Dierk Schaefers Blog

Heuchelei wirft der Kardinal der Gesellschaft vor

– nein, nicht der Gesellschaft Jesu, sondern uns allen. „Was in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als was in der Gesellschaft überhaupt geschieht,“ sagt er[1].

Sortieren wir mal:

Wer ist „die Gesellschaft“? Zunächst wir alle. Das kann er nicht gemeint haben. „Wir“ artikulieren uns normalerweise nicht, können nicht erkennbar heucheln. Also kann er den Einzelnen in der Gesellschaft keine Heuchelei vorwerfen. Die Gesellschaft äußert sich über ihre Medien, über die Gesetzgebung und die Rechtsanwendung. Er nenne mir also auch nur einen Fall von Missbrauch, der bekannt und nicht als Rechtsbruch, als Skandal gewertet wurde. Was an Missbrauchsfällen bekannt wird, wird als krimineller Akt behandelt.[2] Es sei denn, die Täter befinden sich unter dem Schutz der Kirche, die solche Fälle verschleppt, bis sie verjährt sind. Ja, es ist bekannt, dass in den Familien vielfach Missbrauch geschieht. Doch die erkannten Täter werden verurteilt. Wo ist da die Heuchelei, Herr Kardinal? Heucheln tun die Schuldigen, die unschuldig tun. So wie Sie Herr Kardinal für Ihre Institution.

Doch es kommt noch schlimmer: „Der eigentliche Skandal sei, dass sich die Kirchenvertreter in diesem Punkt nicht von der gesamten Gesellschaft unterschieden.“ So wird er zitiert. Nicht also der Missbrauch ist ein Skandal, sondern die Normalität der geweihten Vertreter dieser Kirche. Sie missbrauchen halt, es tun doch alle. Doch das macht sie gleich, die doch ungleich sind. Priester in den Fängen des Teufels?P1040677 d.jpg

Was bedeutet das?

Es geht um das Crimen sollicitationis[3], um die delictis gravioribus.[4] Da geht es zunächst um die Heiligkeit der Sakramente. Die ist wichtig, nicht so sehr die Missbrauchten. So ist für den Herrn Kardinal weniger der Missbrauch von Bedeutung, als der character indelebilis[5], hier das Weihesakrament. Dieses könnte beeinträchtigt sein, wenn der Geweihte nicht nur ein ganz normaler Sünder ist, sondern ein ganz spezieller, einer, dem der Mühlstein um den Hals gebührt.[6]

Meine erste Reaktion auf den Artikel im Spiegel war ein Tweet:

Auf die Frommen

lass ich nichts kommen,

doch die Bigotten,

gehören gesotten.

Wenn der Kardinal selber kein Missbraucher ist, so ist er ein Relativierer, ein Vertuscher. Er ist nicht fromm, er ist bigott.

Dass seine heilige Kirche selber sündig sein könnte, das passt wohl nicht in seine Weltan­schauung. Andere Bischöfe sind da weiter. Machtmissbrauch stecke in der DNA der Kirche, sagt der Hildesheimer Bischof[7], und vor ihm haben schon andere von einer sündhaften Kirche gesprochen.[8] Doch Walter Brandmüller[9] sitzt höher, im Vatikan. Am gründlichsten hat bisher wohl der Theologe Gregor Maria Hoff [10]die theologische Problematik beleuchtet. Er schreibt: „Der kirchliche Schutz galt bis in die Gegenwart nicht zuerst den Opfern, sondern der Kirche, präziser: dem klerikalen Stand, dem diejenigen angehören, die in der Kirche über die Aufklärung von Missbrauch zu entscheiden haben.“ Als ich mich im Studium mit dem Donatismus beschäftigte, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ausgerechnet die Abwehr dieser „Ketzerei“ dazu führen könnte, dass missbrauchende Priester ihre Taten bagatellisieren können, weil ja „die Sakramente, insbesondere Taufe und Priesterweihe, unabhängig von der persönlichen Würdigkeit des Spendenden gültig seien.[11] Der Kardinal scheint an diesem Dogma seiner Kirche zu zweifeln.

 

Doch gemach: Brandmüller feiert heute seinen 90sten Geburtstag. Ich gratuliere ihm und erteile ihm Absolution. Vielleicht ist er ja bereits dement und weiß nicht mehr so richtig einzuschätzen, was er sagt.

