Prügel vom lieben Gott – neu aufgelegt
»Die Erstauflage des Buchs Prügel vom lieben Gott sorgte Anfang der 1980er Jahre für eine öffentliche Diskussion über das Leid von Heimkindern. Die Neuauflage von 2012 trug dazu bei, das System Bistum Limburg zu Fall zu bringen. Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende, denn die soeben erschienene dritte und ergänzte Auflage verlangt endlich eine Entschuldigung!«
Hier die komplette Presseerklärung des Verlags:
» Prügel vom lieben Gott ist zweifellos die „Blaupause“ aller kritischen Bücher zum System kirchlicher Heimerziehung und christlicher Schwarzer Pädagogik. Alexander Markus Homes beschreibt in seinem erstmals 1981 erschienenen Buch die in kirchlichen Kinderheimen vorherrschende Atmosphäre von Gewalt, Angst, Demütigung und Gehorsam. Bereits damals war alles bekannt, was die Öffentlichkeit heute entsetzt, und bereits damals hätten Staat und Kirche entschlossen reagieren können. Stattdessen ging die katholische Kirche juristisch gegen das Buch vor.
Große Aufmerksamkeit erregte auch die Neuauflage von 2012. Im Vorwort hatte Homes Fragen zur Aufarbeitung des Heimkinder-Skandals aufgeworfen. Die im Buch geäußerte Kritik am Verhalten seiner früheren Heimleitung unter dem inzwischen von seinem Posten entbundenen Limburger Generalvikar Franz Kaspar trug maßgeblich dazu bei, dass die Vorgänge erneut unter die Lupe genommen wurden. Inzwischen ist klar, dass Homes Geschichte nicht nur wahr ist, sondern dass andere Heimkinder noch viel Schlimmeres erdulden mussten. Ebenso wurde deutlich, dass Kaspar offensichtlich schwieg, verleugnete und vertuschte, wie im aktualisierten Vorwort nachzulesen. Was im Übrigen auch für seine Mitverantwortung für den Limburger Finanzskandal gilt. Auch hier sind noch viele Fragen offen.
Alexander Markus Homes ist jedenfalls nicht gewillt, die Fälle nun auf sich beruhen zu lassen. Franz Kaspar darf seiner Meinung nach nicht mit einer halbherzigen Entschuldigung davonkommen. Während er sich an einer üppigen Pension erfreuen kann, wurde das Leben vieler seiner ehemaligen Schutzbefohlenen für immer zerstört.
Hintergrund:
Für das ehemalige Heimkind Homes trägt Kaspar eine hochsignifikante Mitschuld daran, dass auch in seiner Direktorenzeit Heimkinder durch Nonnen und ErzieherInnen schlimmster Gewalt ausgesetzt waren. Der Geistliche habe billigend in Kauf genommen, so Homes, dass junge Menschen im Namen Gottes auf das Übelste gequält, gedemütigt, erniedrigt worden sind. Homes führt dazu aus, dass Kaspar mindestens in einem Fall gegen ein Elternpaar Anzeige erstattet habe, das ihn über Misshandlungen ihres autistischen Kindes informiert hätte und ein entschiedenes Vorgehen gegen die prügelnde Mitarbeiterin angemahnt habe. Der Kleriker sei zunächst nicht gegen die Erzieherin vorgegangen, sondern habe die besorgten Angehörigen wegen Übler Nachrede angezeigt. Das Verfahren ist laut Homes dann eingestellt worden – und nach entsprechenden Ermittlungen sei die Mitarbeiterin angeklagt und verurteilt worden. Kaspar sei massiv unter Druck geraten und habe sie entlassen, um sie etwa ein Jahr später wieder einzustellen.
Anfang der 70er Jahre – zu Kaspars Direktorenzeit – sei , Homes zufolge, ein Mädchen, das aus dem Heim geflohen war, in Rüdesheim von einem Bauarbeiter brutal geschlagen und vergewaltigt worden. Das Vergewaltigungsopfer sei später von der Polizei aufgegriffen und ins Heim zurückgebracht worden. Die Heimleitung habe aber offenbar keine Veranlassung gesehen, dem schwer traumatisierten Vergewaltigungsopfer längerfristig zu helfen. Man habe sich des Falles entledigt, indem das Opfer in ein Heim für Schwererziehbare abgeschoben wurde. Auch in der neuen Erziehungsanstalt habe man dem Opfer keinerlei Hilfe und Therapie angedeihen lassen: Das Opfer sei an die Kinder- und Jugendpsychiatrie weitergereicht worden. Zudem sei der Vergewaltigungsfall von allen Beteiligten unter der Decke gehalten worden. Auch seien die Strafermittlungsbehörden nicht eingeschaltet worden!
Kaspar habe offenbar auch Kenntnis über einen weiteren Vergewaltigungsfall, so Homes. Ein ehemaliges männliches Heimkind, das in den 60er und 70er Jahren im Stift untergebracht war, habe Homes versichert, von dem damaligen Priester und Direktor Rudolf Müller vergewaltigt worden zu sein. Er habe nach Müllers Suizid dem neuen Stiftungsdirektor, Franz Kaspar, über die Vergewaltigung berichtet. Kaspar habe dem Opfer nicht geglaubt. Das Vergewaltigungsopfer sei heute noch schwer traumatisiert und in psychiatrischer Behandlung.«
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