Dierk Schaefers Blog

Neuer Kommentar zu „Kommentar zu einem Kommentar, zu einem Kommentar zu einem …

Posted in Kinderrechte, Kirche, Pädagogik, Religion, Soziologie, Theologie by dierkschaefer on 27. Februar 2013

Schön wäre es,  Herr Schäfer, wenn Ihre nette kleine Welt so funktionieren würde …

Die Wahrheit aber sieht leider anders aus – um nur ein paar Stichworte zu nennen:

Da will ich gern drauf eingehen. Doch vorweg: Ich weiß, daß viele Leser meines Blogs auf alles, was irgendwie nach Kirche riecht, allergisch reagieren. Das ist auch o.k., denn sie haben übelste Erfahrungen gemacht. Andere haben gute Erfahrungen gemacht. Es geht mir nicht darum, hier zu missionieren, sondern nur um Verständnis dafür, daß andere eben andere Erfahrungen gemacht haben.

Und nun zu Ihren Stichworten:

– kirchlicher Kindergarten, weil andere Kindergartenplätze vergeben sind;

Ja, und? Da lernt das Kind im Kindergarten – wie auch im kommunalen – den Jahreskreislauf. Dazu gehören die Festtage. Und wenn das Kind dann lernt, daß Ostern für manche Menschen sich nicht im Ostereiersuchen erschöpft und Weihnachten nicht nur ein Konsumrausch sein muß, ist das doch o.k. Ich weiß, es gibt auch problematische Kindergärten: Ein pietistisch geprägter Ort hatte nur kirchliche Kindergärten und der Ortspfarrer war der irrigen Meinung, Karneval sei was Teuflisches und verbot jede Karnevalsaktivität. Das ließen sich die Eltern nicht gefallen und weil der bockbeinige Pfarrer nicht einlenkte, erhielt der Ort einen kommunalen Kindergarten. Bei uns, in einem katholischen Kindergarten, wurde Fasnet – wie es hier heißt – gefeiert. Unsere Kinder liefen im örtlichen Fasnetsumzug mit. Daß wir etwas gegen Spielzeugwaffen im Kindergarten hatten, verstand die katholische Leiterin nicht. Unsere Welt ging deswegen nicht unter. Auch nicht bei den geistigen Mitbringseln aus dem anthroposophischen Kindergarten. Uns standen zwar die Haare zu Berge, doch Kinder müssen auch lernen, Unsinn als solchen zu erkennen.

– Religionsunterricht in öffentlichen Schulen – in Niedersachsen zumindest als Alternative Ethik-Unterricht (jaul!)

Niemand muß am Religionsunterricht teilnehmen. Ethikunterricht gibt es in vielen Bundesländern. Beide Fächer vermitteln wichtige Kenntnisse – und so groß sind die Unterschiede in den Curricula gar nicht.

– der Reiz, mit der Konfirmation „mal eben“ einen Tausender in die Kindertasche zu spülen;

Wenn die Kinder sich kaufen lassen, haben sie wohl im Elternhaus eine falsche Erziehung genossen. Ich kenne viele Familien, in denen es hieß: Die Geschenke könnt ihr auch ohne Konfirmation kriegen. Wir möchten nicht, daß ihr heuchelt.

– der Konfirmandenunterricht, der nicht nur stark indoktrinierend ist, sondern auch die reinste Kinderfängerei darstellt: Fahrten, Freizeiten, coole Jungpfarrer inbegriffen.

Ja, wie soll er denn sein, der Konfi? Darf er keinen Spaß machen? Ziel des Konfi ist, daß ein religionsmündig gewordener Mensch das „Ja“, das bei seiner Taufe die Eltern und Paten für ihn gesprochen haben, selbstverantwortlich bestätigen kann. Er kann es auch sein lassen, wenn er die Inhalte für falsch oder nur den Pfarrer für blöd hält.

 

Übrigens: Mein Sohn hat auf meine Nachfrage ob seiner beinharten Weigerung, seine Tochter taufen zu lassen (meine Schwiegertochter ist argentinisch-katholisch) gefragt, wie ich es wohl finden würde, wenn er meine Enkelin einer faschistischen Organisation weihen würde, bevor sie selber auch nur Piep sagen könne…

Ihr Sohn hätte bei der Taufe auch keine glaubwürdige Rolle abgegeben. Seine Entscheidung ist aufrichtig. Gut so. Nur nebenbei: Nicht einmal in der katholischen Kirche ist die Taufe eine Weihe. Die beginnt bei der Weihe zum Diakon. Ihr Sohn scheint keinen guten Religionsunterricht gehabt zu haben.

