Dierk Schaefers Blog

Gegen Verdächtigungen: Gauck for president!

Posted in Kirche, News, Politik, Theologie by dierkschaefer on 17. Juni 2010

Den Kommentar von Bert Steffens (s. unten) möchte ich gern direkt im Blog beantworten.

Es ist vom Aufwand her verdienstvoll, daß Sie sich, sehr geehrter Herr Steffens und freier Philosoph, die Mühe gemacht haben, ausführlich über die Bande zu informieren, die einen Pfarrer an seine Kirche ketten. Aber: Si tacuisses … Hätten Sie doch geschwiegen, dann wären Sie ein Philosoph geblieben.

Bei aller Informiertheit in Kirchenordnungen und Pfarrerdienstrecht haben Sie übersehen, welchem Herrn ein Pfarrer, wie auch jeder Christ dient (»Ein Christ ist immer im Dienst« Otto Dibelius), wenn ich einmal den Begriff des Dienens beibehalte; ein Begriff aus der Religionsgeschichte und aus Zeiten, in denen man sich Gott noch als orientalischen Despoten vorstellte. Seiner Kirche „dient“ ein Pfarrer erst in zweiter Linie, so, wie jeder Beamte dem Staat, und auch Angestellte stehen in einem gewissen Loyalitätsverhältnis zu ihrem Arbeitgeber. Das alles betrifft die aktive „Dienstzeit“.

Wenn ein Pfarrer im aktiven Dienst ein politisches Amt übernimmt, wird er, zumindest in der württembergischen Landeskirche, in den „Wartestand“ versetzt, damit keine Interessenkollisionen entstehen. Erst mit Beendigung des politischen Mandats wird der Pfarrer in seinem Pfarramt wieder aktiv.

Wenn Sie allerdings argwöhnen, schon die „Dienstbarkeit“ gegenüber Gott disqualifiziere für ein politisches Amt, dann kann ich Ihnen wirklich nicht helfen, weil Sie damit Gewissensentscheidungen generell unter Verdacht stellen. Auch ein Eid auf den Staat kann problematisch sein/werden; der Eid auf den Führer war es und auch der auf die sozialistische Gesellschaft. So einfach, wie Sie es annehmen, sind Loyalitätskonflikte jedenfalls nicht zu lösen.

Anscheinend haben Sie sich auch nicht in meinem Blog umgeschaut. Ich bin ordinierter Pfarrer (im Ruhestand). Schauen Sie sich um und sagen Sie mir, ob ich mit Haut und Haar – und Gewissen – ein „Mann der Kirche“ bin oder ein frei denkender Mensch.

Nur zur Ergänzung: Trotz meiner freien Äußerungen zu kirchlichem Verhalten in Sachen ehemaliger Heimkinder und Mißbrauch: Ich habe bisher noch nie den Eindruck bekommen, die Kirche wolle mich gängeln oder zum Schweigen bringen. Mein umfangreicher Aufsatz zur Heimkinderdebatte erschien ohne inhaltliche Kürzung oder ein einschränkendes Vorwort in der Maiausgabe des Deutschen Pfarrerblattes an erster Stelle.

https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/05/15/scham-und-schande-die-kirchen-und-die-heimkinderdebatte/

Dem „freien Philosophen“ kann ich nur den Rat geben, den der (heilige) Augustin von einer Kinderstimme hörte (gehört haben soll): »Nimm und lies!«.

Viele Grüße

Dierk Schäfer

Übrigens: Ich wünsche mir den glaubwürdigen Menschen Gauck zum Präsidenten. Er ist auch Pfarrer. Das disqualifiziert ihn nicht, trotz der Anwürfe von Herrn Lafontaine und der Partei der „Linken“.

Von einem Herrn Lafontaine würde ich übrigens keinen Gebrauchtwagen kaufen und ihn erst recht nicht als Deutschlands Präsidenten sehen wollen. Denn Lafontaine erscheint mir nun gründlich unglaubwürdig.

Der Kommentar von Herrn Steffens ist unter meinem Blog-Eintrag zu finden:

https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/06/07/%C2%BBangst-vor-gegenstimmen-polit-profis-sollen-super-gauck-verhindern%C2%AB/

Gauck for president!

Posted in News by dierkschaefer on 6. Juni 2010

Gauck for president!

Schaut man in die Berichterstattung der Zeitungen oder in die FOCUS-Umfrage (knapp 75% für Gauck), dann wird klar, was die FAZ meint mit: Wulff … verträgt man besser, wenn man Gauck ignoriert.

Wollen wir Gauck ignorieren?

Wir wurden Zeuge eines schäbigen Ränkespiels, bei dem, bei aller Antipathie, Frau von der Leyen einem leid tun kann, ob des Schurkenstücks von Kanzlerin und Kandidat.

Und dann taucht ein weiterer Kandidat auf, parteilos und ehrlich, eine Identifikationsfigur.

Er wird es wohl nicht werden, denn ich traue den machthabenden Parteien nicht zu, daß sie ihren Kandidaten zurückziehen. Egal was das Volk will.

Auch wenn der Vergleich nicht ganz angemessen ist: Sollten sich die Regierungsparteien nicht lieber ein anderes Volk wählen?

Das Grundgesetz gibt den Parteien die Option, an der politischen Willensbildung mitzuwirken – doch die in den Parlamenten vertretenen Parteien haben – ausnahmslos! – den Staat und seine Ämter längst zu ihrer Beute gemacht.

Wenn Gauck eine Chance bekommt, hätten wir vielleicht auch endlich mal eine.

Gauck for president!