vinzentinerinnen (Josefshaus Hardt).«

Sieh an, sieh an: Da tauchen auch die üblichen Verdächtigen auf: die evangelische Stiftung Hephata und die Vinzentinerinnen (Josefshaus Hardt).

Zurecht schreibt Uve Werner, „wütend über so viel Scheinheiligkeit“:

»Nach dem 2. Weltkrieg, fand in fast allen Heimen, Anstalten und Einrichtungen, das schlimmste deutsche Nachkriegsverbrechen statt, auch in Mönchengladbach«. Hephata ist dafür berüchtigt wie auch die Vinzentinerinnen.

Na ja, daran denken wir später einmal, mit einer Gedenkveranstaltung, wenn Gras über den Gräbern gewachsen ist.

[1] http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/gedenken-an-behinderte-die-von-den-nazis-getoetet-wurden-aid-1.5086121

[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/13/theologischerseits-nur-zu-begrusen-die-burokratie-erinnert-ausdrucklich-den-tod-zu-bedenken-gegen-unterschrift/

Und nun ein Film: Hölle Kinderpsychiatrie – Gewalt und Missbrauch hinter Anstaltsmauern.

Posted in Uncategorized by dierkschaefer on 26. Oktober 2014

Hölle Kinderpsychiatrie – Gewalt und Missbrauch hinter Anstaltsmauern.

 

In Marsberg „spielt“ der dargestellte authentische Fall. »Tausende Kinder und Jugendliche wurden damals in Psychiatrien abgeschoben – und erlebten dort einen Alltag voller Strafen und Gewalt. Wie konnten diese Zustände hinter den Klinikmauern so lange unentdeckt bleiben? Warum hat bis heute noch niemand die Verantwortung dafür übernommen?«[1]

Ja, warum eigentlich nicht? Die Fakten sind seit langem bekannt. Vor 14 Jahren lernte ich Jürgen Schubert kennen. Ich leitete die erste „Kriegskindertagung“, die in Deutschland stattfand und merkte, dass manche Kriegskinder nach dem Krieg zu Heimkindern wurden. Wolf Biermann hat in anderem Zusammenhang die Formulierung „von der Scheiße in die Jauche“ gebraucht. Dieser Gewinn an Lebensqualität traf auch auf viele dieser Kinder zu. Jürgen Schubert kam in die Hände der „Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul“ in Marsberg. Wo Barmherzigkeit draufsteht, ist nicht immer (nur selten?) Barmherzigkeit drin. Bekannt wurde auch die nicht nur den Fall Schubert treffende Glaubensstandhaftigkeit der barmherzigen Schwestern. Sie wollten an ihrem Glauben festhalten, dass sie kein Vorwurf treffe.

Das alles ist seit der Publikation von Jürgen Schubert bekannt. Sie erschien unter dem Titel „Mundtot“. Dank der bewundernswerten Energie von Schubert gab es Rezensionen im Spektrum von der Bildzeitung bis hin zur Neuen Zürcher, von Fachpublikationen ganz zu schweigen.[2] Der Runde Tisch unter der voreingenommenen Moderation von Antje Vollmer hat solche Heime ausgeblendet.[3]

Und nun ein Film. Er dürfte uns menschlich anrühren, unser Entsetzen über die gruseligen barmherzigen Schwestern hervorrufen oder bestätigen – und dann? Ganz einfach: Nichts.

Oder was denken Sie?

 

[1] http://www.wdr.de/wissen/wdr_wissen/programmtipps/fernsehen/14/10/27_2200_w.php5

 

[2] http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Fuenfzehn_Jahre_Leid_im_Heim_unter_der_Macht_des_ORDEN_DER_RECHTHABENDEN_der_Barmherzigen_Schwestern_in_Marsberg.html

http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Nachkriegsbiographie_MUNDTOT_bei_Aachener_Juergen_Schubert.html

[3] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

Franz Kaspar äußert sich

Posted in heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 8. April 2014

Er war mehrfach Thema in diesem Blog. Darum soll seine Stellungnahme zu den Vorwürfen auch hier zu lesen sein[1]

Stellungnahme_Dr_Kaspar

 

[1] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/07/stiftungsdirektor-franz-kaspar-deckte-vinzentinerinnen/

Stiftungsdirektor Franz Kaspar deckte Vinzentinerinnen …

Posted in heimkinder, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 7. April 2014

… und der Leiter des Stifts, auch ein Caspar, mit Nachnamen Söling hat’s aufgedeckt.

Mitteilungen über Gewalttaten nicht nachgegangen

»Angeführt werden die Schilderungen einer früheren Mitarbeiterin und von Angehörigen eines ehemaligen Bewohners. Die Mitarbeiterin berichtet, dass sie 1974 dreimal bei Kaspar gewesen und ihn über „Prügel, Strafen und Demütigungen“ informiert habe. „Er hat mir nicht geglaubt und versichert, im St.Vincenzstift gebe es so etwas nicht und ihm sei darüber nichts bekannt.“ Zudem habe er Ordensfrauen und andere Leute gedeckt.«

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/neue-berichte-ueber-missbrauch-im-st-vincenzstift-12879251.html

 

s. auch:

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/06/merkwurdig-die-vinzentinerinnen/

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Merkwürdig: Die Vinzentinerinnen

Posted in heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Kriminalität, Pädagogik, Religion by dierkschaefer on 6. April 2014

Sie fallen auf, die Vinzentinerinnen[1], denn sie besetzen – jedenfalls gefühlt – einen der ersten Ränge, was Mißhandlungen in Erziehungsheimen betrifft. Eine Statistik habe ich nicht geführt.

