Dierk Schaefers Blog

Rezo – Nach seinem Videoclip hat die FAZ Probleme, einen klugen Kopf zu bewahren.

Posted in Deutschland, Gesellschaft, Journalismus, Korruption, Medien, Moral, News, Parteien, Politik, Soziologie, Staat by dierkschaefer on 24. Mai 2019

Ihr Leitartikler dreht hohl und schreibt heute auf Seite 1: »Der Ton in den sozialen Netzwer­ken ist gnaden­los, unerbittlich, ohne Anstand und Hemmschwelle. Mit „Diskurs“ hat das alles nichts zu tun«. – Die Kriegserklärung an die CDU passt ihm nicht und er schreibt von einer „recherchierten“ Hetzkam­pagne.

Der Arme, er versteht die Welt nicht mehr und erst recht nicht die sozialen Medien. Und dass die Einfluss haben, passt nicht in sein Weltbild.

Wikipedia, auch ein Feindbild der FAZ, schreibt sachlich: »Im Mai 2019 veröffentlichte Rezo, der damit „sicherlich zu einer Art politischem Meinungsführer für eine heranwachsende Generation geworden ist“, ein gegen wesentliche politische Positionen insbesondere der Parteien CDU und SPD gerichtetes Video[1], das innerhalb kurzer Zeit millionenfach abgerufen wurde und eine breite gesellschaftliche Debatte auslöste.«[2]

Das Video war leider zu lang, um auch noch die FDP abzuwatschen, doch die ist mitgemeint.

Wenn „Hetzkampagnen“ immer so gut recherchiert wären wie der Beitrag von Rezo, sähe die Medienwelt anders aus. Wenn unsere Politiker über einen vergleichbaren Wissensstand verfügten, wenn sie sich äußern, käme die politische Meinungsschlacht in die Nähe eines Diskurses.

Rezo hat Forschungsergebnisse recherchiert. Sie stützen seine Aussagen mit hoher Signifikanz. Die Fachleute stimmen ihm zu.

Worauf beruft sich von Altenbockum? Wo sind seine Argumente?

Ja, der polemische Stil. Geschenkt.

Rezo hat kapiert, dass politischer Druck von Nobodies nur über beeindruckende Zahlen ausgeübt werden kann. Nobodies sind Leute, die nicht zählen, weil sie nicht zahlen können, jedenfalls nicht so, wie die Wirtschaftslobby. Es sind Leute, die gelernt haben, dass der Wahlkampf um ihre Stimmen nur eine Show-Veranstaltung ist, Kasperletheater. Sie haben ihre Stimme nur, um die Politik zu BEWERTEN. Andere haben über ihre Stimme hinaus EINFLUSS, sei es über Parteispenden, sei es über Interessenverbände, sei es über geschickte Lobbyisten, sei es über eine hohe Zahl von Arbeitsplätzen, die politisch in Geiselhaft genommen werden.

»Für jeden politisch denkenden Zeit­genossen ist es niederschmetternd, dass nicht die bessere Urteilskraft, son­dern die skrupellose Kampagnenfähig­keit im Zeitalter digitaler Öffentlich­keit die Oberhand zu gewinnen scheint«. Aber hallo, Herr von Altenbockum! Das weckt Erinnerungen an Bismarcks Kampf gegen Gewerkschaften.[3]

Rezo hat die Skrupellosigkeit der Politik enttarnt und der Autor der FAZ nutzt seine Einflussmöglichkeiten recht skrupellos. Die Pressefreiheit war schon immer die Freiheit der Pressenden[4] – bis die Nobodies dank Internet kampagnenfähig wurden.

That‘s democracy, stupid!

CDU? CSU? SPD? Nein, danke! – FDP? – erst recht nicht. – Und schon gar nicht AFD.

Aber wählen gehen sollte man unbedingt. Machen wir Europa stärker. Meine Wahlempfehlung: https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratie_in_Europa_%E2%80%93_DiEM25



[1] https://www.youtube.com/watch?v=4Y1lZQsyuSQ

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Rezo

[3] https://www.gewerkschaftsgeschichte.de/sozialistengesetz-die-verbotswelle-rollt.html

[4] Photo: http://www.umweltbrief.de/neu/html/Pressefreiheit.html

Chaot oder Saubermann? Das #Kreuz mit #MartinSchulz

Fast hätte ich Martin Schulz bei der Europawahl meine Stimme gegeben. Nun hat er gefordert, Kreuze sollten aus dem öffentlichen Raum entfernt werden[1]. Ich weiß, daß viele Leser meines Blogs das begrüßen würden.

