Übergriffe als Ausdruck „liebender Verbundenheit in Christus oder Auserwählung vor Gott“ ausgegeben
Man darf gespannt sein, was die Hotline-Erkenntnisse bewirken. Es sollte mehr sein, als Betroffenheit. Die gab’s schon reichlich. Was fehlt, ist Transparenz, die nicht von Diözese zu Diözese anders definiert werden sollte. Ob Bischof Ackermann tatsächlich für alle seine Kollegen spricht, ist nach dem Konflikt KFN-DBK fraglich: »Die Ergebnisse seien durch nichts zu beschönigen, sagte der Bischof. Allerdings werde seitens der Kirche auch nichts beschönigt, was als Beweis der festen Absicht der Bischöfe genommen werden solle, sich einer „offenen wissenschaftlichen Aufarbeitung“ des Umfangs und der Ursachen sexueller Gewalt in der Kirche zu stellen und die Freiheit der Wissenschaft zu respektieren.«
Da wäre also die offene wissenschaftliche Aufarbeitung 1. des Umfangs und 2. der Ursachen sexueller Gewalt in der Kirche. Somit müßte auch nicht nur der Zwangszölibat als möglicher Co-Faktor untersucht werden, sondern die gesamte Sexuallehre der Kirche auf den Prüfstand. Die aktuell aufgetauchte Weigerungshaltung katholischer Krankenhäuser, in Vergewaltigungsfällen Beweismaterial zu sichern, läßt nichts Gutes erwarten. Wenn die Verhältnisse in sexualibus nicht der Lehre der Kirche entsprechen, wird sich wohl auch die Kirche fragen lassen müssen, ob ihre Lehre den Menschen gerecht wird. Das heißt gerade nicht, alles gut zu heißen, was praktiziert wird, sondern offen zu bedenken, was gelehrt wird. 3. Schließlich der Respekt vor der Freiheit der Wissenschaft. Der muß nicht grenzenlos sein, sollte aber wissenschaftsgerechte Ausgangsbedingungen ermöglichen und die unzensierte Veröffentlichung der Ergebnisse. Jeder Wissenschaftler wird dafür sorgen, zu sorgen haben, daß individuelle Persönlichkeitsrechte nicht verletzt werden. Dies kann auch auf einen individuellen Täterschutz, also nicht den der Organisation hinauslaufen. Aber eine wissenschaftliche Untersuchung ist keine gerichtliche, auch wenn manche Opfer das verständlicherweise gerne so hätten.
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