 

Hat mich ins Grübeln gebracht.

http://theopop.de/2013/02/lass-mir-meine-religion/

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15 Antworten

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  1. m.dahlenburg said, on 27. Februar 2013 at 04:16

    „Niemand muß am Religionsunterricht teilnehmen.“
    denkste oder glaubste, Hr. Pastor. Stimmt aber natürlich nicht!

    ———————–
    BayEUG Art. 46

    Religionsunterricht
    (1) 1 Der Religionsunterricht ist an den Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen, Berufsschulen, Wirtschaftsschulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen, an sonstigen Schulen nach Maßgabe der Schulordnung, ordentliches Lehrfach (Pflichtfach). 2 Er wird nach Bekenntnissen getrennt in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der betreffenden Kirche oder Religionsgemeinschaft erteilt.

    […]

    (4) 1 Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, ihre Kinder vom Religionsunterricht abzumelden. 2 Nach Vollendung des 18. Lebensjahres steht dieses Recht den Schülerinnen und Schülern selbst zu. 3 Das Nähere über Teilnahme und Abmeldung regelt das Staatsministerium für Unterricht und Kultus durch Rechtsverordnung.
    ———————–

    In allen Bundesländern, in denen Religionsunterricht ein ordentliches Lehrfach ist, besteht für bekenntnisangehörige schulpflichtige Schüler gemäß Art. 7 Abs. 3 GG grundsätzlich auch eine Teilnahmepflicht am Religionsunterricht

    In einschlägigen Foren kann man überdies Hinweise lesen, wie diesen: „Bei uns machen fast alle Reli, auch Muslime, weil das als Ausgleich für eine 5 in einem Nebenfach zählt.“

    • dierkschaefer said, on 27. Februar 2013 at 20:00

      wie ich schrieb: man kann sich abmelden

  2. m.dahlenburg said, on 27. Februar 2013 at 05:27

    „“- kirchlicher Kindergarten, weil andere Kindergartenplätze vergeben sind;““

    „Ja, und? Da lernt das Kind im [christl.] Kindergarten – wie auch im kommunalen – den Jahreskreislauf. Dazu gehören die Festtage. Und wenn das Kind dann lernt, daß Ostern für manche Menschen sich nicht im Ostereiersuchen erschöpft und Weihnachten nicht nur ein Konsumrausch sein muß “

    So, Hr. Schäfer, war es auch in den staatlichen DDR-Kindergärten,deren sozialistische (naturgemäß religionsfeindliche) Indoktrination sie sicher trotzdem schon bei der nächsten guten Gelegenheit – wie gewohnt – wieder verteufeln werden. Ungeachtet der Tatsache, dass die meisten Betroffenen damals eben andere, nämlich EIGENE, Erfahrungen gemacht haben.Dies auch als Kommentar zu ihrem ersten Absatz:

    “ Da will ich gern drauf eingehen. Doch vorweg: Ich weiß, daß viele Leser meines Blogs auf alles, was irgendwie nach Kirche riecht, allergisch reagieren. Das ist auch o.k., denn sie haben übelste Erfahrungen gemacht. Andere haben gute Erfahrungen gemacht. Es geht mir nicht darum, hier zu missionieren, sondern nur um Verständnis dafür, daß andere eben andere Erfahrungen gemacht haben“.

    „Daß wir etwas gegen Spielzeugwaffen im Kindergarten hatten, verstand die katholische Leiterin nicht.“

    Vielleicht hatte sie schon von den Gelände(kriegs)spielen des CVJM gehört und sah ihren Einwand deshalb nur als scheinheilige Heuchelei eines ev. Pfarrers.

    „Wenn die Kinder sich kaufen lassen, haben sie wohl im Elternhaus eine falsche Erziehung genossen. Ich kenne viele Familien, in denen es hieß: Die Geschenke könnt ihr auch ohne Konfirmation kriegen. Wir möchten nicht, daß ihr heuchelt.“

    Also noch scheinheiliger und verwerflicher gehts ja nun wirklich nicht. Da indoktiniert man die Kleinen auf Teufel komm raus und spricht dann von freier Entscheidung religionsmündiger Kinder. Da ist sogar die bayrisch-christliche Schulpolitik noch ehrlicher, da sie offenbar nur über 18-jährige Schüler für religionsmündig genug einstuft,

    • dierkschaefer said, on 27. Februar 2013 at 20:02

      ich hatte es schon einmal vorgeschlagen: sie müssen meinen blog nicht besuchen. das tun sie sich freiwillig an.

