Nun also doch noch im Kölner Stadt-Anzeiger: Aprath[1]
»Medien berichteten am Mittwoch, dass die ehemaligen Heimkinder, die in einem Knabenheim in Bergisch Gladbach-Moitzfeld missbraucht wurden, keine Entschädigung für die Leiden erhalten sollen, die sie in der Diakonie-Einrichtung erdulden mussten. Pfarrer Jürgen Hohlweger, Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath, des ehemaligen Betreibers der Einrichtung, stellt dazu klar: „Diese Meldungen sind falsch. Pressevertreter haben hier zwei unterschiedliche Sachen in einen Topf geworfen.“[2] Bei den Fällen in Bensberg es sich nicht um Personen gehandelt, die von Amtsträgern der Kirche missbraucht wurden.
Wer ist Amtsträger – wer sonstwie Bediensteter? In wessen Auftrag stand wer auch immer, der im Bensberger Heim mißhandelt und mißbraucht hat? Haben sich etwa irgendwelche Fahrensleute eingeschlichen gehabt? Falls also irgendwelche nicht im kirchlichen oder diakonischen Dienstverhältnis stehende Personen die Täter sind, warum hat dann die Diakonie, gemeint ist wohl die von Aprath, »schon vor Jahren in einen bundesweiten Fonds mit dem Namen „Runder Tisch Heimerziehung“ eingezahlt? Aus diesem Topf werden die Opfer aus dem Bensberger Knabenheim entschädigt«.
Diakonievorstand Hohlweger dazu: »Seines Wissens hätten sich auch schon mehrere Opfer aus Bensberg an den Fonds gewandt. „Es sind immer Einzellfallprüfungen, aber in der Regel werden deutlich mehr als 5000 Euro gezahlt“«. Er sollte „sein“ Geld schleunigst aus dem Opferfonds zurückrufen. Denn warum sollte Aprath für fremde Verbrechen zahlen?
Auch Dementis sollte man können.
Nach Presserklärung scharfe Angriffe auf die Bergische Diakonie Aprath
»Verantwortung für Menschen – Mit Kompetenz und Herz« lautet die Überschrift auf der Home-Page[1] der Bergischen Diakonie Aprath (BDA).
Weiter heißt es »In der Bergischen Diakonie Aprath setzen sich qualifizierte Fachkräfte für hilfsbedürftige Menschen ein. Wir kümmern uns um diejenigen, die unseren Beistand brauchen: verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen und alte, pflegebedürftige Menschen«.
Das klingt gut. Und folgerichtig bewirbt sich Aprath beim Land NRW um die Errichtung einer forensischen Klinik mit 150 Plätzen.[2] Die fachlichen Qualitäten von Aprath werden auf allen Seiten des Web-Auftritts ausführlich beschrieben. Vergeblich habe ich die Pressemitteilung gesucht, die – inzwischen gelöscht – im Kölner Stadt-Anzeiger[3] erschienen ist.[4] + [5] Auch die Suchfunktion kennt keine „Heimkinder“ und weiß zu Mißbrauch nur, daß Aprath sich auch um heutige, anderswo mißbrauchte Kinder kümmert. Aber das Netz vergißt nichts. Zeitungsberichte über die merkwürdigerweise beim Kölner Stadt-Anzeiger nicht mehr erreichbare Meldung gibt es anderswo, jedenfalls noch im Moment, da ich dieses schreibe.[6]
Die ehemaligen Heimkinder sind entsetzt. Sie haben das NRW-Gesundheitsministerium informiert, das sich zurzeit »Zeit läßt«.[7] Der Landesbeauftragter für den Maßregelvollzug in Nordrhein-Westfalen[8] wird gut beraten sein, wenn er Apraths Umgang mit der Vergangenheit kritisch überprüft. Denn Maßregelvollzug ist etwas anderes als reiner Strafvollzug. Kann man dann eine Einrichtung wählen, in deren Vergangenheit es nach Zeugenaussagen schlimmer zuging, als im Strafvollzug und die nun Mißhandlungen und Mißbrauch als Einzelfälle darstellt?
