Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles. Ach wir Armen.
So seufzte Gretchen in Goethes Faust, nur dass sie von Gold statt Geld sprach.
Ja, so ist es – und wer es hat, will’s nicht hergeben. Die Bundesländer sind berüchtigt dafür.
Verantwortung? Zum Weitergeben. Das Spiel heißt „Schwarzer Peter“.
Ein paar Spielbetrachtungen, die mir mit Links gemailt wurden:
»Finanzmittel wären da, nur schieben sich Ressorts die Verantwortung gegenseitig zu.«[1]
»Ministerin: Kein Geld für Arbeiten zu Missbrauch«[2]
» Start der Aufarbeitungskommission zu sexuellem Kindesmissbrauch wegen Geldmangel fraglich«[3]
»Ich bin verärgert, dass ich bis heute keine verbindliche Zusage der Bundesregierung zur Finanzierung der Kommission habe«[4]
»Koalition missachtet Auftrag zur Aufarbeitungskommission«[5]
»… weil Opfer wieder einmal nur ‚Forschungsobjekt‘ sind, mit denen andere ihre Karrieren vorantreiben, bzw. Geld verdienen dürfen …«[6]
[1] http://www.rp-online.de/politik/deutschland/kindesmissbrauch-start-der-aufarbeitungskommission-wegen-geldmangels-fraglich-aid-1.5584870
[2] http://www.rp-online.de/politik/ministerin-kein-geld-fuer-arbeiten-zu-missbrauch-aid-1.5587486
[3] http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
[4] http://www.ekin-deligoez.de/presse/medienecho/geldmangel-bei-aufarbeitung-sexuellen-kindesmissbrauchs/
[5] http://umweltenergie.blogspot.de/2015/11/ekin-deligoz-koalition-missachtet.html
[6] http://netzwerkb.org/2015/11/25/aufarbeitung-wegen-geldmangel-fraglich/#comment-596421
Die Forschung ist noch längst nicht am Ende. Die Nachwirkungen sexuellen Missbrauchs.
»Viele Opfer sexuellen Missbrauchs in Kirchen oder Schulen konnten ihr jahrelanges Schweigen erst vor vier Jahren brechen: Mit der Hilfe von Missbrauchs-Hotlines. Jetzt liegen erste Auswertungen vor. Doch die Forschung ist noch längst nicht am Ende.«[1]
[1] http://www.aerztezeitung.de/news/article/874639/sexueller-missbrauch-vertrauen-religion-bleibt-immer-erschuettert.html
»Erst jetzt, mit größerer zeitlicher Distanz zu Ereignissen und Personen, kommt die Forschung in Gang«.
Die billigste Form der Vergangenheitserhellung soll das Image aufpolieren, – peinlich und blamabel![1] So schrieb ich vor wenigen Tagen hier im Blog. Es ging um die Aufarbeitung der Nazi-Unterstützung durch die evangelischen Kirchen in Schleswig-Holstein.
Doch dieser Vorwurf gilt nicht nur den genannten Kirchen. Das Verfahren scheint eine Art soziales Naturgesetz für die Aufarbeitung „unangenehmer“ Vergangenheiten zu sein.
Andreas Wirsching, Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, wird heute dazu in der FAZ zitiert: Er »nannte den Generationenwechsel als wichtigen Grund dafür, warum es vielfach erst jetzt dazu kommt: „Das Schwinden persönlicher Loyalitäten ist eine notwendige Voraussetzung für die historische Distanzierung und die damit mögliche kritische Aneignung und Aufarbeitung von Geschichte. Wenn einflussreiche Persönlichkeiten noch institutionell und durch persönliche Wirkung dominieren, vermag meist auch ihr Narrativ das Bild der eigenen Geschichte zu prägen.“ Bewunderung, Abhängigkeit und Loyalität des Umfeldes verhinderten in solchen Fällen die kritische Distanzierung«[2].
Solche persönlichen Loyalitäten mögen im positiven Fall eine soziale Beißhemmung sein, ähnlich wie man dunkle Punkte in der Familiengeschichte gern im Dunkel hält. Doch wenn die Folgegeneration mit Rücksicht auf ihre Karriere die Tätergeneration schützt, indem sie die Augen verschließt, dann ist diese Beißhemmung egoistisch motiviert und darf mit Fug und Recht Korruption genannt werden.
Doch was in der Nachkriegszeit unter Forschern endemisch war, funktioniert heute nicht mehr. Wir müssen nicht mehr auf die Geschichtsschreibung warten, müssen nicht warten, bis die Ohrenzeugen der Augenzeugen verstummt sind.[3] Wir dokumentieren die Geschichte als Erlebenszeugen zeitnah im Netz, das so leicht nichts „vergißt“.
[2] FAZ Dienstag, 31. Dezember 2013: Michael Martens, Nur mit den Wölfen geheult? – Die deutsche Südostforschung und ihre NS-Vergangenheit
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