Dierk Schaefers Blog

Nach Tebartz: Und Franz Kaspar?

Posted in heimkinder, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 13. November 2013

In diesem Artikel geht es nicht um seine Zeit als Generalvikar und Vertrauter des Bischofs, sondern um seine Zeit als Direktor des St. Vincenzstifts in Aulhausen und den Mißbrachsvorwürfen im dortigen Kinderheim.[1]


Franz-Peter Tebartz-van Elst – der Mann des Jahres

Posted in Gesellschaft, Kirche, Religion by dierkschaefer on 31. Oktober 2013

Franz-Peter Tebartz-van Elst[1] ist ein ausgesprochener Liebling der Medien und der Netzgemeinde. Wohl wie kein anderer Geistlicher seit Jahren hat er die Kirche wieder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gehoben. Als einfacher Ruhestandspfarrer auf dem Land kann ich da nur neidisch[2] werden, wenn es mir auch schwerfällt, diese Untugend einzugestehen.

 

Doch genug der lasterhaften Häme[3]. Wie steht es mit dem „Wirken“ dieses Mannes, was hat er bewirkt?

Er hat nicht nur den Kirchenfeinden Munition geliefert und oberflächliche Religionskritiker bestätigt. Zudem hat er Menschen verunsichert, die bis jetzt, salopp gesagt, „brav katholisch“ waren. Der „Aufstand“ im Bistum belegt das. Und er hat wohl mehr Menschen zum Kirchenaustritt angeregt, als das jemals eine Person aus dem geistlichen Stand geschafft hat.[4] Was „Kirche“, welche auch immer, derzeit tut, wird nun durch die Limburger Skandalbrille gesehen. Besonders wenn die Kirche baut, ist sie nun großer Aufmerksamkeit sicher.

Woher hat sie wohl das Geld dafür, wieviel hat sie überhaupt, darf sie das haben, sollte sie nicht glaubwürdiger in Sack und Asche gehen, alles den Armen geben? Und wenn sie schon baut, welcher Baustandard wird ihr zugestanden? Ist das nicht alles zu teuer, gar zu luxuriös, warum steckt sie ihre Mitarbeiter, die ja skandalöserweise ohnehin nicht streiken dürfen, nicht einfach in Bürocontainer?

Die Diskussion hat längst unterstes Stammtischniveau erreicht, dank eines selbstverliebten Bischofs, dem es gelang, die wenigen Kontrollmechanismen seiner Macht auszuschalten und der wie ein Schulbub versuchte, sich mit Lügen zu retten.

In unserer Gesellschaft ist die Kirche, wenn man von der weltanschaulichen Ausrichtung absieht, eine Großorganisation wie andere auch. Sie lebt, wie auch die Parteien und die Gewerkschaften, im Spagat von Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Glaubwürdigkeit und Unglaubhaftigkeit. Zollitsch sprach sogar von der sündhaften Kirche. Es hilft nun nicht, auf die Sünden anderer zu verweisen, auch wenn der Limburger Skandal zeitweise der Elbphilharmonie und dem Berliner Flughafen die Show gestohlen hat. Wo die Kirche unglaubwürdig wird, muß das schon wegen ihres eigenen Anspruchs schonungslos diskutiert werden. Ich habe leider den Eindruck, daß es der Kirche an dafür kompetentem und glaubwürdigem Führungspersonal mangelt, und das nicht erst seit dem Heimkinder- und dem Mißbrauchsskandal.

Bleiben wir bei kirchlichen Bauvorhaben und der Limburger Skandalbrille. Die Münchner Abendzeitung berichtet über den Neubau des Bistums[5]. Wenn andere Firmen, auch die öffentliche Verwaltung, bauen, um ihre verstreuten Abteilungen und Büros in einem Gebäude zusammenzufassen, gilt das als erforderliche Sanierungsmaßnahme. Auch daß die Kosten letztendlich über den Planzahlen liegen, läßt sich meist schadlos erklären, wenn die Differenz im üblichen Rahmen bleibt. Dank Tebartz wird dieses Bauvorhaben nun nicht nur beachtet, sondern generell verurteilt. Wie kann die Kirche nur und überhaupt … siehe oben. Das Churchbashing ist im Mainstream angekommen. Da würde es auch nicht helfen, Franz-Peter zu teeren und zu federn, um ihn dann dem johlenden Mob zu überlassen. Herr, schmeiß Hirn ’ra!, kann ich auf schwäbisch dazu nur sagen.

