Weihnachten – eine Illusion! – Ein Weihnachtsgruß für Kirchengeschädigte
Alle Jahre wieder werde ich vom Webmaster einer Heimkindergruppe[1] um einen Weihnachtsgruß gebeten.
Ehemalige Heimkinder sind durchgängig aufgrund ihrer Erfahrungen in kirchlichen Einrichtungen kirchenkritisch, sehr viele auch kirchenfeindlich eingestellt.
Dank zahlreicher Kontakte mit ehemaligen Heimkindern kann ich diese Einstellungen zu den Kirchen gut verstehen. Nicht verstehen kann ich das Verhalten der Kirchen und meiner Kollegen. Dies ist bekannt. Darum bin ich bundesweit wohl der einzige Pfarrer, der um einen Weihnachtsgruß gebeten wird.
Da jedoch einige Heimkinder fast allergisch auf religiöse Inhalte reagieren, seien die Leser gewarnt. Wer mein PDF öffnet, setzt sich auf eigene Gefahr religiösen Gedanken aus.
Weihnachten – eine Illusion! weihnachten-2016
Meine allgemeine Weihnachtskarte in diesem Jahr dürfte wohl für alle tolerabel sein:
Fußnote
[1] Es handelt sich um die „Freie Arbeitsgruppe JHH 2006“. Die Vorgänge in den Volmarsteiner Anstalten wurden wissenschaftlich aufgearbeitet, s. dazu: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/21/im-herzen-der-finsternis/.
Ich kann mir vorstellen, dass einige gequälte Heimbewohner nur mit der Institution Kirche gebrochen haben. Weil dort viele jämmerliche Figuren in Führungsposition waren. Ich denke an Nikolaus, an Kottnik und andere trübe Gestalten, die ihrem obersten Dienstherrn, einige Wolken höher, eins an den Latz geknallt haben. Da konnten selbst Huber und Kässmann den ruinierten Ruf der evangelischen Truppe nicht mehr reparieren. Mir hat sich das Bild eingebrannt, auf dem ein Heimopfer, von Schneider und Stockmeier, von diesen beiden moralischen Versagern, richtig vereimert wurde. Nikolaus schaut gnädig, verständnisvoll, berührt auf die Frau hinunter, die durch diese Show erneut gedemütigt wurde, ohne es zu merken. Wie konnte sie auch, war sie doch durch die harte Schule des Runden Tisches Heimerziehung gegangen und von der Tischvorsitzenden Antje Vollmer weichgeknetet wurde. Andere hätten den Beiden gesagt: Ich mach mich doch nicht für euch zum Affen.
Ne, ne, lieber Herr Schäfer, ich weiß, dass einige Ex-Heimkinder nie mehr in die Kirche gehen, aber den Altar virtuell in ihrer Birne aufgebaut haben. Ich habe in den Sack gehauen, weil Pastor Möhrchen von Wengern die ehemaligen Heimkinder – auch nach Hinweis auf die Verbrechen fünf Kilometer weiter – übersehen hat. Und die zuletzt genannten werden auch sicher Ihren Beitrag auf unserer Homepage oder in Ihrer PDF-Datei lesen.
Dem Menschen ist Gutes und Böses immanent. Das Gute ist zu nähren, das Böse zu bekämpfen. Die Weihnachtsgeschichte stellt das Gute, den Frieden in uns und mit uns und den anderen in den Vordergrund. Wir tun uns insofern keine Gewalt an und versuchen gewaltlos zu leben. Christus hat es vorgelebt und verkannte nicht, dass die Gewalt um ihn herum nicht verhindert werden kann und forderte sie gar herauf und opferte sich dafür im Namen seines und unseres Herrn. Dennoch eine Opferung, die nicht zum Nachahmen zu empfehlen ist. Schon als Heimkind grauste mir vor dem Gedanken, mich richten zu lassen. Die Angst wurde so groß, dass mir im Traum der wärmende Lichtstrahl erschien. Ich deutete es als Zeichen zu leben und als Auftrag meine Eltern zu überzeugen, ich bin nicht umsonst geboren.
Ich danke Ihnen, lieber Dierk Schäfer, für diesen Blog und wünsche Ihnen weiterhin die nötige Kraft, hier weiterzumachen. Ihre Beiträge haben mich inspiriert, meine geistigen „Träumereien“, zuweilen Illusionen, artikulieren zu können. Sie haben mir mit der nötigen Sachkritik geantwortet, trotz einiger von mir provokant formulierter Thesen.