      • m.dahlenburg said, on 28. Februar 2013 at 11:46

        betroffene hunde bellen … oder haben sie bloß nicht gerafft, dass meine wertung den vielen von ihnen angeführten familien galt?

        ansonsten, ihren ratschlag betreffend, ein wenig stress soll ja gesund sein. betrachten sie meine einträge einfach als – ja freiwillige, aber nicht uferlose – anerkennung ihres einsatzes. wenn sie gelegentlich kritische zeilen zu des kaisers (pfarrers) kleider aber partout nicht ertragen wollen, warum verbieten sie mir nicht einfach das schreiben in ihrem blog.
        übrigens, auch die putin kritische aktion der pussy riots war -vermutlich – eine freiwillige….

  3. m.dahlenburg said, on 27. Februar 2013 at 06:01

    “ Ethikunterricht gibt es in vielen Bundesländern. Beide Fächer vermitteln wichtige Kenntnisse – und so groß sind die Unterschiede in den Curricula gar nicht.“

    meine erfahrung war eine andere. aktuell scheint es auch nicht besser zu sein. http://www.sueddeutsche.de/bayern/mangelhafte-leherausbildung-ethik-das-bayerische-desasterfach-1.1543783

    • dierkschaefer said, on 27. Februar 2013 at 20:03

      auch wo es keinen Ethik-Unterricht gibt: von Reli kann man sich abmelden.

  4. Heidi Dettinger said, on 28. Februar 2013 at 03:37

    Ja, kann man. Und das sieht dann so aus: Religion wird nie in der ersten oder letzten Stunde unterrichtet (was ja 1 Stunde länger schlafen oder 1 Stunde früher nach Hause hieße), sondern immer irgendwie zwischendrin – eine Freistunde mit der die jüngeren Kinder nicht wirklich viel anfangen können.

    Und ja – ich bin nach wie vor der Meinung, dass kirchliche Kindergärten, Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht Indoktrinierungsmaschinerien sind, die nicht unbedingt das Wohl der Kinder als viel mehr das „Einfangen“ von potentiellen Gläubigen und damit Kirchenmitgliedern zum Ziel haben. Um das aber klar zu machen: Nicht der/die ErzieherIn ist damit notwendigerweise gemeint…

    Zu guter Letzt: mein Sohn hatte keinen guten Religionsunterricht. Er hatte sogar gar keinen – er hat nämlich einen Großteil seiner Schulzeit in Spanien absolviert. Und siehe da: In dem katholischen Land gab es selbst zu Francos Zeiten keinen Religionsunterricht. Heute natürlich auch nicht.

    • dierkschaefer said, on 28. Februar 2013 at 06:22

      Ja, kann man. Und das sieht dann so aus: Religion wird nie in der ersten oder letzten Stunde unterrichtet (was ja 1 Stunde länger schlafen oder 1 Stunde früher nach Hause hieße), sondern immer irgendwie zwischendrin – eine Freistunde mit der die jüngeren Kinder nicht wirklich viel anfangen können.

      Stimmt leider de facto selten. Für viele Fächer gilt, daß eine echte Freistunde dem Unterricht vorgezogen würde.

      Und ja – ich bin nach wie vor der Meinung, dass kirchliche Kindergärten, Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht Indoktrinierungsmaschinerien sind, die nicht unbedingt das Wohl der Kinder als viel mehr das „Einfangen“ von potentiellen Gläubigen und damit Kirchenmitgliedern zum Ziel haben. Um das aber klar zu machen: Nicht der/die ErzieherIn ist damit notwendigerweise gemeint…

      Ihre Meinung stimmt mit der mir bekannten Realität nicht überein.

      Zu guter Letzt: mein Sohn hatte keinen guten Religionsunterricht. Er hatte sogar gar keinen – er hat nämlich einen Großteil seiner Schulzeit in Spanien absolviert. Und siehe da: In dem katholischen Land gab es selbst zu Francos Zeiten keinen Religionsunterricht. Heute natürlich auch nicht.

      Schon interessant, daß Franco auf diese „Indoktrinationsmöglichkeit“ verzichtet hat, obwohl die katholische Kirche ihm eine treue Stütze war. Hätte Ihr Sohn allerdings einen guten Religionsunterricht gehabt, wäre er besser informiert.

