Das „christliche Deutschland“ gab es schon 1896 nicht mehr,
als Lepsius seinen Aufruf an das christliche Deutschland zu Armenien veröffentlichte,[1]
und »1915 war der Völkermord an den Armeniern war schon im Gang«[2].
Interessant sind die Protagonisten, nachzulesen im zitierten Artikel der WELT: Karl Liebknecht[3]/SPD brachte die Anfrage[4] im Reichstag ein, sie wurde ausweichend beantwortet[5] und seine konkretere Nachfrage abgeschmettert. Er wurde einen Tag später aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen. Heute ist es der SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der das Massaker an den Armeniern nicht Völkermord nennen will[6]. Wieder einmal muss der Holocaust herhalten, um Menschheitsverbrechen nicht Menschheitsverbrechen zu nennen.[7]
Der FDP-Politiker Friedrich Naumann[8] unterstützte »unüberhörbar das deutsch-türkische Bündnis«. Der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger[9] machte sich die Mühe, sich selbst vor Ort kundig zu machen und mit den Jungtürken zu verhandeln. Er wurde später wie Karl Liebknecht von Freicorps[10] ermordet.
[1]»Nach Reisen in die Region hatte er [Lepsius] schon 1896 den alarmierenden Bericht „Armenien und Europa. Eine Anklageschrift wider die christlichen Großmächte und ein Aufruf an das christliche Deutschland veröffentlicht“. 1915, der Völkermord an den Armeniern war schon im Gang, veröffentlichte er den ersten großen Bericht darüber, der die verfügbaren Informationen zusammenfasste: „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“. 20.000 Exemplare verschickte er an Ministerien, Politiker, Journalisten, Kirchenleute und Wissenschaftler. Aus Rücksicht auf das Kriegsbündnis mit der Türkei wurde die Schrift im August 1916 von der Zensur verboten.« http://www.welt.de/140070617
[2] http://www.welt.de/140070617
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Liebknecht
[4]» Die Szene ist im Protokoll des Reichstags, 26. Sitzung, 11.Januar 1916, dokumentiert. Der Präsident des Reichstags war der linksliberale Politiker Johannes Kaempf von der Fortschrittlichen Volkspartei.« http://www.welt.de/140070617
[5] Es handele sich nur um eine „Umsiedlung“.
[6] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/holocaust-frank-walter-steinmeier-warnt-vor-verharmlosung-a-1030417.html
[7] Die Leser dieses Blogs werden sich an die Haltung von Antje Vollmer zum Thema Zwangsarbeit erinnern.
[8] Nach ihm ist die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit benannt. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Naumann
[9]»Der Katholik und Zentrumspolitiker Matthias Erzberger. Zu Anfang des Ersten Weltkriegs war er noch ein glühender Kriegsnationalist, der sich abfällig über die Armenier äußerte: Sie müssten bestraft werden, weil sie sich der jungtürkischen Regierung gegenüber illoyal verhalten hätten. Der Bericht von Lepsius war ein Anstoß für ihn, seine Haltung zu überdenken. Nach einem Gespräch mit Lepsius reiste er selbst nach Konstantinopel, um sich ein Bild zu machen und auf die jungtürkische Regierung einzuwirken. Er unterbreitete Vorschläge, die heute reichlich naiv wirken. Denn sie unterstellten den – nicht vorhandenen – Willen der Jungtürken zur Koexistenz mit den Armeniern«http://www.welt.de/140070617 .Erzberger – https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Erzberger – wurde später wie Karl Liebknecht von nationalistischen Freicorps ermordet. https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/14633053602/
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