Eine Jubeldenkschrift zum Firmenjubiläum – Das Stephansstift Hannover, Teil 2 von 4
Die Studie von Winkler/Schmuhl
Nach Vorwort, Dank und Einleitung geht der Gang chronologisch durch die Geschichte des Stifts. Ich folge dieser Gliederung und gebe die Inhalte in groben Zügen wieder.
Es geht um den Zeitraum von 1869 bis 2019. Schon der Beginn war turbulent: zeit- und sozialhistorisch, wie auch kirchengeschichtlich.
Zur Zeitgeschichte: Ich bin in Hannover aufgewachsen und zur Schule gegangen. Der „Übergang“ vom Königreich Hannover zur preußischen Provinz (https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Langensalza ) war in der Schule nie ein Thema. Dass wir zwar Beutepreußen, aber derb lustig waren, kannten wir nur aus dem verballhornten Lied von den lustigen Hannoveranern: „und haben wir bei Langensalza die Schlacht auch verloren, dem König von Preußen, woll’n wir was scheißen, einen großen Hucken vor die Tür, lustige Hannoveraner, das sind wir.“
Nun ja, von den großen Zügen der Regionalgeschichte blieben wir unbeleckt. Unsere Lehrer wussten‘s wohl nicht besser. Auch unserem Religionslehrer war wohl manches unbekannt, so auch die ernsthaften Rangeleien zwischen Landeskirche und „Innerer Mission“ zu dieser Zeit. Mir bis dato auch.
Die Zeiten blieben turbulent. Hervorgehoben sei hier zunächst die enge Verbindung (man kann es auch Durchseuchung nennen) zwischen den Diakonen (reichsweit) und den Nazis und besonders der SA. Diakone waren auch Wachpersonal in den KZs („Das ist unser Dienst, Herr Pastor, stehen und warten, dass man einmal auf einen Menschen schießen darf. Sind wir darum Diakone?“). Und nach WKII stieg das Stephansstift wie ein Phönix aus der Asche zu ungeahnten Höhen auf.
Hier der Volltext dieses Teils meiner Rezension.
Fußnote 106: …Warum hatte man die Kinder aus ihren Familien herausgenommen?…. Dies ist der eine Aspekt, jedoch brauchten viele Kinder erst gar nicht aus ihren Familien herausgenommen werden, weil sie keine mehr hatten und verwaist waren, beispielsweise durch die beiden Weltkriege. “Am Ende des Zweiten Weltkrieges gab es allein in Deutschland rund 500.000 Kriegswaisen und ca. 20 Millionen Halbwaisen. Die meisten von ihnen mussten ohne Vater leben” (s. Wikipedia Stichwort Waise). Die Schlussfolgerung “Weil diese offensichtlich nicht dazu in der Lage waren”, ist trivial, wenn eine Familie nur aus einem Elternteil besteht. Denn die Natur hat nun einmal zwei Menschen dazu bestimmt, gewünschten Nachwuchs in die Welt zu setzen, sodass biologisch ein Elternteil allein eh überfordert wäre. Die Kirchen nahmen sich kraft ihrer göttlichen Mission zur Seelsorge denn auch der Ärmsten an und der Staat nahm freudig dieses Angebot an bzw. durch das Konkordat von 1933 war es klar auf den Weg gebracht, den Kirchen obliegt als erstes die Seelsorge. Das leidige Thema ist dann die Geldbeschaffung, denn die Kirchensteuern reichen den Oberhirten dafür nicht und es bleibt die Versorgung von verwaisten Kindern und Jugendlichen natürlich primär eine Staatsaufgabe wie Artikel 6 Grundgesetz klar regelt. Das Geschäftsmodell ist somit klar vorangebracht und inzwischen ein Selbstläufer, denn auch die vielen Kirchenaustritte stören hier nicht. Glücklicherweise haben einige wenige Mitmenschen erkannt, dass Kinderheime, vormals auch Waisenhäuser genannt, kein kindgerechtes Aufwachsen ermöglichen und sinnvolle Alternativen geschaffen, wie die SOS-Kinderdörfer oder Albert-Schweitzer-Kinderdörfer. Das naheliegendste wäre verwaisten Kleinkindern eine Ersatzfamilie wie Pflege- oder Adoptivfamilie anzubieten. Einrichtungen wie das Stephansstift können für Kleinkinder keine Ersatzfamilie sein und sollten diese in Ersatzfamilien vermitteln helfen.
[…] [3] Die Seitenanzeigen in diesem Teil beziehen sich auf die Studie. Sie sind auch in Teil 2 von 4 in diesem Blog zu finden: https://dierkschaefer.wordpress.com/2022/09/25/eine-jubeldenkschrift-zum-firmenjubilaum-das-stephans… […]