Dierk Schaefers Blog

Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit

Posted in Uncategorized by dierkschaefer on 4. Dezember 2022

tauchen auch Erinnerungen an meine Schule und die Weihnachtsfeiern in der hannoverschen Marktkirche auf. Richtig: Die Humboldtschule im Arbeiterviertel Hannover-Linden ging zur Weihnachtsfeier in die Hauptkirche von Hannover, also nicht nach Linden. Darunter taten wir’s nicht. Ein Solist sang regelmäßig den Evangelimann aus Bachs Weihnachtsoratorium. Im Rückblick finde ich das gut und vorbildlich.

Wir Schüler hatten aber mehr Gefallen am Bummel über den Weihnachtsmarkt im Anschluss an den Gottesdienst,  mit Schmalzkuchen und „Omas Liebling“, der uns regelmäßig amüsierte: Unter dieser Bezeichnung war eine XXXL Damenunterhose ausgestellt, Jahr für Jahr.

Wir waren schon etwas Besonderes – und das lag an unserem Direx, Zeus mit Spitznamen. Ein Professor mit Habilitation aus Taipeh.

Er hatte Ansprüche:

So meinte er, ein Klavierflügel koste ja nicht mehr als ein VW-Käfer, so solle man sich doch besser den Flügel leisten. Wir Kinder aus dem Arbeiterviertel hörten es mit Staunen.

Er präsentierte uns auch einen Zauberkünstler in der vollbesetzen Aula und meinte, das gehöre zur Kultur. Recht hatte er und damit auf Dauer mein Interesse an Illusionskünstlern geweckt, so dass ich später selber solche Künstler engagierte und immerhin den schon alten Hanussen II mühelos durchschaute. Auch meine Beschäftigung mit Parapsychologie kommt daher.

Was ganz Besonderes jedoch stand in der Lüneburger Heide. Wir hatten dort ein eigenes Schullandheim. Andere Schulen hatten das nicht.

Darum will ich hier über „Humboldts Heim in der Heide“ berichten. Unsere Schule kommt nicht so besonders gut dabei weg.

3 Antworten

Subscribe to comments with RSS.

  1. erichkronschnabel said, on 4. Dezember 2022 at 23:16

    Lieber Pastor, ich las die Erzählung übers Landschulheim.Wir hatten so eins in meinem Heimatdorf,einer Brenmer Schule gehörend. Mich sprach die Reminiszens an.Diese Aussagen sagen mir sehr viel über Sie selbst.Danke für den gewährten Einblick. Lieben Gruß ek

    • dierkschaefer said, on 5. Dezember 2022 at 09:20

      Ich grüße gern zurück.

  2. Werner Bösen said, on 5. Dezember 2022 at 11:36

    Erinnerungen kommen spontan, begleiten und überlagern den Alltag. Es sind schöne und belastende, gar traumatische Erinnerungen. Letztere bedürfen heilender Erfahrungen mit Expertenhilfe. Dazu gehören auch Kriegserfahrungen, wie der Tod eines Elternteils, vornehmlich dem Vater. In meiner Schulzeit interessierte mich die Nazi-Zeit, doch im Geschichtsunterricht war stets Schluss bei der Weimarer Verfassung. Warum erklärte sich mir nach Lektüre der Biographie Hitler von Joachim Fest. Alle Lehrer waren Mitglied der NSDAP, somit offiziell Unterstützer der Diktatur und von diesem Image kam offenbar kaum jemand los. Besser war es dann darüber zu schweigen. Für mich als Heimkind war es auch besser darüber zu schweigen. Doch dies hält nicht ewig. Bei der Bundeswehr vertraute ich einem Kameraden und einen Tag später erhielt ich von einem Kompaniechef das Angebot zur Wehrdienstverlängerung. Das war für mich kontraproduktiv und musste absagen, da mir das Studium in Freiheit wichtiger war. Während der Studienzeit geriet ich an eine der sogenannten Trümmerfrauen, die als Sozialarbeiterin tätig war. Sie wies mich auf mein Selbstmitleid hin und ihre Geschichte. Die Erfahrung war mir dennoch hilfreich, denn ich brauchte Mitmenschen, die meine Situation besser nachempfinden können. Dies war jedoch sehr erschwert durch die Kriegstraumata, die auch viele Experten mit sich trugen. Das Thema Trauerverarbeitung wurde schlichtweg verdrängt und auch heute noch hat dieses Thema wenig Relevanz in einem Psychologiestudium. Und auch die Aufarbeitungskommission weiß offenbar mit dem Begriff Trauer keinen rechten Umgang, selbst im letzten Forschungsprojekt „Wege zu mehr Gerechtigkeit nach sexueller Gewalt in Kindheit und Jungend“ bleibt er unerwähnt.
    Ein Krieg ist jedoch kein Feigenblatt für die Täter, denn auch die Täter müssen ihre Verluste auf irgendeine Art versuchen zu kompensieren, was jedoch letztlich nicht möglich ist. Es bleibt dann oft nur die Verherrlichung des Krieges und von Staatsträgern die Erinnerung daran, dass Kriege sich nicht wiederholen sollten. Deshalb braucht es auch ein Verteidigungsministerium und kein Kriegsministerium. Das Verteidigung dann auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus nötig ist, bleibt eine der Paradoxien staatlicher Gewalt.
    Danke Herr Schäfer für Ihren Erinnerungsanstoß. Ich wünsche Ihnen auf diesem Wege frohe Festtage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: