Dierk Schaefers Blog

„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

Muss[1]? Sie tuts.

Die Vergehen und Verbrechen an den ehemaligen Heimkindern sind in diesem Blog übergenug beschrieben worden. Sie sind auch wissenschaftlich belegt. Schlimm genug.

Im Sinne des Schillerzitats waren sie der Auftakt zu weiterem Bösen,

  1. Verleugnung,
  2. Drohung,
  3. Vertuschung,
  4. Relativierung,

und mündeten darin, die Opfer von damals über den Runden Tisch zu ziehen zur Schonung der Kassen von Staat (Bundesländer), Kirchen und ausbeuterischen Firmen.

Zu diesem zweiten Akt des Bösen gehörte auch die Ausgrenzung der ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtung und Psychiatrien.

Das betrügerische Ergebnis des Runden Tisches Heimerziehung wird nun getoppt mit einer Lösung für die Menschen mit Behinderung[2], die

  1. lange auf sich warten ließ,
  2. deren Organisierung noch nicht geklärt ist, auch ist
  3. noch nicht klar, in welcher Höhe es zu Zahlungen kommen wird; die
  4. voller Kautelen steckt, um Zahlungen zu verhindern/einzuschränken und die ohnehin schon im Planungsstadium
  5. eine deutliche Benachteiligung der Betroffenen darstellt, gemessen an den ohnehin betrugswürdigen Zahlungen an ehemalige Heimkinder aus den Erziehungsanstalten.

Muss ich noch den langen Zeitraum nennen seit dem Runden Tisch der „Moderatorin“[3] Antje Vollmer? Jedenfalls dürften eine Reihe von Betroffenen in diesem Zeitraum gestorben sein, kostensparend. Auf die Kosten achten die üblichen Verdächtigen und sie haben Erfolg.

Mich als Pfarrer (i.R.) und Theologen schmerzt, dass wieder einmal die Kirchen mit dabei sind. Dabei ist noch nicht einmal in allen Erziehungseinrichtungen anerkannt, dass sie für die ihnen anvertrauten Kinder nicht nur in Einzelfällen eine „Erziehungshölle“ darstellten.[4]

„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

Muss? Diese hats getan.

Winkt den aktuellen Tätern die Hoffnung auf den Tod der Opfer? Da täuschen sie sich. Denn wenn über eine böse Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt bestimmt ein alter Esel, der es wieder runterfrisst. Das Internet hilft ihm dabei. [5]

Und die Betroffenen? Viele sind aus der Kirche ausgetreten[6]. Sie wissen warum und erzählen ihre Geschichte ihren Kindern und Kindeskindern, weil sie sich nicht auf das Jüngste Gericht verlassen wollen.[7]

Fußnoten

[1] Schilller, Wallenstein http://gutenberg.spiegel.de/buch/wallenstein-3306/9

[2] http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016/11/behinderte-ehemalige-heimkinder-werden-auch-sie-betrogen.html?utm_source=_ob_share&utm_medium=_ob_twitter&utm_campaign=_ob_sharebar

[3] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

[4] Auch hier eine kirchlich Einrichtung. Man lese den aktuellen offenen Brief der Betroffenen: http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016/04/offener-brief-der-heim-opfergruppe-gut-an-der-linde.html

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/09/09/wenn-die-ohrenzeugen-der-augenzeugen-verstummt-sind-beginnt-die-geschichtsschreibung/

[6] Aus dem Staat und den Bundesländern können sie halt nicht austreten, doch sie haben zu schätzen gelernt, was sie diesem Staat wert sind.

