Parallelen
Anno Hecker beschreibt heute (18. April 2009) im Kommentar auf Seite 1 der FAZ die Vorgänge zur Aufarbeitung oder besser Nicht-Aufarbeitung der Doping-Fälle in der DDR.
Er schreibt, der deutsche Sport „fühlt sich gestört durch alte Sprengsätze, die immer wieder – auch von den Sprechern der Opfer – ans Licht geholt werden.“
Er berichtet von einem Selbstbezichtigungspapier, „vorgelegt von einer »Unabhängigen Kommission des DOSB [Deutscher Olympischer Sportbund],« abgenickt vom Bundesinnenministerium und von der Sportführung. Das Selbstbezichtigungspapier soll die Basis für Vergebung sein. … Doch der Versuch der fünf Unterzeichner, um Vergebung zu bitten, endet in einem für Doping-Opfer grotesken Satz: »Soweit die Sportler … gesundheitliche Schäden davongetragen haben sollten, sind wir tief betroffen…«“
Die Parallelen zur Behandlung der Heimkinderfrage springen ins Auge. Tiefe Betroffenheit haben die Heimkinder auch schon zugesichert bekommen. Aber es gibt keinerlei Zusagen, ob man sie und in welcher Form entschädigen wird, wenn Bedingungen gegeben sind, die man schon jetzt definieren könnte.
Keine Rede von einem Fonds für den Ausgleich in den Rentenbiographien, soweit die Heimkinder als Arbeitskräfte mißbraucht wurden.
Keine Rede von einem Therapiefonds für die der Heim-Zeit zuzuordnenden seelischen Schäden.
Wenn der Runde Tisch über die „Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ nicht einmal diese Fonds in Aussicht stellen mag oder kann, dann ist an einen Schmerzensgeldfonds wohl gar nicht erst zu denken.
Was soll der Rund Tisch? Ich lese folgende Antworten:
»Am Ende soll diese Zeit verstanden werden.«
»Er muss das Geschehen aber auch in die Zeit einordnen. Gewalt in der Pädagogik war auch in den Schulen und den Elternhäusern üblich. Es war eine erschreckend harte, am Schicksal des Einzelnen völlig desinteressierte Zeit.«
»Am Ende muss man auf viele Fragen eine Antwort für die Opfer finden, die sich durch diese Heime für ihr Leben geschädigt fühlen«
Wie hieß es für die Doping-Opfer?
»Soweit die Sportler … gesundheitliche Schäden davongetragen haben sollten, sind wir tief betroffen…«“
Dierk Schäfer
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