PS: Eine pikante Note erhält das Problem bei Alma Mahler und dem Priester Johannes Hollnsteiner. Sie „war von dem Gedanken, ein Verhältnis mit einem katholischen Priester zu haben, geradezu elektrisiert. Er kam ab Anfang 1933 fast täglich zu ihr und erklärte ihr, dass Keuschheit für einen Priester eher symbolisch ist, sie gelte nur in Verbindung mit dem Talar. Almas Tochter Anna erinnerte sich dass ihre Mutter aufgewühlt erzählt habe, „dass sie sich verliebt hat. Und dass es sie so aufregt, wenn sie den Mann – sie ist in die Messe gegangen – im Talar sieht. […] Und dann hat sie ihn gefragt, wie das nun also ist. Da hat er ihr erklärt, ja, das mit der Keuschheit, das ist immer nur währenddem man das anhat. Sonst ist es gar nicht notwendig“. [12]

Fußnoten

[1] http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/walter-brandmueller-kardinal-nennt-empoerung-ueber-missbrauch-in-der-kirche-heuchelei-a-1246364.html

[2] Dass zuweilen die Verurteilungen unzureichend erscheinen, steht auf einem anderen Blatt.

[3] Crimen Sollicitationis https://www.atheisten-info.at/downloads/delictis.pdf – Dort auch der „Satirische Song“ von Ska-P2 in deutscher Übersetzung:

Das Verbrechen der Anstiftung

Diener Gottes…….

Berührungen, Sakramente, Fellationen, Schwüre….

Ich lehre dich die Doktrin in Form von Erektion….

Kindesmissbrauch , Perversion und reiner Unart….

Unter meiner Soutane kannst du Gott begegnen….

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/De_delictis_gravioribus und lustig: der Link http://www.vatican.va/archive/aas/documents/AAS%2093%20%5B2001%5D%20-%20ocr.pdf funktioniert nicht mehr. Doch das Netz vergisst nichts: https://web.archive.org/web/20100323010207/http://www.uni-tuebingen.de/uni/ukk/nomokanon/quellen/023.htm Notfalls ist die Datei auch bei mir zu finden. Dazu auch: Dierk Schäfer, Wir sind nicht mehr Papst: https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/02/11/wir-sind-nicht-mehr-papst/

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Character_indelebilis

[6] Wer soll den Mühlstein um den Hals kriegen – und dann ab mit ihm ins Meer? https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/10/17/wer-soll-den-muehlstein-um-den-hals-kriegen-und-dann-ab-mit-ihm-ins-meer/

[7] https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/wilmer-machtmissbrauch-steckt-in-dna-der-kirche

[8] https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/09/17/strukturelle-sunde-und-schuld-der-kirche/ + https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/09/30/die-theologische-bankrotterklaerung-eines-papstes/ + https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/04/26/rede-gegenrede-antwort/ + https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/09/11/11-september/

[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Brandm%C3%BCller

[10] Gregor Maria Hoff, Kirche zu, Problem tot, Theologische Reflexionen zum Missbrauchsproblem in der katholischen Kirche: Kursbuch 196, (ed. A. Nassehi, P. Felixberger), Religion, zum Teufel, S. 26 – 41

[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Donatismus

[12] http://www.alma-mahler.at/deutsch/almas_life/hollnsteiner.html

12 Antworten

Subscribe to comments with RSS.

  1. Werner Bösen said, on 7. Januar 2019 at 09:59

    Der Satz des Bischofs und das Bild sind bezeichnend: wenn der Bischof nicht weiter weiß spielt er den Hofnarren und erinnert seine Mitmenschen an die Unvollkommenheit und persifliert. Früher ließ er den Hofnarren spielen.

  2. ekronschnabel said, on 7. Januar 2019 at 17:40

    Brandmüller ist trotz seiner 90 Jahre nicht senil, sondern immer noch ein brandgefährlicher, Ideologien reitender
    alter Giftbeutel. Man befasse sich mal mit seiner Vita, dann versteht man, was der alte Volksverarscher auch mit diesem Thema treibt. Dieser alte Kläffer beansprucht für die Kirchenmafia das Hoheitsrecht für Moral – und die Idioten, die solch einer Gestalt die ungewaschenen Pfoten küssen, raffen nicht, dass sie von ihm missbraucht werden. Es ist für Brandmüller also völlig normal, dass ein geiler Pope von den zahlenden Idioten Gehorsam und Einhaltung der verlogenen Kirchenmoral fordert und nach Verlassen der Kanzel mal schnell einen kleinen sexuellen Missbrauch an einem Jugendlichen oder Kind begeht.