[7] https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2011/07/das-jc3bcngste-gericht2.pdf

2 Antworten

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  1. Werner Bösen said, on 17. November 2016 at 21:39

    Da hatte Schiller nicht recht, sonst gäbe es heute nur noch Böses. Aus Bösem kann auch Gutes folgen zumal der Mensch ein lernfähiges Wesen ist. Die Wiedergutmachung ist nicht damit getan, dass das Leid in Geld aufgewogen wird, was auch nicht möglich ist. Auch die Kirchen sind Vertreter von Gut und Böse, denn beides wirkt im Menschen und obliegt menschlicher Bewertung. Von seinem Nächsten zu fordern, nur noch Gutes zu vollbringen wird nicht gelingen, überfordert jeden Menschen, ist damit unmenschlich. Was können wir tun? Das was als Böse erkannt wurde, vermeiden zu helfen. Dabei ist an den Wurzeln des Übels anzusetzen. Kindern fehlt es an persönlicher Autonomie gegenüber der Erwachsenenwelt und sind dennoch auf den Schutz der Erwachsenenwelt angewiesen. Das Elternrecht kraft Artikel 6 Grundgesetz gibt den Eltern die Schutzfunktion, doch sie kann missbraucht werden. Wenn ein Kind den Missbrauch erkennt, dann braucht es den Schutz der übrigen Gemeinschaft. Artikel 6 Grundgesetz braucht ein Gleichgewicht von Rechten der Eltern und den Rechten eines Kindes. Der Elternersatz, den der Staat anbietet, kann kein Staatsvertreter sein, sondern Eltern, die persönliche Autonomie und Privatsphäre anbieten können. Offensichtlich hat die reiche Bundesrepublik Deutschland weiterhin ein Problem damit, genügend Eltern zu finden, die Elternersatz bieten. Die Kirchenvertreter bieten ihre „Gottesfamilie“ an, die bei Kleinkindern einer „Erziehungshölle“ entspricht und Kinder zu gefühls- und geschlechtslosen Wesen heranbildet.
    Das Schimpfen auf Antje Vollmer verhallt. Sie hatte lediglich den politischen Auftrag für Schadensbegrenzung zu sorgen. Nun gilt es Kinderrechte einzufordern und dafür ist unsere Regierung zuständig. Die Vereinten Nationen geben den Staaten Unterstützung zur Aufnahme von Kinderrechten in die Staatsverfassungen, doch Deutschland „wehrt“ sich. Ich versuchte es nun bei der http://www.aufarbeitungskommission.de. Sie bedankte sich für meinen Mut, meine Informationen gegeben zu haben. Ja es brauchte Mut und ich weiß es ist noch eine lange Wegstrecke vor mir.
    Übrigens lernte ich in Mathematik: Minus mal Minus ergibt Plus. Das erste Minus war meine Aufnahme in ein Waisenhaus (für die Staatsdiener war es eine „gute“ Tat, denn ich wurde von dem schlechten Elternvorbild gelöst), das zweite Minus war die Nachricht der Erzieherinnen, dass meine Eltern tot seien (für die Erzieherinnen eine „gute“ Tat, denn sie brauchten nicht meine Eltern suchen und meinten, ich könne mich besser den anderen Kindern anschließen, da sie ja das gleiche Schicksal erlitten). Das Plus ergab sich für mich, dass ich mir nun selbst verantwortlich vorkam, denn niemand war mehr für mich persönlich zuständig. Dennoch brauchte ich meine Nächsten. Ich musste mein Leben selbst in die Hand nehmen und lernte aufzupassen, denn „die Letzten beißen die Hunde“. Bei aller Vorsicht musste ich dennoch einige Male Bekanntschaft mit dem Tod machen und hatte schon als Kind sogenannte Nahtoderlebnisse. Mein Überleben danke ich meiner spirituellen Eingebung.
    Das Gute wird stets heroisiert und ihre Vertreter halten die Türklinke zum Teufelsreich. Das Böse wäre längst entsorgt. Doch die Entsorgung gelingt nicht, bleibt Träumerei.

  2. Werner Bösen said, on 19. November 2016 at 13:00

    Aus aktuellem Anlass: Justizminister: Kinderrechte sollen ins Grundgesetz

    http://www.bild.de/bildlive/2016/16-kinderrechte-verfassung-48807736.bild.html

    Es scheint einer meiner Träume steht vor der Realisierung. Damit ist das „WAS“ festgelegt (das Ziel), das „WIE“ wird die nächste Herausforderung, d.h. wie erfolgt die konkrete Umsetzung. Da kann u.a. bereits auf Nachbarländer geschaut.

    „Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen, braucht den Glauben an langfristige Vorgänge von viel längerer Dauer, als ein einzelnes Leben dauert….“ (Hermann Hesse).


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