Dennoch bitte ich um Differenzierung.

Der weltanschaulich neutrale Staat hat tatsächlich dafür zu sorgen, daß Räume, die von den Bürgern aufgesucht werden müssen, wie Gerichtssäle und Schulen zum Beispiel, auch neutral zu halten sind. Hier haben Kreuze nichts zu suchen[2][3], weder als Symbol noch als Kruzifix.

Der öffentliche Raum, wenn ihn Herr Schulz überhaupt bedacht hat, ist größer. Sollte er auch die Entfernung christlicher Symbole von Kriegsdenkmälern und sonstigen Heldengedenkstätten gemeint haben, so hat der Gedanke ja durchaus etwas. Doch ich möchte ihn trotzdem sofort wieder verwerfen, denn das würde Christentum und Kirchen aus ihrer historischen Mitverantwortung entlassen.

Dann gibt es die Kreuze auf Kirchengebäuden, die nicht nur öffentlich sichtbar sind, sondern auch häufig im öffentlichen Eigentum stehen, es gibt Feldkreuze, Grabkreuze, Bergkreuze, Eiserne Kreuze, Kreuzigungsdarstellungen in öffentlichen Museen usw. usw. Auch Prozessionen über öffentliche Straßen gehören dazu.

Ob man es schätzt oder auch nicht: Die Tradition europäischer Länder ist ohne das Christentum und seine Symbole nicht zu verstehen – und an den Symbolen hat die Obrigkeit als Vertreter kräftig mitgewirkt bis hin zur inhaltlichen Gestaltung von Synoden. Dann ist die Kunst voller religiöser Symbole. Wie will Herr Schulz umgehen mit solchen Darstellungen in den Museen? Bei Bildern von Adam und Eva vor dem Sündenfall wurden ja von der Zensur Blattranken vor die Geschlechtsteile gemalt, doch das war früher einmal. Will Herr Schulz eine neue Spielart von Prüderie einführen? Einen Bildersturm entfachen?

Ich möchte jedoch keiner falschen Parteinahme geziehen werden. Ich fordere die Freiheit für religiöse Symbole auch für andere Religionen. Selbstverständlich sollen Moscheen auch Minarette haben dürfen und ich halte es für einen Skandal, daß für muslimische Gebetsräume oft nur in Industriegebieten Platz ist. Zwar sehe ich keine Bereicherung unserer Gesellschaft darin, daß Frauen verschleiert in der Öffentlichkeit auftreten, aber sie müssen es dürfen, auch am Arbeitsplatz, soweit nicht Sachgründe dagegen sprechen.

Doch ganz nebenbei: Die EU hält sich leider für Glühbirnen zuständig und hat wohl auch den SEPA- und IBAN-Wahn zu verantworten. Kompetenzen, die das Menschenrecht der Religionsfreiheit, auch das der Demonstrationsfreiheit einschränken, hat sie nicht.

Schulz hat mit seiner Äußerung eine bestimmte Klientel bedient und wird seine Ankündigung nicht durchsetzen können. Er hat aber deutlich gemacht, daß er Europa und seine Geschichte nicht verstanden hat und geschichtsverleugnend eine neue Weltanschauung will.

Er tat es rechtzeitig, denn ich hätte ihn gewählt.

 

[1]http://hpd.de/node/18597

www.kathpress.at/europawahl

http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/62375.html http://www.focus.de/politik/schulz-verleugnet-die-identitaet-europas-kruzifix-streit-schulz-will-kreuze-loswerden-union-ausser-sich_id_3854099.html

[2] Als Theologe bin ich ohnehin der Meinung, daß Kreuze nicht als Dekor mißbraucht werden sollten.

Als Psychologe halte ich es immerhin für überlegenswert, welche Auswirkungen die Darstellungen von Folter und Tod auf die Entwicklung von Kindern und deren Mentalität haben. Allerdings werden die klassischen Darstellungen der Märtyrer inzwischen getoppt von viel lebensechteren Darstellungen in den neuen Medien, bei denen man sich an den Hetzjagden auch noch vergnüglich beteiligen kann.

[3] In einem Fall hatte ein mir persönlich bekannter Mann die Entfernung eines Kreuzes im Gerichtssaal gefordert mit der Begründung, sein Fall beweise, daß das Gericht das Kreuz und die darauf basierende Religion nicht ernst nehme. Ich fand, daß der Mann Recht hatte und machte den Bischof auf diesen interessanten Fall aufmerksam. Doch Bischöfe antworten nicht auf unangenehme Impulse, auch wenn man mit ihnen befreundet ist.