Wie man Verbrechen gekonnt versteckt. – Durch Ablenkung.
Der große Osterhasenpreis fürs Verstecken geht an Hephata.
„Die Auswirkungen des menschenverachtenden nationalsozialistischen Regimes prägten auch die Nachkriegszeit.“ Das war schon das ganze Ablenkmanöver. Hephata macht dann gleich einen großen Sprung von 1945 in die 70er und 80er Jahre: „Der große Nachholbedarf individueller Förderung und Lebensgestaltung von Menschen mit Behinderungen und Benachteiligungen, konnte in den 70er und 80er Jahren realisiert werden.“[1] Und was war dazwischen?
Viele Leser werden mit „Hephata“ nichts anfangen können. „Hephata Hessisches Diakoniezentrum e.V. ist eine Einrichtung der Diakonie in Schwalmstadt–Treysa. Dort werden Menschen in den Bereichen Behindertenhilfe (für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen), Jugendhilfe, Altenhilfe, Sozialpsychiatrie, Suchthilfe, Wohnungslosenhilfe, Neurologische Klinik und der Akademie für soziale Berufe betreut, gefördert und ausgebildet.“[2]
Auch Wikipedia macht bei der Geschichte der Anstalt den großen Sprung mit: „Auch aus Hephata wurden während des Dritten Reichs Menschen mit kognitiven und körperlichen Behinderungen im Rahmen der Aktion T4 zuerst in andere Einrichtungen verlegt und später unter anderem in der NS-Tötungsanstalt Hadamar getötet. Mit der Errichtung eines Mahnmals vor der Hephata-Kirche erinnert die Einrichtung an die Opfer und bekennt sich zu ihrer Verantwortung.“ Wikipedia fährt fort: „1945 wurde bei der Kirchenkonferenz von Treysa, die in Hephata tagte, die Evangelische Kirche in Deutschland und das Evangelische Hilfswerk, die Vorläuferorganisation des Diakonischen Werks, gegründet. … Bis heute sind Diakone und der Kirche verbundene Mitarbeiter in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata organisiert. Von der Gemeinschaft gehen Impulse zur Wahrnehmung des diakonischen Auftrages und zum spirituellen Leben in Hephata und an den Einsatzstellen der Mitglieder aus.“
Wie sahen nun die prägenden „Auswirkungen des menschenverachtenden nationalsozialistischen Regimes“ in der Nachkriegszeit aus? Darüber schweigt die firmeneigene Selbstdarstellung auf Facebook.
„Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen“[3] So auch hier. Die Wiesbadener Filmemacherin Sonja Toepfer hat im Auftrag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau das Leiden der Kinder in Kinderheimen aufarbeitet. Hephata heißt „Öffne dich!“[4], so steht es im Markusevangelium (7,31-37). Über das dort berichtete Wunder kann man sich nur wundern. Doch wie das Öffnen in Hephata, der Anstalt der Diakonie in Treysa praktiziert wurde, kann sich nur wundern, wer sich in der Heimkindergeschichte nicht auskennt.
In Hephata – und wohl nicht nur dort – ging das so: durch die Punktion mit einer langen Nadel zwischen zwei Wirbelkörpern wird Liquor abgelassen und Luft in den Rückenmarkskanal eingelassen. Pneumenzephalographie heißt das Verfahren[5]. Durch Umlagerung des Patienten steigt diese Luft dann im Rückenmarkskanal auf bis in das Ventrikelsystem des Gehirns. Die Gehirnflüssigkeit wird entfernt, um die Kammern und Hohlräume des Gehirns röntgen zu können. Es handelt sich laut einem wissenschaftlichen Fachbuch um „eine der schmerzhaftesten Prozeduren, die man sich denken kann“. Dabei entstehe bei dem Patienten „das Gefühl, als sei sein Kopf ein riesiger Luftballon, der jeden Augenblick zu platzen droht“[6], heißt es weiter. So machte man das in Hephata und zwar ohne individuelle medizinischen Indikation. Es war ein Forschungsprojekt an wehrlos entrechteten Kindern.
Es gab schon früher Hinweise auf solche Untersuchungen an Heimkindern. Mich hat die neue Veröffentlichung nicht gewundert. Ohnehin hat der kirchliche Umgang mit dem Thema „Eugenik“ eine leidvolle Tradition, und schon bisher tauchte dabei der Name Treysa mehrfach auf.