    Wie quatschen die den an, mit „Seine Eminenz“ oder ähnlichem Schwachsinn? Das ist der Brandmüller und Ende der Achtung. Wie bescheuert können Menschen sein, solch eine Gestalt mit einem idiotischen Titel anzuquatschen? Bischof, Kardinal oder sonst was – es interessiert mich einen Dreck, wie sich diese Voksverdummer huldigen lassen. Der Herr Draufunddrüberoberlandeskirchenrat kann seine Machtgelüste nur ausleben weil sich immer wieder Deppen finden, die sich unterwerfen und diesen Nichtsnutzen damit suggerieren, dass sie Machtansprüche zu stellen haben. Götz von Berlichingen’s Gruß wirkt ungeahnte Wunder, weil die Brandmüllers und deren Schergen damit nicht rechnen.

    Redet da gerade jemand von Anstandsregeln und gutem Benehmen? Dem sei dann gesagt, dass sich die Kinderficker im Dienste der Kirchen einen Scheiss um Anstand, Menschenwürde und Achtung kümmerten!!!
    Wenn ihr euch das stets vor Augen haltet, könnt ihr mit denen, die sich heute noch so wie der alte, abgefeimte Brandmüller verhalten, ein einfaches, klares Deutsch sprechen und euch mit Götz von Berlichingens Gruss verabschieden.

    • Werner Bösen said, on 8. Januar 2019 at 11:31

      Ein Kirchenlenker kann kein Hüter einer gesellschaftlichen Moral sein. Schon der deutsche Philosoph Immanuel Kant empfahl drei Lehrbücher, einen Katechismus der Moral, einen des Rechts und einen der Religion wobei dem ersteren der Vorzug zu geben ist. Wer die Liebe nur als göttliche Tugend begreift liefert dem Missbrauch eine offene Tür und die Beichte verhilft zur Absolution. In der praktischen Umsetzung heißt das dann für einen Pfarrer seinen Talar abzulegen um leichter zu sündigen. Drum heißt das Gebot für die Kinder: Geht nie in das Haus eines Pfarrers und begegnet ihm nur in der Öffentlichkeit. Als ich Messdiener war in den 1960er Jahren habe ich den kath. Pfarrer entweder nur im Talar oder im Messgewand gesehen, zum Umziehen für den Gottesdienst hatte er seinen eigenen Raum in der Sakristei bzw. wir Messdiener mussten draußen bleiben bis der Pfarrer bereit war für den Gottesdienst. Das gleiche galt für die Nonne im Kinderheim, die stets in ihrer Ordenstracht unterwegs war. Die Ordenstracht war für uns Kinder automatisch eine Distanz wie auch das Talar. Das war ja ganz im Sinne des göttlichen Gebotes der Liebe, denn die menschliche Liebe zum kleinen Kind durfte nicht praktiziert werden und sollte zu Gott ausgerichtet werden. Leider war vielen Kindern nicht klar, dass der Pfarrer als „bester Kenner Gottes“ auch die göttliche Lehre auslegen konnte wie er es gerade brauchte. Als „Liebesbeweis“ galt dann die Prügelei, die die nötige Hitze brachte zum anschließenden Dankesgebet an Gottes Liebe. Es verfestigte sich der Gedanke, dass Gott nur Zuschauer ist und dem Menschen die Geisteskraft gibt zu erkennen was gut und schlecht ist. Doch schon Kant stellte sinngemäß fest, dass gegen die Dummheit der meisten Menschen kein Kraut gewachsen ist. Da nutzt auch nichts der schwäbische Gruß des Götz von Berlichingen sondern nur die Aufklärung und die Verabschiedung der Irrlehre.

