Ein Sendbrief an die Kirchengemeinden und ihre Pfarrer beiderlei Geschlechts
Der Brief stammt von Uve Werner. Er ist hier im Originalwortlaut wiedergegeben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Pfarrgenmeinderat,
sehr geehrtes Presbyterium,
am 8.September 2014, schrieb der Kath. Gemeindeleiter, Markus Widmer, von der schweizerischen kath. Pfarrei Gossau (Kanton Zürich), einem ehemaligen Heim-u.Verdingkind, siehe Link anbei.
Diesen Brief möchte ich zum Anlass nehmen, dass auch in Deutschland, katholische und evangelische Gemeinden und Pfarreien, dazu beitragen können, die Mauer, zwischen den Bistümern und Landeskirchen und den Ehemaligen Heimkindern, einzureissen!
Mauern stehen auch für Hürden, welche viele tausende ehemalige Heimkinder überwinden müssen, um z.B. aus dem Hilfsfond 10.000 Euro, für das damals erlittene Leid hinter Heimmauern, zu erhalten.
Schon das Antragsprocedere, sollte schnell und unbürokratisch von statten gehen, stattdessen aber wurden für viele ehemalige Heimkinder, neue unüberwindbare Mauern und Hürden errichtet.
Was Sie über den „Heimfond für ehemalige Heimkinder“ wissen, ist Ihnen von der Kirchenleitung mitgeteilt worden, oder Sie haben davon aus den Medien erfahren.
Aus vielen persönlichen Gesprächen aber weiss ich, dass oftmals die lokale Geistlichkeit, von dem Antragsverfahren herzlich wenig wissen.
Wahre und echte Betroffenheit herzustellen, ist und war immer das Anliegen vieler Heimkinder-Vereine-Beiräte, aber auch vieler einzelner Heimkinder!
In kaum einer Kirche vor Ort, ist das Schicksal tausender ehemaliger Heimkinder thematisiert worden, weder in Predigten, noch in örtlichen Pfarrgemeinderatssitzungen.
Grosse Gesten vom Papst, Bischöfen, oder vom EKD-Ratsvorsitzenden, waren zwar medienwirksam, aber lösten in den seltensten Fällen, wahre Betroffenheit bei den Gläubigen aus.
Ich schreibe Ihnen dies nicht, um Ihnen Vorhaltungen zu machen, sondern um wahre Betroffenheit herzustellen, da viele ehemalige Heimkinder in Ihrer Gemeinde leben. Diese hadern noch immer mit ihrem Schicksal, können mit niemandem darüber reden, oder leben ein Leben am Existenzminimum.
Meistens sind es ehemalige Heimkinder, welche des Lesen und Schreiben nicht mächtig sind, oder immer noch unter den gesundheitlichen Spätfolgen leiden (Zwangsmedikamentierung, Zwangssterilisierung…).
Von Flensburg bis München, von Aachen bis Berlin, Leibzig und Dresden, gab es in jeder Kirchengemeinde Heime, in denen, so will ich es mal ausdrücken, grosses Leid den Heimkinder zugefügt wurden und selbst geltendes Recht gebrochen wurde. Vom Verbrechen an die Menschlichkeit , oder gar gegen göttliche Gebote, dürfte mittlerweile unbestritten sein.
Ich möchte Sie dazu aufrufen, widmen Sie sich intensiv unserem Schicksal, unterstützen Sie vor Ort jegliche Aktion und Initiative, welche zu einer besseren Verständigung und Aufklärung beitragen kann.
Der Brief des schweizerischen Gemeindeleiters zeigt, wie durch kleine Gesten in einer kleinen Gemeinde, wir ehemaligen Heimkinder uns noch mehr solcher Zeichen wünschen.
Mögen Sie und mein Brief dazu beitragen, dass sich noch mehr Kirchengemeinden, sich dem Brief der schweizerischen Gemeinde anschliesen und zu Herzen gehen lassen.
Mit freundlichen Grüssen
Uwe Werner
Immelmannstr. 163
41069 Mönchengladbach
01522/3627521
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