Auch gute Nachrichten können unbefriedigend sein: „Zwölf Stämme“ ziehen aus Deutschland weg.
„Zwölf Stämme“ ziehen aus Deutschland weg.[1]
Die Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft hoffen, anderswo ihre biblizistisch begründeten Vorstellungen von Kindererziehung praktizieren zu können: Das Schlagen der Kinder mit Ruten und home-schooling. Die Kinder sollen durch Schulverweigerung geschützt werden, Lebensformen kennenzulernen, die von denen ihrer Gruppe abweichen. Das wurde ihnen in Deutschland verwehrt. Bleibt nur zu hoffen, dass auch anderswo die Kinder vor sektiererischer Engführung geschützt werden.
[1] http://www.spiegel.de/schulspiegel/sekte-zwoelf-staemme-verlassen-deutschland-a-1051506.html#utm_source=schulspiegel#utm_medium=medium#utm_campaign=plista&ref=plista
Politische Religionen
Ein ausgezeichneter Artikel über Politik und Religion in der heutigen FAZ.[1]
Auszüge:
»Religion ist, wie seinerzeit in Europa, eine Art Brandbeschleuniger«.
»So lange die islamische Welt im Umbruch bleibt, ist nicht auszuschließen, dass Einzeltäter in westlichen Gesellschaften diesem Wahn verfallen. Sie zu erkennen und zu bekämpfen ist die schwierige Aufgabe der Sicherheitsbehörden. Muslimische Prediger und Gemeinden müssen ihnen dabei helfen, wollen sie nicht ihren eigenen Glauben beschmutzen. Denn die Bedingung des Zusammenlebens verschiedener Religionen in einer freien Gesellschaft ist es, dass keine von ihnen ihren Wahrheitsanspruch auf die Politik ausdehnt.
Jeder, auch jeder Muslim, kann nach seiner Fasson selig werden, so lange er sich an die Gesetze hält. Damit tun sich besonders Glaubensgewisse nicht leicht – das gilt auch für Christen. Der von Papst Benedikt kritisierte „moderne Wertrelativismus“ hat, recht verstanden, den Sinn, dass Politik festsetzt, was gelten soll, aber nicht darüber richten darf, was wahr ist. Das ist eine Selbstbeschränkung auf die vorletzten Dinge, und die sind kompliziert genug«.
Im Besitz der Wahrheit
»Wenn jemand daher kommt, dachte Hunkeler, und behauptet, im Besitze der Wahrheit zu sein, so gibt es nur eines. Sofort wegrennen. Als Nächstes wird er einem nämlich, wenn man ihm nicht glaubt, ein Messer in den Bauch stoßen«.
aus: Hansjörg Schneider, Hunkeler und die Augen des Ödipus, Zürich 2010, detebe 24005, S. 62
1 comment