Dierk Schaefers Blog

Zur Sexualmoral – nicht nur der katholischen

Posted in Kirche, Kultur, Moral, Politik, Soziologie by dierkschaefer on 18. August 2022

Ein Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 13.8.22 erinnert an den Fall eines prominenten Politikers, der angeblich „in den Armen einer Hure“ gestorben ist.[1] Dieses „böse Gerücht“ soll nun wohl „offiziell getilgt werden“. Man darf also auf die Offenlegung der Unterlagen warten oder je nach Interesse gespannt sein.

Mich erinnert dieser Fall an einen in katholischen Gefilden. Da wurde ein Kardinal unter unstatthaften Umständen tot aufgefunden. Interessant daran ist nicht so sehr der „Sündenfall“, sondern der Umgang der Kirche damit, die in Erklärungsnot geriet und immer neue Darstellungen des Vorfalls fand.[2] Das ist ein Musterbeispiel für den Erklärungsnotstand in Sexualibus.

Wie die Kirchen, nicht nur die katholische, sich winden im Missbrauchsskandal lässt einen Psychologen an Verdrängung denken – oder ist es nur der schnöde Mammon, den man sparen will?


[1] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.todesumstaende-von-badens-staatspraesident-leo-wohlebs-ein-boeses-geruecht-soll-offiziell-getilgt-werden.c6af1056-d2b1-4972-a40b-b97036cbe308.html?reduced=true Mit Paywall/Abofalle. Ich erhielt den Scan.

[2] https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/115426/T%c3%bcKrim_Bd.%2045.pdf?sequence=1&isAllowed=y), (S. 402, Anmerkung 470)

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Eine Antwort

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  1. Werner Bösen said, on 19. August 2022 at 09:23

    Die katholische Kirche braucht nichts zu verdrängen. Eine einfache moralische Erklärung ist das es gut ist, wenn sich der Mensch in einer Ehe fortpflanzt und böse ist alles, was dem Lust bereitet. Die Fortpflanzung beschränkt sich auf eine rein seelische Sicht und lässt die emotionale Sicht unberücksichtigt. Die Fortpflanzung ist als Sakrament der Ehe definiert und dient damit göttlichem Heilshandeln. Als Heimkind einer katholischen Einrichtung war mir früh diese überirdische Sicht deutlich geworden und konnte es als Erwachsener mit meinem Erstlingswerk Kinder in Geschlossenen Einrichtungen mit dem Untertitel auf den Punkt bringen: “Gefühls- und Geschlechtslose Wesen”. Angesprochen hat mich das Werk von Uta-Ranke Heinemann “Eunuchen für das Himmelreich”. Die katholische Kirche braucht also nichts zu verdrängen und braucht auch nicht am schnöden Mammon zu sparen, denn ihr Verständnis von einer Sexualmoral basiert auf göttlichem Heilshandeln. Insofern interessiert auch die Körperlichkeit nur wenig und bleibt von untergeordneter Bedeutung. Dies wiederum ist für etliche Kleriker auch ein Alibi für sexuelle Missbräuche und die Beichte, ebenfalls ein Sakrament, dient zur Rückkehr zum Seelenfrieden. Wäre da nicht das Gleichnis vom Mühlstein, mit dem Christus eine klare Grenze aufzeigt und Täter aus der Kindergemeinschaft dauerhaft fernhält. Mit dem Gleichnis zeigt Christus auch die Grenzen der Beichte auf, denn Vergebung ist nicht mehr möglich.


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