#genscher – Es wird nirgends so viel gelogen, wie auf Beerdigungen …
… sagt der Volksmund. Das dürfte auch auf Staatsbegräbnisse zutreffen.
https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/04/04/staatsmaenner-genscher-im-vergleich/
Sand ins Getriebe!
Mein Autoradio meldet: Genscher gestorben! Kommentare, Ausschnitte aus Interviews mit ihm und Würdigungen, denen ich nicht widersprechen möchte. De mortuis nihil nisi bene, über Tote nur Gutes. Daran halten sich die Kommentare nicht sklavisch. Wenn ein bedeutender Staatsmann stirbt, muss die Würdigung auch problematische Punkte enthalten. So ist es auch.
- Genschers diplomatische Rolle für die Jugoslawienkriege wird erwähnt: War er der Auslöser der Eskalation? Eine abendliche Netzrecherche bringt Widersprüchliches zu Tage.[1] Genscher selber hat seine Vorgehensweise immer für richtig gehalten. Eine Frage, die wohl erst die Historiker mit Blick in die freigegebenen Akten sachkundig werden diskutieren können.
- Seine größte Niederlage, sagt Genscher selber im Interview, sei das Scheitern bei der Geiselbefreiung beim Münchner Olympiamassaker gewesen.[2]
- Im Vordergrund natürlich die Höhepunkte seiner Politik, Wiedervereinigung, Europa.
So weit, so gut und angemessen. Doch ich warte die ganze Zeit darauf, dass Elisabeth Käsemann erwähnt wird. Fehlanzeige.
»Elisabeth Käsemann wurde mit angelegten Handschellen und einer Kapuze über dem Kopf in den Ort Monte Grande bei Buenos Aires transportiert und dort unter Ausnutzung ihrer Arg- und Wehrlosigkeit durch Schüsse in Genick und Rücken aus unmittelbarer Nähe getötet.«[3]
Der Fall Elisabeth Käsemann[4] »geht auf das Konto von Hans-Dietrich Genscher. Er hätte helfen können, doch „das Mädchen“ interessierte ihn nicht. Der deutsche Waffenhandel war wichtiger, wie auch dem DFB eine ungestörte Fußballweltmeisterschaft in Argentinien.«[5]
Geht es nur um Genscher, der offenbar auf das Mädchen Käsemann später nicht mehr anzusprechen war? Nein, es geht um Macht. „Der Machthaber lässt andere für sich sterben, um seine Macht zu erhalten“[6] Das gilt nicht nur für Feinde, sondern auch für Figuren ohne Einfluss, auf die der Machthaber keine Rücksicht nehmen muss. Kroppzeug! Kanonenfutter! Kollateralschäden. Oder nur historisch notwendige Irrtümer?
Ach, Genschman und sein gelber Pullover: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/3030906614/
https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/9889670573/
Dennoch:
So legt euch denn ihr Brüder, und auch ihr Schwestern nieder, kalt weht der Abendhauch, verschon uns Gott mit Strafen und lass uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbarn auch.
RIP – und auch Du, FDP.
[1] http://www.faz.net/aktuell/politik/genscher-in-der-f-a-z-kein-alleingang-bei-der-anerkennung-sloweniens-und-kroatiens-11577124.html#/elections
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/jugoslawien/anerkennung.html
Klaus Peter Zeitler , Deutschlands Rolle bei der völkerrechtlichen Anerkennung der Republik Kroatien unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Außenministers Genscher, http://www.rechtsanwalt-naumburg.eu/eigene-ver%C3%B6ffentlichungen/deutschlands-rolle-bei-der-v%C3%B6lkerrechtlichen-anerkennung-der-republik-kroatien/
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9199049.html
http://www.thur.de/philo/jug8.htm
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32060812.html
[2] so auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Dietrich_Genscher , Wikipedia ist schnell. Bereits heute abend ist dort der Tod Genschers vermerkt.
[3] [1] http://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_69702116/fall-elisabeth-kaesemann-der-geduldete-mord.html
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Das_M%C3%A4dchen_%E2%80%93_Was_geschah_mit_Elisabeth_K.%3F
[5] http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Das-Maedchen-stoert-Wie-die-deutsche-Regierung-den-Mord-an-Elisabeth-Kaesemann-in-Kauf-nahm-81990.html
https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/06/05/leichen-im-keller-der-deutschen-politik/
[6] Elias Canetti, aus dem Gedächtnis zitiert.
