Einen rechtssicheren Weg finden, damit die Betroffenen endlich Gerechtigkeit erfahren
»„Aufgrund der Erfahrungen mit dem bestehenden Fonds ‚Heimerziehung’ wollen die Länder gemeinsam mit dem Bund einen rechtssicheren Weg finden, um den Betroffenen möglichst rasch geeignete Hilfe zugutekommen zu lassen“, begründet ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums …. den Schritt. Deshalb habe man der Bund-Länder-Arbeitsgruppe den Auftrag erteilt, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, die „insbesondere auch notwendige Anpassungen in bestehenden sozialen Sicherungssystemen vorsehen sollen“. Auch Baden-Württemberg möchte erst prüfen lassen, ob man eine Entschädigung nicht besser über andere Wege, etwa eine Angleichung des Rentenrechts, gewährt.«[1]
Da geht einem so richtig das Herz auf. Fast alle Sozialminister auf der Suche nach Gerechtigkeit. Sie tappen schon lange im Dunkeln und suchen dennoch ganz unverdrossen weiter. Auch wenn sie vielleicht gar nicht so sehr nach der hehren Gerechtigkeit suchen, so doch immerhin nach Rechtssicherheit.
So gesellt sich zum Mitgefühl mit den unermüdlichen Pfadfindern die unverhohlene Bewunderung. Wie heraklisch[2] muss das Vorhaben sein, wenn lauter rechtskundige Spähtrupps im Augiasstall[3] nach einem wohlriechenden, weil rechtssicheren Ausgang suchen. Ihre Vorläufer hatten längst aufgegeben und sich auf den Pfaden der Rechtsunsicherheit völlig verirrt, wie das nicht anhaltende Murren der ehemaligen Heimkinder bezeugt, die gleich einem Chor der griechischen Tragödie ihr Los der Rechtsunsicherheit beklagen. Vielleicht gibt den redlichen Suchern im Sumpf der Exkremente der Verweis auf Herakles/Herkules ein hilfreiches Zeichen. Denn der wühlte nicht im Mist des Augias, sondern leitete das lautere Wasser zweier Flüsse durch den Drecksstall, wie es Gustav Schwab[4], weiland Pfarrer[5] in Gomaringen, dortselbst in seinen Sagen des klassischen Altertums so trefflich geschildert hat.
Doch wo sind die lauteren Wasser der Läuterung zu finden? Wohl viel zu weit ab von den tapferen Suchtrupps, vielleicht gar in einer für sie unvorstellbaren Welt utopischer Gerechtigkeit? Mich würde es nicht wundern angesichts des Augiasstalls, den die Politiker aller Couleur erst schaffen, um ihn dann Aufschub und Diäten bringend umzuwühlen, anstatt ihn zu säubern.
Doch bleiben wir – abschließend – bei Herakles: Ihn schlug die Göttin[6] „mit Wahnsinn. Darin verfangen erschlug er seine Frau und seine drei Kinder“.
Wie viele „Kinder“ werden wohl gestorben sein, bis die Sozialministerinnen in ihrem Wahn nach Rechtssicherheit einen Weg aus dem Schlamassel gefunden haben?
Doch getrost, die Zeit heilt alle Wunden- und schont die Kassen.
[1] http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article135813724/Laender-streiten-ueber-Hilfsfonds.html
[2] Herkules bzw. Herakles: https://de.wikipedia.org/wiki/Herakles
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Augias#Sprichwort
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Schwab
[5] Einer seiner Amtsnachfolger in Gomaringen war nicht so umfassend gebildet und verbot in „seinen“ Kindergärten die Karnevalslustbarkeiten, – doch das ist eine andere Geschichte.
[6] Ja, in klassischen Zeiten gab es auch GöttINNEN – ganz ohne Gender-Wahn.
Photo: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/13962364137/in/photolist-afJVug-ngNLqa
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