»Der Kirche muss es weh tun«
»„Wer zahlt, anerkennt seine Schuld“, sagt Günther S. Deshalb sei für ihn eine Entschädigung so wichtig. »Der Kirche muss es weh tun«.
Die Südwestpresse berichtet heute unter dem Titel Gefangen im Netz der Vergangenheit von einem Gespräch zweier ehemaliger Heimkinder mit Gebhard Fürst, dem Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Die »Erwartungen von Opfern und Amtskirche gehen weit auseinander. Das zeigt der Fall Günther S.«
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/art4306,491060 [Freitag, 21. Mai 2010]
Offenbar war das Gespräch mit dem „Fürstbischof“, wie er gelegentlich humorvoll genannt wird, für die beiden Heimkinder unbefriedigend.
Wir erinnern uns: Vor wenigen Wochen hatte Bischof Gebhard gesagt, die Kirche müsse ein liturgisches Zeichen setzen.
Das sehe ich auch so.
Schon das Schicksal von Heimkindern in kirchlichen Einrichtungen hatte für negative Schlagzeilen gesorgt. Doch erst das Thema „Mißbrauch“ hat das Vertrauen in die Kirchen – besonders der katholischen – nachhaltig geschädigt. Nichts ist mehr wie vorher. Es geht eben nicht nur um die Verbrechen einzelner, die in kirchlichen Einrichtungen als Erzieher oder Priester tätig waren, sondern es geht um die Strukturen der Kirche, die für Personalauswahl und –aufsicht in die Verantwortung genommen wird. Zu diesen Strukturen gehören sowohl der Zölibat als auch, und dies nun viel grundlegender, die menschenferne Sexuallehre, wieder insbesondere der katholischen Kirche. Hier ist zwar keine „sexuelle Revolution“ im Sinne des Schreckgespenstes von Herrn Mixa vonnöten, aber eine Runderneuerung der kirchlichen Grundsätze über den Menschen und über die Kirche. Hier könnte ein liturgischer Akt ein angemessener Auftakt sein. Doch der wäre lediglich ein kirchliches Zeichen, als „Sprache“ der Kirche aber nicht unwichtig.
Noch vor dem „Mißbrauchs-Tsunami“ hatte ich einen „Öffentlichen Bußaufruf an die Kirchen in Deutschland“ an die kirchenleitenden Personen in (Erz-)Diözesen und Landeskirchen, und ihre diakonisch tätigen Einrichtungen, die Caritas, die Ordensgemeinschaften und das Diakonische Werk mit ihren jeweiligen Untergliederungen“ gerichtet und zu einem solchen Zeichen aufgefordert, nämlich »in einem öffentlichen Akt Buße zu tun«.
https://dierkschaefer.wordpress.com/2009/11/18/offentlicher-busaufruf-an-die-kirchen-in-deutschland/
Das kirchliche Echo auf diesen Bußaufruf war mager. Wenn ich überhaupt Antworten erhielt, so wurde in der Regel nur auf den Runden Tisch verwiesen.
Bischof Gebhardt hatte nun auch von einem liturgischen Zeichen gesprochen, sicherlich nicht angestoßen von meinem Aufruf, aber doch „kongenial“.
Dies jedoch nur teilweise. Ich hatte damals auch gefordert: »Dem Bußakt müssen Taten folgen. So wäre von den Kirchen und ihren Einrichtungen der Grundstock zu einer Stiftung zu legen, aus deren Mitteln Fonds einzurichten sind. Zunächst für angemessene Kompensationszahlungen an die ehemaligen Heimkinder«.
Wie man im Südwest-Presse-Artikel lesen kann, scheint der Fürstbischof vom Zahlen nichts zu halten. Und so wird ein liturgisches Zeichen, wenn es denn überhaupt kommt, nur ein liturgischer Schnörkel sein, so wie die „süßen Stückchen“, mit denen der Bischof die beiden ehemaligen Heimkinder bewirtete.
Das Photo zeigt dunkle Wolken über dem Rottenburger Dom, aber auch als Hoffnungszeichen den Regenbogen.
Vielleicht erinnert sich „Rottenburg“ an den Bund Gottes mit den Menschen. Nach biblischer Überlieferung hat Gott damals die Sintflut, seine Mißhandlungstat bereut und den Menschen das Leben ermöglicht.
photo: dierkschaefer
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