»Schon damals aufgeklärt und geahndet …, hieß es vom theologischen Vorstand der Bergischen Diakonie in Wülfrath [gehört zu Aprath]. Am häufigsten seien „Misshandlungen durch unangemessene Erziehungsmethoden“ gewesen«. Ein ehemaliger Aprath-Insasse mailt mir: »Es haben sich eine Menge ehemaliger Heimkinder aus dem Heim „Gut an der Linde“ seit unserem Treffen mit ihnen 2012 bei mir gemeldet, die mir ein Schreckens Szenario in ihrer Zeit dort im Heim beschrieben.« Ein anderer schreibt »dass entgegen Ihrer Aussage die sexuellen Missbrauchsfälle damals nicht aufgeklärt wurden, weil das Erziehungspersonal alles vertuscht hat und sogar im Einzelfall vom Leiter der BDA, Wilfried Schneider, nachdem ein Missbrauchsfall polizeibekannt war, schriftlich – das Schreiben befindet sich im Archiv des LVR – angewiesen wurde, weiteren Fällen nicht nachzugehen, also Anweisung zur Vertuschung gegeben hat«. Und weiter: Es sei ein Unding, »den systematischen sexuellen Missbrauch als Einzelfall abzutun«. Der sei tagtäglich passiert und Teil des Systems gewesen. Sie hätten als Kinder das sogar für normal gehalten. »Die in den Treffen mit BDA Vertretern dargestellten systematischen, reihenweisen Missbrauchsfälle, bis hin zu brutalsten Vergewaltigungen, sind entgegen der Presseverlautbarungen wahr!«
Und wie reagiert Aprath? Auf der Homepage jedenfalls nicht.
Ein ehemaliges Heimkind wird, wie er schreibt, gerade verklagt von »einem damaligen Erziehungsleiter der in meiner Gruppe im Heim von 1969 bis 1976 tätig war , mit dem ich ein Interview geführt habe. Etwa 5 Std lang hat er mir vor laufender Kamera ALLES zugegeben !! Unterschlagungen meiner und anderer verdienter Gelder, Schläge, Quälereien, Lügen, Vergewaltigungen, Unterschlagungen, Anweisung der Diakonie Aprath zu Schlägen, Prügel uvm… Ich habe den Täter, der mich und viele andere Kinder aus dem Heim „Gut an der Linde“ vergewaltigt hatte, gefunden und zur Rede gestellt.. Er hat mir auch alles schriftlich zugegeben. Und mich danach verklagt und angezeigt, (Verfahren läuft noch)«.
Mein Kollege Jörg Hohlweger, Vorstand der Diakonie Aprath antwortete diesem Mann: »aus Ihrer Mail lese ich Enttäuschung und Verärgerung, die ich in gewisser Weise nachvollziehen kann. Daneben lese ich aber auch eine Mischung aus Beleidigungen und Anschuldigungen bis hin zu dem aktiven Versuch, der Bergischen Diakonie zu schaden. Dazu fällt mir leider momentan keine konstruktive Antwort ein, die uns beiden irgendwie weiterhelfen könnte.
Für konkrete und konstruktive Fragen oder Anregungen stehe ich Ihnen wie auch anderen ehemaligen Heimkindern aber weiterhin zur Verfügung«.
Bleibt noch, daran zu erinnern, daß Aprath die wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Vergangenheit durch einen renommierten Gutachter zu teuer war[9]. Wohl weil man – angeblich – keine Akten mehr hatte, meinte man mit einer Billigversion auszukommen, die dann von den ehemaligen Heimkindern abgelehnt wurde.