Frieden zu haben bedeutet mit sich im Reinen zu sein, gut mit sich umzugehen. Aristoteles drückte dies im Sinne der Freundschaft aus. Die Voraussetzung mit anderen Freundschaften schließen zu können ist die Freundschaft mit sich selbst. Nicht nur für viele Heimkinder ein langer Weg, gilt es doch zu erkennen, was mich zur Freundschaft aufgrund meiner Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft führen kann. Dazu muss ich mein Schicksal begreifen (mit Gefühl und Verstand) und die Zeit reifen lassen. Ich erkannte ich brauche zur Entwicklung eines selbstbestimmten Lebens schon als Kind eine Selbstbestimmung, wenn mir Böses widerfährt. Diese Selbstbestimmung gewährt mir die politische Erwachsenenwelt derzeit in Deutschland noch nicht vollends. Es fehlen Kinderrechte in der Staatsverfassung, dem Grundgesetz. Inzwischen scheint die Zeit reif zu sein, die Justizminister der Bundesländer möchten das Grundgesetz dafür nun ändern. Ich freue mich darauf.
Ich wünsche allen Frieden und Freundschaften, das Gute zu mehren, das Böse zu erkennen und zu vermeiden. Menschen sind immer guten Willens, sowohl für das Gute als auch das Böse. Doch was ist Gut und Böse? Die Menschen entscheiden, „in Gottes und Teufels Namen!“
Ich habe den Frieden mit mir gefunden, mein Schicksal verstanden und versuche nun meine Erkenntnisse weiterzugeben. Ich freue mich über jede/n Mitstreiter/in und danke dafür.
Lieber Herr Boesen,
herzlichen Dank für Ihre freundlichen Weihnachtsgrüße!

Sie haben Recht, wenn Sie von einer Opferung schreiben, „die nicht zum Nachahmen zu empfehlen ist“. Die christliche Tradition hat sicher nicht nur Ihnen Angst gemacht, wenn Ihnen schon als Heimkind vor dem Gedanken grauste, sich richten zu lassen. Gut, dass Ihnen „im Traum der wärmende Lichtstrahl erschien“. Dass Sie allerdings den Eindruck hatten, Sie müssten Ihre Eltern „überzeugen“, nicht umsonst geboren zu sein, deutet auf eine sehr belastete Kindheit hin, denn es ist Aufgabe der Eltern, ihre Kinder in dieser Welt willkommen zu heißen – ohne Gegenleistung.
Zum Opfer: Kürzlich stieß ich mal wieder auf eine Darstellung der fürchterlichen Opfertheologie, noch fürchterlicher, weil sie als gerahmter Druck am Ehebett überm Nachtkästchen hing als Illustration eines Gebetes der Eltern für ihre Kinder.
Lassen Sie sich nicht bange machen: Fröhliche Weihnachten“
Danke Dierk Schäfer. Bereits als Heimkind erkannte ich, dass Gott eine Illusion der Erwachsenenwelt ist und die Bibel lehrt, sich von Gott kein Bild zu machen. Nur kommen auch die Erwachsenen damit nicht aus, denn sie brauchen Bilder. Es wirkt dann wie eine Provokation an Gott, er möge sich zeigen, doch es gelingt nicht.
Meine Kindheit war belastet seit meinem Eintritt ins Waisenhaus. Davor nährte mich die Liebe meiner Eltern. Ich suchte nach Erklärungen für meinen Heimeintritt und Erzieherinnen kamen mir zuvor mit der Aussage, meine Eltern seien tot. Ich trauerte und war aufgefangen durch andere Kinder, die das gleiche Schicksal erlitten. Mein Auftrag meine Eltern zu „überzeugen“ genügte dem einfachen Gedanken, die Beziehung zu meinen Eltern spirituell weiterzuleben. Dieser Ansatz wird heute in der Trauerbegleitung von Kindern unterstützt. Und im Sinne Christus ist dies auch für Erwachsene relevant „wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“. Christus konnte hier das menschliche Sein nur im Sinne eines Werden adressieren, denn hätte er gesagt „…wenn ihr nicht seid wie die Kinder….“ hätte ihn erst recht niemand verstanden.
Fürwahr ist es Aufgabe von Eltern ihre Kinder willkommen zu heißen, doch es braucht auch die soziale Gemeinschaft. Wenn verwaisten Kindern keinen Elternersatz angeboten wird dann sind sie in der staatlichen Gemeinschaft nicht mehr willkommen, sondern notwendiges „Übel“ das versorgt werden muss. Verwaiste Kinder sind eine Minderheit in unserer Gesellschaft, da bleibt den Leistungsträgern wichtigeres zu tun. Ich warte auf Kinderrechte im Grundgesetz und dem Recht jedes Kleinkindes auf Ersatzeltern, zumindest eine dauerhafte Bezugsperson. Es werden sicherlich juristisch fein formuliert, Ausnahmetatbestände geschaffen.
Auch Ihnen und allen Lesern/innen frohe Festtage.
[…] [3] So bat er mich regelmäßig um einen Weihnachtsgruß an seine Volmarsteiner Gruppe. Hier der von 2016: https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/12/08/weihnachten-eine-illusion-ein-weihnachtsgruss-fuer-ki… […]