Kanonenfutter
Wenn ein Künstler ein Dokument in die Hand bekommt, macht er Kunst daraus. Damit erreicht er zumeist mehr Personen, als ein Historiker.
Dieses Kunstwerk ist ein aufschlußreiches Dokument[1]. Es zeigt den menschenverachtenden Zynismus von Militärs, Warlords und Politikern, in diesem Fall bei den Kriegsplanungen des Warschauer Paktes. Jaruzelski zeichnete 1970 einen Plan ab, der polnische Soldaten als Kanonenfutter vorsah. Sie hätten nach sowjetischen Atomangriffen auf westeuropäische Städte (in der der Karte als rote Bomben eingezeichnet) als Pioniertrupp die atomar verseuchten Gebiete erobern sollen. Nach sieben Tagen hätte die Strahlenkrankheit sie dahingerafft, doch dann wären sowjetische Truppen aus der Ukraine und Weißrußland an ihre Stelle getreten. – Die Karte blieb über lange Zeit geheim.
Die NATO-Planungen entsprachen denen des Warschauer Paktes[2]. Hätten das Abschreckungsprinzip nicht funktioniert, war Deutschland als Schlachtfeld vorgesehen. Das Kalkül der Strategen auf allen Seiten rechnet immer mit Kanonenfutter. Heute nennt man es Kollateralschaden. Das Nachkriegsdeutschland hat ganz einfach Glück gehabt. Irak, Afghanistan und die vielen anderen nicht.
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