Zunächst auf der „Ev. Fachkonferenz für Eugenik“ 1931 (!) in Treysa: »Pastor Friedrich von Bodelschwingh. Er behauptet in Treysa, die Sterilisierung Behinderter entspreche dem Willen Jesu. Bodelschwingh wörtlich: „Ich würde den Mut haben, in Gehorsam gegen Gott, die Eliminierung an anderen Leibern zu vollziehen.“« Wem der Name Bodelschwingh nichts sagt: Er gehört zu Bethel. Auch Bethel taucht ständig negativ in der Heimkindergeschichte auf.
Doch zu Hephata. Ein Korrespondent schrieb mir: »In Hephata (Schwalmstadt/Treysa) hielt die Diakonie nach dem Zweiten Weltkrieg [in den 1950er/1960er Jahren] 2000 Insassen – Kinder und Jugendliche – , die angeblich „schwachsinnig“ waren. Für jeden „Schwachsinnigen“ in Hephata erhielt die Diakonie vom Staat „[pro Woche] eine Mark mehr“ als für „normale“ Schutzbefohlene. Indem man seine Schutzbefohlenen als „schwachsinnig“ begutachtete und deklarierte, konnte man seine Gewinne steigern, bei 2000 Insassen im Jahr um 104.000 DM! Über zehn Jahre hinweg macht das bei 2000 „schwachsinnigen Insassen“ eine zusätzliche beträchtliche Summe von 1.040.000 DM aus (eine Million und vierzig Tausend Mark!) ! So wurde es dann auch gehandhabt von der Diakonie in Hephata über einen Zeitraum von 20, 30 oder gar 40 Jahren hinweg!! Und nicht nur in Hephata!!!«[7]
Wenn’s nur das gewesen wäre. Doch da die Kinder „schwachsinnig“ waren, konnte man auch noch schmerzhafte Experimente mit ihnen machen.
Alles verjährt obwohl es Verstöße gegen die Menschenrechte waren? Die eigentlich nicht verjähren? In Deutschland schon. Für die Kirchen auch.[8]
„Der christliche Grundgedanke, das selbst erfahrene Heil Gottes in der Lebensgestaltung mit anderen zu teilen, ist erhalten geblieben und prägt bis heute die Arbeit.“[9] An die dunklen Punkte erinnert man sich nicht gern, das ist verständlich – aber vergessen und beschweigen? Oder gar fortführen?
Noch 1973 offenbarte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) über »verantwortliche Elternschaft« für Kinder mit Behinderung lupenreine Nazi-Eugenik. Dort ist die Rede von der »Anhäufung schädlicher Gene in der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Folgen für die Gesellschaft«. Weiter heißt es, das Bewußtsein der Öffentlichkeit sei zu »schärfen für die impliziten sittlichen Fragen und für die Notwendigkeit, sich ernsthaft mit Dingen auseinanderzusetzen, die wir bisher der Natur überlassen haben, wobei wir auch schlechte Entwicklungen in Kauf nahmen«[10].
Mich hatte interessiert, inwiefern unsere Landeskirchen die »Expertise« des ÖRK mitverantwortet haben und welchen Stellenwert sie heute noch hat. Gab es einen Widerruf? Ob eine Landeskirche wohl antwortet? – hatte ich gefragt.[11] Keine einzige hat geantwortet. Auch „mein“ Landesbischof, extra und normal freundlich angefragt, reagierte nicht.[12]
„Der christliche Grundgedanke, das selbst erfahrene Heil Gottes in der Lebensgestaltung mit anderen zu teilen … “ Wir dürfen uns nicht wundern, wenn dies als Drohung verstanden wird.