      • ekronschnabel said, on 8. Januar 2019 at 13:02

        Werner, für mich ist JEDE Religion Irrlehre. Egal wie diese mafiösen Religionsfirmen auch heissen, sie alle benutzten Gewalt bis hin zu Mord, um ihre Machtansprüche durchzusetzen. Dieser Quatsch von angeblichen friedlichen Religionen wird selbst heute noch widerlegt, diese Spinner ziehen gegen Frauen los, um die aus ihren Machtzentren zu vertreiben, wie es die Welt gerade erlebte. Die Katholen sind von gleichem Holz, bei denen zählt der „geweihte“ Kinderschänder immer noch mehr wie jede Frau.

        Ich brauche keine Philosophen um die Abartigkeit aller Religionen zu begreifen. Kant’sche Erkenntnisse sind richtig. Was Götz von Berlichingen’s Gruß angeht, irrst Du. Den verstanden die Pietisten im Württembergischen seeehr gut…und gingen mir weit aus dem Weg, was ich bezweckt hatte. Meine Hunde sind ehrlicher als die ganze Mischpoke mit Kreuz im Logo.

        Brandmüller ist nur einer des Systems, Tausende seiner Sorte agieren wie Brandmüller, auch bei der Truppe des Luther-Konzerns.

      • Werner Bösen said, on 8. Januar 2019 at 19:21

        Eine Religion ist nicht vollends eine Irrlehre und deshalb gibt es die Religionsfreiheit in unserer Staatsverfassung. Dank der Religionsfreiheit wurde der Nährboden für Kirchenmacht auf die Religionsmitglieder beschränkt. Dennoch wirkt ein tiefgreifendes menschliches Phänomen und zwar das der Versorgung. Der Mensch ist als Säugling und kleines Kind lange auf die Versorgung durch Erwachsene angewiesen. Und versorgt zu sein ist halt für die meisten Menschen etwas Kostbares und zwar so kostbar, dass viele dafür einen Teil ihres Verstandes abgeben dank einer lebenslangen Versorgung wie sie Pfarrer und verbeamteten Kirchenfürsten garantiert wird. Sie klammern sich an einen Gott, der zwar existieren mag, jedoch uns zuschaut was wir aus seinem Geschenk machen. Das Geschenk ist das Menschsein und dies besteht aus Kindheit und Erwachsensein. Während für Erwachsene in der Staatsverfassung Rechte und Pflichten klar definiert sind fehlen diese in ihrer Klarheit für Kinder. Eine junge Wissenschaftsdisziplin versucht nun Kinderrechte abzuleiten und nennt sich Kindheitsphilosophie. Diese Wissenschaftsdisziplin ist im amerikanischen Kulturraum entstanden und der deutsche Sprachraum fixiert sich an einer Kindheitsethik, die quasi nur die halbe Wahrheit lehrt. Doch ich lernte, auch Professoren genießen Beamtenstatus und sind damit lebenslang versorgt in den Diensten ihres Staates (die Brandmüllers gibt es nicht nur bei den Kirchen). Sie genießen hohes Ansehen im Volk und leisten ihren Beitrag zur Stabilität des Staatssystems, können sich mithin erlauben Theorien zu entwickeln, die das Volk täuschen. Eine der großen Täuschungen ist der Begriff des Elternrechts, den ich als Fiktion bezeichne, der Philosoph Philipp Montague als Mythos, ein Märchen. So ist auch dieses Märchen in unser Grundgesetz gewandert und Artikel 6 lautet: „ (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht…“. Es müsste heißen: …sind die natürliche Pflicht der Erwachsenen, zuvörderst von Eltern und Ersatzeltern…. Denn die Natur garantiert keine Eltern sondern nur Leben und Tod. „Sobald ein Mensch zum Leben kommt, sogleich ist er alt genug zu sterben“ (Zitat in M. Heidegger Sein und Zeit 1927 und Folgeauflagen Seite 245). Deshalb hat zunächst jeder Erwachsene die Pflicht, sich um die Kinder zu kümmern, sie zu umsorgen, entsprechend ihres Entwicklungsfortschritts. Ein weiterer Fake (Schwindel) ist der Begriff Kindeswohl wie es viele kleine Kinder in Kinderheimen erleben können, es jedoch noch nicht verstehen.
        Der Gruß des Götz von Berlichingen ist kein Sachargument weshalb „versorgte Schäfchen“, die entlarvt wurden, dann weglaufen. Doch besser ist es in der heutigen Zeit die „versorgten“ Schäfchen aus ihrem „Schlafmodus“ zu holen und aufzuklären. Die Vereinten Nationen haben mit der Kinderrechtskonvention im Jahre 1959 einen Anfang gemacht, im Jahre 1989 hatten es unsere Politiker geschafft diese Vereinbarung zu ratifizieren und im Jahre 2014 wurde mit dem 3. Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention der erste Schritt für eine Einforderung von Kinderrechten durch jeden Erwachsenen ermöglicht, nicht nur der Eltern bzw. Ersatzeltern. Die Bundesrepublik hat auch dieses Protokoll ratifiziert. Ich bleibe optimistisch, dass Kinderrechte in unserem Grundgesetz ihre Klarheit erfahren.

