Ein Wunder: Die Wege des HErrn sind unergründlich
Ein Wunder: Die Wege des HErrn sind unergründlich[1]
An einen fiktiven Herrn Dr. Meyer in der Kirchenleitung formulierte ich am 2. März 2010 einen Brief.[2] Es ging anlaßbezogen um die Heimzukunft von Menschen mit Heimvergangenheit. Davor graust es ihnen noch mehr als vielen Normalsterblichen, denn Augustinum-Qualität kostet mehr, als die meisten von uns aufwenden können und Heime haben für ehemalige Heimkinder Triggerqualität.
Dann geschah lange Zeit – nichts. Das Wunder jedoch: Herrn Meyer gibt es wirklich!
Erich Kronschnabel kennt Herrn Dr. Meyer nicht – wie denn auch, der war ja nur fiktiv. Aber er kennt „sein“ Heim. So schrieb er am 13. Juli 2014 an die sehr geehrten Damen und Herren des Stephansstifts in Hannover einen offenen Brief und forderte als „Wiedergutmachung … im Bedarfsfall für die Opfer einen kostenlosen Heimplatz in einem der vom Stephansstift betriebenen Altenheime. Die Unterbringung hat in einem Einzelzimmer zu erfolgen, Selbstbeteiligungen der Unterzeichner an den Kosten für Unterbringung, Verpflegung und ggfs. Pflege werden vertraglich ausgeschlossen. Einzelheiten werden zwischen den Parteien vereinbart und vertraglich abgesichert“.[3]
„Die damals im Stephansstift Hannover geprügelten, schikanierten, ausgebeuteten und sexuell als Lustsklaven missbrauchten Kinder sind heute alte Menschen“, schrieb Kronschnabel. Er hatte in Erfahrung gebracht, daß einige ehemalige Täter recht gut in den Alteneinrichtungen des Stephansstifts leben. Vermutlich sah er das im Zusammenhang mit den inzwischen geänderten Zielsetzungen des Stifts, wie beispielsweise „Grundlage unserer diakonischen Arbeit ist der christliche Glaube”. Das hatte er – wie so viele – damals ganz anders erlebt. Geben wir dem Stift eine Chance zur Wiedergutmachung, mag er sich gesagt haben.
Und tatsächlich: Er bekam eine Antwort, und zwar von Herrn Meyer (!). Wahrlich, die Wege des HErrn sind unergründlich. Da wir vor dem HErrn alle gleich sind, war es IHm wohl nicht wichtig, nur einen simplen Meyer, und keinen Dr. Meyer als Absender zu erwählen. Doch dafür weist die Mailadresse (st.meyer@dachstiftung-diakonie.de ) mit St. Meyer auf mögliche Heiligkeit hin. Damit war er prädestiniert. Zudem: „Dachstiftung“ – das ist richtig hoch oben angesiedelt[4], denn über dem Dach kommt der Himmel und gleich nach der Dachstiftung die Diakonie, der Dienst am Nächsten.
Was schreibt Herr Meyer nun?[5]
Er drückt zunächst sein aufrichtiges Bedauern aus über das Leid, „dass Ihnen vor vielen Jahrzehnten durch Mitarbeitende des Stephanstiftes zugefügt worden ist. Wir verstehen Ihren offenen Brief … mit Ihren Forderungen an das Stephansstift als eine solche Anerkennung und Wiedergutmachung des Ihnen zugefügten Unrechts. Allerdings wissen wir nicht ganz genau, wie ernst Sie Ihren Wunsch nach einem kostenfreien Heimplatz in einem Altenpflegeheim des Stephansstiftes meinen. Auch können wir nicht ermessen, wie viele der ehemaligen Heimkinder des Stephansstiftes sich so einem Wunsch anschließen würden. Wir möchten deshalb in zwei Richtungen antworten“.
Über die textlichen Unsicherheiten sollte man hinweg sehen, schließlich kommt der Brief von Herrn Meyer, nicht von Herrn Dr. Meyer und erst recht nicht vom HErrn. Herr Meyer vermutet also, daß Kronschnabels Brief unterschiedlich aufgefaßt werden kann und gibt darum zwei Antworten.
„Sollten Sie Ihren Vorschlag ernst meinen, so müssen wir Ihnen leider sagen, dass wir Ihnen den Wunsch nach einem kostenlosen Platz in einem unserer Altenheime nicht erfüllen können“. Doch Herr Meyer weiß Abhilfe: „Ein Platz in einem Seniorenheim wird allerdings immer von den verschiedenen Kostenträgern mitfinanziert, ohne dass den Betroffenen extra Kosten entstehen müssen. Sollte Sie oder jemand der ehemaligen Heimkinder des Stephansstiftes an einer Heimunterbringung bei uns Interesse haben, freut uns dies und wir sind gern bereit, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen“.
