Fast egal, wo man in Macht-Ohnmachtkonstellationen gräbt, man wird fündig: Missbrauch
»Zum Thema wurde die Wiener Kinderpsychiatrie, nachdem 2013 Berichte über Missbrauch an geistig und mehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen aufgetaucht waren.
Dabei ging es um Menschen, die im Pavillon 15 des einstigen Krankenhauses am Steinhof und heutigen Otto-Wagner-Spitals sowie in der damaligen Abteilung für entwicklungsgestörte Kinder am Neurologischen Krankenhaus am Rosenhügel, im sogenannten Pavillon C, untergebracht waren – mehr dazu in KAV prüft Steinhof-Vorwürfe.«[1]
Bei Wiki lesen wir zum Begriff Viktimologie:
»Zu den besonders disponierten Opfergruppen gehören: alte Menschen, wegen ihres psychischen und physischen Zustandes sind sie oftmals nicht in der Lage, sich zur Wehr zu setzen, auch leben diese Menschen häufig in einer isolierten Umgebung. Minderjährige werden aufgrund ihrer Naivität und Hilflosigkeit häufig zur Zielgruppe von Tätern. Durch ihre körperliche Unterlegenheit zählen auch Frauen zu den potenziellen Opfern. Wegen unzureichender Sprachkenntnisse und Unerfahrenheit mit den hiesigen Lebensumständen gehören auch Ausländer und Minderheiten zu den disponierten Opfergruppen.«[2]
Das kann man systematisieren: Wer in einer bestimmten Situation hilf- und wehrlos ist, kann leicht zum Opfer gemacht werden. Wer darüber hinaus auch nach einem Übergriff keine Unterstützung finden wird, also keine Sanktionsmöglichkeiten hat, wird um so leichter zum Opfer.
Aus den Berichten ehemaliger Heimkinder wissen wir, dass Kinder ohne unterstützenden familiären Hintergrund disponiert waren, Opfer zu werden. Das galt auch für die Schüler der Odenwaldschule.
Das nun berichtete Beispiel aus Wien – genauere Untersuchungen stehen noch aus – bestätigt die spezielle Disposition, von behinderten Kindern – von Menschen mit Behinderung überhaupt – Opfer zu werden.
Ob es sinnvoll wäre, das Strafmaß in solchen Fällen drastisch zu erhöhen, besondere Verwerflichkeit, entspräche zwar dem Impuls unserer moralischen Empörung, würde unter Umständen jedoch die Zahl der Verdeckungsmorde erhöhen. [3]
[1] http://wien.orf.at/news/stories/2728567/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Viktimologie
[3] Ein Verdeckungsmord dient dem Täter dazu, nicht entdeckt zu werden.
So großartig ist die Nachricht nicht.
»Auch der Fonds für Opfer der Heimerziehung im Westen wird aufgestockt – von 120 auf 302 Millionen Euro.«[1]
Ja und? Der Fonds war voller Hoffnung ganz billig davonzukommen zu knapp gestrickt und das Geld reichte nicht für die vielen Antragsteller. Da hieß es zwangsläufig: nachbessern. Aber »neue Anträge können nicht mehr gestellt werden. Die Frist dafür ist Ende 2014 abgelaufen.« Man ist also weiterhin zu geizig, den Fonds für Neuanträge zu öffnen, nachdem man schon einmal ziemlich kurzfristig eine dead-line gesetzt hatte. Die Verjährungsfalle für die ehemaligen Heimkinder bewährt sich aufs Neue.
Worum geht es eigentlich? Die Bearbeiter der Anträge in den Anlaufstellen brauchen die Aufstockung samt Fristverlängerung des Fonds, weil sie mit dem Geld nicht aus- und mit der Arbeit nicht nachkommen.
Weiter mit den Jubelmeldungen: »Zudem zeichnet sich eine Lösung für Kinder und Jugendliche ab, die nach dem Krieg in Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie untergebracht waren.«
Einerseits ist eine solche Regelung seit Ende des Runden Tisches überfällig, zum andern heißt es: »Bund und Länder hätten hier eine Lösung bis 2016 zugesichert; das sei Teil der Paketlösung.«
Eine Lösung bis 2016! Bis dahin sind wieder einige gestorben und hatten noch nicht einmal die Möglichkeit, Geld für ihre Bestattung zu reklamieren.
Wahrhaftig, eine großartige Nachricht.
O.k., Herr Beverförden kriegt das Verdienstkreuz – und wird böses Blut ernten. Es gibt noch mehr ehemalige Heimkinder, die sich sehr für ihre Schicksalsgenossen eingesetzt haben. So viel Zeit für so viele Kreuze hat Herr Gauck gar nicht.
[1] http://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/580702/ehemalige-heimkinder-grossartige-nachricht
Nachtrag: Gerade kommt mir eine Meldung auf den Bildschirm, die hier genau passt. Es geht um die Forderunhgen der ehemaligen Heimkinder mit Behinderung in entsprechenden Einrichtungen. Man lese: http://www.kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/31785/Forderungen-ehemaliger-Heimkinder.htm
Unterzeichnet sind die Forderungen von Prof. Schruth – und ich muss wohl langsam meine Meinung über ihn revidieren.
Zwei Pfingstbotschaften gehen aneinander vorbei …
… just like two ships passing in the night[1].
Beide sind etwa gleich lang.
Die eine kommt „von oben“, die andere aus unberufenem Munde, wie man meinen könnte, von Uwe Werner, einem „Laien“, der weithin unbekannt sein dürfte.
Die andere wird von der Pressestelle der EKD[2] verbreitet. Sie informiert über die Pfingstpredigt des Ratsvorsitzenden der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Professor der Theologie[3].
So etwas steht Herrn Werner nicht zur Verfügung. Er wendet sich auch nicht an die Allgemeinheit, sondern an ausgesuchte Adressaten:
- Sehr geehrte Damen und Herren
- sehr geehrter Mitglieder im Lenkungsausschuß
- sehr geehrter Ombudsmann Prof. Schruth
- sehr geehrter Bischof Ackermann
- sehr geehrter Präses der EKD, Herr Bedford-Strohm
- Liebe ehemalige Heimkinder in Ost und West
Die Pressestelle hingegen nennt keine Adressaten. Sie referiert und die Botschaft klingt wie eine Verlautbarung von oben: »Auf die Bedeutung des Heiligen Geistes für Kirche und Gesellschaft hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, angesichts des bevorstehenden Pfingstfests hingewiesen. Die Trinitätslehre vom dreieinigen Gott als untrennbare Einheit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist, sei kein „theologisches Glasperlenspiel“, sondern entscheidend für den christlichen Glauben, so Bedford Strohm in einer vorab veröffentlichten Pfingstpredigt. „Es ist der Heilige Geist, durch den Jesus sagen kann, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“«
Ein theologisches Glasperlenspiel ist die Trinität auch für Herrn Werner nicht und kommt zur Sache: »Nach theologischer Ansicht gilt der Heilige Geist als Medium für die Kommunikation zwischen Gott und den Menschen. Wurden die Apostel seinerzeit vom Heiligen Geist inspiriert, so wünsche ich Ihnen, und ganz besonders den Vertretern beider grossen Kirchen im Lenkungsausschuß, und allen, welche mit dem Fond Heimerziehung Ost u. West politische Verantwortung tragen, lassen Sie sich neu vom Heiligen Geist inspirieren.«
Sieht das auch der Ratsvorsitzende so? „Als Kirche brauchen wir einen Geist, der Scheuklappen wegfegt und eingefahrene Denkschemata durchmischt“.