Noch ein weiterer Link:
Fußnoten
[1] https://www.hephata.de/wir-ueber-uns/geschichte-14.php
[2] In den letzten Jahrzehnten wurde ein Netz differenzierter Dienstleistungen in Hessen, Thüringen und Nord-Bayern aufgebaut. Sitz des Vereins ist Marburg.[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hephata_(Schwalmstadt)
[3] http://juttas-schreibblog.blogspot.de/2009/07/uber-die-redewendung-es-ist-nichts-so.html
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Effata
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Pneumoenzephalografie
[6] Zitate aus: http://www.fr.de/rhein-main/heime-in-hessen-hirnexperimente-mit-heimkindern-a-1446116,0#artpager-1446116-0
[7] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/12/27/hephata-aus-tradition/
[8] , https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2011/07/das-jc3bcngste-gericht2.pdf
[9] https://www.hephata.de/wir-ueber-uns/geschichte-14.php
[10] Diese Zitate sind der Veröffentlichung von Heike Knops entnommen: http://www.thkg.de/Dokumente/KnopsSterbehilfe.pdf http://www.graswurzel.net/367/euthanasie.shtml#u10
[11] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/09/12/ork-absolut-besturzend/ Ich konnte nicht überprüfen, ob sie auch auf lebende Menschen mit Behinderung gemünzt sind oder ausschließlich eine Stellungsnahme zur „pränatalen Euthanasie“ darstellen. Auch dann bliebe der Vorwurf der Nazi-Eugenik bestehen. Übrigens: Bei der pränatalen Euthanasie sind wir heute mit verfeinerten Detektionsmethoden wieder angelangt.
[12] https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/07/07/die-anhaufung-schadlicher-gene-in-der-bevolkerung/
Das verräterische Bedauern der Firma Merck.
»Ein Sprecher des Pharmaunternehmens sagte, Merck habe nicht rechtswidrig gehandelt. Die Frage nach Wiedergutmachung stelle sich daher nicht. „Sollten sich Dritte nicht entsprechend der Gesetzeslage verhalten haben, bedauern wir das selbstverständlich“, erklärte das Unternehmen.«[1]
Die Selbstverständlichkeit des Bedauerns entlarvt den Pharmariesen. Geheucheltes Mitleid, purer Hohn für die Betroffenen. Selbstverständlich sieht sich die Firma nicht in der Verantwortung, will nicht in Verbindung mit Medikamentenversuchen an Kindern gebracht werden, will nicht zahlen. Diese Abwehrhaltung ist verständlich. Auch das hessische Sozialministerium bringt sich aus der Schusslinie, spart sich jedoch das „selbstverständliche“ Bedauern. »„Wie auch aus der Veröffentlichung von Frau Wagner hervorgeht, gab es damals keine gesetzlichen Vorschriften, Medikamententests bei einer zuständigen Bundesoberbehörde anzumelden.“ Außerdem unterlagen die Tests noch nicht der behördlichen Überwachung durch die zuständige Landesbehörde. „Das erklärt, warum wir hierzu keine Informationen aus dieser Zeit vorliegen haben.“«
So klug war man bei Merck nicht. Eine freud’sche Fehlleistung? Immerhin bleibt ungeklärt, auf welcher Grundlage Merck der Ärztin des Kinderheims Hephata ein noch nicht zugelassenes Mittel lieferte[2], das „typischerweise bei Psychosen oder Schizophrenien eingesetzt“ wird. Wen beliefert heute die Firma Merck mit nicht zugelassenen Arzneimitteln? Und lehnt die Verantwortung für ihren Einsatz ab? Die Selbstverständlichkeit des Bedauerns ist eine verräterische Nebelgranate, die verdecken soll, dass Merck tiefer verstrickt ist, als die Firma zugibt.
Es kommt aber noch deutlicher: »Zugleich wies die Firma darauf hin, dass seinerzeit nicht nur Arzneimittel von Merck an Kindern in Einrichtungen getestet worden seien, sondern auch von vielen anderen Pharmafirmen. Tatsächlich enthält Wagners Arbeit Hinweise auf Medikamente von Behring, Boehringer Mannheim, Pfizer und anderen Herstellern.« Ist doch schön, andere auch!
Ungeklärt bleibt, auf welcher wissenschaftlichen Versuchsbasis und mit welchem Wissen über die Hintergründe die Firmen die Zulassung solcher Medikamente erlangt haben.
Weiter ist zu fragen, wie es denn heute läuft mit der Transparenz bei der Testung und Genehmigung von Arzneimitteln? Kann man vonseiten der Firmen wie der Behörden ausschließen, dass solche Versuche ganz einfach ins Ausland verlagert wurden, in Länder, die es mit den Menschenrechten nicht sonderlich genau nehmen?
Fairerweise ist das Dilemma zu benennen. Arzneimittel müssen in einem sorgfältigen Prozedere getestet und zugelassen werden. Nach der angenommenen Unbedenklichkeit kommen Tierversuche, danach die Versuche an Testpersonen. Medikamente für Kinder sind nicht an Kindern getestet, sie werden, soweit ich weiß, off-label[3] verschrieben: Die Dosis für Erwachsene wird nach Körpergewicht für Kinder runtergerechnet. Das muss nicht in jedem Fall unproblematisch sein. Doch auch hier haben die Pharmafirmen die Verantwortung den verschreibenden Ärzten zugewiesen.