Das ist doch nicht nichts. Ein Heimplatz zu Normalbedingungen und fremdfinanziert, – auf der Suche nach einer passenden Lösung werde die Geschäftsführung gern behilflich sein. So sieht Entschädigung aus, sie darf nichts kosten, – schöner noch: sie braucht nichts zu kosten.
Da war doch noch was – ja, richtig, wenn Kronschnabel nicht ernst zu nehmen ist, dann …Volltreffer!
„Sollten Sie Ihren Vorschlag eher ironisch meinen, dann möchten wir sagen: Volltreffer gelandet. Diese Idee ist kreativ und fordert uns als ehemalige Einrichtung, in der Sie Leid und Unrecht erlebt haben, erneut heraus“. Mit anderen Worten: Sie, Herr Kronschnabel, sind ein ganz toller Typ und verdienen hiermit unsere Anerkennung.
Doch dann kommt der echte Volltreffer: „Wir nehmen in diesem Fall an, dass wohl eher wenige bis gar keine ehemaligen Heimkinder des Stephansstiftes sagen würden: ,In der Anstalt, in der ich schon eine unwürdige Kindheit verleben musste, möchte ich zum Ende meines Lebens noch einmal hinein.’ Und wir können diese Haltung gut verstehen.“
Wohin mag sich Kronschnabel wohl vor so viel Verständnis retten mögen? Dabei wäre doch eigentlich alles gut, denn Meyer fügt noch einen Werbeblock an: „Wir können dazu nur sagen: Wir haben aus der Aufarbeitung der Geschichte der Heimerziehung nach 1945 gelernt. Das Stephansstift hat sich in den verschiedenen Bereichen, von der Jugendhilfe bis zur Altenhilfe weiter entwickelt. Als heute Verantwortliche setzen wir uns mit Nachdruck und aller Kraft dafür ein, dass Zustände, wie sie bis in die sechziger Jahre hinein im Stephansstift und anderswo möglich waren, sich nicht wiederholen können“.
Ist doch wirklich alles gut. Zudem waren die Zustände doch nur möglich, und das nicht nur bei uns. Ob sie tatsächlich so waren, steht vielleicht noch dahin.
„Gern steht Ihnen der Rechtsunterzeichner zu einem Gespräch über den von Ihnen gemachten Vorschlag bereit.“
Herr Meyer hat rechts unterzeichnet, links außen vor ihm, nein, nicht der HErr, sondern Jens Rannenberg, der Vorstand.
Des HErrn Wege sind unergründlich, die von Herrn Meyer nicht.
Hier gehts zum Meyer-Brief: dachstiftung diakonie
[1] Rö 11;33
[2] Noch einmal ins Heim? Von den letzten Dingen https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/02/noch-einmal-ins-heim-von-den-letzten-dingen/
[3] http://ekronschnabel.wordpress.com/2014/07/12/fursorgepflicht-gegenuber-opfern-ihres-unternehmens-offener-brief/
[4] http://www.diakonie-stiftung.de/438.html
[5] Hier nur ein paar Auszüge. Der komplette Meyer-Brief ist im Anhang wiedergegeben, es wurde lediglich ein Satz entfernt, der einen Grund für die verzögerte Antwort enthält.
Soweit ich weiß hatte es doch schon einmal einen Meyer gegeben. Und zwar war das in den 40er Jahren gewesen. Aber immerhin scheint es diese Sorte von Meyers immer noch zu geben. Erst in den 40er Jahren in der Politik und dann wieder heute in der Diakonie. Die Diakonie war ja auch immer für diverse Meyers zuständig (Persilscheine etc.). Wie wundersam dass doch alles ist !
Meyer hin Meyer her, diese Kirchenfunktionäre haben immer noch nichts begriffen, bzw. spielen allesamt die drei Affen Nummer. Nur, so geht es aber auch nicht weiter. Das Problem der alternden ehemaligen Heimkinder kann so nicht vom Tisch weg gewischt werden. Da täuscht auch die Affen Nummer nicht darüber hinweg. Es ist schon traurig, ja fast schon eine politisch-christliche Blamage, dass es immer noch diese gierige Einstellung gibt. Soll sie doch allesamt der Teufel holen, aber der will diese Affen bestimmt auch nicht.