Pikant erscheint nach dem neuesten Stand eine Forderung einiger ehemaliger Heimkinder, die im Kölner Stadt-Anzeiger am 28.3.2011 veröffentlich wurde. »Sie fordern 25 Euro pro Tag im Heim für jedes Kind. Das sei der Satz, den Unschuldige als Haftentschädigung erhielten«[10]. Da könnten ja später die Insassen des Maßregelvollzugs anknüpfen, wenn sich ihre Unschuld herausstellen sollte. Kinder sind und waren jedoch immer unschuldig – das scheint man in Aprath nicht zu wissen.
[2] http://www.bergische-diakonie.de/html/fileadmin/user_upload/dokumente/vorstand/Standort_Forensik_-_Statement_Bergische_Diakonie_Aprath__12-2012.pdf
[3] http://www.ksta.de/bergisch-gladbach/knabenheim-in-moitzfeld-keine-entschaedigung-fuer-missbrauchsopfer,15189226,23270384.html »Seite nicht gefunden« [Sonnabend, 15. Juni 2013]
[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/06/14/aus-dem-mittlerweile-geloschten-artikel-im-kolner-stadtanzeiger/
[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/06/13/schon-damals-aufgeklart-und-geahndet-darum-gibt-es-nix-in-aprath/
[6] http://www.rundschau-online.de/rhein-berg/keine-entschaedigung-ehemalige-entsetzt-ueber-diakonie,16064474,23277212.html
[7] http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/mettmann/nachrichten/straftaeterklinik-ministerium-laesst-sich-zeit-1.3460810
[10] Heute noch nicht gelöscht: http://www.ksta.de/region/missbrauch–schaemen-sollt-ihr-euch-,15189102,12018308.html
Aus dem mittlerweile gelöschten Artikel im Kölner Stadtanzeiger …
… vom 12.6.13 zitiere ich wie folgt:
»Zur Erinnerung: Ehemalige Bewohner des Bergisch Gladbacher Heims „An der Linde“ wandten sich im Jahr 2010 an die Öffentlichkeit. Sie berichteten von schweren körperlichen Misshandlungen und Vergewaltigungen in den 60er und 70er Jahren. Der „Kölner Stadt-
Anzeiger“ hatte Kontakt zu fünf ehemaligen Heimbewohnern. Ihre Berichte klangen unfaßbar.
Karl H. (Namen geändert), lebte von 1960 bis 1968 im Bergisch Gladbacher Heim. Er berichtete, wie es nachts zuging. In jedem Raum hätten acht bis zehn Jungen geschlafen. Den ersten sexuellen Übergriff schildert er so: „Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil jemand an meiner Hose herumspielte.“ Erschrocken habe er das Licht angemacht. Da hockte ein älterer Junge vor ihm. „Alle im Raum haben es sicher mitbekommen. Wir Kleinen wurden zum Oral- und Analverkehr gezwungen.“«
Die Bergische Diakonie Aprath gibt »lediglich Misshandlungen durch unangemessene Erziehungsmethoden« zu.
s. auch den nachstehenden Blog-Beitrag https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/06/13/schon-damals-aufgeklart-und-geahndet-darum-gibt-es-nix-in-aprath/
schon damals aufgeklärt und geahndet – darum gibt es nix in Aprath
Die Bergische Diakonie Aprath stellt sich selbst ins moralische Abseits.[1] Sie will nichts für die in ihren Einrichtungen mißhandelten und mißbrauchten Kinder tun.
Um an diese Nachricht zu kommen, muß man aufwendig recherchieren, denn die angegebene URL vom Kölner Stadt-Anzeiger funktioniert nicht.[2]
Die Bergische Diakonie Aprath war schon mehrfach Thema in diesem Blog. Sie zeichnet sich durch besondere Hartnäckigkeit in der Verweigerung der Aufarbeitung der Mißstände und Verbrechen aus, die zu ihrer skandalösen Heimgeschichte gehören.
Solchen diakonischen Einrichtungen gehören sämtliche öffentlichen Mittel gesperrt.
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