Dierk Schaefers Blog

Wer meint, man könne Religion abschaffen – wie auch immer, der träumt nur.

Posted in Geschichte, Gesellschaft, Kriminalität, Politik, Psychologie, Religion, Soziologie, Theologie, Weltanschauung by dierkschaefer on 6. September 2014

Wer meint, man könne Religion abschaffen – wie auch immer, der träumt nur.

Es kommt darauf an, sie verträglich zu gestalten, sie zu nutzen und ihre Auswüchse zu domestizieren. Das gilt für alle rücksichtslosen Weltanschauungen.

Der heutige Artikel in der FAZ-Printausgabe »Disziplinierung in der Tripperburg“« zeigt, daß auch der Jugendwerkhof Torgau noch getoppt werden konnte, um „sozialistische Persönlichkeiten“ mit Gewalt und Demütigung zu erziehen. Das ist zum Glück Geschichte, jedenfalls bei uns, nicht in Nordkorea.

 

Verstärkt in den Schlagzeilen zu finden, ist das „Kalifat“, ein Gottesstaat. Die Rekrutierung der Anhänger und Kämpfer findet ihre Parallelen in den „Jugendreligionen“ der 70er Jahre – nur die waren nicht mörderisch.

 

»ZEIT ONLINE: Wieso ist der Islamismus für so viele junge Männer verlockend?

Mansour: Die Jugendlichen sind auf der Suche nach Sinn und nach Halt. Und bei diesen Gruppierungen finden sie Sicherheit, Zufriedenheit und eine Mission. Das wertet ihr Leben auf, aber das anderer Menschen ab.  Seine Inhalte hat der IS hat nicht neu erfunden: Sie sind im Mainstream-Islam, den die viele Muslime in Deutschland praktizieren, angelegt. Es nutzt nichts, sich offiziell vom Terror des IS zu distanzieren, aber weiter an diesen Inhalten festzuhalten und einen liberalen Islam auszugrenzen.

ZEIT ONLINE: Von welchen Inhalten sprechen Sie?

Mansour: Kindern wird zum Beispiel die Angst vor der Hölle eingeredet. Wenn dann Leute kommen und sagen: Wenn ihr uns nicht folgt, werdet ihr bestraft, dann folgen manche. Auch die rigide Geschlechtertrennung und die Verteufelung der Sexualität schaffen Gewalt. Wenn Eltern oder Mullahs sagen: Ihr müsst den Koran wörtlich nehmen und nur wir haben die wahre Religion, alle anderen sind ungläubig, bereiten sie den Boden für die Terroristen. Auch die Pflege der eigenen Opferrolle und die klaren Feindbilder sind die Basis für eine weitere Radikalisierung. Hier müssen wir ansetzen, in der Community selbst. Wir müssen die Jugendlichen verunsichern, ihnen zumuten, sich mit einer kritischen Haltung auseinanderzusetzen. Manche Muslime halten nämlich Kritik nicht aus, sie werden aggressiv oder verleugnen, dass es ein Problem gibt.«[1]

 

Wer meint, man könne Religion abschaffen – wie auch immer, der träumt nur. Ich weiß nicht einmal, ob das ein schöner Traum ist.

Es kommt darauf an, Religion, wie alle rücksichtslosen Weltanschauungen, verträglich zu gestalten, sie zu nutzen und ihre Auswüchse zu domestizieren.

 

[1] http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-09/islamisten-mansour-rueckkehrer/komplettansicht

4 Antworten

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  1. ekronschnabel said, on 6. September 2014 at 20:04

    Wer glaubt, er könne Religionen verträglich gestalten, nutzen,und ihre Auswüchse domestizieren, der träumt nur.

    Ich weiß nicht einmal, ob das ein schöner Traum ist, lieber Pastor, denn soviel Naivität kann man nicht mal im
    Traum entwickeln.

    Religion war (und bleibt!) immer aggressiv, egal wie sich der Glaube auch nennt. Das beweisen uns die Verläufe in den Jahrtausenden, das beweisen uns die fundamentalen „Gesetze“ der Religionen.

  2. dierkschaefer said, on 8. September 2014 at 15:22

    Einspruch: Religion war nur selten besser als ihre Anhänger. Daß Religion gezähmt werden muß, lehrt der Mißbrauch von Religionen für Machtzwecke. Daß sie gezähmt werden kann, lehrt der Verlust vom Einfluß der Religion in der Neuzeit (Aufklärung) und in der deutschen Öffentlichkeit. Daß die Abschaffung der Religion, wenn sie denn möglich wäre, ein Verlust wäre, lehren viele mit ihrer Kirchengemeinde zufriedene und dort aktive Menschen, lehren Innovationen, die von den Kirchen ausgingen. Ich denke dabei nur an die Notfallseelsorge. Es war mir ein theologisches Vergnügen, den für mich zuständigen Referenten im Stuttgarter Oberkirchenrat darüber zu belehren, daß es gut ist, wenn die Feuerwehr sieht, daß Menschen eine Seele haben, die zuweilen der Sorge bedarf – und daß dies auch durch Feuerwehrleute geschehen kann, ganz ohne offizielle Seelsorger. Die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal bildet „Feuerwehrseelsorger“ aus. Daran hatte der Typ Anstoß genommen. Der Mensch lebt nun einmal nicht nur „vom Brot allein“. Er lebt z.B. auch durch den emotionalen Rückhalt in seiner Familie. Ich weiß, daß manche auch vom Haß leben. Das ist schade, aber immer noch besser, als opferbewußt dahinzuvegetieren. Martin Luther-King hatte auch einen Traum, er hat ihn mit dem Leben bezahlt, doch der Traum wurde wahr, trotz vieler Rückschläge bis heute.

  3. ekronschnabel said, on 8. September 2014 at 19:53

    Pastor,

    mit Ihnen habe ich ein Problem: Sie haben zu viele Argumente, die ich nicht einfach so wegwischen kann. Gefällt mir überhaupt nicht, Pastor… Ich sehe Sie maliziös grinsen…

    Apropos „Einspruch“: Hatte ich gerade in einem Fall gegen eine Entscheidung der Unabhängigen Kommission der Landeskirche Hannovers eingelegt. Erfolgreich, wie die heutige Sitzung zeigte, das betroffene Sexualopfer
    erhält einen neuen Bescheid, mit dem ihm eine erheblich höhere Summe zugesprochen wird. Argumente sind
    die beste Munition, das wissen nicht nur Sie, Herr Pastor.

    • dierkschaefer said, on 8. September 2014 at 21:14

      das maliziöse grinsen, muß ich gestehen, hat mir gefallen. aber wir verstehen uns doch sehr gut.
      und jetzt überlegen sie, was mir gefallen hat, mein tatsächliches maliziöses grinsen oder ihre vermutung, ich würde wohl.
      gute nacht!


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