Seine Sache ist aber eine andere: »„Der Heilige Geist macht uns neu, er bewegt uns und wirbelt uns manchmal ganz schön durcheinander“. Dies gelte auch für die verschiedenen Frömmigkeitsformen in der Kirche, die lange in Schubladen gesteckt worden seien: „Hier ist etwas in Bewegung geraten. Immer mehr Christen merken, dass sie etwas voneinander lernen können.“«
Immer mehr Christen merken, dass sie etwas voneinander lernen können – das könnte den Horizont weiten. »Lassen Sie sich neu vom Heiligen Geist inspirieren.« ist bei Herrn Werner zu lesen. »Lassen Sie zukünftig mehr den Geist der Seelsorge, als den der Finanzen sprechen, wenn Sie Beschlüsse fassen, welche bisher verhehrende Auswirkungen auf tausende ehemalige Heimkinder in Ost und West nach sich gezogen haben.Die Apostel wurden mit der Fähigkeit ausgestattet, in verschiedenen Sprachen mit den Menschen zu kommunizieren. Dies führte dazu, dass sich tausende der Kirche zugewandt und nicht wie heute, viele sich von der Kirche abgewandt haben. Man verstand die Apostel, weil sie den Menschen aus der Seele gesprochen haben, mit schlichten, klaren und in einfachen Worten.«
Die Worte des Ratsvorsitzenden sind denkbar klar, doch sie haben ein anderes Ziel: »Aber auch in der Gesellschaft habe der Heilige Geist etwas in Bewegung gebracht: So würden Menschen nicht mehr hinnehmen, dass Flüchtlinge beim Versuch nach Europa zu gelangen sterben. „Wir brauchen den Heiligen Geist, damit Weisheit und Liebe in die Herzen der Verantwortlichen überall in Europa, in unser aller Herzen einziehen und wir gangbare Lösungen finden, um das Sterben zu beenden.“
Nun könnte man ein einfaches Fazit ziehen: Herr Werner spricht für seine Gruppe, die der ehemaligen Heimkinder, der Bischof spricht für Andere, für die Flüchtlinge, also honorig.
Doch so einfach ist es nicht. Herr Werner spricht von denen, die den Heiligen Geist als Ungeist wahrnehmen mussten. Die ehemaligen Heimkinder bekamen in den Einrichtungen der Kirchen ihre Schläge „im Namen des Herrn“[4]. Das ist doch Vergangenheit, die Flüchtlinge ertrinken jetzt. Das stimmt, aber nicht ganz.
Die Vergangenheit lebt fort. Sie wurde wiederbelebt durch den großen Betrug an den ehemaligen Heimkindern am Runden Tisch, orchestriert von den Interessenvertretern von Staat und Kirche. Sie ist Gegenwart in den Menschen, die kirchlich traumatisiert wurden, viele sind unterstützungsbedürftig, nicht zuletzt weil über ihre „Seelen“ auch ihre Erwerbsbiographie eher unselig ausfiel.
So gewinnt man den Eindruck, dass der heilige Pfingstgeist nicht weht, wo er will, sondern da, wo die beiden Kirchen mit ihren Bischöfen und Vorsitzenden ihn wehen lassen wollen.
Pfingsten 2015 – zwei Schiffe begegnen sich bei Nacht. Zur Kollision kommt es nicht. Sie fahren jedes dem eigenen Tag entgegen.
O komm, du Geist der Wahrheit,
und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit,
verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer,
rühr Herz und Lippen an,
daß jeglicher Getreuer
den Herrn bekennen kann.[5]
Den Text der Pressemitteilung finden Sie unter http://www.ekd.de/presse/pm80_2015_pfingstbotschaft_des_ekd_ratsvorsitzenden.html
den Text von Herrn Werner hier: Pfingstbotschaft uwe werner
[1] Henry Wadsworth Longfellow, Tales of a Wayside Inn, part 3, section 4: „Ships that pass in the night, / and speak each other in passing, / Only a signal shown and a distant voice in the darkness; / So on the ocean of life we pass and speak one another, / Only a look and a voice, then darkness again and a silence”. http://en.wiktionary.org/wiki/ships_that_pass_in_the_night
[2] Evangelische Kirche in Deutschland
[3] »Pfingstbotschaft des EKD-Ratsvorsitzenden – Der Heilige Geist bringt Bewegung« http://www.ekd.de/presse/pm80_2015_pfingstbotschaft_des_ekd_ratsvorsitzenden.html
[4] Die Erziehungseinrichtungen des Staates waren nicht besser. Dort gab es die Schläge im Namen des Rechtsstaats, ansonsten war man – wie die Kirchen – auf die Finanzen bedacht. Dem Staat waren die Kinder egal und die Kirchen wollten sie „zu Jesus Christus“ führen. Ich weiß nicht, was im Endeffekt schlimmer war.
[5] Evangelisches Gesangbuch, Nr. 136. Ein als „ökumenisch“ gekennzeichnetes Lied.
Nun wohl amtlich: Die bloße Annahme, jemand möchte würdig bestattet werden, ist bloß eine unglaubhafte Unterstellung.