  5. m.dahlenburg said, on 28. Februar 2013 at 11:58

    dierk schäfer : „Ihre Meinung stimmt mit der mir bekannten Realität nicht überein.“

    heidi´s meinung waren aber wohl auch die beriner kirchenfürsten. die mit ihrer volksabstimmung pro religöser zwangsindoktrination so toll scheiterten.

  6. m.dahlenburg said, on 28. Februar 2013 at 12:39

    dier schäfer “Niemand muß am Religionsunterricht teilnehmen.”

    diese ebenso klare wie auch falsche aussage wird auch nicht wahr, wenn sie noch hundert mal wiederholen „von Reli kann man sich abmelden“

    aber gerne nochmal: In allen Bundesländern, in denen Religionsunterricht ein ordentliches Lehrfach ist, besteht für bekenntnisangehörige schulpflichtige Schüler gemäß Art. 7 Abs. 3 GG grundsätzlich auch eine Teilnahmepflicht am Religionsunterricht

    bis zum 14 lebensjahr kann nicht „man“ sich selbst abmelden sondern nur die erziehungsberechtigten können „man“ abmelden. und das auch nur, wenn das kind bekenntnisfrei ist, also zb nicht getauft ist.
    bayern setzt noch eins drauf, dort können sich getaufte, nicht ausgetretene berufsschüler erst ab 18 vom reli abmelden. überaus traurig, aber wahr

    • dierkschaefer said, on 28. Februar 2013 at 18:31

      Wie ich gesagt habe: Niemand muß.
      Wenn die Kirchenmitgliedschaft allgemein mit Kirchensteuerpflicht verbunden ist, für Schüler mit der Pflicht zum Besuch des Religionsunterrichts, dann gibt es die Möglichkeit, sich diesen Pflichten durch Kirchenaustritt zu entziehen.
      Niemand muß.

      • m.dahlenburg said, on 28. Februar 2013 at 19:07

        bisher wars nur lächerlich, jetzt wirds peinlich.
        lso letztmals: bis zum 14 lebensjahr kann nicht “man” (das kind) sich selbst vom reli abmelden, „MAN“ (das kind) KANN AUCH NICHT SELBST AUS DER KIRCHE AUSTRETEN.

      • dierkschaefer said, on 28. Februar 2013 at 20:22

        Nö, nicht peinlich, wir nähern uns nur dem Sachverhalt:
        Es müßten total verbohrte Eltern sein, die ihr Kind nicht bei einem gut begründeten Austrittswunsch unterstützen. Die Alternative von zwei Freistunden pro Woche ist allerdings keine Begründung, die ich akzeptieren würde.
        Ich habe übrigens großen Respekt vor meinen Kindern gehabt, die die Borniertheit Ihres Konfirmators erkannt und ihm mit elterlich argumentativer Rückendeckung seinen Unterricht schwer gemacht haben. Hätten sie mir gesagt: Das halten wir nicht mehr aus, dann wäre eben die Konfirmation ausgefallen – die Feier und die Geschenke nicht.
        Ich hoffe, Sie sind ähnlich tolerant, sollten Ihre Kinder Interesse für Religion entwickeln.

  7. m.dahlenburg said, on 1. März 2013 at 06:18

    meine natürlich nicht mit religiösem humbug (taufe) stigmatisierten kinder konnten schon im chr. kindergarten (einen andere ngab es nicht) und auch danach zu jeder zeit selbst bestimmen ob und in welchem umfang sie an religiösem rythen und indoktrination teilnehmen. begründen oder gar auf unsere akzeptanz hoffen, mussten sie nie. eines der kinder hat den religionsunterricht über ein jahr regelmässig besucht.

    wann immer sie es wollten – und das war nicht nur beim gottesdienst zu anfang und ende eines schuljahres – haben wir eltern neben unseren kindern auf kirchenbänken gesessen. wir wären mit ihnen aber auch in jeden tempel der welt gegangen.

    ob das nun ausdruck elterlicher toleranz war, oder einfach nur die zum kindeswohl notwendige reaktion auf soziale sachzwänge, die keineswegs mit religionsfreiheit vereinbar sind, das mag dahingestellt sein.

    spätestens seit dem ende der grundschulzeit ist bei meinen kindern das thema religion abgehakt. das, was wir eltern vorgelebt haben, war wohl überzeugender …


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