Dierk Schaefers Blog

Nach Presserklärung scharfe Angriffe auf die Bergische Diakonie Aprath

Posted in heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Kriminalität, Pädagogik by dierkschaefer on 15. Juni 2013

»Verantwortung für Menschen – Mit Kompetenz und Herz« lautet die Überschrift auf der Home-Page[1] der  Bergischen Diakonie Aprath (BDA).

Weiter heißt es »In der Bergischen Diakonie Aprath setzen sich qualifizierte Fachkräfte für hilfsbedürftige Menschen ein. Wir kümmern uns um diejenigen, die unseren Beistand brauchen: verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen und alte, pflegebedürftige Menschen«.

 

Das klingt gut. Und folgerichtig bewirbt sich Aprath beim Land NRW um die Errichtung einer forensischen Klinik mit 150 Plätzen.[2] Die fachlichen Qualitäten von Aprath werden auf allen Seiten des Web-Auftritts ausführlich beschrieben. Vergeblich habe ich die Pressemitteilung gesucht, die – inzwischen gelöscht – im Kölner Stadt-Anzeiger[3] erschienen ist.[4] + [5] Auch die Suchfunktion kennt keine „Heimkinder“ und weiß zu Mißbrauch nur, daß Aprath sich auch um heutige, anderswo mißbrauchte Kinder kümmert. Aber das Netz vergißt nichts. Zeitungsberichte über die merkwürdigerweise beim Kölner Stadt-Anzeiger nicht mehr erreichbare Meldung gibt es anderswo, jedenfalls noch im Moment, da ich dieses schreibe.[6]

Die ehemaligen Heimkinder sind entsetzt. Sie haben das NRW-Gesundheitsministerium informiert, das sich zurzeit »Zeit läßt«.[7] Der Landesbeauftragter für den Maßregelvollzug in Nordrhein-Westfalen[8] wird gut beraten sein, wenn er Apraths Umgang mit der Vergangenheit kritisch überprüft. Denn Maßregelvollzug ist etwas anderes als reiner Strafvollzug. Kann man dann eine Einrichtung wählen, in deren Vergangenheit es nach Zeugenaussagen schlimmer zuging, als im Strafvollzug und die nun Mißhandlungen und Mißbrauch als Einzelfälle darstellt?

»Schon damals aufgeklärt und geahndet …, hieß es vom theologischen Vorstand der Bergischen Diakonie in Wülfrath [gehört zu Aprath]. Am häufigsten seien „Misshandlungen durch unangemessene Erziehungsmethoden“ gewesen«. Ein ehemaliger Aprath-Insasse mailt mir: »Es haben sich eine Menge ehemaliger Heimkinder aus dem Heim „Gut an der Linde“ seit unserem Treffen mit ihnen 2012  bei mir gemeldet, die mir ein Schreckens Szenario in ihrer Zeit dort  im Heim beschrieben.« Ein anderer schreibt »dass entgegen Ihrer Aussage die sexuellen Missbrauchsfälle damals nicht aufgeklärt wurden, weil das Erziehungspersonal alles vertuscht hat und sogar im Einzelfall vom Leiter der BDA, Wilfried Schneider, nachdem ein Missbrauchsfall  polizeibekannt war, schriftlich – das Schreiben befindet sich im Archiv des LVR – angewiesen wurde, weiteren Fällen nicht nachzugehen, also Anweisung zur Vertuschung gegeben hat«. Und weiter: Es sei ein Unding, »den systematischen sexuellen Missbrauch als Einzelfall abzutun«. Der sei tagtäglich passiert und Teil des Systems gewesen. Sie hätten als Kinder das sogar für normal gehalten. »Die in den Treffen mit BDA Vertretern dargestellten systematischen, reihenweisen Missbrauchsfälle, bis hin zu brutalsten Vergewaltigungen, sind entgegen der Presseverlautbarungen wahr!«

Und wie reagiert Aprath? Auf der Homepage jedenfalls nicht.

