Dierk Schaefers Blog

Eine Jubeldenkschrift zum Firmenjubiläum – Das Stephansstift Hannover, Teil 4 von 4, „Was nicht in der Studie steht“- Die Autorinnen belassen den unwissenden Leser in schandbarer Unwissenheit.

Diese „Rezension“ begann mit einem drastischen Beispiel das nicht in der Studie genannt wird und auch keine vergleichbaren Vorkommnisse. Doch die gab es und man hätte sie unschwer finden können, wenn man wenigstens gegoogelt hätte. Dieses Versäumnis wiegt schwer, weil die Autorinnen aus ihren früheren Untersuchungen wussten, dass Misshandlun­gen und auch Missbräuche zumindest punktuell zu diesen „totalen Institutionen“ gehörten, in denen die Schutzbefohlenen der Willkür des zumeist nicht pädagogisch ausgebildeten Personals ausgeliefert waren.

Hier das PDF:

Missbrauchsfall im Haus Maffei in Feldafing – Es war nicht nur ein Fall, es war nicht „nur“ Missbrauch, es war sadistische Kinderquälerei. Sendung: Kontrovers, im Bayerischen Fernsehen, Mittwoch, 16.06.2021, 21:15 h  

„Viele von Ihnen kennen die Leidensgeschichte meines Mannes,“ schreibt die Ehefrau eines Feldafing-Opfers in einem Mail. Ich kenne die Leidensgeschichte und gebe das Mail hier im vollen Wortlaut wieder. Hinzugefügt habe ich das Photo von einer Skulptur des Künstlers Eckhard Kowalke[1].

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

„Sehr geehrte Damen und Herren,

der Einfachheit halber benutze ich heute nur diese Anrede, wohl wissend, dass einigen unter Ihnen eine andere Anrede zusteht. Dies bitte ich vorab zu entschuldigen.

Mit dem einen oder anderen von Ihnen hatte ich die letzten Jahre mehrfach oder mindestens einmal Kontakt. Es war nicht immer einfach, den Kontakt aufrecht zu erhalten, manchmal kam keine Antwort, ein anderes Mal Wochen oder Monate später.

Das liegt wohl an unserer Deutschen Bürokratie oder vielleicht auch an Desinteresse, weil es ja einen selbst nicht betrifft und ja noch so viel Zeit für eine Antwort ist und tätig werden, ach auch das hat doch Zeit…. …. dachten sich sicher viele und denken es immer noch, warum beeilen, vielleicht erledigt sich das „Problem“ von selbst.

Aber es gab auch Menschen denen eine Antwort sofort wichtig war, auch ohne vorläufiges Ergebnis, das hat mich und meinen Mann (der Betroffene) immer besonders gefreut.

Viele von Ihnen kennen die Leidensgeschichte meines Mannes, manche nur im Ansatz. Um nun den Menschen dahinter zu sehen und um die Bürokratie ruhen zu lassen, möchte ich dringlich auf folgende Fernsehsendung im Missbrauchsfall im Haus Maffei in Feldafing hinweisen. Diese findet statt:

Mittwoch, 16.06.2021

Bayerisches Fernsehen, Name der Sendung: Kontrovers

Uhrzeit:  21:15 Uhr.

Bemerken möchte ich noch, dass es meinem Mann (in der Sendung Frank Waldheim) und den anderen beiden Betroffenen unsagbar schwergefallen ist, die Aufzeichnung dieser Sendung durchzustehen, sie wollten aber, dass all die Menschen endlich erfahren wie es wirklich war und ihnen endlich nach langen Jahren des Leids geglaubt wird. Allen dreien Betroffenen ist dies am wichtigsten.

Hier hilft keine Entschuldigung egal von welcher Stelle, das erwarten sie nicht. Es muss geholfen werden und das sehr schnell. Keiner von den Opfern hat Zeit noch länger abzu­warten, sie benötigen jetzt Hilfe auch in Form einer mehr als angemessenen Entschädigung, die zwar das Leid nicht ungeschehen machen kann, aber den letzten Lebensabschnitt dieser Menschen erheblich verbessert.

Da werden einerseits Therapiekosten in Aussicht gestellt, um diese Kosten aber ganz schnell wieder zu streichen, weil sich herausstellt, dass eine Therapie ja nicht nur ein halbes Jahr dauert, sondern Jahre. Da stellt man das lieber um und machte daraus eine kleine Summe auf Anerkennung des Leids, es betrifft sage und schreibe DREI Personen! An anderer Stelle wird versprochen, dass in aller Kürze Hilfe erfolgt, an dieser Stelle wird „in Kürze“ wohl verwech­selt mit monatelanger Wartezeit. Wieder an anderer Stelle verweigert man den Betroffenen einfach weitere Hilfe.

Es wird dies und das versprochen. Es ist unmenschlich zu erwarten, dass die Opfer sich immer wieder von selbst bei Ihnen melden müssen, damit es vorangeht. Sie kommen sich wie arme „Bettelleute“ vor und ich finde das einfach würdelos im Hinblick auf das große Leid, das sie ihr Leben lang herumtragen und für das sie nichts können, denn sie waren unschuldige Kinder die u.a. unfassbar grausamen „Kirchendienern“ wehrlos ausgeliefert waren.

Die Warterei muss doch endlich ein Ende haben. Für was so viele Kommissionen und Aufarbeitungsstellen gründen? Das hilft Ihnen, nicht aber den armen Menschen. Tun Sie das ruhig, aber geben Sie endlich! Hilfe.

Keiner kann sich nur ansatzweise vorstellen wie es ist, ein Leben lang unter dem Missbrauch der Kirche und anderen Einrichtungen zu leiden. Und nicht nur die Betroffenen leiden, auch die Angehörigen.

Diese Lebensqualität ist keine.

Deshalb bitte ich Sie, sich die Sendung anzusehen, um zu sehen wie die Opfer wirklich leiden. Denn hier sehen Sie den „Menschen“, nicht unsere nüchterne Bürokratie.

Vielleicht möchte der eine oder andere mit ein paar persönlichen Worten auf meine email antworten.

DANKE!

Freundliche Grüße sendet Ihnen

Brigitte L. Ehefrau“


[1] Eckhard Kowalke …  Mit seinen teils schockierenden Kunstaktionen zu den geschändeten Kindern in den kirchlichen Heimen zwischen 1945 und 1975 hat er vor sechs Jahren Aufsehen erregt und die Aufarbeitung der Geschehnisse ins Rollen gebracht. https://www.art-kowalke.com/freistatt/

Und Gott schaut weg – was sollte er auch sonst tun? Ist ja auch nur ein Mensch …

… hätte ich beinah geschrieben. Menschen schauen weg, das ist das größere Problem. Was Gott tut oder unterlässt ist nur ein theologisches. All die Greuel auf der Welt belegen, dass er ohnmächtig oder unwillig sein muss. Wie sonst könnte er den Holocaust, den Holodomor, die Gulags, die Kriege und auch die alltäglichen Verbrechen, gar die an Kindern zulassen? Die „Theodizee-Frage“ ist längst zu einer Frage an die Menschen geworden, zur Anthropodizee-Frage: Wie können wir das zulassen? Schauen auch wir einfach weg?Kind

[1]

„Und Gott schaut weg“ hat Detlev Zander sein Buch genannt[2]. Wenn ich hinschaue, dann sehe ich Fürchterliches.

Ein Beispiel soll reichen: der „Steh-Karzer“ in der Korntaler Diakonie:

»Zwischen zwei Gruppenwohnungen gab es Doppeltüren. Zwischen diesen beiden Türen war gerade so viel Raum, dass ein dort eingeschlossenes Kind sich weder umdrehen noch hinlegen konnte. Die Kinder wurden dort nachts für viele Stunden in völliger Dunkelheit zwischen beiden Türen eingeklemmt. Diese Methode dient auch zur Erzeugung von Klaustrophobie und Panik­attacken bei zuvor noch gesunden Kindern. Die Kinder sollten ja nicht nur in diesem Moment bestraft werden, sondern nachhaltig und für ihr ganzes Leben.«[3]

Wer je eine Kernspin-Untersuchung[4] erlebt hat, kann sich das in etwa vorstellen: Eingezwängt in eine enge Röhre unter beängstigendem Lärm – und das nur für eine halbe Stunde, die ewig erscheint, wenn man sich nicht psychisch konditioniert. Das gelingt nicht allen Erwachsenen, die haben aber einen Notfallknopf in der Hand und können auf „Abbruch“ drücken. Und Kinder? Kürzlich hatte eins der unseren eine solche Untersuchung. Ich habe ihm alles erklärt, so dass er wusste, was auf ihn zukommt, und ich bin mit rein. Nicht in die Röhre, aber dicht daneben und habe ihn durch Streicheln am Bein ständig „gesagt“: Du bist nicht allein, es ist alles in Ordnung.

Anders im frommen Korntal. Man muss daran erinnern, dass die Diakonie aus der „Inneren Mission“ hervorgegangen ist. Mission – Die Verkündigung der frohen Botschaft Gottes? Nein, in Korntal nicht. Dort wurde auch der Teddy-Bär, der als letzten Halt verbliebene Schutzengel des Kindes Detlev Zander vor seinen Augen ins Feuer geworfen. Man möchte wegschauen.

Doch es gibt Menschen, die sich am Zuschauen verlustieren. Die müssen wir im Auge behalten und ihnen Einhalt gebieten.[5]

Andere schauen einfach weg. So ein Kollege, der in seinem Blog als „Kirchenberater“ firmiert: Der ist „mit diesem Thema, also dem von der Kirche zu verantwortenden sexuellen Missbrauch, bisher nicht konfrontiert worden“, das schreibt er am 5. Juli 2020! In welcher Welt lebt der Mann?[6]

Nicht genau hingeschaut haben die Bischöfe der Württembergischen Landeskirche. Die Brüdergemeinde Korntal ist zwar unabhängig[7], doch sie wird vom Bischof unserer Landeskirche „visitiert“, d.h.: es finden Kontrollbesuche statt.[8]

„Und nur wer hinschaut, wird die wahre Dimension dieses Sumpfes erkennen.“[9]

Wir müssen genau hinschauen. Gott tut es wohl nicht.