Der Amtsschimmel wiehert: Erst hat er sich mit der Bearbeitung eines Antrages[1] viel Zeit gelassen, obwohl er wußte: der Antragsteller ist alt und angeschlagen. Er wußte auch, dass die Leistung nur an den lebenden ausgezahlt wird. Es wäre doch taktlos gewesen, den Antragsteller auf die Möglichkeit seines Ablebens vor der Zahlung hinzuweisen. Das wäre geradezu pietätlos. Der Antragsteller kam gar nicht auf den Gedanken, dass die Laufzeit für die Bearbeitung seines Antrags dermaßen lange dauern würde, dass er, der Antragsteller, vor der Erledigung des Antrags erledigt sein könnte. So dachte er auch nicht daran, schriftlich festhalten zu lassen, dass er im Falle seines Todes mit dem ihm zustehenden Geld immerhin eine würdige Bestattung finanziert haben wolle. Nun hat er vorzeitig „ins Gras gebissen“, und der Amtsschimmel wiehert angesichts des hilflosen Konkurrenten um das Gras und wartet geduldig darauf, dass irgendwann Gras über die Sache gewachsen ist. Das war hier im Blog schon ein Thema[2]. Doch nun ist es wohl amtlich.
Der Amtsschimmel schreibt verständnisvoll: »Gern erläutere ich Ihnen die Gründe … :
Voraussetzung … ist, dass die/der Betroffene[3] diesen Wunsch selbst im Beratungsgespräch mit der Anlauf- und Beratungsstelle geäußert hat und dabei deutlich geworden ist, dass es ihr/ihm um die Würde der eigenen Person geht – nicht etwa um die finanzielle Entlastung der Erben, denn dies wäre wiederum eine Leistung an Dritte, die nicht gewährt werden kann.
Im vorliegenden Fall hat der Betroffene bedauerlicherweise im Beratungsgespräch nicht geäußert, dass er ein würdiges Begräbnis wünscht. … Ich bedaure, Ihnen keine andere Auskunft erteilen zu können, und hoffe, Ihnen mit diesen Informationen dennoch weitergeholfen zu haben.«[4] Worin die Hilfe dieser verlogenen Suada bestehen soll, wüsste ich gern.
Wir merken, dass die Verfasserin vor Mitgefühl förmlich zerfließt. Sie hätte bestimmt gern geholfen.[5] Aber die Verhältnisse, die sind nicht so.
Nicht so, wie sie sie darstellt.
Der Verstorbene –
- hat keine Erben, die sich an dem ihm nur persönlich zugedachten und schon bewilligten Geld bereichern könnten. Allenfalls das Sozialamt könnte profitieren.
- hat sicherlich nicht gewollt, ein Armenbegräbnis zu bekommen, wer will das schon.[6] Den Willen nach einer normal-anständigen Beerdigung dürfte und könnte man auch von amtswegen unterstellen, ohne dass ein Rechnungshof dem Amtsshimmel die Hufe abschlägt.
- so bezeugen die, die sich (im Gegensatz zum Amtsschimmel mit seinem Futtersack) in seinen letzten Tagen um ihn gekümmert haben, er, der Verstorbene, habe ein christlich-katholisches normales Begräbnis gewünscht.[7]
Während der Amtsschimmel noch wiehert, sammeln die ehemaligen Heimkinder[8], um die 800 Euro von der Stadt für Einäscherung und Urnenbestattung aufzustocken[9]. Ohne Bezahlung, ehrenamtlich[10] lösen sie den ärmlichen Haushalt des Verstorbenen auf. Dabei hätten ihm 11.000 Euro Rentenausgleichszahlung zugestanden, für von ihm verrichtete Zwangsarbeit in Anstalten, Einrichtungen und Heimen, die es tunlichst unterlassen haben, den Pflichtanteil an die Deutsche Rentenversicherung abzuführen.
Was soll man dazu sagen? Es fällt schwer, zu diesem unwürdigen Verhalten des Lenkungsausschusses[11] und seiner Vollzugskräfte die eigene Würde zu bewahren. So also mit Goethe: Heinrich, mir graut vor dir.
Wer alles Heini heißt, sehen Sie hier: Mailwechsel zum Armenbegräbnis
[1] Nicht nur eines Antrages. Es sind viele, doch hier geht es um einen konkreten Fall.
[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/13/theologischerseits-nur-zu-begrusen-die-burokratie-erinnert-ausdrucklich-den-tod-zu-bedenken-gegen-unterschrift/
[3] Immerhin ist man gendermäßig modern. Es handelt sich hier aber um einen eindeutig männlichen Verstorbenen. Ach, sollen sich die Adressaten doch das passende aussuchen.
