Die Erinnerung soll ein Bruder sein? Doch wohl eher eine Schwester.
Aber vorweg: Ich habe nichts gegen die Katastrophenhilfe der Diakonie, spende darum auch hin und wieder.
Aber das Deckblatt dieser Werbebroschüre ist selber fast schon eine Katastrophe.
Aus zweierlei Gründen.
- Erinnerung ist rein sprachlich gesehen weiblichen Geschlechts. Nur ein sprachlich völlig unsensibler Mensch wird ihr eine Bruderrolle zusprechen wollen.
- Schlimmer noch ist allerdings die mangelnde Sensibilität für die Opfer Diakonischer Einrichtungen in der Vergangenheit. Ihre Erinnerung an die Erlebnisse in den Kinderheimen, an Demütigung, Zwangsarbeit, Misshandlung, Missbrauch und an eingeschränkte Bildungsmöglichkeiten, diese Erinnerungen ließen einmal die Hoffnung aufkeimen, die Opfer würden angemessen entschädigt und ihnen bliebe im Alter ein weiterer Aufenthalt in einem Heim möglichst erspart. Doch diese Hoffnung wurde am Runden Tisch für ehemalige Heimkinder brutal abgewürgt.
Im Editorial der Broschüre wird Charles Dickens zitiert: „In der kleinen Welt, in der Kinder leben, wird nichts so genau wahrgenommen und gefühlt wie Ungerechtigkeiten.“ Man hätte seine Klassiker früher beherzigen soll. Nun fällt einem so ein Spruch auf die Füße.
Meine Frau sagte, was werden wohl die Heimkinder zu diesem Deckblatt sagen?
Ja, dieses Deckblatt ist ein Verdeckblatt. Sicher wird man der Diakonie u.ä. Einrichtungen nicht abverlangen können, bei jedem Auftritt vorweg ein Schuldgeständnis abzulegen. Doch die mangelnde Sensibilität lässt den Schluss zu, dass es mit dem Schuldbewusstsein nicht weit her ist und wohl eher ein Lippenbekenntnis hervorgebracht hat, um unbeschwert in die Zukunft gehen zu können. Doch diese Hoffnung trügt. Sie hat eine Schwester – und die heißt Erinnerung.
Dazu:
https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/09/24/das-geheimnis-der-versoehnung-heisst/
https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/09/27/das-geheimnis-der-erloesung-heisst-erinnerung/
Demnächst auch hier im Blog: Erinnerung und Identität – Zur Bewältigung deutscher Vergangenheit in einem veränderten gesellschaftlichen Kontext, von: Dierk Schäfer, Deutsches Pfarrerblatt – Heft: 9/2018, http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/index.php?a=show&id=4563
„bad government“ – und wer trägt die Folgen?
die Haftungsgemeinschaften!
An Länder wie Nepal denkt dabei zur Zeit wohl niemand.
Aber das Beispiel Griechenlands hat gerade unser Bewußtsein für schlechtes Regierungshandeln gestärkt, weil wir als Steuerzahler und Sparer in die Haftung genommen werden für jahrelanges politisches Missmanagement: Erst hat sich Griechenland in die EU gemogelt, mit Wissen unserer Politiker, dann hat es Schulden aufgehäuft und kann nun intern nicht die nötigen Reformen durchsetzen.
Dank einer Finanzpolitik, die auch zu bad government zu zählen ist, sind unsere Politiker dabei, mit unserem Geld nicht nur Griechenland zu retten, sondern auch „unsere“ Banken.
Und Nepal? Dort wird gerade der humanitär eingestellte Teil der Weltgesellschaft in Haftung genommen für die Unfähigkeit einer Regierung, sich auf bekannte Risiken einzustellen und Vorsorge zu treffen. Gegen Erdbeben lässt sich nichts tun, aber die Bauordnungen sollten die Erdbebengefahr berücksichtigen und die Infrastruktur für deren Bewältigung sollte bereitstehen und eingespielt sein. Fehlanzeige, die Katastrophenhilfe läuft nun auf Kosten der globalen Haftungsgemeinschaft.
Ich weiß, die dortige Bevölkerung trifft es viel elementarer. Dennoch ist zu fragen, wie wir, bzw. unsere Politiker umgehen sollen mit Staaten, die durch schlechte Regierung ihre Bevölkerung existentiell gefährden. Hier müsste die UNO Standards definieren, auch wenn sie sie nicht durchsetzen kann. Wer ist die UNO? Die Summe der mehr schlecht als recht regierten Staaten. Aber politisch-diplomatische Rücksichtnahmen sind wie der berühmte Krug, der zum Brunnen geht, bis er zerbricht. Sie nützen in der Regel den Einflußgruppen in den besonders schlecht regierten Ländern, aber nicht der Bevölkerung, erst recht nicht im Ernstfall.
So auch in Afrika. Schon lange erzählen uns unsere Politiker, die Lebensbedingungen müßten dort so gestaltet werden, dass die Bevölkerung keinen Anlass hat, von dort zu fliehen. Nun kommen die Flüchtlingen zu uns, wenn sie nicht im Mittelmeer versaufen; good government?
Und Griechenland? Dort gab es offenbar eine Kumpanei zwischen den Regierenden und ihren Wählern, die keine Steuern zahlen wollten. Wir sind in der Mithaftung.
Dies ist kein Plädoyer, in unvorhersehbaren oder überdimensionalen Notlagen nicht zu helfen. Aber unsere Politiker sollten besser und weitsichtiger regieren, als sie es zurzeit tun. Das wäre good government.
Ihnen fällt nicht ein, was sie sich zu Weihnachten wünschen könnten?
Ihnen fällt nicht ein, was sie sich zu Weihnachten wünschen?
Dann denken Sie doch an andere, die dringend etwas brauchen.
Mein Sohn machte mich auf die „shelterbox“ aufmerksam. Das ist eine Überlebensbox für Katastrophenopfer.
Da ich zu den Glücklichen zähle, die lange überlegen müssen, was man ihnen schenken könnte, habe ich die Idee für mich, was Weihnachten und meinen Geburtstag betrifft, aufgegriffen.
Das ist jetzt kein Aufruf, mir Geld zu überweisen. Jeder kann selber und direkt, ganz oder teilweise, eine Überlebensbox spenden.
Ach so, Sie wollen wissen, was drin ist? Das finden Sie hier: http://www.shelterbox.de/about.php?page=9 . Wenn Sie weiterklicken, kommen Sie auch an die Überweisungsmöglichkeiten. Eine Spendenquittung gibt es auch.
Sie sehen dann auch, daß diese Aktion von den Rotariern verantwortet wird. Ich bin kein Rotarier und finde die hochprofessionalisierte Fundraising-Methode nicht nach meinem Geschmack. Hauptsache ist aber: Der Adressat ist seriös und die Verwendung der Spendengelder sinnvoll.
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