[1] Photo: ds

[2] https://books.google.de/books/about/Und_Gott_schaut_weg.html?id=z7D9CAAAQBAJ&redir_esc=y

[3] http://www.opferhilfe-korntal.de/pages/taten.php

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Magnetresonanztomographie

[5] »„Das Schrecklichste sind die Bilder. Und Sie müssen, wenn Sie das auswerten, sich auch die Tonspuren anhören. Das ist sehr schrecklich, und wenn man dann sieht, dass zwei Kinder von vier Männern missbraucht werden, wechselseitig und über Stunden, dann ist das, glaube ich, nicht mehr irgendwie zu beschreiben. Das ist schon der Abgrund, was man da gesehen hat.“ (Kriminalhauptkommissar Joachim Poll, Ermittlungsleiter im Fall Münster) … „Und nur wer hinschaut, wird die wahre Dimension dieses Sumpfes erkennen.“ (Peter Biesenbach, Justizminister in Nordrhein-Westfalen)« https://www.deutschlandfunk.de/debatte-um-umgang-mit-missbrauchsfaellen-fachwissen-in-der.1148.de.html?dram:article_id=481065 Montag, 3. August 2020

[6] http://wolff-christian.de/die-basis-broeckelt-leise-anmerkungen-zu-den-kirchenaustritten/?replytocom=13950#respond

[7]Die von Ihnen genannten Vorfälle beziehen sich auf Einrichtungen der Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal gGmbH, die der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal und nicht der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zugeordnet ist.“ https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/07/31/blieb-der-juli-ohne-july-korntal-war-keine-chefsache/  – so auch das folgende Zitat

[8] Die Landeskirche hat das Visitationsrecht über die unabhängige Brüdergemeinde in Korntal und ihrer Filiale in Wilhelmsdorf. Visitation ist Dienstaufsicht nach Plan. Korntal kommt allerdings in der Visitationsordnung der Landeskirche nicht vor. – Egal, – wenn der Landesbischof sogar die Hühner der Brüdergemeinde zur Chefsache macht, frage ich mich, wie die früheren Landesbischöfe ihre Visitationspflicht wahrgenommen und ob sie vom Missbrauch in Korntaler Einrichtungen erfahren haben. War die Visitation zu oberflächlich? Oder hat man die Ergebnisse nicht ernstgenommen, gar verschwiegen?

[9] Fußnote 5

Kindesmissbrauch[1] – Das Suchtverhalten der Täter

Kindesmissbrauch ist endemisch

Kindesmissbrauch ist endemisch, ist tief verwurzelt in der Gesellschaft. Vermutlich war es schon immer so und wurde nur nicht beachtet. Zille beschreibt in seinen „Hurengesprächen“ die „Lutsch-Lise“, und Kindesmissbrauch dürfte sich wohl nicht nur auf sein „Milljöh“ beschränkt haben. Die klerikale Pädokriminalität, die Missbräuche in Familien, Schulen, Sportvereinen usw. haben uns das Ausmaß dieser „Normalität“ vor Augen geführt. Ich wills nicht weiter ausführen.[2]

missbrauch - schülerarbeit[3]

Was ist neu?

Was ist neu? Die sich in der letzten Zeit häufenden Meldungen über Kindesmissbrauch zeigen uns über die Taten hinaus einen Tauschmarkt für Bilder und Filme von missbrauchten und sadistisch gequälten Kindern. Was früher eher ein Verbrechen in Einsamkeit und Ver­schwie­genheit war, hat durch die digitale Aufzeichnung und die speziellen Verbreitungskanäle im Internet Marktwert bekommen. Das Internet bietet die Möglichkeit Interessenten zu finden. Der Begriff „Marktwert“ ist irreführend. Es geht nicht so sehr um Geld. „Angesichts der Mengen, die in den Tauschbörsen verbreitet werden, ist der Erwerb von Kinderpornografie im World Wide Web gegen Entgelt eher sinnlos.“ [4]

Eher im Gegenteil. Die Täter erbringen einen hohen Aufwand, wie es gerade der Fall von Münster zeigt.

Der Aufwand besteht zunächst einmal im Arrangement der bloßen Tat. Auch wenn Krimi­nelle ganz allgemein eher davon ausgehen, nicht erwischt zu werden, so sind Kinder ein Unsicherheitsfaktor für den Täter. Er muss entweder ein Vertrauensverhältnis aufbauen („Das bleibt unser Geheimnis!“) oder eine total einschüchternde Drohkulisse. Außerdem könnten die Kinder unvorhergesehen so laut schreien, dass die Tat entdeckt werden könnte. Hinzu kommt der logistische Aufwand für die Tat und ihre Tarnung. Es hat sich zwar gezeigt, dass die Nachbarschaft und die Personen im „amtlichen“ Umfeld einschließlich Kita, Kindergarten und Schule oft „blind“ sind und/oder nicht kooperieren, so ist die Fehleranfälligkeit dieser Gruppen und Instanzen dennoch nicht kalkulierbar.

Der nächste Aufwand ist mit der Dokumentation der Taten durch die Täter gegeben und mit ihrem Einsatz in den Winkeln des Internets. Die Täter brauchen das Equipment und das Know-how der abgesicherten Verbindung zu anderen Tätern. Der Fall in Münster zeigt den technischen Aufwand für die professionell-verschlüsselte Speicherung der Daten.

Das Problem stellt sich bereits bei der bloßen Speicherung von Kinderpornographie, also auch ohne direkten eigenen Missbrauch. Wer speichert macht sich strafbar und in weiterem Sinne angreifbar. Das musste der Abgeordnete Edathy erfahren, obwohl er Photos gekauft und heruntergeladen hatte, die sich letztlich nicht als strafbar herausstellten. Doch der Verdacht hatte gereicht, um seine politische wie bürgerliche Reputation zu zerstören.[5]+[6]

Werden weitere Personen über das Netz kontaktiert, die anreisen, um sich real an den Kindern und ihren Qualen zu verlustieren, stellen sie die nächste Stufe möglicher Schwierigkeiten dar.

Der ganze Aufwand ist für Außenstehende zunächst ein Rätsel. Warum machen die Täter das, wenn kein Gewinnstreben im Vordergrund steht?

 

Verhaltenssucht

Wenn keine logischen Gründe erkennbar sind, wird man nach psychologischen suchen müs­sen. Einen Schlüssel zum Verstehen sehe ich darin, dass der Hauptzweck der Verwertung der Aufzeichnungen im Zugang zu einschlägigen Bildertausch-Netzen liegt. Neben die Erstmoti­vation der Lust am sexuellen Missbrauch von Kindern tritt also der Zusatzgewinn: Zugang zu ähnlichen, besser noch heftigeren Bildern und Filmen oder gar der Besuch bei anderen Tätern mit anderen Kindern.[7]

Hier ist ein Bogen zu schlagen zu den Auswirkungen des exzessiven Pornokonsums, über die durch das häufigere Vorkommen Erkenntnisse vorliegen.

»In den letzten Jahren hat die Sucht nach Pornographie schwunghaft zugenommen und stellt Therapeuten wie Mediziner vor eine gleichsam hohe Herausforderung. Männer jeden Alters erleben plötzlich gravierende Nebenwirkungen des dauerhaften Konsums kostenlos abrufba­rer Pornographie im Internet. … Viele zwanghafte Nutzer von Internet-Pornographie laden fünf oder mehrere Videos gleich­zeitig in verschiedenen Browser-Fenstern oder auch Tabs und klicken sich dann in Windeseile durch die verschiedenen Szenen.«[8] »“Mit einem jährlichen Umsatz von 800 Millionen Euro ist Deutschland weltweit der zweitgrößte Pornomarkt“, schreibt die Sozialwissenschaftlerin Esther Stahl. Ein fatales Paradies für Abhängige.« … »Weil die Droge immer und überall zu haben ist, steigt auch die Zahl der Süchtigen. „Wäh­rend sich früher Personen Pornographie in einer Videothek besorgen mussten, ist die Ver­fügbarkeit über das Internet viel größer, einfacher und subjektiv anonymer. Dies trägt zur Steigerung des Anteils von Betroffenen bei“« … »So wie es aussieht ist aber die Pornosucht für die Wissenschaft nichts Besonderes. Brand schreibt, bildgebende Verfahren hätten gezeigt, dass die Pornosucht (Brand nennt sie Cyber­sexsucht) im Prinzip genauso funktioniert wie Substanzabhängigkeiten oder Verhaltenssüchte.« … »„Der Süchtige kann sich nie sicher sein, ob nicht das nächste Video noch besser zu seinen sexuellen Präferenzen passt als das, das er gerade anschaut“, sagt Brand.« … »So entgleitet den Betroffenen die Kontrolle viel schneller. Das ist wohl ein wesentlicher Mechanismus der Pornosucht.«[9]

Das passt zu meinen Erfahrungen. Wohl die meisten (männlichen) Leser dürften schon einmal auf solchen Pornoseiten gewesen sein. Soweit Sie sich auf die Szenen eingelassen haben: Eigentlich ist die meist recht monotone Vorführung des alten Steckspiels langweilig, und doch kommt man nicht gleich davon los. Das ist noch nicht schon Sucht, kann aber sehr leicht eine werden.

Was für Pornographie ohne Kinderbeteiligung gilt, für die man keinerlei Aufwand treiben muss, gilt umso mehr für Kinderpornographie.

Die Gier wächst, weil man glaubt, es gebe noch so viel und noch viel befriedigenderes zu entdecken: »Rund 600 Terabyte Videomaterial haben die Ermittler auf dem Server des IT-Technikers gesichert. Je nach technischem Endgerät bräuchte ein Mensch 30 Jahre, um das gesamte Material zu sichten.«[10] Das Suchtmittel ist also in unermesslichem Umfang immer zur Hand – wenn man in einem solchen Tausch-Club Zutritt erhalten hat – durch Lieferung wei­teren „Materials“. Ich habe noch in Erinnerung, wie uns ein Staatsanwalt mit Schwerpunkt Kinderpornographie auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll, nicht die Photos, aber die Ordnerstruktur auf dem PC eines Täters vorführte: sorgfältig geführte Dateien-Verzeichnisse zeugten von pingeligster Sammelleidenschaft.[11] Für mich ist der Suchtcharakter (Verhaltenssucht) unverkennbar, er wird allerdings im ICD[12] nicht erfasst. Die Studie von Kutscher et al.[13]  hebt zwar hervor, dass Kindesmissbraucher mit der Diagnose einer Pädophilie besondere Beachtung benötigen insbesondere wegen der frühen Mani­festation und der lebenslangen Persistenz ihrer sexuellen Ausrichtung auf Kinder, geht aber auf eine mögliche Suchtproblematik nicht ein. Nimmt man diese jedoch an, verschärft sich das Problem sadistischen Kindesmissbrauch und seiner allzeitigen Präsenz in den Tausch­börsen.

Nach meinen Schlussfolgerungen haben wir es mit Abhängigen zu tun, die im Unterschied zu anderen Süchtigen, gemeingefährlich sind. Andere Süchtige schädigen zunächst einmal sich selbst, und ihre Angehörigen leiden mit, fungieren oft als Co-Abhängige, indem sie ihrem „Suchti“ den Rücken freihalten. Das ist hier grundlegend anders. Die Kinderporno-Sucht speist sich durch Opfer, umso schärfer, wenn Sadismus dabei ist.