[4] Zitat aus beigefügtem PDF
[5] Vielleicht gab es auch eine Metamorphose zum Krododil, so dass Tränen fließen konnten.
[6] Ja, ich weiß, auch Mozart landete im Armengrab, doch das war wohl nicht sein Traum.
[7] Ich frage mich, bei wem der Kollege, der die Trauerfeier leitet, sich die Informationen über den Verstorbenen holt, über den er reden soll, frage mich auch, ob er nur unverbindlich-fromm salbadert oder angemessen-ehrlich auf das Leben des Verstorbenen eingeht und Ross und Reiter nennt, die das Leben so missgestaltet haben, wie es der Fall ist. Bei Ross und Reiter könnte er auch auf den Amtsschimmel kommen. Wird er aber wohl nicht machen. Wie ist der Auftrag: „Ihr seid das Salz der Erde …“
[8] Ausgerechnet die ehemaligen Heimkinder, die damals entwürdigt, misshandelt und ausgebeutet wurden, dann am Runden Tisch betrogen und nun immer noch hinzulernen. Sie haben auch heute noch keine Rechte und werden bevormundet und immer noch unwürdig behandelt. Zynisch gesagt: Ihr Leben weist Kontinuität auf.
[9] Ich täte das ja nicht, um die Schande der Ämter öffentlich zu machen.
[10] Wir sind ja ohnehin dabei, das Versagen der Ämter ehrenamtlich aufzufangen.
[11] Da sitzen allerdings Personen drin, die am Runden Tisch die Interessen der ehemalige Heimkinder nicht vertreten haben, doch hinterher Fachvorträge hielten darüber, was dort nicht gut gelaufen war.
Theologischerseits nur zu begrüßen: Die Bürokratie erinnert ausdrücklich, den Tod zu bedenken – gegen Unterschrift
Das Memento mori[1] ist nun in trockenen, behördlichen Tüchern:
Herr Möller teilte mit, der Lenkungsausschuss habe soeben in Sachen Beerdigungskosten[2] eine andere Version festgelegt. Danach sollte in einer schriftlichen Vereinbarung mit ehemaligen Heimkindern zukünftig folgende Willensbekundung enthalten sein:
Im Falle meines Ablebens vor der Schlüssigkeitsprüfung, erkläre ich
Name………….., geb. am:…………..,
dass ich eine würdige Beerdigung erhalten möchte und keine durch das Sozialamt.
Sollte ich also ableben bevor ich das Geld für die Sachleistungen erhalten habe, sollen die Gelder der Vereinbarung für meine Bestattung verwendet werden.
Köln, den …………..2015 Unterschrift……….
Der rheinische Humor ist also nicht Herr Möller zuzuschreiben, sondern dem Lenkungsausschuss.[3]
Der sitzt in Berlin. Verkehrte Welt. Humor wird normalerweise mit Berlin nicht verbunden.
PS: Das Sozialamt wird sich selber um sein Image sorgen müssen.
[1] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/11/memento-mori-auf-rheinische-art/
[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/08/wer-zu-fruh-stirbt-den-bestraft-der-heimfond/
[3] »Der Lenkungsausschuss beschließt die Richtlinien, nach denen Leistungen aus dem Fonds an Betroffene gewährt werden. Des Weiteren nimmt er die Aufgabe der Kontrolle und Steuerung des Fonds wahr.
Die Sitzungen des Lenkungsausschusses sind nicht öffentlich, wichtige Ergebnisse der Sitzungen werden hier veröffentlicht (zum Archiv)«. http://www.fonds-heimerziehung.de/fonds/errichter-des-fonds/lenkungsauschuss.html
Näheres zum Lenkungsausschuss: http://veh-ev.eu/Infos_Hilfsfonds/Lenkungsausschuss/lenkungsausschuss.html
Großzügig: Eine Sterbegeldversicherung darf er abschließen, ein Buchkauf wird nicht erstattet
Die einschränkenden Bestimmungen für Leistungen aus dem Heimkinderfonds – ach, mir fehlen die Worte.
Hier werden Erwachsene noch an der Schwelle zum Rentenalter unmündig gehalten. Die Anlaufstellen für die ehemaligen Heimkinder setzen die Heimkindsituation fort: Demütigung. „Einmal Heimkind – immer Heimkind“.