Es begann schon mit Jürgen Schubert[2]. Er litt in Marsberg unter der Barmherzigkeit der Barmherzigen Schwestern in Paderborn, zu den Vinzentinerinnen gehörig. Er war mein erster Heimkind-Kontakt und sein Buch „mundtot“ belegt, wie die barmherzigen Schwestern ihn mundtot machen wollten. Sie haben es nicht geschafft.

Aber immer wieder die Vinzentinerinnen. Warum?

Er mag ja ein rechtschaffener Mann gewesen sein, der Heilige Vincent von Paul[3], Begründer und Namensgeber des Vinzentinerinnenordens. Doch schon die „Bruderschaft der Damen der christlichen Liebe“ erscheint dubios. Die BRUDERschaft der Damen.

Eigene Erinnerungen

O      Eine meiner Tanten war Vinzentinerin. Gottlob eine ehrbare Röntgenschwester, keine Erzieherin. Einer ihrer letzten Sätze an mich war: Und wenn ich dann gestorben bin, werden euch die Schwestern nach der Beerdigung einladen. Geht nicht hin. Sie wollen nur euer Geld.

O      In meiner Berufstätigkeit habe ich auch häufig in katholischen Bildungshäusern getagt. Überall ging ich gern hin, doch bei den Vinzentinerinnen in Untermarchtal habe ich mich nie wohlgefühlt.

Und nun liegt eine Opferumfrage vor über das barmherzige Wirken der Vinzentinerinnen in Aulhausen – da wendet sich der Leser ab mit Grausen. Ergebnisbericht_Aulhausen_Siebert-1

Aber interessieren würde es mich schon: Warum ausgerechnet die Vinzentinerinnen an prominenter Stelle?

 

[1] http://de.cyclopaedia.net/wiki/Barmherzige-Schwestern-vom-hl.-Vinzenz-von-Paul

[2] http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Fuenfzehn_Jahre_Leid_im_Heim_unter_der_Macht_des_ORDEN_DER_RECHTHABENDEN_der_Barmherzigen_Schwestern_in_Marsberg.html

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Vinzenz_von_Paul

Marsberg und die Vincentinerinnen

Das Heim war berüchtigt. Schon Jürgen Schubert berichtete ausführlich, wie er und die anderen dort „erzogen“ wurden. Eine Fürsorgehölle – mit lange Zeit uneinsichtigen Nonnen, die sich vor der Wahrheit scheuten. http://www.wdr.de/tv/westpol/sendungsbeitraege/2013/0310/kinderpsychiatrie.jsp

Wohl niemand hat wie Jürgen Schubert für den Vertrieb seines in einem kleinen Verlag erschienenen Buches gesorgt. Rezensionen von der Bildzeitung bis hin zur NZZ verdeutlichen das Spektrum, das er erreicht hat. http://www.emak.org/geschichten/mundtot.htm .Grandios, wie er sich nicht mundtot (so der Titel des Buches) machen ließ. http://www.antipsychiatrieverlag.de/versand/titel/schubert_mund.htm

Und nun die Meldung für einen Film am heutigen Abend.

http://www.focus.de/panorama/welt/klinikopfer-brechen-ihr-schweigen-nonnen-in-jugendpsychiatrie-marsberg-quaelten-und-missbrauchten-kinder_aid_946889.html

»In der Kinder- und Jugendpsychiatrie St. Johannesstift in Marsberg gab es in den 50er- und 60er-Jahren massive sexuelle Übergriffe durch Pfleger und Nonnen. Das berichten Betroffene nach Jahrzehnten des Schweigens im WDR-Politikmagazin Westpol. Einer der Patienten beschreibt in der Sendung, die am Sonntagabend ausgestrahlt wird, wie ihn eine Schwester der Vincentinerinnen 1964 im Alter von 13 Jahren mehrfach in ihr Zimmer beordert habe. Dort habe er sich ausziehen müssen, die Schwester habe sexuelle Handlungen an ihm vorgenommen. Ein weiterer damaliger Patient schildert, von Nonnen immer wieder extensiv im Genitalbereich gewaschen worden zu sein.«

Es ist schon merkwürdig, wie Opferhierarchien gebildet werden. So richtig Opfer wird man wohl erst und gewinnt (etwas) nachhaltigere Aufmerksamkeit, wenn zu den allgemeinen Mißhandlungen noch die sexuelle hinzukommt. Das spricht nicht für die Sensibilität unserer Gesellschaft.

Und ohnehin:

»Opfer haben kein Recht auf Entschädigung. Bislang haben Menschen, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen geworden sind, kein Anrecht auf Entschädigung. Sie sind als Opfergruppe beim Runden Tisch „Heimerziehung“ ausgespart worden. In einer Petition an den Bundestag fordern sie, dass ihr Leid nun aufgearbeitet wird. Und sie wollen Entschädigung«.

Das geht auf das Konto von Antje Vollmer, die für ihre vorbildliche Arbeit mit dem „Hans-Ehrenberg-Preis“ und 20.000,00 € ausgezeichnet wurde.