Viele rufen derzeit nach Strafverschärfung, manche entwickeln dabei nicht ganz unver­ständ­liche Ideen, die ihrerseits in Richtung Sadismus gehen. Doch selbst die Rufe nach ziviler Strafver­schärfung, einer generellen Hochstufung von Kinderpornographie zum Verbrechens­tatbestand sind in manchen Fällen u.U. nicht angemessen. Die Optik jedenfalls ist unbefrie­digend, solange Herstellung und Vertrieb von Kinderpornographie nur als Vergehen einge­stuft werden. Wir brauchen angemessene Lösungen. Welche könnten das sein?

Strafvollzug?

Strafvollzug allein erscheint der Problemlage nicht angemessen, auch wenn den Tätern dort vielleicht zum ersten Mal ihre Stellung drastisch bewusst gemacht würde.[14]

Für Straftaten unter Drogeneinfluss gibt es das Instrument des Maßregelvollzugs für psy­chisch Kranke. »Im Maßregelvollzug … werden nach § 63 und § 64 des deutschen Straf­gesetzbuches unter bestimmten Umständen psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter entsprechend den Maßregeln der Besserung und Sicherung untergebracht.«  Es geht um den zweigliedrigen Umgang mit schweren Delikten, Strafe für Tatschuld, Sicherung und Besserung für Schuldunfähigkeit.[15]

»Die Unterbringung im Maßregelvollzug erfordert das Vorliegen einer schweren Straftat, einer chronischen psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung, eine deutliche Verbindung zwischen beidem und eine weiterbestehende Gefährlichkeit.«[16]

Diese Bedingungen sind für Kinderpornographie-Suchtkranke gegeben. Es bleibt zu ent­scheiden, wann und unter welchen Umständen sogenannte Locke­rungen des Maßregel­vollzugs möglich erscheinen und welche Bedingungen für eine gegebe­nenfalls erforderliche Über­führung in die Sicherheitsverwahrung gelten sollen. Jedenfalls sollte bei einer Verur­teilung prophylaktisch die besondere Gefährlichkeit des Täters hervorgehoben werden.

Die Polizei stößt an Grenzen

Das Internet bringt Anbieter und Kunden für die merkwürdigsten und abwegigsten Interessen zusammen.[17] Es finden sich nicht nur Anbieter und Kunden[18], zusammen kommen, wie wir aus den jüngsten Fällen wissen, auch die Neigungen der Täter und die Möglichkeit, damit Zugang zu einschlägigen Netzwerken zu gewinnen. Die Polizei ist in diesem Deliktbereich oft erst durch Zufallsfunde aufmerksam geworden[19] und sie stößt an Grenzen – in Münster an technische, weil die Profi-Verschlüsselung erst zu knacken ist, aber auch an psychische. Denn das Material, was sie finden, verstört auch erfahrene Kriminalisten.[20] Die Zeugnisse der Ver­brechen an den Kindern stellen sich als Überforderung derer dar, die solche Beweise sichten, beurteilen und protokollieren müssen. Ich will das nicht näher ausführen, nur ein Beispiel aus der klassischen Tatortarbeit bei Gewaltverbrechen: „Wenn meine Frau wüsste, was diese Hände anfassen müssen,“ der Kriminalbeamte hielt mir seine Hände vors Gesicht, „dann dürfte ich sie nicht mehr anfassen.“[21] Was wird aus den Menschen, die über Tage hinweg mit der Sichtung total morbiden Materials beschäftigt sind. In den „Sozialen Medien“ wird nicht ohne Grund auf die sicher schlimmeren „echten“ Erlebnisse der Kinder hinge­wiesen und  Thomas Fischer spießt unter dem Titel „Das Leiden der anderen“[22] wie immer spitz und sachkundig die öffentliche Klage über die Belastung derer auf, die sich mit dem ganzen „Dreck“ beschäftigen müssen. Dennoch: Wie so oft laufen gesellschaftliche Fehlentwick­lungen zunächst bei der Polizei auf – und sie ist nicht darauf vorbereitet.

Was also tun? Das Internet werden wir nicht abschaffen können, auch nicht wollen. Doch auch dort muss die Polizei „Streife fahren“ dürfen, besonders im „Darknet“[23]. Die Netzbe­treiber müssen verpflichtet werden, Auffälligkeiten nachzugehen und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten. Das heißt, die Betreiber werden, so problematisch das auch ist, Filter einsetzen müssen.[24] Der Gesetzgeber muss die Möglichkeiten dafür schaffen und zugleich einem Macht­missbrauch vorbeugen. Das ist leichter gefordert als umgesetzt.

Kinderrechte

Schließlich, aber nicht zuletzt, müssen wir die Kinder ertüchtigen. In den meisten Fällen werden die Kinder im sozialen Nahraum missbraucht, meist in gestörten, familiären Zusam­menhängen.[25]+[26] Das bedingt die Schaffung eines Schutznetzes, dessen Übersicht wohl beim Jugendamt liegen müsste.[27] Das Wohlergehen von Kindern muss abgesichert werden, indem von Geburt an den Eltern auferlegt wird, die Frühuntersuchungen wahrzu­nehmen, was auch kontrolliert werden muss.[28] Jedes Kind bis zum Alter von etwa 14 Jahren sollte einmal jähr­lich unbekleidet von einem Arzt in Augen­schein genommen und kindangemessen nach sei­nem Wohler­gehen befragt werden,[29] dazu gehört die Melde­pflicht ans Jugendamt bei Auf­fällig­keiten. Wenn Kinder nicht auf dem „Radar“ von Kitas und Kindergärten, später Schulen auftauchen, muss dem nachgegangen werden. Das heißt, dass die Jugendämter ab Geburt eines Kindes eine präventiv-aktive Rolle übernehmen müssen, um zu sehen, ob und wie sie in Elternrechte eingreifen müssen.[30]

Zur Ertüchtigung der Kinder gehört auch ihre Information. Ein grob missbrauchtes Kind wird merken, dass es gequält wird.[31] Doch die Dinge beginnen früher. Wir werden uns daran gewöh­nen müssen[32], dass Kinder sehr früh über Sexualität und ihre Bedeutung für die Erwach­senen aufgeklärt werden, damit sie sehr früh wissen, was die Erwachsenen dürfen und was nicht. Leider ist die sexuelle Früherziehung unter die Räder von Ideologen gekommen, die meinten, Kinder müssten lernen, dass es neben den herkömmlichen Formen des Familien­lebens auch noch andere gibt – und dabei übergehen, was die statistische Normalität ist. Die Kinder müssen also in den Einrichtungen, die sie besuchen, einschließlich der Grund­schule, jährlich einmal in kindangemessener Weise über ihre Rechte und deren Gefährdung informiert werden.

Um die Kinderrechte ist es bei uns allerdings nicht gut bestellt. Der Widerstand gegen ihre Aufnahme ins Grundgesetz ist massiv. Familienverbände wehren sich mit Erfolg. Sie befürch­ten Eingriffe in ihr Grundrecht; Ängste, die zu berücksichtigen sind. Dennoch sollten Kinder zu – begrenzt – eigenständigen Rechtssubjekten werden, um einen wirksamen, einen wirk­sameren Kinderschutz als derzeit zu ermöglichen.

Ich habe mich seit mehr als 20 Jahren für eine neue Politik in Kinder- und Jugendlichen-Angelegenheiten eingesetzt[33] – bisher vergeblich. Die Maßnahmen für Kinder sind wirkungs­los. So gibt es immer noch keine Fachaufsicht für Jugendämter, deren Versäumnisse in den letzten Missbrauchsfällen überdeutlich geworden sind.[34] Jugendhilfe-Maßnahmen sind oft nicht evidenz-, also erfolgsbasiert und den Jugendämtern sind von den Wohlfahrtsver­bänden recht­lich die Hände gebunden.[35]

Hätten Kinder ihren Platz im Grundgesetz, wäre ihre Rechts­position stärker.

Es gibt durchaus eine Reihe von ehrenamtlichen Aktivitäten für die Belange von Kindern (Personen, informelle Zusam­men­schlüsse, Vereine), ich habe sie auf meinen Tagungen erlebt, doch ihnen fehlt die Durchsetzungskraft. Darum brauchen Kinder einen Platz im Grundgesetz.

Aber haben wir nicht eine Kinderkommission im Bundestag? Ja, aber die ist – traurig genug – nicht durchsetzungsfähig. „Wie sieht die Arbeit der Kommission praktisch aus?[36] Die Parteien im Bundestag schicken ihre Vertreter zwar dorthin, doch die Empfehlungen der KiKo verpuf­fen weithin.

Für das spezielle Thema Kindesmissbrauch haben wir noch den UBSKM, den „Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“[37]. Das Amt ist sehr breit aufgestellt und „Johannes-Wilhelm Rörig [wurde] zum 1. April 2019 für die Dauer von weiteren fünf Jahren erneut zum Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexu­ellen Kindesmissbrauchs berufen.“[38] Seine Homepage ist sehr professionell gemacht, und er twittert viel.[39] Es gibt auch Hinweise auf einige Tätigkeiten des UBSKM. Er kündigt Erfolge an, über die Insider sich allerding wundern.[40]+[41] Mir fehlen grundlegende Informationen: Welche Kompetenzen hat er? Etwa wie ein Untersuchungsrichter mit Zugriff auf die Akten in kirchlichen Beständen, die über klerikale Pädokriminalität Auskunft geben könnten? Ich schrieb an seine Pressesprecherin: „Wenn die Rörigkommission einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit all den erforderlichen Vollmachten durchsetzt, wenn diese Untersuchungen die Staatsanwaltschaften nötigen, die einschlägigen Archivakten in Jugend­ämtern, Kirchen, Klöstern und Jugendhilfe­einrichtungen zu beschlagnahmen, und das unabhängig von der Verjährungsfrage, dann dürfte sie auch Unterstützung von den Opfern erwarten.“[42] Doch der UBSKM antwortete nicht.

Für Kinderrechte und Kinderschutz gibt es leider immer noch viel zu tun und Kinder haben keine Lobby,[43] stehen nicht im Grundgesetz, haben kein Wahlrecht – immerhin liefern sie in ihrer Rolle als Opfer zuweilen Sensationsthemen; die Medien und wir Konsumenten wissen es zu schätzen, bevor wir zu Tagesordnung übergehen.

Fußnoten

[1] Es geht in diesem Artikel um die Kombination von gewalttätigem Kindesmissbrauch mit Internetnutzung. Das Phänomen des Cyber-grooming wird umfassend dargestellt bei Adolf Gallwitz, Pädokriminalität – Kinder und Jugendliche als Opfer im Internet https://www.gdp.de/gdp/gdp.nsf/id/_dp200902/$file/DeuPol0902.pdf Seiten 6-17. Dieser Artikel ist schon älter, aber nicht überholt.