Man schaue sich den Bericht von Frontal21 an.[1]
Sollte Ihnen dabei übel werden, Vorsicht! Was Sie ausspucken, könnte Ihnen gewaltsam wieder eingetrichtert werden. Das darf doch nicht sein, dass jemand nicht essen will, was auf den Tisch kommt.
[1] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/460#/beitrag/video/2306774/Hilfsfonds-f%C3%BCr-Heimkinder
An wen sich wenden? Anlaufstellen Heimkinder
Die Frist ist zum Jahresende eine echte dead-line. Man will die lästige Sache abschließen.
Doch manche wissen immer noch nichts. Eben bekomme ich einen Anruf. Jemand sucht – nicht für sich selbst – an wen er sich wenden muß. Das Dumme ist: Keine Interneterfahrung, kein Mailverkehr.
Jemand anderes schrieb gestern: „Es wurde nämlich immer mehr bekannt, dass nur wenige Ehemalige einen PC oder ein Tablet besitzen, weil ihnen das Geld fehlt. Auch den Internetzugang können viele nicht bezahlen.Was würde da die geforderte Opferrente segensreich wirken.“
Hinzu kommt, dass viele ehemalige Heimkinder dank ihrer Berufsvorbereitung in den Heimen nie einen Beruf erreicht haben, in dem Sie sich mit den neuen Medien beschäftigen mußten – und es darum können. Sie sind nun schon älter und scheuen sich vor der neuen Technik.
Auch wenn hier das falsche Medium ist: Die Anlaufstellen findet man immer noch gut versammelt unter der Adresse des Fonds Heimerziehung[1], auch wenn dieser das Produkt der Betrugsleistung von Frau Vollmer und ihrem manipulierten Runden Tisch ist.
Als Pfarrer fällt mir dabei natürlich ein Lied ein: Kommt, sagt es allen weiter[2].
Man sollte aber nicht zu vertrauensselig zur Anlaufstelle gehen. Es gibt Betroffene, die sich im Umgang mit solchen Stellen auskennen und zu einer maximalen Wertschöpfung verhelfen können.
Die Anruferin von heute stieß übrigens in ihrem Rathaus und in ihrem Jugendamt auf völlige Unkenntnis. Auch dort gibt es offenbar Leute, die entweder null-Ahnung vom Netz haben oder dort andere Spielwiesen aufsuchen, was dann auch auf andere Medien zutreffen dürfte.
Von Staat und Kirchen Geld zu nehmen für ergaunerte Gewinne ist keine Schande!
Da mußte auch ich erst über meinen kleinbürgerlichen Schatten springen. „Von den Täterorganisationen nehme ich keine Almosen, das ist unter meiner Würde“, so denken und handeln manche und ich habe immer noch Verständnis dafür.
Doch die andere Gangart ist überzeugender:
»Schnöder Mammon? Mal eben „in die Tonne” zu treten, um seinen Stolz, seine Ehre zu pflegen? Sagen Sie mal einem am Hungertuch nagenden Menschen, dass er kein Brot von seinen Lebenszerstörern annehmen darf, wenn er seine „Ehre” behalten wolle. Der antwortet dann mit dem Hinweis, dass er bei Aldi mit Ehre bezahlen wollte und ausgelacht wurde.« … »Ihre Argumente kann ich teilweise sehr gut nachvollziehen, auch ich hatte Momente, in denen ich so dachte und empfand wie Sie und andere Fonds-Ablehner. Dem gegenüber standen dann aber die Realitäten in Form von den Mitmenschen, die am Existenzminimum lebten, die Hungerrenten beziehen – und für die 7 (SIEBEN!!!) Jahre Rentenersatzleistung = 25.200,00 € eine kaum vorstellbare Summe sind. Hinzu kamen 10.000,00 € Sachmittelleistung, macht also 35.200,00 €. Wenn er / sie auch noch Sexualopfer im Bereich der Landeskirche Hannover war und z.B. 20.000,00 € „in Anerkennung des Ihnen zugefügten Leides” bekam, dann steht da ein Betrag, der nichts mehr mit Almosen zu tun hat.« (Beide Zitate von Erich Kronschnabel. Und er fügt hinzu:
»DIE „ALMOSENEMPFÄNGER” bekamen nur einen Bruchteil des Geldes, das man aus deren Kinderarbeit gewonnen hatte! Ist es ehrlos, rechtmäßig erworbenes aber von Betrügern entwendetes Eigentum nach Jahrzehnten wenigstens teilweise in Besitz zu nehmen?«
Nein, es ist nicht ehrlos, es ist keine Schande.