      • dierkschaefer said, on 8. Januar 2019 at 19:21

        Lassen Sie sich durch solche Kommentare von Herrn Kronschnabel nicht irritieren, Herr Bösen. Er ist in einer kirchlichen Einrichtung traumatisiert worden. Das entschuldigt seinen Tunnelblick auf alles, was mit Religion und Christentum zusammenhängt. Er holt gern zum undifferenzierten Rundumschlag aus und ist nicht in der Lage, positive Seiten von Religion zu erkennen und anzuerkennen. Damit will ich nicht die schrecklichen Seiten von Religion relativiert haben.

      • Werner Bösen said, on 8. Januar 2019 at 20:03

        Das war nun ein seltsamer Zufall, mit gleicher Uhrzeit hatte ich bereits meine Antwort verfasst und abgeschickt und bekomme gleich darauf Ihre Antwort. Ich kann Sie beruhigen, denn ich habe schon telefonisch mitgeteilt, dass ich auf die Sachauseinandersetzung Wert lege und mich dazu auch eingehend philosophisch mit den Thematiken befasst. Ich bin zudem zertifizierter Trauerbegleiter und weiß mit Wutkommentaren umzugehen, denn sie sind nötig, damit die Gegenseite die Hilferufe erkennen lernen kann, auch wenn sie abschreckend wirken mögen. Solcherart Hilferufe halten sich ja in Ihrem Blog in Grenzen und waren bisher für mich immer nachvollziehbar, denn ich habe selbst in den 1960er Jahren über sechs Jahre in einem kath. Kindergefängnis leben müssen und dadurch einen Seelentod überlebt. Die meisten Kirchenvertreter können den Schaden am missbrauchten Kinde nicht annähernd nachvollziehen geschweige denn verstehen. Für mich ist der sexuelle Kindesmissbrauch ein Schwerverbrechen, weil es die Opfer ihr Leben lang begleitet. Auch dies wird nicht verstanden bzw. will nicht verstanden werden. Die psychologische Fachwelt, die Tiefenpsychologie, hat es verstanden, doch die Kirche bleibt ein Machtfaktor im Staat und ist neben dem Staat der zweitgrößte Arbeitgeber und genießt Privilegien die grundgesetzlich garantiert sind wie Beamtentum und Steuereinzug. Doch es geht im Sinne der Kinder voran und der Ausdruck von Wut braucht seinen Platz. Danke dass Sie ihn hier gewähren.

  3. ekronschnabel said, on 8. Januar 2019 at 20:36

    Na, Herr Pastor, jetzt liegen Sie aber mal schön daneben! Kronschnabel ist sehr wohl in der Lage, positive Seiten von Religion zu erkennen, der weigert sich aber das anzuerkennen, weil er täglich mit den schrecklichen Seiten von Religion konfrontiert wird. Ich nenne nur mal die perverse Retraumatisierung von Missbrauchsopfern durch die Täternachfolger der Kirchen. Da weigere ich mich einfach Positives anzuerkennen und rechne stattdessen gegen die heutigen Schweinereien der Täternachfolger auf. Und dann bleiben die Schweinereien gegenüber den Opfern stets im Übergewicht.

    Sie müssen nicht mir den Tunnelblick zuschreiben, sondern den Täternachfolgern!

    Die wurden selbst schon wieder zu Tätern, indem sie die Opfer finanziell betrügen und sie retraumatisieren. Die kommen aus dem Ganovensystem der Sexualverbrecherkaste nicht raus, weil sie alles dazu tun, in der Täteruneinsichtigkeit zu verharren. Oberlandeskirchenräte, Bischöfe und wie sich diese Spökenkieker sonst noch nennen, lösen einfach nur Brechreiz aus.

