Dierk Schaefers Blog

»Für mich stellt sich nicht die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, sondern ob Gott Sinn macht«

Posted in Christentum, Ethik, Kirche, Leben, Moral, Philosophie, Recht, Religion by dierkschaefer on 16. Juli 2017

So ein Kommentar[1]. Das ist richtig gesehen und steht in guter Tradition zur Ringparabel[2] von Lessing. Für dieses Leben ist eher wichtig, was eine Gottesvorstellung (Gott?) bewirkt. Wer ihn für ein nächstes Leben braucht, mag das anders sehen. Wer ihn braucht, um Hass gegen andere zu säen, verrät sein Ideal. Wer ihn braucht, um selber gut zu leben und selber ein sattes Gewissen zu haben, ist unglaubwürdig.

Manche Leute sind auch ohne Gott(esvorstellung) glaubwürdig.

Gerade lese ich ein Beispiel dafür bei Fritz Reuter[3]. Er schreibt in seinem Roman „Ut mine Stromtid“ am Ende vom 40. Kapitel:

bräsig

Ich habe die hochdeutsche neben die original-plattdeutsche Fassung gestellt. Aber man kann Fritz Reuter eigentlich nicht übersetzen. Der hier zitierte „Bräsig“ hat jedenfalls nicht als Christ Gutes getan, sondern in seiner Rolle im Ehrenamt als „Akzesser“. Er hat also nicht auf sein Wohlergehen im Himmel geschielt. Somit ist er das, was man früher einen ordentlichen Christenmenschen nannte. Und ein „ordentlicher“ Mensch kann man auch ohne Gott sein, wenn man tut, was anderen hilft.

Fußnoten

[1] Kommentar zu: https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/07/08/warum-sollte-es-herrn-kronschnabel-interessieren-dass-gott-aus-der-kirche-ausgetreten-ist/

[2] Ringparabel https://de.wikipedia.org/wiki/Nathan_der_Weise#Ringparabel

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Reuter

4 Antworten

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  1. ekronschnabel said, on 17. Juli 2017 at 21:47

    Mein lieber Herr Pastor,

    auf der Rückfahrt von der Heimat signalisierte mir meine Quatschkiste, dass ein Mail eingegangen ist. Auf einem
    Parkplatz las ich dann diesen Beitrag und staunte nicht schlecht darüber, dass Sie sogar Fritz Reuter und sein „Ut mine Stromtid“ in’s Spiel bringen. Reuter gehört, wie auch Theodor Storm, zu meinen Literaten, ich kenne deren Werke. Deshalb frage ich mich, ob nicht auch Sie ein Bräsig sind, der aber an (s)einen Gott glaubt. Sie wurden allerdings ein besonderer „Akzesser“ in Sachen Kirche, zumindest in den Augen Ihrer (ehemaligen) Chefs der Bodentruppe Ihres Glaubenskonzerns.

    Es beruhigt mich ungemein, dass man auch ohne Glauben an einen Gott ein „ordentlicher“ Mensch sein kann. Sie haben keine Ahnung davon, wie das die Pietisten in meiner Sippe sehen. Als die spitz kriegten, welche Summe ich den Hannöverschen mit Kreuz im Logo aus den fleischigen Rippen schlug, waren die sehr pikiert, weil es in ihren Augen ungehörig ist, gegen die Handelsvertreter ihres Gottes in den Krieg zu ziehen. Motto: Gott nimmt, aber seine Helfer haben dafür nicht(s) zu geben – diese Situation haben wir ja auch bei der Korntal-Brüdern.

    Einfach pastorös, wie Sie die Verwendbarkeitsmöglichkeiten Ihres Gottes aufschlüsseln. Diese Sichtweise kann sogar ich alter Heide teilen, denn ich betrachte es aus kaufmännischer Sicht= Kosten/Nutzen. Wo bin ich da einsortiert? Ob Gott Sinn macht, ist eine starke Frage, wenn sie von Ihnen transportiert wird. Ob es ihn gibt, bleibt also aussen vor? Diese spitzfindige Denke hätten Sie mir vor 40 Jahren vermitteln sollen, das hätte mir
    das Argumentieren in fragwürdigen Situationen gewaltig erleichtert. Vorsitzende einer mittleren Kapitalgesellschaft würden Ihnen sogar Beratungshonorar zahlen…denn Sie vermitteln den Grundsatz, auf den man eine Firma aufbaut: Mittel zum Zweck!!! „Min leiwe Herr Pastur, bei’s Thema Gott hamse sich fein plietsch gezeicht!“ hätte Bräsig jetzt gesagt.

  2. Helmut Jacob said, on 22. Juli 2017 at 11:35

    ich werde den kompletten beitrag samt leserbrief in mein blog übernehmen.

  3. Rainer Ostendorf said, on 23. Februar 2018 at 12:52

    „Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?“ Georg Christoph Lichtenberg – Schöne Grüsse aus der Ausstellung „Religionskritik“

  4. dierkschaefer said, on 23. Februar 2018 at 15:35

    Ob so besonders sonderbar, weiß ich nicht. Auf jeden Fall erwähnenswert für die Neigung des Menschen, seine Ideale so hoch zu hängen, dass er beqem unterdurch schlüpfen kann.


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