Ich möchte hiermit alle ehemaligen Heimkinder ermutigen, ihren Antrag noch vor Ablauf der trickreichen Frist bei den Anlaufstellen einzureichen. Notfalls mit „Begründung folgt“. Wichtig ist das Eingangsdatum des Antrags.
Wer dies tut, ist frei darin, seine Almosengeber weiterhin zu verachten, und er/sie tut Recht daran.
Ein Mail mit Anhang über Heimkinder-Ost
„Ich habe nun Antwort wenigstens von einer Stelle im Osten des Landes bekommen was dieses ominöse Register anbelangt.
Dreist, am dreistesten ist noch die unterste Beschreibung die mir persönlich dazu einfällt.
Sowohl die Bundesregierung als auch alle Abgeordneten des deutschen Bundestages sind durch die Ostländer wissentlich belogen worden, was das wissen über die absolute Zahl der Betroffenen anbelangt! Also auch über die zu erwartenden Kosten!“
Anhang: Beschlussregister EHK Antwort:
Klartext, wenn auch pseudonymisiert
Wer sich mit den Schicksalen ehemaliger Heimkinder auskennt, weiß von der Verletzbarkeit, weiß auch, daß manche es nicht schaffen, Klartext zu reden über ihre Erlebnisse.
Wenn sie Vertrauen schöpfen, dann können sich manche öffnen.
Und manchen kann geholfen werden, zumindest „logistisch“ bei der Antragstellung[1], wie in diesem Fall. Die Troika derEvangelischen Kirche von Westfalen, der lippischen Landeskirche und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe [2] besteht allerdings auf persönlichem Antrag und ausführlicher Fallschilderung.
Andere Kirchen sind großzügiger und lassen Hilfestellung zu.
Der hier wiedergegebene Brief ist mit Ausnahme aller Namen (Personen, Orte, Einrichtungen) original. Die Klarnamen sind mir bekannt, ich habe sie pseudonymisiert.
Doch ansonsten lesen Sie Klartext.
An die
Evangelische Landeskirche
z.Hd. Frau Conradi
Sehr geehrte Frau Conradi;
die Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder in Ihrem Bereich verwies Herrn Georg Ahrenholz mit der Bitte an mich, ihm bei der Antragstellung auf Leistungen aus dem Kirchenfonds für Opfer sexualisierter Gewalt behilflich zu sein.
Der Antrag sollte Ihnen bereits zugegangen sein.
Ergänzend dazu möchte ich Ihnen und der Unabhängigen Kommission die bei der Antragsausfüllung gewonnenen Eindrücke schildern.
Herr Ahrenholz ist ein sehr introvertierter Mann, der offensichtlich sein Leben lang in psychischer Angst aus dem im Heim Erlebten litt und leidet. Das zeigte sich schon dadurch, dass er sich bis heute nicht von der Dominanz des Täters Wrede befreien konnte. Institutionen und deren Mitarbeiter ängstigen den Mann auch heute noch. Frau Braukmann von der Anlaufstelle erkannte das ebenfalls und schickte Herrn Ahrenholz zu mir, in der Hoffnung, dass der sich mir gegenüber öffnen würde.
Bei einem Erstkontakt auf einem Autohof merkte ich die Verschlossenheit und die Ängste des Herrn Ahrenholz. Zur Antragsausfüllung suchte ich ihn auf dem Campingplatz bei Neustadt auf, wo er den Sommer verbringt. Nachdem ich ihm meinen eigenen Beschluss der Unabhängigen Kommission zu lesen gab, taute er merklich auf. Er saß einem „Schicksalsgenossen“ gegenüber, sein „Schutzwall Schweigen“ brach ein.