[2] Eine Übersicht über das Problemfeld bietet die Polizei von NRW unter: https://polizei.nrw/kinderpornografie

[3] Photo – Dierk Schäfer: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/2515968357/in/album-72157605161869324/

[4] Der finanzielle Aspekt wird leicht überschätzt.  Ein „Milliardenmarkt“ für Kinderpornografie ist nicht erkenn­bar. Quelle: Hüneke, A. (2012). Das Internet – ein Milliardenmarkt für Kinderpornografie? Abgerufen von https://www.uni-hannover.de/fileadmin/luh/content/alumni/alumnicampus/AC_8_2012/i34-36__hueneke.pdf Zitiert nach: https://polizei.nrw/artikel/studien-zum-thema-kinderpornografie

[5] Es gehört nicht zum engeren Thema, doch der Hintergrund sollte nicht in Vergessenheit geraten: Es wurde mit dem Verfahren gegen Edathy auch der unbequeme Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses gezielt ausgeschaltet: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-06/sebastian-edathy-nsu-kiyaks-deutschstunde + https://de.wikipedia.org/wiki/Edathy-Aff%C3%A4re  beide links: Dienstag, 16. Juni 2020

[6] Ohne politischen Hintergrund war ein Vorfall in meinem Umkreis: Ein Kollege (kein Pfarrer!) hatte mit solchen Photos für seinen Dienst-PC auch Malware ins ganze System heruntergeladen. Das fiel auf. Man entdeckte die Dateien auf seinem PC. Ob er freiwillig ging oder gekündigt wurde, weiß ich nicht. Ich war Datenschutzbeauftragter unserer Einrichtung und richtete eine humorvoll gehaltene Warnung an unsere Beschäftigten, damals (2002) war der ernsthafte Charakter dieser Dinge noch nicht so geläufig:moralinternet

[7] Ohnehin beschränkt sich der Missbrauch meist nicht nur auf ein Kind – und oft auch nicht auf nur einen Täter: Gruppensex mit Kindern.

[8] https://www.hypnovita.de/hypnose/therapie/sexualstoerungen/pornosucht-nebenwirkungen-loesungen-bei-der-abhaengigkeit-von-pornographie,  (Mittwoch, 10. Juni 2020)

[9] https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Wenn-der-Sex-Klick-zum-Zwang-wird-286443.html (Samstag, 13. Juni 2020)

[10] Zitiert nach: https://www.merkur.de/welt/kinderpornografie-muenster-razzia-missbrauch-durchsuchung-kindesmissbrauch-erzieherin-verdacht-nrw-zr-13789992.html (Samstag, 13. Juni 2020)

[11] Da die Photos einzeln auf ihre gerichtliche Brauchbarkeit geprüft werden müssen, behalf man sich bei der Vielzahl der Bilder, sie zur Vorabsichtung in die Bereitschaftspolizei zu geben, also an junge Beamte, deren sexuelle Entwicklung oft noch nicht abgeschlossen ist.

[12] https://www.icd-code.de/icd/code/F65.-.html

[13] Tanja Kutscher · Janina Neutze · Klaus M. Beier · Klaus-Peter Dahle, Vergleich zweier diagnostischer Ansätze zur Erfassung der Sexualfantasien pädophiler Männer file:///C:/Users/Dierk%20User/Documents/5%20kriminologie/Kutscheretal_2011_VergleichzweierdiagnsotischerAnsatzezurErfassungderSexualfantasienpadophilerManner.pdf

[14] Gefangene, die sogenannte Sittlichkeitsdelikte begangen haben, werden abfällig „Sittiche“ genannt – sie gelten bei den Mitgefangenen als Abschaum. … „Was ist?“, fragt der Häftling. „Bist du taub? Oder ein Kinderficker?“ „Nein“, sagt Karl. „Es ging nur um Bilder, einen Link und eine Website.“ Im Dienstzimmer hören die Beamten Schreie. Sie eilen heran. „Hier ist ein Kifi“, ruft einer der Häftlinge in den Flur. „Kinderficker!“  https://correctiv.org/recherchen/justiz/artikel/2017/08/16/folge-1-die-ohnmacht-des-anfangs/ t

[15] Ein ausführlicher gut lesbarer Artikel, der auch die Probleme des Maßregelvollzugs beschreibt:  https://de.wikipedia.org/wiki/Ma%C3%9Fregelvollzug .Weitere Informationen: https://www.forensik.de/ueber-uns/fachausschuss-forensik.html

[16] http://www.bdk-deutschland.de/arbeitskreise/ak-forensik/665-grundsaetzliches-zur-massregelvollzugsbehandlung

[17] Dort findet auch der Menschenfresser sein williges Opfer: »Ein „deutscher Computertechniker … wurde als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt, weil er Teile der Leiche seines Opfers gegessen hatte.« https://de.wikipedia.org/wiki/Armin_Meiwes

[18] https://polizei.nrw/artikel/taeter-und-strafbarkeit-von-kinder-und-jugendpornografie

[19] Denen sie dann gezielt nachgehen kann: https://polizei.nrw/artikel/kinderpornografie-ermittlungen

[20] Münsters Polizeipräsident Rainer Furth: „Wer macht sich eigentlich dabei Gedanken über das Leid, das Elend, das Martyrium der Kinder – begangen von Tätern, Vätern, zum Teil von Müttern der Kinder? Und wer macht sich Gedanken über die Männer und die Frauen bei der Polizei, die Hunderte von Terabytes auswerten müssen von diesem abscheulichen Dreck?“ https://www.merkur.de/welt/kinderpornografie-muenster-razzia-missbrauch-durchsuchung-kindesmissbrauch-erzieherin-verdacht-nrw-zr-13789992.html Freitag, 12. Juni 2020

[21] Eigenbericht aus meiner Arbeit als Polizeipfarrer.

[22] https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kinderpornografie-und-strafrecht-das-leiden-der-anderen-kolumne-a-28d03ffc-c7b0-4914-83cb-be0f2003bbd1 Samstag, 13. Juni 2020

[23] https://polizei.nrw/artikel/erfolge-im-kampf-gegen-darknet-plattformen »Die bereits im März 2018 ausgehobene Plattform „Welcome to Video“ funktionierte mit Hilfe anonymer Bit­coin-Zahlungen. Ermittler hätten rund acht Terabyte Daten sichergestellt, darunter rund 250.000 kinder­porno­grafische Videos, hieß es weiter. Fast die Hälfte der Bilder und Videos waren vorher nirgends sonst im Internet aufgetaucht. Bei der Plattform seien rund eine Million Bitcoin-Adressen registriert gewesen, was darauf hindeute, dass es bis zu eine Million Nutzer gegeben haben könnte.« https://www.dw.com/de/gro%C3%9Fe-kinderporno-plattform-im-darknet-gestoppt/a-50861782

[24] Wir kennen die „no-nippels-policy“ von facebook https://noizz.de/lifestyle/no-nipple-policy-sechs-ausnahmen-in-denen-facebook-brustwarzen-fotos-akzeptiert/rd8wv1k

[25] https://polizei.nrw/artikel/kinderpornografie-opfer-und-opferschutz

[26] „Nach kriminologischer Einschätzung …  handelt es sich in Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern bei 60 bis 80 Prozent der Täter um Bekannte oder gar Verwandte des kindlichen Opfers.“ Quellle: Hagen, K. R., Olek, K. & Dickgieser, N. (2000). Sexueller Missbrauch eines Kindes. Kriminalistik, 54 (4), 240-242.  Zitiert nach: https://polizei.nrw/artikel/studien-zum-thema-kinderpornografie , dort auch eine Aufschlüsselung nach Täter­gruppen aus der Studie Laumer, M. (2012). Der Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern – Eine Übersicht zum aktuellen Forschungsstand. Kriminalistik, 3/2012, 139-144.

[27] Die Übersichtsakte müsste – notwendig zu erwähnen – bei Ortswechsel an das dann zuständige Jugendamt übergehen.

[28] In den Niederlanden hat man dafür die Consultatie-Büros, deren Besuch/Inanspruchnahme verpflichtend ist. https://nl.wikipedia.org/wiki/Consultatiebureau

[29] „Der ist vor meinen Augen an einer normalen Grippe verstorben, weil der Pflegevater prinzipiell alle Ärzte abgelehnt hat, um den sexuellen Missbrauch zu vertuschen.“ https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-von-berliner-pflegekindern-studie-sieht.1773.de.html?dram:article_id=478608 Montag, 15. Juni 2020

[30] Akten haben eine ambivalente Eigenschaft. Sind sie erst einmal in der Welt, können sie immer wieder zur Belastung herangezogen werden. Eine Schutzakte von Kindern müsste also – mit ihrem Einverständnis – spätestens mit Erreichung ihrer Mündigkeit nachweislich vernichtet werden.

[31] Das heißt allerdings nicht, dass man es ihm auch anmerkt: »Die Bild zitiert einen Garten-Nachbarn: „Adrian, die Frau und der Sohn waren oft im Garten. Der Junge kurvte oft mit dem Kettcar durch die Anlage, er war auffallend freundlich und höflich.“« https://www.merkur.de/welt/kinderpornografie-muenster-razzia-missbrauch-durchsuchung-kindesmissbrauch-erzieherin-verdacht-nrw-zr-13789992.html Freitag, 12. Juni 2020

[32] Schließlich hat ja auch die Plakatkampagne von Frau Süßmuth für den Gebrauch von Kondomen zu keinem Aufschrei der Entrüstung geführt.

[33] Wenn es gute Gesetzesvorlagen gibt, werden sie regelmäßig von den Bundesländern aus Kostengründen ausgebremst.  https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/10/28/kinderschutzgesetz/ . Dazu auch mein gleichnamiges Papier: https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2011/10/fc3bcr-eine-neue-politik.pdf

[34] Dazu: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kindesmissbrauch-diskussion-um-strafen-zu-viele-familienrichter-sind-ahnungslos-a-6626a099-78e1-4ec3-8114-85acf11183df Montag, 15. Juni 2020

[35] Die Zahnlosigkeit der Gesetze zum Recht von Schutzbefohlen, https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/06/24/die-zahnlosigkeit-der-gesetze-zum-recht-von-schutzbefohlen/

[36] https://www.bundestag.de/ausschuesse/ausschuesse18/a13/kiko/informationen/info2-261950

[37] https://beauftragter-missbrauch.de/

[38] https://beauftragter-missbrauch.de/der-beauftragte/das-amt

[39] Andere, die sich für Kinderrechte einsetzen, twittern auch, die machen das aber unentgeltlich.