Diese Sachlage könnte ganze Ethik-Kommissionen ins Rotieren bringen. Doch die befassen sich wohl lieber mit populäreren Themen. Selbstverständlich?
[1] Alle Zitate nach: http://www.lampertheimer-zeitung.de/wirtschaft/wirtschaft-suedhessen/merck-medikamente-wurden-auch-an-hessischen-heimkindern-getestet_17454613.htm
[2] So geht es aus den Unterlagen der Firma Merck hervor. Das Mittel wurde auch an den Arzt im Essener Franz-Sales-Haus geliefert, der es an Kindern von fünf bis 13 Jahren erprobte und die Leiden der Kinder akribisch beschrieb. Es soll sich um bis zu 40 Probanden gehandelt haben.
Damit es keine Feigenblattveranstaltung wird
Morgen, am Montag, 18. Mai will die Stadt Mönchengladbach ab 11.30 Uhr auf dem Alten Markt der Bürger zu gedenken, die zur Zeit des National-Sozialismus wegen ihrer Behinderung ermordet wurden. Das war schon Thema in diesem Blog[1].
Nun schreibt Uwe Werner selber ehemaliges Heimkind aus Mönchengladbach an die Sozialdezernetin und Schirmherrin der Veranstaltung. Rein prophylaktisch, damit es keine Feigenblattveranstaltung wird. Sein Schreiben bedarf keines weiteren Kommentars. Sollte seine Vorsichtsmaßnahme nichts bewirken, hat er hoffentlich andere Maßnahmen parat.
Hier sein Mail:
Sehr geehrte Frau Schall,
sehr geehrter Herr Elsen,
sie werden am kommenden Montag, als Sozialdezernetin und Schirmherrin und als
2. Bürgermeister der Stadt Mönchengladbach, die Gedenkreden zu der Veranstaltung:
„Gedenken an Behinderte, die von den Nazis getötet wurden“ auf dem Alter Markt
in Mönchengladbach halten.
Erinnerung wach halten-Zukunft bauen ist der Titel dieser Veranstaltung, welche ich
prinzipell, als ehemaliges Heimkind sehr begrüsse.
Jedoch habe ich mit Verwunderung feststellen müssen, dass zwar die Verbrechen in
der Nazizeit dokumentiert worden sind, jedoch die Zeit nach 1945, in den hiesigen
Einrichtungen, wie das St. Josefshaus in Hardt und die Stiftung Hephata, welche beide
die o.g. Veranstaltung mitgestalten werden, restlos ausgeklammert wird.
Im Rahmen der Aufarbeitung dieser Zeit nach 1945 bis weit in die 70er Jahre, konnte
nachgewiesen werden, dass diesen Heimbewohnern ebenfalls grosses unmenschliches
Leid zugefügt worden ist.
Es konnte festgestellt werden, dass die unmenschlichen Behandlungen an ehemaligen
Heimkindern, mit und ohne einer Behinderung, auch nach 1945 nahtlos übernommen
wurden.
Körperliche Züchtigungen, sexueller Missbrauch, Zwangsmedikamentierung, Essensentzug,
Demütigungen der übelsten Art, als auch Kinderarbeiten und Zwangsadoptierungen, um
nur einige wenige Greueltaten aufzuzählen, waren in diesen Anstalten, Heimen und
Einrichtungen an der Tagesordnung.
In ganz Deutschland (Ost und West), aber auch in Österreich, der Schweiz, Irland, USA und
Australien…., wurden ehemalige Heimkinder, Waisenkinder, Verdingkinder und Kinder
der damaligen Besatzungsmacht, geschändet, missbraucht, misshandelt und leiden
heute noch unter diesen traumatischen Misständen.
Ich spreche von hunderttausenden Kindern, an denen Medikamentenversuche vorgenommen
wurden, die der Euthanasie zum Opfer gefallen sind, oder später mit diesem Trauma nicht
weiterleben konnten und wollten und den Suizid, als Erlösung empfunden haben müssen.
