»Kostenaufstellung der Heilsgeschichte«
Mit dieser Überschrift stellt Bernhard Lang in der heutigen FAZ den letzten Band von Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentums vor. Damit trifft er haargenau Deschners Leitmotiv.
Deschners Namen zu nennen, so schreibt Lang, gelte in akademischen Kreisen als unfein, denn er sei nicht vom Fach und arbeite nicht an den Quellen, sondern mit Sekundärliteratur.
Na und? Solange seine Schlußfolgerungen nicht den Quellen widersprechen, erfüllt Deschner mit seinem auch fachlich respektablen Werk die Funktion eines Populärwissenschaftlers oder Wissenschaftsjournalisten: Er transportiert wissenschaftliche Ergebnisse zu einem breiteren Publikum. Die an den Quellen sitzenden Wissenschaftler mögen ihm sachkundig widersprechen. Ihn zu schneiden führt nicht weiter.
Die Kostenaufstellung der Heilsgeschichte ist nach Deschner also eine Kriminalgeschichte, und es wäre zynisch, ihm vorzuwerfen, er habe doch all das Positive, was es unzweifelbar gibt, nicht in die Bilanz mit einbezogen. Verbrechen und menschliches Leid lassen sich nun einmal nicht mit seelischen Glücksmomenten und gelungenen Lebensläufen anderer aufwiegen, auch nicht mit einem Guthaben im Himmel.
Deschner beantwortet mit seinem Werk hinsichtlich des Christentums die Frage, die Lessing in seiner Ringparabel aus gutem Grund offen gelassen hat. Sie hängt als Menetekel über jeder Heilslehre. Darum wäre der Hinweis verfehlt, auch die anderen Heilslehren würden bei einer Kostenaufstellung ebenso alt aussehen wie das Christentum. Dieser Hinweis dürfte wohl stimmen. Doch er ist genau so zynisch, wie das Abwägen zwischen den guten und den schlechten Folgen einer Heilslehre.
Mir scheint nicht so sehr die Heilslehre, welche auch immer, das Problem zu sein, sondern der Mensch, der sich ihrer skrupellos oder gar in gutem Glauben bedient. Sie ist das Tüpfelchen auf dem „i“, denn auch für Missetaten liefert sie, bei entsprechender Verblendung, ein gutes Gewissen.
Ein letzter Satz aus Langs Artikel sei hier als letzter Satz wiedergegeben, weil er Deschner und sein Vorhaben (mir) sympathisch macht: »Alles, was er geschrieben habe, bekennt Deschner, könne er mit einem Wort des „österreichischen Priesters, Lebensreformers, Vegetariers und Pazifisten Johannes Ude (1874 – 1965) ausdrücken: „Ich kann das Unrecht nicht leiden.“«
Ude’s Satz „Ich kann das Unrecht nicht leiden.“ ist den Gestalten aus der Täternachfolger-Szene, die am Runden Tisch Heimerziehung die Betrugstatbestände erfüllten, niemals untergekommen. Vielleicht aber doch –
und sie pfiffen einfach drauf. Die Katholen gehen beichten, um die Sünden erlassen zu bekommen, den Evangelen vergibt man durch Verleihung eines Ordens…“Saubande“ hätte mein Großvater dazu gesagt.
Ist schon klar, warum die elitären „Wissenschaftler“ (ich denke nur an die Pfeifen im Rat der Wirtschaftsweisen,
die nichts richtig können, aber wissen, wo sie eine Wirtschaft finden) einen Deschner nieder machen. Wer
hört gerne die unangenehme Wahrheit?
[…] [1] https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/04/10/kostenaufstellung-der-heilsgeschichte/ […]
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