[40] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/26/wir-insider-wundern-uns/

[41] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/29/hat-sich-die-kirche-dem-missbrauchsbeauftragten-unterworfen/

[42] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/26/wir-insider-wundern-uns/

[43] Prof. Salgo: „Als Insolvenzrichter muss ich in Deutschland entsprechende Kenntnisse und Fortbildungen nachweisen. Als Familienrichter nicht. Das zeigt auch, wie der Gesetzgeber diese Themen gewichtet. Die Politik sollte da dringend ihre Hausaufgaben machen.“ https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kindesmissbrauch-diskussion-um-strafen-zu-viele-familienrichter-sind-ahnungslos-a-6626a099-78e1-4ec3-8114-85acf11183df

 

Wir Insider wundern uns

„Die Geschichte der Heimkindheiten endlich konsequent aufarbeiten!“ fordert die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs zur Situation Betroffener der Heimerziehung in der Bundesrepublik und der DDR“[1], im Folgenden Rörigkommission genannt.

Nanu? Hat Frau Vollmer nicht am „Runden Tisch Heimerziehung“ die Aufarbeitung längst besorgt? So richtig begann es 2006 mit dem Buch „Schläge im Namen des Herrn“ [2]. 2008 wurde der Runde Tisch eingerichtet[3], ich selber habe dort bei der „2. Anhörung“ am 2. April 2009 referiert[4] und Verfahrensvorschläge vorgestellt.[5] Mein Blog hat sich in der Folgezeit hauptsächlich mit den Heimkindern beschäftigt, so auch andere Plattformen im Netz.[6] In der Folge begannen manche Heime ihre Vergangenheit in umfangreichen seriösen Studien auf­arbeiten zu lassen. Hier seien nur zwei der vielen Publikationen von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler genannt[7]. Dazu kommen noch die Berichte über die Ergebnisse des Runden Tisches von Prof. Kappeler, ein überaus kompetenter Fachmann,  der vom Runden Tisch wohlweislich ausgegrenzt wurde.[8]

Was will die Kommission mehr?

Kann sein, dass auch sie mit den Ergebnissen des Runden Tisches nicht zufrieden ist. Da werden ihr viele, so auch ich, beipflichten. Der Runde Tisch hatte zwar auch ein paar wissen­schaftliche Arbeiten in Auftrag gegeben, doch es handelte sich bei dem Runden Tisch um einen von Beginn an eingefädelten Betrug.[9] Dort wurden die ehemaligen Heimkinder gekonnt von Antje Vollmer über den Tisch gezogen.[10] In quasi mafiöser Verbindung konnten Staat und Kirchen das für sie Schlimmste verhindern: nix da 2Eine echte Entschädigung und eine Aner­kennung der Arbeit der Kinder in Fabriken und Landwirtschaft als Zwangsarbeit. Medi­ka­mententests an Kindern kamen nicht zur Sprache, für Säuglingsheime, Behindertenein­rich­tungen und psychiatrische Unterbringungen zeigte man sich nicht zuständig. Durch ganz andere Problemlösungen im Ausland, zb gerichtliche Untersuchungsausschüsse ließ man sich nicht irritieren. Die Rechtsnachfolger der Misshandler traten in die Fußstapfen der Täter. Es hätte eine Lösung gegeben: Der Staat (die Länder und ihre Jugendämter) übernehmen die Verantwortung, zahlen Entschädigungen und refinanzieren sich bei den kirchlichen Einrichtungen. Hätte – aber genau das wollte man nicht.[11]

Wenn die Rörigkommission diese Fälle, ergänzt durch die hinzugekommenen Missbrauchsfälle, die damals kaum Thema waren, neu aufrollen will, muss sie die Erfahrungen der Heimkinder berücksichtigen: all die Untersu­chun­gen haben für sie nichts gebracht. Ihre Berichte waren nur das Rohmaterial für Wissen­schaftler, die damit ihr Geld verdienten und ihr Karriere beflügelten. Gewiss, sie gaben den Opfern Anerkennung, ihre Ergebnisse riefen bei den Rechtsnachfolgern „Betroffenheitsgestam­mel“[12] hervor, doch die waren damit glimpflich davongekommen und die Heimkinder fühlten sich abermals missbraucht. Wenn Herr Rörig mit sei­ner Kommission die Lage dieser Gruppe nach­haltig verbessern will, ist er herzlich willkom­men. Das Beweismaterial liegt vor. Neue Untersuchungen sind unerwünscht. Sie würden nur als Arbeitsbeschaffungs­maßnahme gesehen. Auch schon lange fordern die Heimkinder für sich andere Lösungen als Alters- oder Pflegeheime. Alles längst bekannt.[13]

Es mag sein, dass die Kommission vornehmlich die Missbrauchsfälle sieht, weil sich bei ihr dieser Personenkreis gemeldet hat, der zuvor nicht so sehr im Blickpunkt stand. Das Melde­aufkommen nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Piusheim macht deutlich, dass dieser Bereich noch ein großes Dunkelfeld bergen dürfte. Ich weiß, dass wir in nächster Zeit noch einiges über klerikale Pädokriminalität hören werden einschließlich der wirtschaftlichen Nutzung der Missbrauchsopfer. Das wird noch spannend. Aber …

Aber das interessiert die Öffentlichkeit nur vorübergehend. Die Heimkinder fanden sogar persönliche Beachtung in ihrem jeweiligen Lokalblatt, das sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, Opfer aus der näheren Umgebung präsentieren zu können. Es ist den Medien nicht vorzuwerfen, dass sie immer eine neue Sau durch ihre Blätter jagen müssen, denn der Skandal von heute verdrängt den von gestern. Die Leute wollen im Grunde nichts wissen, sondern nur unterhalten werden – und das ist der eigentliche Skandal.

Wenn die Rörigkommission einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit all den erforderlichen Vollmachten durchsetzt, wenn diese Untersuchungen die Staatsanwaltschaften nötigen, die einschlägigen Archivakten in Jugendämtern, Kirchen, Klöstern und Jugendhilfe­einrichtungen zu beschlagnahmen, und das unabhängig von der Verjährungsfrage[14], dann dürfte sie auch Unterstützung von den Opfern erwarten.

Kurz zur Verjährung: Sie ist eigentlich dazu gedacht, Rechtsfrieden zu schaffen für Uraltfälle. Eine nicht befriedigende aber letztlich befriedende Lösung. Doch hier hilft sie nicht. Die Verbrechen an den ehemaligen Heimkindern, den Misshandelten und den Missbrauchten stellen das wohl größte Verbrechen in der bundesrepublikanischen Geschichte dar. Prof. Kappeler: „Mitten im Kern des eigenen Gesellschaftssystems geschieht solches Unrecht in unvorstellbaren Ausmaß und sämtliche – verfassungsrechtlich, staatsrechtlich, verwaltungs­rechtlich! – vorhandenen Kontrollsysteme versagen; nicht zufällig!“[15] Die Zahl der Opfer ist kaum überschaubar, die „Qualität“ der Verbrechen reicht von deutlicher Benach­teiligung und Ausbeutung bis hin zu Monstrositäten grundlegender Menschen­rechtsverletzun­gen Hier kann nicht gesagt werden: „Schluss jetzt, Schwamm drüber.“ Wir werden – Verjährung hin oder her – keinen Rechtsfrieden bekommen, allenfalls Friedhofsruhe, wenn die Opfer gestorben sind – doch ihre Geschichten leben weiter.

Hinzu kommt, dass in vielen Fällen der Rechtsweg von Beginn an schuldhaft versperrt blieb: Wer sich über seine Miss­handlungen beklagte, (sei es in der Einrichtung oder bei der Polizei, den Hilfs­beamten der Staatsanwalt­schaft,) wurde nicht nur abgewimmelt, sondern zuweilen auch noch geprügelt, weil er „Lügen“ erzähle. Wer, mündig geworden, auspackte, wurde bedroht. Beispielhaft sei hier Alexander Markus Homes genannt. Sein Buch „Prügel vom lieben Gott“ erschien erstmals 1981, also vor inzwischen 39 Jahren. Und die Kirche versuchte, ihn mundtot zu machen.[16] 1999 erschien das Buch MUNDTOT.[17]von Jürgen Schubert, ein weiterer Pionier. Schließlich ist noch an Paul Brune zu erinnern. Es geht dabei nicht um das Unrecht während der Nazi-Zeit (er wurde in eine der Tötungsstationen der Kindereuthanasie eingewiesen), sondern um das in der Bundesrepublik.[18]

Mich würde auch interessieren, mit welchen Methoden die Organisatoren der Kinderbordell-Einrichtungen gearbeitet haben, um die Heimkinder für den Sexmarkt gefügig zu machen und wer abkassiert hat.

Aber: welche Bedeutung haben Opfer angesichts der mächtigeren Interessenvertreter?

Es ist gut, sehr geehrter Herr Rörig, dass Sie sich nun über die Missbrauchsfälle hinaus auf breiterer Front eingeschaltet haben. Schließlich umfasst das Spektrum missbräuchlicher Behand­lung von Schutzbefohlenen weitaus mehr als nur den sexuellen Bereich; die mensch­liche Bosheit ist bodenlos.[19]

Wir sind nun einer neuen(?) Form des sexuellen Missbrauchs auf der Spur, der Bordel­li­sie­rung von Heimkindern. Ansätze dazu gab es bereits in der Korntal-Sache; die konnten aber m.W. nicht ausreichend belegt werden. Nun hören wir von ähnlichen Vorwürfen aus Mallorca und aus dem Piusstift. Es wäre ein Fortschritt, wenn Sie in Sachen Piusstift Beweis­material beschaffen könnten.

Eine andere Investigativgruppe ist mit ihren Recherchen schon weiter. Eine erste fundierte Anzeige läuft bereits. Doch wie Sie wissen sind Staatsanwälte weisungsgebunden und die Schutzlobby der Täter ist mächtig. Haben Sie einen Draht „nach oben“?

Wenn dieser Kinderbordell-Fall demnächst, wie ich vermute, in die Medien kommt, müssten Sie mit Ihrem Material bereitstehen. Denn für „Kinderkram“ ist die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums wie auch die der Politiker nicht so groß wie für Corona. Dann sollten Sie in Ihrer Funktion dafür sorgen können, dass ein Staatsanwalt mit seinem Team direkt ins Archiv marschiert, bevor dort die Akten vernichtet werden. Wie weit geht Ihre rechtliche Kompe­tenz?  Sind Sie befugt, Klage zu erheben und werden Sie es tun?