Ich spreche von den Heimkindern, welche heute unter den gesundheitlichen Nachfolgeschäden
zu leiden haben, und von den Behörden (Jugendamt, Versorgungsamt, LVR, LWL, Jobcenter…)
im Stich gelassen werden, ja gezwungen werden, in ihren Anträgen sich erneut dem
Trauma zu stellen und öffentlich zu machen.
Ein Trauma, welches wir ein lebenlang mit uns herumgetragen haben, ohne je das Angebot
einer Trauma-Therapie, oder sonstige Gesundheitstherapien erhalten zu haben.
Selbst aktuelle Verschlimmerungsanträge, werden vom hiesigen Versorgungsamt abgelehnt,
obwohl auf die damaligen unmenschlichen Zustände in den Einrichtungen, bei Antragstellung,
hingewiesen wird.
Erneut müssen sie sich, einem unmenschlichen Antragsprocedere stellen, oftmals, um mitgeteilt
zu bekommen, dass der Antrag auf ein GdB Merkmal G abgelehnt wurde.
Vielen, ja abertausenden Naziopfern muss und soll gedacht werden, aber nicht um den Preis,
dass die Opfer des schlimmsten deutschen Nachkriegsverbrechen, im Gedenken und der
Aufarbeitung ausgeklammert werden.
Das würde den Naziopfern nicht gerecht werden und den heute noch lebenden Opfern schon erst
gar nicht.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dies in Ihren Gedenkreden mit berücksichtigen würden.
Dabei helfen könnten Ihnen die folgenden LINKS anbei.
http://www.fonds-heimerziehung.de/
https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/08/wer-zu-fruh-stirbt-den-bestraft-der-heimfond/
Dirk Schäfer ist ein evangelischer Theologe i.R. und die LINKS geben seine eigene Meinung wieder!
Mit freundlichen Grüssen,
Uwe Werner
Verdrängung der Aktualität: Gedenkrituale lenken nur ab
Am besten, man gedenkt längst vergangener Untaten, begangen von Leuten, die nicht mehr unter uns weilen, von denen wir uns bequem distanzieren können und deren Opfer auch schon längst tot sind. Das ist ja auch schon eine Leistung. Andere Länder schaffen nicht einmal das.
Nachdem wir die Täter lange geschützt haben bis die meisten von ihnen ausgestorben waren, arbeiten wir unsere Vergangenheit auf: Historikergutachten, Denkmale, Gedenktage, Gedenkveranstaltungen. Denk mal, wie anständig wir geworden sind, geradezu Nobel-Preis-würdig!
Ein Beispiel:
»Unter dem Titel „Erinnerung wach halten – Zukunft bauen“ laden neun Organisationen in Zusammenarbeit mit der Stadt Mönchengladbach dazu ein, am Montag, 18. Mai, ab 11.30 Uhr, in einem Zelt auf dem Alten Markt der Bürger zu gedenken, die zur Zeit des National-Sozialismus wegen ihrer Behinderung ermordet wurden.«[1]
Das ist doch sehr anständig und trifft mal wieder die bösen Nazis, die Behinderte ermordet haben; Menschen mit Behinderung, das macht man doch nicht.
Lassen Sie uns weiter denken:
In bundesdeutsche Behinderteneinrichtungen und Kinderpsychiatrien wurden Kinder eingewiesen. Die einen waren behindert, andere nicht. Die Plätze standen bereit, die kosteten Geld und durften nicht leer stehen. Oft war auch das alte Nazi-Personal noch vorhanden, zumindest ihr Geist.
In diesen Heimen wurden die Kinder und Jugendlichen – inzwischen anerkanntermaßen – nicht so behandelt, wie es für ihr weiteres Leben hilfreich gewesen wäre. Wer noch nicht behindert war, wurde es dort, und wer es schon war, wurde zusätzlich fürs Leben behindert. Das alles wissen wir mittlerweile.
Dann gab es den Runden Tisch/Heimkinder unter der betrügerischen Leitung von Frau Vollmer. Er brachte recht magere Ergebnisse für die Heimkinder, doch selbst davon waren ehemalige Heimkinder mit Behinderung ausgeschlossen – bis heute. Die Bundesländer knobeln noch daran herum, wie ein Fonds gestaltet werden könnte, sollte. Das kostet Zeit, die Geld spart, denn mittlerweile sterben die Opfer einfach weg. Die können noch nicht einmal – wie neuerdings die „normalen“ ehemaligen Heimkinder Geld für ihre Beerdigung reklamieren[2].
