Dierk Schaefers Blog

Die Reformer und Reformpädagogik

Posted in Geschichte, Gesellschaft, Kinderrechte, Kriminalität, Pädagogik, Soziologie by dierkschaefer on 1. Oktober 2014

Heute schreibt Heike Schmoll in der FAZ über Das Nest der Bildungsaristokraten. Da tauchen Namen auf, die in Zusammenhang mit dem heute gesendeten Film über die Odenwaldschule interessant sind.

  1. Hellmut Becker, bei Wiki lesen wir: »Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 9. August 2011, dass der Schulleiter der Odenwaldschule Gerold Becker unter dem persönlichen Schutz von Hellmut Becker stand. Hellmut Becker habe von den pädophilen Neigungen seines Schützlings gewusst und ihm dennoch zum Schulleiterposten verholfen. In der ZEIT vom 18. August 2011 wird von Robert Leicht dazu ausgeführt, dass Hellmut Becker den nicht mit ihm verwandten Gerold Becker zum Schulleiter gemacht habe, obwohl er wusste, dass dieser sich an seinem Patensohn vergangen hatte.«[1]
  2. Georg Picht, »Seine Mutter war Greda Picht, die Schwester von Ernst Robert Curtius, der auch Pichts Patenonkel war. Sein Vater Werner Picht war u. a. Abteilungsleiter im preußischen Kulturministerium und Publizist zu Themen der Erwachsenenbildung. Zum Freundeskreis der Familie zählten Albert Schweitzer, Eugen Rosenstock-Huessy und Charles Du Bos.«[2]
  3. Über Picht kommt man zum Birklehof in Hinterzarten, ein Musterbeispiel für Reform­pädagogik. Dort stößt man auch auf den Namen Hartmut von Hentig. Wiki schreibt »Im Zusammenhang mit den 2010 bekannt gewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule war von Hentig als langjähriger enger Freund Gerold Beckers, des als Haupt­täter beschuldigten ehemaligen Leiters dieser Schule, öffentlicher Kritik ausgesetzt.[3] + [4]«

Zurück zu Picht und zum Birklehof: »Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule am 7. Januar 1947 wieder eröffnet, auf Wunsch von Wendelstadt mit Georg Picht als Schulleiter. … 1955 trat Picht von der Schulleitung zurück, da die von ihm zu Beginn seiner Tätigkeit angekündigten 10 Jahre Schulleitung vorüber waren. Er wurde Vorstandsvorsitzender im Schulverein. … Als im Jahr 2010 Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule im hessischen Heppenheim untersucht wurden, mit der der Birklehof in den 1940er- und 1950er-Jahren zusammen an einer Reform der Oberstufe gearbeitet hatte, unternahm die Leitung des Birklehofs ebenfalls Nachforschungen in diese Richtung. Dabei wurden Anschuldigungen gegen einen örtlichen Mediziner laut, der über Jahrzehnte Sprechstunden im Birklehof abgehalten hatte und dabei Mädchen und Jungen missbraucht haben soll. Daneben wurde von einem gewalttätigen Lehrer berichtet sowie von drei Lehrkräften, die infolge sexueller Belästigung in den 1950er-Jahren entlassen worden seien. … Die rund 160 im Internat lebenden Schüler kommen zu 40 % aus Baden-Württemberg, die übrigen aus allen Teilen Deutschlands und dem Ausland; dazu rund 70 externe Schüler aus den umliegenden Gemeinden. Das Schulgeld für die internen Schüler beträgt rund 2600 € pro Monat. Ähnlich der Schule Schloss Salem, aus der der Birklehof 1932 hervorging, bedingen die Kosten eine Zusammensetzung der Schülerschaft aus vorwiegend wohlhabenden Familien.«[5]

Und jetzt ganz zurück zum Artikel von Heike Schmoll, in dem uns die protestantische Bildungselite aus den Anfängen der Bundesrepublik begegnet: »Ihren späteren Mann Wer­ner Picht hatte Greda als Freund ihres Bruders Robert schon in Straßburg ken­nen­gelernt. Während ihrer Ehe berichtet Greda ihrem Mann freimütig über ihre außerehelichen Verhält­nisse, während er ihr als Soldat in Frankreich von einer jun­gen Geliebten erzählt und ihr rät, ihre Frei­heit nicht weniger auszukosten. Dieser Aufforderung hätte es kaum be­durft, denn offenbar sei Franz Rosen­zweigs Einschätzung vom „großen allge­meinen Liebensmanschepansche­ozean“ nicht völlig aus der Luft gegriffen gewe­sen. Im privaten Bereich seien solche of­fenen Beziehun­gen auch kein Problem, wohl aber, wenn sie auf Institutionen wie Internate mit Familienprinzip übertra­gen würden, gab Löwe-Bahners zu beden­ken«[6]. [Hervorhebung ds]

Soviel als Nachlese zu den Auserwählten und der anschließenden Diskussion bei Anne Will.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Hellmut_Becker

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Picht

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_von_Hentig

[4] Der unterzeichnete eine mehr als problematische Todesanzeige für Gerold Becker: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/07/15/und-wandle-neu-belebt-und-jung-%E2%80%A6/

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Birklehof

[6] FAZ Mittwoch, 1. Oktober 2014, S. N 3, HEIKE SCHMOLL

Eine Antwort

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  1. ekronschnabel said, on 2. Oktober 2014 at 05:02

    Zynismus ist auch eine Waffe und deshalb nenne ich dieses Konglomerat von „Reformpädagogen“ einfach eine Vereinigung pädophiler Schweinehunde. Es ist ja nicht neu, dass ein nicht geringer Prozentsatz derer, die es in die Erziehungsbranche drängt, pädophile Neigungen hat.

    Die an’s Tageslicht gekommenen Verbrechen an Kindern sind doch nur die Spitze des Eisberges, um den die Gesellschaft verbissen paddelnd herum kurvt. Zu peinlich, „sowas“ im engsten Umfeld zu erleben. Da schweigt
    man, genau so wie die Opfer. Und warum schweigen die Opfer eigentlich? Weil die Erwachsenen schon die
    kleinsten Andeutungen oft mit „Das glaub ich nicht, sowas tut Herr X doch nicht“ abtun.

    Bei uns gab es einen Lehrer, der sich zu sehr für die kleinen Mädchen interessierte. Es war ein offenes Geheimnis, der Mann wurde deswegen mehrmals versetzt, aber nie angezeigt. Ein Kartell des Schweigens.
    Vielleicht auch deshalb, weil sich in der Erziehungsbranche nur zu oft solche Dynastien der Täter und Mitwisser aufbauten.

    Die schweigenden Mitwisser sind für mich die nicht weniger Schuldigen. Würden sie sofort gegen die Täter vorgehen, würde das Problem nie in die bekannten Dimensionen hinein gewachsen.


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