Kriminelle Blasen
»Lance Armstrong war der größte Radsportler aller Zeiten – und der größte Betrüger. Nach Jahren des Leugnens hat er nun in einer Talk-Sendung Doping gestanden. Über ein Leben, das so nur im Inneren einer moralischen Blase führbar war.« Ein toller Begriff, den heute die FAZ gebraucht. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/lance-armstrong-der-unmenschliche-12028487.html
Warum toll? Die moralische Blase der Doping-Welt ist nur eine in einer Welt voller Blasen. Es handelt sich um abgegrenzte Lebensbereiche mit einer Sondermoral. Hier ist sie deutlich an die Oberfläche gestiegen: »„Es ist möglich“, hat die Radsportlegende Eddy Merckx erzählt, „abseits des Sports ein braver Mensch zu sein und auf dem Rad eiskalt und brutal.“«
Armstrong ist ein Beleg für die Ausrede: »„Es haben doch alle gemacht.“ Allein dieser Satz zeigt, wie Leistungssport – ähnlich wie alle anderen ins Extreme gesteigerten Tätigkeiten – die Perspektive verzerrt. Alle sind in diesem Fall eben nur alle, die es genauso machen. Es sind genügend, um sich eine eigene Welt einzurichten, in der man sich wie das Mitglied eines Geheimbundes gibt: verschlossen, verschwiegen, mitunter verlogen und immer einer inneren Logik folgend, die sich Außenstehenden nicht mehr vermitteln lässt, eben weil sie außen stehen. Es wirkt wie eine Welt in der Welt – und ist doch nur eine Blase.« [FAZ].
Gilt das nur für den Sport? Da gibt es Immobilien- und sonstige Spekulationsblasen, die der gleichen Logik folgen. Auch hier eine Welt in der Welt, die nach eigenen Regeln verfährt. Sie weichen nicht nur von der allgemeinen Moral ab, sondern stehen teils in krassem Widerspruch dazu. Verschworene clanartige Gemeinschaften, die sich – wie die Mafia – für ehrenwerte halten und deren Mitglieder nach außen verschwiegen sind und sich gegenseitig decken. Das gilt auch für Kartellabsprachen, für Drogen- und Menschenhandelsringe, für „Kameradschaften“ und terroristische Gruppen.
Auch innerhalb der Kirche steigen solche Blasen auf: Kinder wurden mißbraucht und weitergereicht, wie wir dem Telefon-Hot-Line-Report von Bischof Ackermann gestern entnehmen konnten. Die Omerta, das Schweigegebot, hat jahrelang den Umgang der Kirche mit den Verfehlungen mancher Amtsträger bestimmt.
Die Vielzahl der moralischen Schmutz-Blasen ist der Schaum, an dem unsere Gesellschaft zu ersticken droht. Hoffen wir auf weitere Blasenentzündungen!
Ganz ehrlich? Ich finde, jeder Sportler sollte dopen dürfen, wie es ihm gerade gefällt. Bedingung: Volljährigkeit und das Tragen der Pharmakonzerne, die sein Doping sponsern, auf dem Trikot.
Das würde gleich mehrere lästige Probleme vom Tisch wischen:
1. Die Sportler wären nicht aufgerufen, ständig alle zu belügen;
2. ebenso wenig wären sie gefordert, ständig neue Geheimdrogen auszuprobieren;
3. jeder, der/die sich auf den Leistungssport einlässt, wüsste von Anfang an, was das bedeutet: Drogenkarriere;
4. Die Pharmakonzerne könnten den Leistungssport fördern und die Millionen, die heute dafür verpulvert werden, könnten endlich für etwas sinnvolles ausgegeben werden. Müssten ja nicht gerade Waffen sein…
Wär doch eine schicke Lösung, oder?
[…] Auch innerhalb der Kirche steigen solche Blasen auf: Kinder wurden mißbraucht und weitergereicht, wie wir dem Telefon-Hot-Line-Report von Bischof Ackermann gestern entnehmen konnten. Die Omerta, das Schweigegebot, hat jahrelang den Umgang der Kirche mit den Verfehlungen mancher Amtsträger bestimmt https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/01/18/kriminelle-blasen/ […]