Zurück zu Möchengladbach. Wer gedenkt dort der Menschen mit Behinderung aus Nazizeiten?
»Der Kooperation der Veranstalter gehören an: City Kirche, das Z – Menschen im Zentrum, Der Paritätische, die evangelische Stiftung Hephata, das Gymnasium Odenkirchen, der Verein Leben mit Usher-Syndrom, Pro Retina (Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegeneration), der Sozialverband VdK Kreisverband Mönchengladbach, die Stadt Mönchengladbach, Sozialdezernat und die Vinzentinerinnen (Josefshaus Hardt).«
Sieh an, sieh an: Da tauchen auch die üblichen Verdächtigen auf: die evangelische Stiftung Hephata und die Vinzentinerinnen (Josefshaus Hardt).
Zurecht schreibt Uve Werner, „wütend über so viel Scheinheiligkeit“:
»Nach dem 2. Weltkrieg, fand in fast allen Heimen, Anstalten und Einrichtungen, das schlimmste deutsche Nachkriegsverbrechen statt, auch in Mönchengladbach«. Hephata ist dafür berüchtigt wie auch die Vinzentinerinnen.
Na ja, daran denken wir später einmal, mit einer Gedenkveranstaltung, wenn Gras über den Gräbern gewachsen ist.
[1] http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/gedenken-an-behinderte-die-von-den-nazis-getoetet-wurden-aid-1.5086121
[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/13/theologischerseits-nur-zu-begrusen-die-burokratie-erinnert-ausdrucklich-den-tod-zu-bedenken-gegen-unterschrift/
Ehemalige Heimkinder aus Mönchengladbach werden aktiv und fordern die Herausgabe ihrer Heimakte !
Am 18. Februar 2015 treffen sich mehr als 15 ehemalige Heimkinder aus Mönchengladbach und wollen von HEPHATA und dem St. Josefshaus, die
Herausgabe ihrer Heimakten fordern.
Diese Heimakten werden benötigt, damit sie einen Antrag an den „Fond Heimerziehung-West“ stellen können, welcher bei der Anlauf-u.
Beratungsstelle LVR Köln angesiedelt ist.
Bisher waren ehemalige Heimkinder, welche seinerzeit (1945 – 1975) in einer Behindertenanstalt, oder einer Behinderteneinrichtung, wie Hephata,
oder das St. Josefshaus untergebracht waren, von diesem Fond ausgeschlossen.
Vorrausetzung aber ist, das sie nachweisen können, in welchen Heimen sie damals untergebracht waren und zu welchen Arbeiten sie herangezogen wurden.
Dafür sind Heim-u. Jugendamtsakten, sowie Arbeitsnachweise von immenser Wichtigkeit.
Diese Akten werden jetzt über einen Rechtsanwalt, für jedes einzelne Ehemalige Heimkind angefordert.
Desweiteren dient das o.g. Treffen dazu, sich auszutauschen und weitere Schritte und Aktionen vorzubereiten, um diese Heimzeiten aufzuarbeiten.
Viele dieser ehemaligen Heimkinder sind heute noch traumatisiert und leiden unter den Folgen der damaligen unsäglichen Zuständen in den Heimen.
Wegen dem geringen Einkommen (Grundsicherung), musste sich jedes ehemalige Heimkind, beim Amtsgericht, einen Beratungsschein für den Anwalt besorgen und 15,00 Euro eigenanteilig zahlen.
Kosten, welche für viele nur schwer zu stemmen sind, zumal weitere Kosten für die Antragstellung an den Heimfond, auf sie zukommen werden.
Dennoch werden die Strapazen auf sich genommen, um aufzuzeigen, wie unwertig und unmenschlich es in den Heimen seinerzeit zuging und viele noch heute traumatisiert sind.
Für nähere Informationen und Kontakte, wie Unterstützung jeglicher Art, bitte ich um Kontaktaufnahme mit mir, über FB-persönliche Nachricht, oder 02161-5734277 / 01522-3627521
Vielen Dank, Uwe Werner
#Hephata – aus Tradition!
Hephata macht große Sprünge, von der Gründung gleich ins Heute.
»Die Gründung des diakonischen Unternehmens Hephata 1901 war die Geburtsstunde unserer Gemeinschaft. Männer mit einer gewerblichen Berufsausbildung waren in der Einrichtung tätig und wurden zugleich pädagogisch und theologisch zu Diakonen ausgebildet. Sie lebten zusammen im Brüderhaus und bildeten anschließend eine Brüderschaft.