Ob übrigens der Neubau des Ordinariats Rottenburg-Stuttgart überhaupt nötig war, kann ich nicht beurteilen. Ich habe ihn nur ausgiebig photographiert[6], weil ich den architektonischen Rückgriff auf das Mittelalter höchst befremdlich finde für eine Organisation, die sich nicht in eine Festung zurückziehen sollte.

 

An der aktuellen Diskussion ist immerhin sinnvoll, daß die Kirche sich nun auch um ihre internen Baustellen kümmern muß, wenn sie dem öffentlichen Druck dieser Gesellschaft standhalten will. Die Zeiten kirchlicher Unschuld, wenn es sie den je gab, sind vorbei. Church business as usual, wie ich auf einem Londoner Bauschild las, geht nicht mehr. Dafür hat der Limburger Bischofs gesorgt und das mit einer medialen Resonanz, die auch die evangelische Kirche in Mitleidenschaft gezogen hat[7].

 

PS: Ich bin übrigens der Meinung, daß es eine Schande ist, nur in Industriegebieten Platz für Moscheen auszuweisen. Sie gehören inzwischen, wie die Kirchen immer noch, in die Mitte der Gesellschaft. Entgegen der Politik der Kirchenleitungen meine ich, daß man auch einige der inzwischen überzähligen Kirchen entsprechend umwidmen sollte.


[4] Von „Übertritten“ oder gar der Reformation ganzer Kirchen abgesehen.

Eine Zusammenstellung

Posted in Geschichte, Kirche, Theologie by dierkschaefer on 13. Oktober 2013

Es geht um Gerhard Ludwig Müller, den früheren Bischof von Regensburg, jetzt Erzbischof und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.

Die Zusammenstellung der Texte und die Hervorhebungen sind von mir.

 

»Allerdings erneuerte ein ranghoher Vertreter der Kurie seine Unterstützung für den Limburger Bischof. Es handele sich bei den Vorwürfen um eine „Erfindung von Journalisten“ und eine „Medienkampagne“, sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, laut „FAS“ bei einer Messe am Freitagabend in Rom.«[1]


»Am 1. Oktober 2002 wurde Gerhard Ludwig Müller von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Regensburg ernannt«[2].

 

»Im April 2003 schrieben wir an das Domkapitel und an das bischöfliche Ordinariat in Regensburg und regten an, bei der judenfeindlichen Skulptur am Regensburger Dom[3] eine Informationstafel anzubringen, die eine klare Distanzierung von dem menschenfeindlichen Ungeist des katholischen Judenhasses enthält.

Sowohl vom Generalvikar des Bischofs, Dr. Wilhelm Gegenfurtner, als auch vom Weihbischof Vinzenz Guggenberger erhielten wir Antwortschreiben, in denen mit keiner Silbe das Bedauern und eine Distanzierung erklärt wurden. Stattdessen wurden wir an das staatliche Hochbauamt verwiesen. Weihbischof Guggenberger versuchte in seinem Schreiben die katholische Kirche von jeder Schuld reinzuwaschen und verstieg sich dabei zu dem Satz „Vertreter der Katholischen Kirche waren auch von den Nazis verfolgt, wie die Angehörigen des jüdischen Volkes.“«[4]

 

»Nachtrag vom 12.05.2005:

Passanten und Stadtführer reagierten sehr positiv. Die fast einhellige Meinung war, dass unser Vorschlag in seiner Aussage und in seinen Formulierungen klar und unmissverständlich ist – im Gegensatz zu den verschleiernden Worthülsen der „Staatstafel“.

Wir erhielten um 14.00 Uhr den Hinweis, dass der Bischof dafür sorgen wolle, dass die Tafel „so schnell wie möglich wegkommt“. Was hat der Herr Bischof zu verbergen, wovor hat er Angst? Bekennt er sich nicht zur Schuld der Kirche am Raubmord, der an den Juden in Regensburg und an den europäischen Juden begangen wurde? Oder ist er nicht bereit, allen Anfängen von Ausgrenzung und Antisemitismus sich entgegenstellen?

Die Tafel hing bis 15.30 Uhr. Dann wurde sie entfernt. Von wem, wissen wir nicht. Möglicherweise von zwei Arbeitern der Dombauhütte.«[5]


»So wird die Sau am Regenburger Dom zum Urteil über das Domkapitel« und seinen Bischof.[6]