Dierk Schaefers Blog

Kultur kostet

Posted in Gesellschaft, Politik, Soziologie by dierkschaefer on 15. Oktober 2013

 

In der Debatte um den Kostenaufwand im Limburger Domareal gibt es berechtigte Empörung über die Kosten des Baus eines Bischofs, der seine ästhetischen Ansprüche auch auf die Bereiche übertrug, die von ihm persönlich benutzt werden. Wer Dienstwohnungen kennt, weiß, daß er oft unter dem Standard wohnen muß, den vergleichbare Einkommensgruppen pflegen. Denn die Dienstwohnung mag Diensträume enthalten, doch die Wohnung wird für private Zwecke zur Verfügung gestellt – dafür wird in vielen Fällen der Ortszuschlag vom Dienstgeber einbehalten. Dies soll aber keine Klage sein, zu der ich persönlich auch keinen Anlaß habe.

Nun wird vom Kirchenpersonal, auch vom „höheren“, die Bescheidenheit gefordert, die oft gepredigt wird. Da macht sich die Badewanne für fünfzehntausend natürlich nicht gut – und das bei einem Papst, der sichtbar Bescheidenheit vorlebt. Und getrickst hat er auch noch, der Bischof. Darum trifft ihn der Zorn der Leute, und das zu Recht.

Aber »der Zorn trifft nun auch die Architektur. Zu Unrecht, denn das Ensemble des Architekten Michael Frielinghaus ist von hoher Qualität«. So schreibt es heute Dieter Bartetzko in der FAZ. [1]

Damit eröffnet er eine wichtige Dimension und zeigt ein Dilemma auf.

Kann man öffentliche Gebäude, und darum handelt es sich auch hier, mit Normalmaßstäben messen. Weisen sie nicht mit ihrem Anspruch über ihre Zeit hinaus, so daß sie auch ästhetische, ja, künstlerische Qualität haben sollten? Er verweist auf historische Bauten, die wir heute bewundernd besichtigen und die zu ihrer Zeit von der Allgemeinheit finanziert wurden: Schlösser, Kirchen, Rathäuser u.a. Sie alle hatten Repräsentationsfunktion, wenn es oft auch nur die Sprache der Herrschenden war, die mit dem Bau ihren Anspruch sichtbar zur Schau stellten. Die Kosten waren in der Feudalzeit den Bürgern und Bauern teils regelrecht abgepreßt. Auch heute werden vergleichbare Bauten über Steuern finanziert. Was früher das Murren der Bauern war, ist heute der Protest der Bürger gegen Prestigebauten, wenn die Kosten explodieren. Wenn dann noch dazu, siehe Limburg… ich muß das nicht weiter ausführen. Lassen wir also den unseligen Bischof beiseite.

Was wäre die Alternative? Sind in einer Demokratie nur öffentliche Gebäude durchsetzbar, die Plattenbau-Qualität haben? Die mittelalterlichen Städte wetteiferten miteinander, wer die größte Kathedrale mit dem höchsten Kirchturm vorzeigen kann. Das waren zwar keine Demokratien und auch kein gelebtes Christentum im heutigen Sinne, aber die Bürgerschaft stand dahinter u war stolz darauf. Für die „schönste Dorfkirche der Welt“[2] hatte der Abt das Kloster erst einmal ruiniert, denn er brachte das über Generationen gesammelte Geld unter die Leute/Handwerker, doch die Gegend blühte auf. Diese Kirche steht aus besten Gründen unter Denkmalschutz, und der ist auch ein Thema, das kaum mehrheitsfähig wäre, wie die Kunst am Bau und so manches andere.

Eine Kommentatorin in meinem Blog schrieb »Ach – ich würde noch vorschlagen, die Kirchen und Dome, Kapellen und Kathedralen als “große Steinhaufen” zu benutzen (wie vorgeschlagen von den Widertäufern in Münster seinerzeit) – welch schöne Mauern, hinreißende Verzierungen und edle Fenster gäbe das wohl auch für die ärmsten Hütten!«

Ja, „Widertäufer“ mögen das so sehen. Soldaten haben schon immer die Reichtümer anderer privatisiert. Überhaupt die Eroberer, die meinten, die eroberte Kultur zerstören zu müssen. Verlierer und Eroberer haben mehr gemeinsam, als ihnen bewußt ist. Was die einen tun, davon träumen die anderen. Kulturbanausen sind sie beide.


Gläubige und Ungläubige hinters Licht geführt

Posted in Uncategorized by dierkschaefer on 4. August 2013

»Der Bischof vertritt … unbeirrbar die Auffassung, da er Businessklasse bezahlt habe, sei er nicht erster Klasse geflogen – unbeschadet der Tatsache, dass sein sterblicher Leib sich auf besagten Flügen nun einmal in der ersten Klasse befand.«[1] „Es trifft auf keinen Fall zu, dass ich die Antwort gegeben hätte, dass ich nicht erster Klasse geflogen sei.“[2]

Finanziell unterstützt hat den Bischof sein engster Mitarbeiter, Generalvikar Prof. Dr. Dr. Franz Kaspar. Er wie auch sein Dienstherr ist wohl von Haus aus Luxus gewohnt – und von ihren Gewohnheiten können Menschen nun einmal nicht lassen, darum sind Gewohnheiten zwar kein Menschenrecht, sondern nur ein Gewohnheitsrecht, allenfalls eine läßliche Sünde.

»Auch früher, in seiner Zeit als Direktor einer kirchlichen Behinderteneinrichtung, des Sankt Vincenzstifts, flog Kaspar schon nach Indien – die Kosten übernahm die Stiftung«.

Das Ganze »ist besonders für Gläubige schmerzlich, weil ein Bischof die Menschen zum Licht führen soll, nicht dahinter«.

Dieser Bischof hatte einen glaubwürdigen Vorgänger:

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kamphaus. Doch vielleicht sagt sich der Nachfolger, nur die Lumpen sind bescheiden.


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