Heute gehören der Diakonischen Gemeinschaft 470 Frauen und Männer an. Sie arbeiten in sozialen Handlungsfeldern und im Bildungsbereich der Kirchen, der Diakonie und bei anderen Trägern in ganz Deutschland. Viele von ihnen haben eine kirchliche Zusatzqualifikation absolviert und sind in das Amt der Diakonin/des Diakons eingesegnet.«[1]
Wenn man sich auf der Webseite von Hephata umschaut, gibt es doch noch einen kleinen Zwischenstop:
»Etwa 385 Bewohner wurden im 2. Weltkrieg ermordet. Eine bedrohliche Zäsur in der diakonischen Arbeit stellte ab 1933 die nationalsozialistische Diktatur dar. In dieser Zeit wurde Hephata, wie andere diakonische Einrichtungen auch, von der nationalsozialistischen Führung unter Druck gesetzt. Diese beabsichtigte, die Eigenständigkeit des Hephata e.V. zu beenden. Es konnte nicht verhindert werden, dass bereits 1937 und in den Folgejahren etwa 385 Bewohner und Bewohnerinnen aus Hephata abtransportiert und in staatliche Einrichtungen verlegt und dann ermordet wurden.«[2] Ja, die bösen Nazis haben Hephata unter Druck gesetzt. Doch »nur wenige Wochen nach Kriegsende erlangte Hephata große Bedeutung. Im August 1945 wurde durch eine Konferenz wichtiger, kirchlicher Persönlichkeiten die Evangelische Kirche in Deutschland gegründet. Gleichzeitig rief man hier das Evangelische Hilfswerk ins Leben, das mit zahlreichen Programmen in allen Teilen Deutschlands für die Versorgung der Bevölkerung, insbesondere der Flüchtlinge, Kriegsversehrten, Witwen und Waisen und durch den Aufbau von Notkirchen tätig wurde.«
Hephata war wohl immer auf dem guten Weg Gottes, denn »der christliche Grundgedanke, das selbst erfahrene Heil Gottes in der Lebensgestaltung mit anderen zu teilen, ist erhalten geblieben und prägt bis heute die Arbeit.«
Ein Kommentar von Martin Mitchell/Australien beruft sich auf einen Artikel in der FAZ.[3]:
»In Hephata (Schwalmstadt/Treysa) hielt die Diakonie nach dem Zweiten Weltkrieg [in den 1950er/1960er Jahren] 2000 Insassen – Kinder und Jugendliche – , die angeblich „schwachsinnig“ waren. Für jeden „Schwachsinnigen“ in Hephata erhielt die Diakonie vom Staat „[pro Woche] eine Mark mehr“ als für „normale“ Schutzbefohlene.
Indem man seine Schutzbefohlenen als „schwachsinnig“ begutachtete und deklarierte, konnte man seine Gewinne steigern, bei 2000 Insassen im Jahr um 104.000 DM!
Über zehn Jahre hinweg macht das bei 2000 „schwachsinnigen Insassen“ eine zusätzliche beträchtliche Summe von 1.040.000 DM aus (eine Million und vierzig Tausend Mark!) !
So wurde es dann auch gehandhabt von der Diakonie in Hephata über einen Zeitraum von 20, 30 oder gar 40 Jahren hinweg!! Und nicht nur in Hephata!!!«
Der Vorgang der gewinnträchtigen Einstufung von Heimkindern als schwachsinnig erinnert an die Auffüllung der leergemordeten psychiatrischen Einrichtungen für Kinder[4], bei dem Gutachter aus der Nazizeit wenigstens finanziell den Einrichtungen aus der Verlegenheit helfen konnten, in die sie zuvor von dengleichen Gutachtern gebracht wurden – um es einmal zynisch auszudrücken: Eine Form von Wiedergutmachung.
[1] http://www.hephata.de/gemeinde-und-gemeinschaft/aus-tradition.php
[2] http://www.hephata.de/wir-ueber-uns/geschichte-14.php
[3] http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/misshandelte-heimkinder-der-zeitgeist-ist-eine-schlechte-entschuldigung-13328032.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/07/04/nachkriegskinder-als-frischfleisch-fur-die-psychiatrien/
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