    DIE kommen aus der Täterrolle nicht raus, selbst 60 Jahre nach den Verbrechen versuchen diese Vertuscher alles, um die Taten und die Schuld der Kirchen schönzureden. Da ist nicht nur der alte katholische Brandmüller dummfrech unterwegs, da betätigen sich auch die Bigotten aus Luthers Truppe in gleicher Unverfrorenheit.

    Der Herr Bösen hat eine etwas andere Sichtweise wie ich, versteht aber genau, was ich meine. Der nimmt nur nie den Vorschlaghammer.

    Frage an den Psycho-Theologen: Kann man die Täternachfolger als in kirchlichen Einrichtungen traumatisert bezeichnen? Das würde den Hochmerkwürden mildernde Umstände einbringen…

    Doch doch, mit netten Grüßen, lieber Pastor……

    • dierkschaefer said, on 12. Januar 2019 at 11:49

      Die „Frage an den Psycho-Theologen“ lautete: „Kann man die Täternachfolger als in kirchlichen Einrichtungen traumatisiert bezeichnen? Das würde den Hochmerkwürden mildernde Umstände einbringen…“
      Nicht drumherumgedrückt habe ich mich, lieber Herr Kronschnabel. Diese Frage wäre nur fallbezogen zu beantworten. Nennen Sie mir also den Fall eines kirchlichen Täters oder Vertuschers, der in Kindheit und Jugend Opfer der inkriminierten Erlebnisse war. War er das, wird sein Tun als Erwachsener zwar erklärbar, doch das entschuldigt ihn nicht. Bestenfalls: Mildernde Umstände – aber kein Freispruch.

      Ansonsten bringen Sie sich geradezu bekennerhaft ein: „Kronschnabel ist sehr wohl in der Lage, positive Seiten von Religion zu erkennen“, das ist schon mal gut und wäre eine Basis. Doch dann folgt: „er weigert sich aber das anzuerkennen, weil er täglich mit den schrecklichen Seiten von Religion konfrontiert wird.“ Da kann ich nur eine ähnliche Schlussfolgerung ziehen: Ihr Tun als Erwachsener (das Ignorieren von Tatsachen) ist zwar erklärbar, doch das entschuldigt Sie nicht. Also: Mildernde Umstände. Ein Prozess findet ohnehin nicht statt mangels strafrelevanter Taten. Ihre Tätigkeit für die Opfer von damals gebührt Ihnen jedoch größte Anerkennung – wenn ich mir dieses Lob als Pfarrer i.R. erlauben darf.

  4. […] mir die Freiheit, diesen Artikel im Original auf meinen Blog zu übernehmen, in Anknüpfung an https://dierkschaefer.wordpress.com/2019/01/06/heuchelei-wirft-der-kardinal-der-gesellschaft-vor/ . Im Original heißt auch: mit Übernahme der fürchterlichen […]

  5. ekronschnabel said, on 12. Januar 2019 at 09:39

    Da hat er sich elegant um die Beantwortung meiner Frage gedrückt, der Herr Pastor. Aber der Artikel über Brandmüller bestätigt, dass ich richtig liege, wenn ich sage, dass Täter und Täternachfolger (als „Aufarbeiter einfach lächerlich verlogen) Opfer der kirchlichen Systeme, Einrichtungen, Verlogenheit und Machtgeilheit wurden und auch heute noch werden. Traumatisiert durch das eigene System – na, das hat doch wirklich mal was und es geht runter wie Öl, wenn ich das immer wieder bestätigt bekomme.

    • Werner Bösen said, on 12. Januar 2019 at 16:25

      Ja das System Kath. Kirche macht viele krank aber es ist nicht nur das System Kirche sondern auch die politischen Dulder dieses Systems Kirche helfen dabei. Das Konkordat lässt grüßen. Dann fragt der Staat seine Wissenschaftler/innen und diese sind bemüht doch die Anstandsregeln helfen Urwaldbäume wachsen zu lassen, denn wer gegen die Kontenance verstößt der fliegt. Die Wissenschaft hatte seine Erkenntnisgrenzen beim „Hofstaat des Königs“.


Hinterlasse eine Antwort zu Werner Bösen Antwort abbrechen