MJF
Der Teufel nimmt DIESE Meyer-Sorte nicht an, er hat für seine Verbrennungsanlage keine Konzession zur Verbrennung von Sondermüll…
@dierkschaefer
„Gern steht Ihnen der Rechtsunterzeichner zu einem Gespräch über den von Ihnen gemachten Vorschlag bereit.“
(Die stehen nicht zur Verfügung, die stehen nur bereit. Die standen auch früher immer nur bereit….
mal zum-in-die-Fresse hauen, mal zum nächtlichen Vergnügen mit Kindern).
„Rechtsunterzeichner“ bezieht sich nicht auf den rechtsseitig unterzeichnenden Herrn Meyer, sondern auf den Rechtsvertreter der Dachstiftung, den Vorstand Jens Rannenberg, denn der ist der juristische (Handels?)Handlungsvertreter des Stephansstifts. Rannenberg hat den Hut auf, der unterzeichnet rechtsverbindlich.
Mich überkam die pure Rührung, als ich das nicht messbare Verständnis aus dem Brief entnahm – und ich rettete mich in die Küche, machte Kaffee, kopierte dann den Schrieb und schickte ihn an den Pastor in Bad Boll. Der hat ja immer die passende Senfsorte zur Hand und weiss zu würzen.
wenn ich angeblich schon einen delikatessenladen betreibe, so will ich widerstrebend – weil ohne bezahlung – meinen senf dazugeben: „ich rettete mich in die Küche“ – falscher ort! es könnte ja des teufels küche sein. wären sie in einer kirche nicht besser dran gewesen? –
Des Teufels Küche erlebte ich sonntags zwangsweise in der Kirche des „Kronsberg“, der KZ-Außenstelle des
Stephansstiftes. Die Schergen (BRÜDER…) sangen inbrünstig Kirchenlieder und pickten sich dabei die Kinder raus, die mal nicht mitsangen – um denen dann vor der Kirchentür in die Gesichter zu schlagen.
Alles im Namen des HERRN! Seit damals dulde ich keinen „Herrn“ über mir, lieber Pastor, und betrat nie wieder eine Kirche, auch nicht anlässlich irgendwelcher (Familien)Feiern. Das werde ich auch nicht ändern.
die „HERR-metapher“ finde ich ja auch nur aus dem historischen zusammenhang erklärbar. die „kinder gottes“ sollen doch mündige menschen werden. was die kirchengebäude betrifft: nur keine berührungsangst. viele sind phantastische zeugen einer phantastischen kultur. zuweilen hört man auch eine gute predigt. doch ich will sie weder animieren, noch gar nötigen. das augustinische cogite intrare : nötigt sie, hereinzukommen (nach lukas 14:23) war purer terror. und terror ist das, was von oben kommt, terrorismus kommt von unten. da lobe ich mir die freiheit der kinder gottes und mache davon regen gebrauch.
Zur Diakonie gibt es vieles zu sagen nur nichts gutes, es sei denn sie tun es. Meine Erfahrungen mit diesen Leuten begrenzen sich lediglich auf negative Heimerlebnisse, Und das ich zwei Kinder nach gescheiterter Ehe alleine groß gezogen habe war nicht der Verdienst der Diakonie oder des JugAmt Berlin, obwohl sich diese Leute liebend gerne diesen Handschuh anziehen würden.
Und bevor diese Herrschaften auch nur einen Cent freiwillig raus rücken, da muss schon ein Kammel durch ein Nadelöhr gegangen sein. Diakonie sowie auch JugAmt sind für mich beides keine karitative Einrichtungen, sondern schlicht und einfach wirtschaftliche Interessenvertreter. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Vertreter jeglicher Art der Tür zu verweisen. Und dass betrifft sowohl auch das JugAmt sowie die Finanzmakler der beiden Kirchen.
Ehemalige Heimkinder sollen nicht glauben das es in den Alten-Pflegeheimen heutzutage sehr viel besser zugeht. Dass bezeugen schon diverse Kontrollen welche immer wieder Negativschlagzeilen machen. Schönfärberei und herzzerreißende Werbeanzeigen beherrschen diese Sozial-Mafiosos sehr gut und sonst nichts. Denn bei Geld hört bei diesen Leuten das karitative Denken sofort auf. Und nur wer dumm genug ist glaubt den ganzen Unsinn dieser Vertreter, ich jedenfalls nicht !!
MJF
Sie sind doch alle gleich!
Nach einer Anfrage meinerseits bei der Diakonie Bethel bekam ich ein ebensolches Angebot, nämlich , ich könne doch in dem Heim, in welchem ich als Kind war, wieder einziehen.
Schreck laß nach….das geht dann doch zu weit.
Und was sagt mir das? Sie haben nichts gelernt und nichts begriffen.