Sollte Ihnen bei der Sichtung des Materials, das ich Ihnen jetzt präsentiert habe, der Kopf schwirren, empfehle ich zur Entspannung ein Kapitel aus den Aufzeichnungen des Heimkindes Dieter Schulz. „Von Auerbachs Keller in­ den Venusberg“.[20]

Fußnoten

[1] Stellungnahme vom 23. April 2020,https://www.aufarbeitungskommission.de/meldung-23-04-2020-stellungnahme-aufarbeitung-heimkindheiten/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schl%C3%A4ge_im_Namen_des_Herrn.Heimkinder waren vorher schon einmal Thema gewesen. https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/02/02/wenn-der-richter-das-gelesen-haette-dann-haetten-sie-keine-zehn-jahre-gekriegt-x/ Fußnote 1.

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Runder_Tisch_Heimerziehung_in_den_50er_und_60er_Jahren

[4] https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/runder-tisch-bericht-ds.pdf

[5] https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf

[6] Beispielhaft sei hier nur die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit der Freien Arbeitsgruppe JHH aus Volmarstein genannt. http://www.gewalt-im-jhh.de/Grundung_der_Freien_Arbeitsgru/grundung_der_freien_arbeitsgru.html Nicht zu vergessen die stupende Aktivität von Martin Mitchell in Australien, ehemaliger Zwangsarbeiter im Moor von Freistatt bei Bethel. https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2017/01/freistatt_kappeler.pdf

[7] Rezensionen: Himmelsthür:https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2015/01/rezension-himmelsthc3bcr.pdf und Volmarstein: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/21/im-herzen-der-finsternis/

[8] http://gewalt-im-jhh.de/hp2/Kritischer_Ruckblick_2011.pdf Interessant ist, dass hier die Autoren eine mythisch-literarische Sprache verwenden: „Sie schreiben: »Öffnete man in den 1950er und 1960er Jahren die Tür zum Johanna-Helenen-Heim, so sah man in einen Abgrund der Willkür, der Zerstörung, der Gewalt, der Angst und der Einsamkeit. Man blickte in das ‚Herz der Finsternis‘« So heißt der Roman von Joseph Conrad, in dem er eine (fiktive) Expedition zum Oberlauf des Kongo, der Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II beschreibt. Der „Freistaat Kongo“ stand außerhalb jeglichen Völkerrechts. Seine Bevölkerung wurde millionen­fach zur Arbeit gezwungen, verstümmelt, versklavt, getötet. https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/6864476092/in/photolist-bss87h-bsAdtW-bstBdj-bFv4Nz-bFoukV-bFmU1D-brHiv7-bFmHZK-bFn3fv-bFn4MD-bss62f-bsAbz7-bsAeA5-bstGNY-bsAd8N-bstK9w-bFoDuR-bFmSHB-bFmPwD-bFmMWB/  Das Ganze unter dem „Deckmantel eines wortreichen humanitären Missionseifers“.

Auch ich griff –  eher unbewusst – auf solch ein mythisch-literarisches Vorbild zurück, als ich meinem geplanten Essay über die Klerikale Pädokriminalität dieses Motto voranstellte:

Willkommen im Reich des Bösen!

Lasst, die ihr reinkommt, alle Hoffnung fahren!

Ach so, nur zu Besuch …

Auch Kinder dabei? Nein? Schade.“

Hier regiert die Phantasie von de Sade, der nicht nur wegen seiner Phantasien viele Jahre seines Lebens eingekerkert war.  https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/49821171961/in/dateposted-public/ Ein Schmankerl: de Sades Schädel von Dr. Ramon nach den Methoden der Phrenologie untersucht: „Sades Schädel glich in jeder Hinsicht dem eines Kirchenvaters.“ https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46407841.html

[9] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/01/03/der-runde-tisch-heimerziehung-ein-von-beginn-an-eingefadelter-betrug/

[10] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

[11] Photo: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/8409300786/in/photostream/

[12] Helmut Jacob, Volmarstein, prägte diesen zutreffenden Begriff.

[13] https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/02/noch-einmal-ins-heim-von-den-letzten-dingen/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/07/14/wer-will-ins-heim-ins-altenheim-vom-stephansstift/

[14] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/03/28/schindluder-mit-dem-heiligen/

[15] http://heimkinderopfer.blogspot.com/

[16] https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/09/06/alexander-homes-ein-pionier/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/06/19/zweierlei-leid-heimkinder-mit-behinderung-sollen-weniger-entschaedigung-bekommen/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/11/27/prugel-vom-lieben-gott-neu-aufgelegt-2/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/11/06/prugel-vom-lieben-gott-neu-aufgelegt/ dort: „Hintergrund“

https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/09/22/man-hat-uns-die-religion-mit-prugeln-implantiert/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/07/15/das-system-schlug-mit-wucht-zuruck/

Hier ein sehr erhellender Auszug aus dem Buch von Homes: https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/07/13/wir-haben-den-kindern-immer-wieder-gesagt-dass-wir-sie-im-namen-von-jesus-christus-erziehen/

[17] http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Nachkriegsbiographie_MUNDTOT_bei_Aachener_Juergen_Schubert.html

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/10/26/und-nun-ein-film-holle-kinderpsychiatrie-gewalt-und-missbrauch-hinter-anstaltsmauern/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/04/06/merkwurdig-die-vinzentinerinnen/

[18] https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/12/26/der-fall-paul-brune/

https://www.lernzeit.de/lebensunwert-der-weg-des-paul-brune/

[19] 1 Weihnachtsfest mit 2 Diakonissen, https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/12/21/1-weihnachtsfest-mit-2-diakonissen/

[20] https://dierkschaefer.wordpress.com/tag/kamasutra/

Singe, o Göttin, vom Zorn der geschändeten Knaben!

»Verrecken sollst du Vieh, verrecken wie ein Hund! …topor2

In meinem Kopf sprang ein Schalter um, ich schlug ihm mehrfach mit den Fäusten in’s Gesicht, [1] er wich zurück, fiel rücklings auf’s Sofa, seine Nase blutete. …  „Du spieltest Gott, Du warst dort im Kinder-KZ ja auch Gott, zwei deiner Schergen hielten mich fest, du tobtest dich an mir aus, an einem schmäch­tigen Vierzehnjährigen.“«

»Dann ging ich aus dem Haus, ging zu meinem Auto, konnte nicht sprechen, meine Begleiter ließen mich eine Zeit lang in Ruhe und dann fragte einer leise „Und …?“ – „Ihm läuft das Blut über die Fresse, wie damals mir und euch – und mir geht es innerlich unsagbar gut“. – „Der holt die Bullen.“ – „Der holt keine Bullen, denn der weiß, was dann in den Medien abgeht,“ sagte ich. „So war es auch, der verlor kein Wort über meinen abend­lichen Besuch. Mir war unsagbar wohl, eine unsagbare Last war mir von der Seele gefallen. Aber der Triumph lag in dem Wissen, dass sich dieser elende Kinderschinder vor Angst fast in die Hose gemacht hatte. Er erlebte erstmals, wie sich ein wehrloser Mensch fühlt, wenn er geschlagen und gedemütigt wird. Das Menschsein zu verlieren ist grausam – und der Kinderschinder erlebte es in seinem eigenen Haus! Von seiner Allmacht war nichts mehr da, eines seiner Opfer hatte ihn zum Opfer gemacht, seine Welt brach zusammen.«

»Seit meiner „Auge um Auge“ – Aktion ging es mir seelisch gut; leider entkamen mir drei dieser menschlichen Ungeheuer, die im Namen ihres Gottes prügelten und vögelten – und uns sonntags in die Kirche ihres Diakonie-Kinder-KZ’s führten. Und sich abends wieder Opfer holten, die sie vergewaltigten und ihnen anschließend erklärten, dass sie, die Kinder, doch einfach Dreck wären. Deshalb seien sie ja schließlich hier, im Heim. AMEN.«[2]

Zorn!

„Europas erstes Wort“ nennt es der Philosoph Peter Sloterdijk[3]: »Am Anfang des ersten Sat­zes der europäischen Überlieferung im Eingangsvers der Ilias taucht das Wort „Zorn“ auf, fatal und feierlich wie ein Appell, der keinen Widerspruch duldet«. „Singe, Göttin, den Zorn des Peleiaden Achilleus.“[4]

»Die alte Welt hatte sich zum Zorn ihre eigenen Wege gebahnt, die nicht mehr die der Moder­nen sein können. Wo diese an den Therapeuten appellieren oder die Nummer der Polizei wäh­len, wandten die Wissenden von früher sich an die Überwelt. Um das erste Wort Euro­pas zum Klingen zu bringen, wird von Homer die Göttin angerufen. … Wenn das Wort „Gewalt­ver­herrlichung“ je einen Sinn hatte – für die­sen Introitus zur ältesten Urkunde der euro­päischen Kultur wäre es am Platz. Doch würde es nahezu das Gegenteil des­sen bezeichnen, worauf es in seinem heutigen, unvermeidlich mißbilligenden Gebrauch abzielt. Den Zorn besingen heißt ihn denkwürdig machen, was aber denkwürdig ist, steht dem Eindrucksvollen und dauerhaft Hochzuschätzenden nahe, ja geradezu dem Guten. Diese Wertungen sind den Denk- und Empfindungsweisen der Modernen so stark entgegengesetzt, daß man wohl zugeben muß: Ein unverfälschter Zugang zum Eigensinn des homerischen Zornverständnisses wird uns in letzter Instanz versperrt bleiben.«

Soweit Sloterdijk zum Zorn der Altvorderen. Lässt sich vernünftig daran anknüpfen? Ich denke, ja. Das verbindende Stichwort dürfte Affektkontrolle sein. Den griechischen Helden hätte sie ihre Heldenhaftigkeit genommen. Vernünftig mit aufsteigendem Zorn umgehen und ihn zügeln zu sollen, war in ihrer Vorstellungswelt nicht vorgesehen und darum gegen ihre Natur. Dies ist jedoch in der Moderne die Erwartung an den gesitteten, zivilisierten Men­schen. „Wer schreit, hat Unrecht“, sagte meine Lehrerin, als die Stimme eines Kollegen unüberhörbar von drei Zimmern weiter bis in unser Klassenzimmer drang. Ich bin weit davon entfernt, Kronschnabel als griechischen Helden zu stilisieren. Zu oft haben wir uns wegen seiner – in der Regel verbalen – Ausraster[5] gekabbelt.[6] Natürlich ist seine Selbstjustiz nicht akzeptabel – aber hat er Unrecht?

Selbstjustiz[7]

Selbstjustiz kommt vor, wenn die „ordentliche“ Rechtsprechung versagt oder gar gänzlich fehlt.[8] Insofern ist Selbstjustiz der Versuch, den gestörten Rechtsfrieden wiederherzustellen.