Ich erlebte ein Lebensdrama, wie ich es in solcher Wucht noch nicht erlebt hatte – und Sie alle wissen, dass ich in dieser Hinsicht reichlich Erfahrungen sammelte. Ein Pastor nutzte das ganze Gewicht seiner Position aus, um das Opfer gefügig zu machen. Wer Herrn Ahrenholz erlebt, merkt auch heute noch unschwer, wie unterwürfig er ist, wie obrigkeitshörig, wie angepasst. Die Heimleitung, der Täter als Pastor der Kirchengemeinde in der Herr Ahrenholz beim Bauer als Billigsklave geparkt war und der Bauer selbst sahen im Opfer keinen Mensch. Sie benutzten ihn schamlos als Arbeits- und Sexsklave, vorweg die als Pastoren agierenden Schweinehunde in Gestalt des Täters und des Heimleiters des Knabenstiftes.
Diese Clique zerbrach den Mann, machte ihn zum Opfer auf Lebenszeit!
Zu allem Überfluss verlor der Mann bei der Arbeit als Sklave des Vertragsbauern auch noch den gesamten Daumen an einer Kreissäge.
Das schloss ihn für immer von dem Erlernen eines handwerklichen Berufes aus, machte ihn zum Hilfsarbeiter auf Lebenszeit. Die Wundversorgung war mehr als mangelhaft, weil es die Heimleitung einen Dreck interessierte, ob der Mann richtig versorgt wurde.
Die aus den sexuellen Mißbräuchen resultierenden seelischen Schäden sind furchtbar. Der Mann brach völlig zusammen, ich unterließ es bewusst, dieses Elend detailliert im Antrag festzuhalten, weil Herr Ahrenholz den Antrag dann niemals abgeschickt hätte. Trotz antrainierter Härte durch erlebte Opferschicksale hatte auch ich einen mehr als bösen Tag, als ich Herrn Ahrenholz‘ Antrag ausfüllte.
Herrn Ahrenholz‘ erste Ehe zerbrach an den Auswirkungen der erlebten sexuellen Mißbräuche, er zerbrach wiederum an den Folgen der Scheidung. Seine zweite Ehe wurde ebenfalls durch die psychischen Folgeschäden aus den Mißbräuchen belastet. Viele in der Jugend mißbrauchte Männer haben nicht heilbare Potenzprobleme im Zusammenleben mit Frauen, weil die Erinnerungen Tribut fordern, zeigen meine Erfahrungen mit Opfern. Die Lebensqualität in dem Sinn existiert überhaupt nicht.
Wenn ich dann die häufig von Seiten der Täternachfolger benutzten Sprüche wie „Geld kann geschehenes Übel nicht heilen!“ lese oder höre, empfinde ich diese Unverfrorenheit als zusätzlichen Schlag in die Gesichter der Opfer!
Zerstörte Psyche, zerstörtes Leben, Leben in prekärsten Verhältnissen, weil psychische Schäden sich im Laufe der Jahrzehnte potenzierten und Berufserfolge unmöglich machten. Bei Herrn Ahrenholz führte das zu ständiger Erhöhung des Schwerbehindertengrades, der bis auf 60% anstieg! Wohlgemerkt als Folge der Mißbräuche, die den Mann seelisch zerstörten.
Der Landeskirche stünde es gut zu Gesicht, wenn sie im Fall Ahrenholz diese lächerliche Täterschutzbehauptung des nicht mit Geld heilbaren Schadens in der Schublade lassen würde! Der Täter wurde mit voller Pension „belohnt“, genau das ist die Kirche den Opfern auch schuldig!
Ahrenholz war bis zum 21. Lebensjahr Sklave des kirchlichen Kinder-KZ Knabenstift in Neustadt, musste unbezahlt schuften, wurde bei dem Sklavendienst auch noch zum körperlichen Krüppel – und musste dem Pastor Wrede als Sexsklave dienen.
Wer von der Unabhängigen Kommission hat die Unverfrorenheit, diesen heute 75-Jährigen mit der Klingelbeutelsumme von 25.000,- abzuspeisen??? Ich erlebte diesen zerstörten Menschen und frage Sie, wie Sie mir und anderen Opfern erklären wollen, dass ein Kinder schändender Pfaffe Hunderttausende an Pension in den feisten Hintern geschoben bekam, sein Opfer aber mit lächerlichen „Entschädigungen“
abgespeist wird.
Mit besten Grüßen
Weißleder
[1] Es ist zu vermuten, daß diese logistische Hilfe auch eine gewisse Tiefenwirkung hat.
[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/tag/diakonie-rheinland-westfalen-lippe/ https://dierkschaefer.wordpress.com/tag/tater-und-taternachfolger/
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