Mendelssohn Preis, Genscher und Käsemann
Sehr geehrter Herr Schäfer,
ich danke Ihnen für Ihre interessanten Gedanken zur Verleihung des „Internationalen Mendelssohn Preise zu Leipzig“ im Jahr 2014.
Es gibt natürlich immer eine Gesamtbetrachtung des Wirkens der Persönlichkeiten, die mit dem Preis geehrt werden. Die von Ihnen im Fall von Herrn Dr. Genscher benannten Ereignisse um Frau Käsemann sind für uns, damit meine ich die gesamte Öffentlichkeit, leider nicht wirklich zu bewerten, da wir nicht über die detaillierten Informationen und die vollständigen Zusammenhänge verfügen um die letzte Wahrheit definieren zu können.
An das tragische Schicksal von Frau Käsemann zu erinnern, ist gerade in neuerer Zeit wichtig und richtig und so verstehe ich Ihren Einwand.
Die Verdienste, für die wir Herrn Dr. Genscher ehren, sind gesellschaftlich und politisch international unstrittig und ich würde mich freuen, wenn Sie das auch so sehen könnten.
Gern lade ich Sie zu einem Besuch ins Mendelssohn-Haus nach Leipzig ein, bei dem wir unsere Gedanken sicherlich besser austauschen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Ernst
Jürgen Ernst
Direktor Mendelssohn-Haus
Geschäftsführender Vorstand Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung
Mendelssohn-Haus
Goldschmidtstraße 12
04103 Leipzig
Telefon: 0049 341 1270294
e-mail: j.ernst@mendelssohn-stiftung.de
Sehr geehrter Herr Ernst, Montag, 8. September 2014
für Ihre Antwort und die Einladung herzlichen Dank. Natürlich würde ich gern wieder einmal nach Leipzig kommen, schon weil es eine ungeheuer vielfältige und lebendige Stadt ist – und auch das Gewandthaus ist einen Besuch wert (https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/2556643606/in/set-72157605456895559 ). Doch das wird wohl nicht klappen.
Zum Gedankenaustausch: Sie schreiben Die Verdienste, für die wir Herrn Dr. Genscher ehren, sind gesellschaftlich und politisch international unstrittig und ich würde mich freuen, wenn Sie das auch so sehen könnten. Dem will ich nicht widersprechen.
Doch die Begründung Ihrer Jury zielt auf Freiheit und der Würde jedes einzelnen Menschen. Da hatte sich Herr Genscher als Politiker wohl übernommen, denn dieser Anspruch ist so hoch, daß ihm wohl niemand genügen kann. Es wäre darum angemessen, die Verleihung differenzierter zu begründen. Das kann bei der Laudatio ja durchaus noch geschehen. Mutiger als ich es erwarten darf, wäre sicher, daß dabei auch Ihr Appell beherzigt werden würde: An das tragische Schicksal von Frau Käsemann zu erinnern, ist gerade in neuerer Zeit wichtig und richtig.
Mit freundlichem Gruß
Dierk Schäfer
Leichen im Keller der deutschen Politik
Der Fall Elisabeth Käsemann. Der geduldete Mord geht auf das Konto von Hans-Dietrich Genscher. Er hätte helfen können, doch „das Mädchen Käsemann“ interessierte ihn nicht. Der deutsche Waffenhandel war wichtiger, wie auch dem DFB eine ungestörte Fußballweltmeisterschaft in Argentinien. Ein Dokument über die BRD, die BananenRepublikDeutschland. Das muß man lesen, um zu wissen, in welchem Land wir leben.
»Elisabeth Käsemann wurde mit angelegten Handschellen und einer Kapuze über dem Kopf in den Ort Monte Grande bei Buenos Aires transportiert und dort unter Ausnutzung ihrer Arg- und Wehrlosigkeit durch Schüsse in Genick und Rücken aus unmittelbarer Nähe getötet.«[1]
[1] http://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_69702116/fall-elisabeth-kaesemann-der-geduldete-mord.html Donnerstag, 5. Juni 2014
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