 

Ein ehemaliges Heimkind wird, wie er schreibt, gerade verklagt von »einem damaligen Erziehungsleiter der in meiner Gruppe im Heim von 1969 bis 1976  tätig war , mit dem ich ein Interview geführt  habe.  Etwa 5 Std lang hat er mir vor laufender Kamera  ALLES zugegeben !! Unterschlagungen meiner und anderer verdienter Gelder, Schläge, Quälereien, Lügen, Vergewaltigungen, Unterschlagungen, Anweisung der Diakonie Aprath zu Schlägen, Prügel uvm… Ich habe den Täter, der mich und viele andere Kinder aus dem Heim „Gut an der Linde“  vergewaltigt  hatte, gefunden und zur Rede gestellt.. Er hat mir auch alles schriftlich zugegeben. Und mich danach verklagt und angezeigt, (Verfahren läuft noch)«.

 

Mein Kollege Jörg Hohlweger, Vorstand der Diakonie Aprath antwortete diesem Mann: »aus Ihrer Mail lese ich Enttäuschung und Verärgerung, die ich in gewisser Weise nachvollziehen kann. Daneben lese ich aber auch eine Mischung aus Beleidigungen und Anschuldigungen bis hin zu dem aktiven Versuch, der Bergischen Diakonie zu schaden. Dazu fällt mir leider momentan keine konstruktive Antwort ein, die uns beiden irgendwie weiterhelfen könnte.

Für konkrete und konstruktive Fragen oder Anregungen stehe ich Ihnen wie auch anderen ehemaligen Heimkindern aber weiterhin zur Verfügung«.

Bleibt noch, daran zu erinnern, daß Aprath die wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Vergangenheit durch einen renommierten Gutachter zu teuer war[9]. Wohl weil man – angeblich – keine Akten mehr hatte, meinte man mit einer Billigversion auszukommen, die dann von den ehemaligen Heimkindern abgelehnt wurde.

Pikant erscheint nach dem neuesten Stand eine Forderung einiger ehemaliger Heimkinder, die im Kölner Stadt-Anzeiger am 28.3.2011 veröffentlich wurde. »Sie fordern 25 Euro pro Tag im Heim für jedes Kind. Das sei der Satz, den Unschuldige als Haftentschädigung erhielten«[10]. Da könnten ja später die Insassen des Maßregelvollzugs anknüpfen, wenn sich ihre Unschuld herausstellen sollte. Kinder sind und waren jedoch immer unschuldig – das scheint man in Aprath nicht zu wissen.


7 Antworten

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  1. Doris Krone said, on 7. April 2014 at 23:39

    Ich war von Dez, 67 bis Feb. 69 in der BDA und zwar im Jugendheim Ebenezar. Das war eine geschlossene Einrichtung für sogenannte schwererziehbare Mädchen. Man muss nicht unbedingt körperlich misshandeln, um einen Menschen zu brechen. Da gab es andere „unsichtbare“ Methoden. Ich könnte ein Buch darüber schreiben.

    • Stefan Vossbrecher said, on 28. Juli 2014 at 17:15

      Was hier hier lese, kann ich zu 100 Prozent bestätigen. Mich macht es wütend und traurig das so viele Seelen misshandelt wurden. Von der Bergischen Diakonie habe ich eine eigene Geschichte und Meinung, nur keine gute. Ich war zwar „nur“ vor 10 Jahren im ambulanten betreuten wohnen, aber was ich da erlebt habe ich unmenschlich. Da wurde man von Diplom Sozialarbeitern auf Grund von schweren seelischen Misshandlungen wie das letzte Stück Dreck behandelt. Die sahe nur ihre heile Welt und wie man sich dementsprechend zu verhalten hat. Das ich jahrelang Opfer war hat die nicht interessiert. Opfer sind da Dreck. Täter wurden hingegen liebevoll betreut und bemitleidet. Mir fällt es schwer mehr zu schreiben, noch.

  2. Anonym said, on 29. Juli 2020 at 17:34

    Hallo Herr Schaefer… Ich weis das dieser Artikel schon veraltet ist, und ich nicht den Artikel über Aprath im Kölner Anzeiger habe, aber ich als ehemaliger “Insasse„ dieses… Komplexes kann ihn einiges über den Altag aus den Bergischen Diakonie Aprath HPZ Komplex erzählen… Fals sie Interesse haben können Sie sich gerne melden…
    LG

    • dierkschaefer said, on 29. Juli 2020 at 18:20

      Sie dürfen gern einen ausführlichen Kommentarfür den Blg schreiben.

    • dierkschaefer said, on 29. Juli 2020 at 18:21

      Sie dürfen gern einen ausführlichen Bericht in diesem Blog schreiben.


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