Das ist hier nicht weiter zu vertiefen. Aber stehen die Verjährungsgrenzen der Verbrechen an Kin­dern und ihre fortgesetzte Vertuschung nicht dem Rechtsfrieden eklatant entgegen? „Der holt keine Bullen, denn der weiß, was dann in den Medien abgeht,“ sagte Kronschnabel und behielt Recht damit. Es gibt also – sogar auf beiden Seiten – ein Verständnis der Rechts­lage, das über das positive Recht hinausgeht. Ob allerdings der Faustschlag von einem Gericht als Affekttat milde beurteilt worden wäre, möchte ich bezweifeln. Zu überlegt waren seine Vor­be­reitungen und er müsste deutlich machen, dass der Faustschlag nicht geplant war, sondern der Affekt erst während des Gesprächs virulent wurde.

Wenn man in der Öffentlichkeit zuschlägt, kann die Sache allerdings anders ausgehen.

»Weißt du, was mich an deiner G´schicht so wundert? Ich kenn´ wirklich nur eine einzige Geschichte. Dass ein Heimkind, ein ehemaliges Heimkind, mal hingeht und einen voll, voll erwischt.[9]

Was du sogst. Ha ha.

Gibt´s sowas?

Gibt´s scho. I hab zugeschlagen damals. Dem hab i eine auf´s Maul gehaut.

Hab´ ´ne Anzeige gekriegt und circa 2300 Geldstraf´. «[10]

Die Selbstjustiz hat noch einen Nachtrag verdient. Ich hatte Erich Kronschnabel gefragt: „Ich wüsste dazu noch gern, wie Ihre Familie Sie aus dem Stephansstift wieder freigekriegt hat. Ging das problemlos?“ Die Antwort kam postwendend: „Entkommen trifft tatsächlich zu, denn ich flüchtete bei der Kartof­felernte.“

Kronschnabel bediente sich des VW-Käfers, den der „Drecksack und Sklaventreiber = Landwirtschaftsleiter“ fahrbereit mit Schlüssel am Ackerrand abgestellt hatte.

„Die Polizei griff mich in meinem Elternhaus auf und schaffte mich zurück zu den (warmen) Brüdern. Zuhause hatte ich teilweise erzählt, was mir bei den Scheinheiligen widerfahren war. Das trieb meinen Vater zu seinem Anwalt und der flog beim Amtsrichter ein und erreichte dort die sofortige Aufhebung der Einweisung durch das Jugendamt.“ … „Der Käferklau brachte mir von den warmen Brüdern gewaltige Prügel und von einem kleinen Amtsrichter­lein mit Nazivergangenheit 14 Tage Jugendarrest in Neustadt/Rübenberge ein. Das kleine Arschloch von Staatsanwalt fuhr gewaltig großmäulig auf und verlangte 6 Monate Jugend­knast. Das Auftreten unseres Familienanwaltes blieb nicht fruchtlos, alle sprachen den Nazi­dialekt, man hatte Stallgeruch, und mein Alter zeigte den Hauptmann, den er sonst zu unterdrücken wusste. Das Staatsanwältchen wurde ganz leise, als die alten Nazis mit ihm fertig waren. Der hatte gedient, der verstand und kam fast um das bißchen Verstand. Damals gefielen mir die alten Nazisäcke einen Tag lang. Sie schossen sich gegenseitig in die Knie, war lustig.“

„Problemlos war die anwaltliche Aktion keineswegs, wie ich dann später erfuhr. Die Kinder­ficker konnten mich noch 6 Wochen auf ihrer geschlossenen Station festhalten, bis meine Eltern mich abholen konnten. Nebenher liefen Ermittlungsverfahren gegen den verantwort­lichen Jugendamtsleiter des damaligen Landkreises Wesermünde. Man konnte (wollte) dem Nazischwein nicht an’s Leder, ich lernte sehr früh, was Nazi-Vitamin B bewirken kann. Auch der die ganze Sauerei lostretende Nazilehrer ging straffrei aus. Ich holte die Bestrafung 20 Jahre später nach – und ging auch straffrei aus … weil er roch, dass es besser wäre, einfach das Maul zu halten. Welches der in die Sauereien verwickelten Schweine ich später erwischen konnte, das bezahlte teuer. Mein Respekt vor Obrigkeiten war für immer weg, ich greife mir solche Häns’chen auf die verachtungsvolle Art. Motto: „Wer bezahlt hier wen, Herr/Frau Unwichtig?!“ Ich weiss, das ist nicht schön und nicht richtig, aber ich wende genau deren Methoden an – und die sind ja auch unrichtig.“

Andere Zeiten hatten andere Strafen:  [11]früher

Hass

Wenn Kronschnabel nach seiner Racheaktion sagt, „mir geht es innerlich unsagbar gut“, ist der Zorn erkennbar verflogen. Zorn vergeht, Hass frisst weiter. Bei Kronschnabel bleibt sein grenzenloser Hass auf alles, was irgendwie mit Kirche und Diakonie zusammenhängt.

Hass kann sehr beständig und dauerhaft sein. Niemand hat ein Recht, dem Opfer den Hass auszureden oder zu verbieten. Er ist auch nicht abkaufbar. Aber: Hass macht blind. Und er vergiftet das Leben, auch wenn er zutiefst befriedigen mag.[12] Doch Kronschnabel leidet unter »furchtbaren Erinnerungen. Sie kommen nachts, sie reißen dich aus dem Schlaf, sie nehmen dir die Luft, du schreist deine Angst vor der geilen Drecksau mit Titel Diakon heraus – und wenn du Glück hattest, wachst du in den dich haltenden Armen deines Partners auf. Und irgendwann, wenn sie groß genug sind um zu verstehen, fragen auch deine Kinder nicht mehr, warum der Vater/die Mutter nachts manchmal so schreit. Du siehst es in ihren Augen, du siehst das Mitleid, die Zuneigung, die Liebe und auch die Verschrecktheit. Und erlebst, dass sie bei dem Wort Kirche nur Hass zeigen. Du leidest darunter wie ein Hund, weil du erkennst, dass die Täterschweine auch deine Kinder erreichten. DIE VERBRECHE­RISCHEN SCHWEINE DER DIAKONIE MACHTEN AUCH MEINE KINDER ZU OPFERN!«

Für Kronschnabel sind die Verbrechen gegenwärtig.[13] Sie sind die Quelle von Zorn und Hass, sind aber auch immer Retraumatisierung, die Wiederbelebung der Vergangenheit.

Trauma und Retraumatisierung

Mit dem Schaubild von Dr. Besser lässt sich der Vorgang gut und knapp darstellen. Das habe ich in diesem Blog bereits getan und muss es nicht wiederholen: https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/11/25/wenn-die-seele-zuckt-trigger/

Abwicklung

Da wäre nur noch der Umgang der Täterorganisationen mit ihren Opfern anzusprechen.

Ein Mail von Kronschnabel:[14]

»Lieber Herr Schäfer, ich schicke hier einen anonymisierten Beschluss der Hannoveraner.

Meinen bekommen Sie unbearbeitet per Post. Den hier lesbaren Tenor findet man in jedem Beschluss, die arbeiteten mit Textbausteinen. Was man sich an sexuellen Spielarten vorstellen kann, kam der Kommission auf den Tisch. Die alten Säcke der Kommission könnten die besten Sexgeschichten schreiben, Porno pur.«

Meine Antwort: „Die emotionsfreie Darstellung der Vorgänge und ihrer Bewertung dürfte juristisch korrekt sein und es wäre überzogen von furchtbaren Juristen zu sprechen. Aber sie scheinen von der Psychodynamik in solchen Fällen nichts zu wissen. Sie sind entweder völlig unbeleckt von wissenschaftlich gesicherten Kenntnissen von Trauma und Retraumatisierung – oder sie haben den Auftrag, die Kassen ihrer Arbeitgeber zu schonen.“

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Hier das Mail von Erich Kronschnabel, in dem er das Zusammentreffen mit seinem Täter ausführlich beschreibt, (Auszüge sind oben wiedergegeben).

»Gleiches mit Gleichem „heimzuzahlen“, das versteht jeder Mensch. Christen und sonstige Gutmenschen lehnen das zwar ab, aber als Atheist erlebte ich, dass auch ein sich Christ nen­nender Diakon das „wie du mir, so ich dir“ versteht, wenn ihn die Vergangenheit einholt und er für seine früheren Missetaten zu sühnen hat.

Er war Diakon im Kinderheim Stephansstift in Hannover, avancierte in der Außen­stelle Kronsberg, einem berüchtigten Kinder-KZ bis in die 70er Jahre hinein, zum „Haus­vater“ – und war für die Heimkinder ein gewalttätiger Stiefvater übelster Sorte. Nicht nur ich erlebte ihn als übelsten Schläger. Unterstützung erhielt er durch seine ihm unterstellten „Brüder“ (so nannten sich die scheinheiligen Schläger im Dienste der Diakonie).

Nach Bekanntwerden der Verbrechen an zahllosen Heimkindern holte auch mich die lange verdrängte Vergangenheit ein. Die Namen der Schläger und Vergewaltiger waren im Gehirn eingebrannt, ich begann mit der systematischen Tätersuche. Logistik war beruflich mein täg­lich Brot, bei der Internetsuche stellten sich schnell Erfolge ein. Telefonbucheinträge waren ergiebig, denn die inzwischen auch schon alten Täter nutzten Festnetzanschlüsse.

Günter Wallraff war mein Vorbild, ich wurde zum ehemaligen Diakonieschüler.

Eine frühere Sekretärin meines Peinigers freute sich sehr über den Anruf des ehemaligen Diakonieschülers, wir tauschten alte Erinnerungen aus, die Namen der früheren „Erzieher“ waren mir ja geläufig, die alte Frau schöpfte keinerlei Verdacht und nannte mir gerne die Adressen der ehemaligen „Kollegen“, auch die meines Peinigers. Weil ich die soooo gerne mal besuchen möchte….

Tante Google zeigte mir eine gepflegte Wohngegend in Hannover, zeigte mir ein stattliches Gebäude als Wohnsitz meines Peinigers. Heute – nach meinem Besuch – ist das Haus in Google Maps unkenntlich gemacht. Was natürlich sinnloser Quatsch ist, denn die Nachbar­gebäude sind unverblendet und die Hausnummer ist eh bekannt.

Ich schloss mich mit zwei weiteren Opfern des feinen „Hausvaters“ kurz und an einem reg­nerischen Abend fuhren wir nach Hannover. Ich hatte mir aus dem Internet den Namen eines verstorbenen Diakons „geliehen“. Ich klingelte. Eine Frauenstimme meldete sich über die Sprechanlage, ich stellte mich als der ehemalige Diakonieschüler Schröder vor und fragte, ob sie die Frau von Bruder N. sei und wenn ja, ob der noch lebe. „Ja, mein Mann lebt noch, aber kommen Sie bitte herein!“. Der Summer gab die Tür frei, ich stand in einer kleinen Diele, mir gegenüber stand eine alte Dame, am Ende der Diele guckte ein Mann aus einem Zimmer. Unverkennbar mein Peiniger, der alte Scherge lächelte, seine Frau bat mich in’s Wohnzim­mer, „Bruder“ N. begrüßte mich freudig.

