Dierk Schaefers Blog

Wieder ehrbar werden? – Spendenmanagement

Posted in Gesellschaft, Soziologie by dierkschaefer on 25. November 2014

Wie kann ein Mensch oder eine Organisation, eine Firma oder eine ganze Gesellschaft nach totalem Vertrauensverlust wieder ehrbar werden?

Mein Beitrag Bethel – da war doch mal was!,[1] hat die Kommentare erhalten, die zu erwarten waren.

Doch das Problem ist komplexer. Bleiben wir beim „Spendenmarkt“.

Jetzt, in der Vorweihnachtszeit erhalte ich viele Bettelbriefe diverser Einrichtungen, mit oder ohne religiösen Hintergrund. Haben sie ein „Spendensiegel“[2], und wenn, welches? wie steht es mit Transparenz und Kontrolle?

Auch vermehrt in dieser Jahreszeit, aber auch sonst, dann besonders vor Kirchentüren, sitzen Bettler, zuweilen mit Kleinkind im Arm, und halten mir ihre Plastikbecher heischend entgegen oder verharren in geradezu klassischer Bettlergestik. Die haben natürlich kein Spendensiegel und ob auf jeden Bettler zutrifft, dass er am Gängelband dunkler Organisationen hängt, die ihn kostümieren und plazieren, so wie diese hilflose Bettlerin[3], das weiß ich nicht.

Neben die Menschen in Notlagen, als Spendenmotiv, sind andere Sammelmotive getreten. Unter dem Begriff Sponsering kann man manches tun für manch honorigen Zweck, bis hin zum „Crowd Funding“[4], bei dem das Internet „zur Kathedrale“ einer „ digitalen Kollekte“[5] wird.

 

Bei wem wird mein Geld, das ich in idealistischer  Absicht gebe, so ausgegeben, wie ich mir das vorstelle? Wie seriös sind der Sammler und seine Organisation?

Was ist, wenn die Organisation sich früher als unseriös erwiesen hat, wie im Ausgangsbeispiel Bethel. Gesetzt den Fall, eine solche Organisation arbeitet mittlerweile seriös, das heißt transparent und kontrolliert und wirklich im Sinne der Hilfebedürftigen, wie müsste ihr „Bettelbrief“ aussehen, um glaubhaft zu sein? Und wen interessiert eine ausführliche Jahresbilanz über die Verwendung der Gelder?

 

Ich weiß: Viele meiner Leser meinen, Bethel und die Kirchen überhaupt sollten ihren Laden zumachen und ihre Konkursmasse auf den Markt der Bedürftigkeit werfen. Doch das wäre nur eine vorübergehende Lösung, die nur den aktuell Bedürftigen hilft.

 

Mitmenschlichkeit, die über eine face-to-face-Hilfe[6] hinausgeht, braucht ein „Spendenmanagement“ einschließlich der Einwerbung von Spenden. Oder wollen wir eine Gesellschaft, in der jeder nur noch an sich denkt?

 

Manche Organisationen erleben ihre Transformation/Deformation noch zu Lebzeiten ihres Gründers[7].

[1] https://wordpress.com/post/7234051/5764  = Bethel – da war doch mal was!,

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Spendensiegel

[3] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/8978071752/in/set-72157605061052271

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Crowdfunding

[5] http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/149908/index.html

[6] und auch ihre Probleme hat, s. Beispiel der Straßenbettelei

[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Osho

Shit happens – but sometimes it hits the fan.

Posted in Kirche by dierkschaefer on 5. März 2014

Post aus Volmarstein. Nein, falsch geraten. Es ist weder die Antwort auf mein Mail vom 11. Februar 2014[1] und auch nicht die auf mein Mail vom 21. November 2013[2]. Es ist ein simpler Bettelbrief, nach dem Motto: Hat er einmal gespendet, macht er’s vielleicht noch mal.

Und wieso shit happens? Das geht so: Wenn man irgendwo, nicht nur bei Volmarsteins, gespendet hat, bekommt man ein Dankesschreiben, in Volmarstein mit Konterfei und Unterschrift des Chefs. Soweit o.k. Natürlich hat er normalerweise weder die Spende noch sein Dankeschön selber zu Gesicht bekommen, das macht die Spendenabteilung, und das ist auch o.k. Doch man landet auch in der Spenderdatei und bekommt Bettelbriefe. Das ist verständlich, aber nicht o.k., denn es ist belästigend.

Peinlich wird die Angelegenheit, wenn der Herr Anstaltsleiter auf Mails nicht antwortet, die nichts mit Spenden zu tun haben, sondern Fragen nach der korrekten Geschäftsführung stellen. So ein shit happens, wenn man nicht direkt über Mail erreichbar ist, sich abschottet und Mails nur über info@….de  oder praesidialbüro@….de  laufen. So ein Filter ist in vielen Fällen ganz praktisch, schließlich kann sich der Chef nicht um jeden Shit selber kümmern. Dann gibt es drei Möglichkeiten: 1. Der Chef wird knapp informiert und sagt ebenso knapp, welchen Duktus die Antwort haben soll (Herr XY hat mich gebeten, Ihnen auf Ihr Schreiben vom x.x. zu antworten) oder 2. er sagt no answer! oder 3. das Büro läßt das Schreiben kraft eigener Machtvollkommenheit unbearbeitet.

Wie dem auch sei: So verprellt man Spender, die mehr wollen, als nur eine Einrichtung zu unterstützen, die den Anschein erweckt, auf dem hohen Roß zu sitzen oder von einem Chef geleitet zu werden, der seinen Laden wohl nicht im Griff hat.

Ich werde ihm seinen Bettelbrief zurückschicken, per Einschreiben.