„Ich kann mich zwar nicht mehr an Sie erinnern, aber ich freue mich sehr, einen alten Kolle­gen zu sehen“ schwadronierte er. Wieder Erinnerungsaustausch, alle Namen waren mir ja geläufig, ich konnte überhaupt nicht auffliegen. Der Schweinehund mir gegenüber war trotz seines hohen Alters noch rüstig. Kein Wunder, der hatte ja nie ernsthaft arbeiten müssen. Kinder schlug er so nebenbei zusammen, wie alle seine (warmen) „Brüder“, die sich am „Frischfleisch“ nach Lust und Laune bedienten. In mir stieg die kalte Wut hoch, als ich diese Fresse wiedersah.

In einer Gesprächspause zeigte ich mit dem Zeigefinger auf meine Stirnnarbe und fragte „Erinnerst du dich an den Tag, als du mir mit dem Schuh an den Kopf getreten hast?“. Er erstarrte, seine Frau sagte „Ja aber…“, man hätte eine Stecknadel fallen hören [können] und er fragte leise „Wer sind Sie?“. In seinen Augen stand Angst, die Vergangenheit, seine schmie­rige Vergangenheit hatte ihn eingeholt.

„Du erinnerst dich genau, du Schwein, deine Augen sagen es mir, nur mein Name fällt dir nicht ein – weil du zahllose Kinder so misshandeltest wie mich!

Du spieltest Gott, Du warst dort im Kinder-KZ ja auch Gott, zwei deiner Schergen hielten mich fest, du tobtest dich an mir aus, an einem schmächtigen Vierzehnjährigen. Und als mich deine Schergen losließen und ich am Boden lag, tratest du mit dem Fuß zu, meine Stirn platzte auf und das Blut lief in meine Augen. Von der alten H. weiß ich, dass du Schwein Krebs hast. Verrecken sollst du Vieh, verrecken wie ein Hund!“

Er stand auf, stand sprachlos da, fixierte mich und sagte leise „Aber man muss doch auch mal vergessen können, das ist doch schon sechzig Jahre her…“

In meinem Kopf sprang ein Schalter um, ich schlug ihm mehrfach mit den Fäusten in’s Gesicht, er wich zurück, fiel rücklings auf’s Sofa, seine Nase blutete. Sie kreischte „Aufhören, aufhören….!“ „Das hättest du deinem Schwein damals auch zurufen sollen, wenn er Kinder prügelte. Ihr ekelhaftes Gesindel, ihr verfluchten Kinderschinder!“

Dann ging ich aus dem Haus, ging zu meinem Auto, konnte nicht sprechen, meine Begleiter ließen mich eine Zeit lang in Ruhe und dann fragte einer leise „Und…?“  „Ihm läuft das Blut über die Fresse wie damals mir und euch – und mir geht es innerlich unsagbar gut“.  „Der holt die Bullen“.  „Der holt keine Bullen, denn der weiß, was dann in den Medien abgeht“, sagte ich.

So war es auch, der verlor kein Wort über meinen abendlichen Besuch. Mir war unsagbar wohl, eine unsagbare Last war mir von der Seele gefallen. Aber der Triumph lag in dem Wissen, daß sich dieser elende Kinderschinder vor Angst fast in die Hose gemacht hatte. Er erlebte erstmals, wie sich ein wehrloser Mensch fühlt, wenn er geschlagen und gedemütigt wird. Das Menschsein zu verlieren ist grausam – und der Kinderschinder erlebte es in seinem eigenen Haus! Von seiner Allmacht war nichts mehr da, eines seiner Opfer hatte ihn zum Opfer gemacht, seine Welt brach zusammen.

Monate später erlebte ich bei einer weiteren Rechnungslegung ähnliche Verhaltensweisen früherer Täter aus dem Kreis der Diakonie. Wenn wir sie stellten und als das bloßstellten, was sie waren, knickten sie ein, wurden hilflose Kreaturen, denen die pure Angst in den Augen stand, einer stand mit nassen Hosen da. Tat ihm mehr weh als die Schläge in die Fresse.

Viel erstaunlicher waren allerdings die Reaktionen der noch lebenden Ehefrauen. Die zeterten und kreischten wie Perlhühner, kamen mit „… ist doch alles Lüge, ihr wollt doch nur Geld! Mein Mann war immer anständig zu euch Pack!“ Wahrheiten wurden verdrängt, werden von den noch lebenden Tätern immer noch verdrängt. Heimkinder waren und sind für diese Dia­ko­nieschergen einfach PACK! Ich vermute, daß diese (Un)Menschen nur so mit ihrem Gewis­sen zurechtkommen, denn ich stellte immer wieder fest, dass diese Kanaillen genau wussten, was sie an Unrecht lieferten.

Seit meiner „Auge um Auge“ – Aktion ging es mir seelisch gut, leider entkamen mir drei dieser menschlichen Ungeheuer, die im Namen ihres Gottes prügelten und vögelten – und uns sonntags in die Kirche ihres Diakonie-Kinder-KZ’s führten. Und sich abends wieder Opfer holten, die sie vergewaltigten und ihnen anschließend erklärten, dass sie, die Kinder, doch einfach Dreck wären. Deshalb seien sie ja schließlich hier, im Heim. AMEN…«[15]

Wer vergibt ist der Gebende.

Er wird dadurch stärker als der Schuldige, der ihm etwas schuldig bleibt, nämlich die tätige Reue. Erst danach kann man wieder auf Augenhöhe kommen.

Das haben die Kirchen nicht kapiert, der Staat auch nicht.

Fußnoten


[1] Graphik: Gespiegelter Scan, Roland Topor https://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Topor

[2] Dies sind die von mir anders montierten Zitate aus dem Bericht von Erich Kronschnabel. Ich hatte ihn nach der Lektüre von Sloterdijk darum gebeten, weil ich darin einen weiteren Zugang zu Kronschnabels Art gesehen hatte, mit seinem Schicksal als gedemütigtes, vergewaltigtes ehemaliges Heimkind umzugehen. Wir sind seit langer Zeit in Mailkontakt, manchmal auch per Telefon. Wir schätzen und vertrauen einander. Nur zwei Links von vielen: https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/01/14/hass-ist-eine-menschliche-emotion-scharfer-und-anhaltender-antipathie/  https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/06/27/wie-unfein-erich-spricht-klartext-ueber-die-diakonie-konzentriert-und-schlagkraeftig/

Sein Originalmail ist für den interessierten Leser unten wiedergegeben.

[3] Die folgenden Zitate aus: Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, Frankfurt 20081.

[4] Im Unterschied zu Sloterdijk folge ich hier der „klassischen“ Tieck‘schen Übersetzung von „Μῆνιν [= Zorn] ἄειδε θεὰ Πηληιάδεω Ἀχιλῆος“.

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/11/29/wenn-der-landesbischof-zum-trigger-wird-und-dann-auch-noch-meister-heisst/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/06/27/wie-unfein-erich-spricht-klartext-ueber-die-diakonie-konzentriert-und-schlagkraeftig/

[6] https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/07/10/die-sache-mit-gott-werden-wir-in-diesem-leben-wohl-nicht-mehr-gebacken-kriegen/

[7] Selbstjustiz ist ein weites, hier nicht abzuschreitendes Feld. Genannt sei nur die Ohrfeige von Beate Klarsfeld für den „furchtbaren Juristen“ Filbinger; er wurde erkennbar an der Kirchentür zu Villingen verewigt (https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/5527357060/in/photolist-9qrgvJ-9qo93p-9qr9FE-9qo56X-9qrehL-9qo6Fk-9qoaEa-9qrgby) oder Marianne Bachmeier, die den Mörder ihrer Tochter im Gerichtssaal erschoss. „Ich wollte ihm ins Gesicht schießen. Leider habe ich ihn in den Rücken getroffen. Hoffentlich ist er tot“. https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Rache-der-Marianne-Bachmeier,mariannebachmeier101.html . Zu Selbstjustiz zähle ich auch die sogenannten Ehrenmorde, bis hin zu politisch motivierten Angriffen und Morden.

[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Blutrache

[9] Damit war Kronschnabel gemeint.

[10] Auszug aus einem Interview mit einem Heimopfer. Die Aussage dieses Mannes, der hier nicht genannt werden soll, liegt mir komplett vor.

[11] Paul Beck, Oberländer Spitzbuben-Chronik, zitiert aus: Michael Barczyk, Die Spitzbubenchronik, Oberschwä­bische Räuberbanden – Wahrheit und Legende, Ravensburg, o.J., S. 102

[12] https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/01/14/hass-ist-eine-menschliche-emotion-scharfer-und-anhaltender-antipathie/

[13] https://dierkschaefer.wordpress.com/?s=abgebr%C3%BCht

[14] vom 21.03.2020

[15] Mail vom 19.03.2020, keine inhaltlichen Veränderungen, eine [Ergänzung]

Der von Beginn an auf Betrug angelegte Runde Tisch würde rotieren, …

… doch diese mafiöse Verbindung von staatlichen und kirchlichen Interessen hat ihre Schuldig­keit getan, nämlich die ehemaligen Heimkinder nach allen Regeln der Kunst über den Tisch zu ziehen.[1]

Nun zeigt das IPP, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung, München in einer Studie auf, wie man seriös hätte arbeiten können.[2]

Hätte, hätte, Fahrradkette.

Die trickreiche Moderatorin des Runden Tisches, Dr. Antje Vollmer, MdB und Pfarre­rin, kann sich nicht damit rausreden, sie sei blind in das Verfahren geschlittert. Warnungen und gute Vorschläge gab es von Beginn an. Aber sie spielte gekonnt das Spiel mit den gezinkten Karten. Als willige Helferin?[3]

Die Münchner Studie zeigt Ergebnisse, die Pfarrerin Vollmer gemieden hat wie der Teufel das Weihwasser.

Die einzelnen Punkte:[4]

Im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Rentenersatzleistungen wird häufig der Vorwurf geäußert, dass sich diese auf Arbeit bezieht, die ab dem 14. Lebensjahr geleistet wurde, während die oft jahrelange Kinderarbeit unberücksichtigt bleibt. Außerdem wird kritisiert, dass solche Leistungen nicht in Form einer pauschalen Rentenerhöhung gewährt wurden.

Trotz vorliegender anderer seriöser Informationen gab es für Vollmer Kinderarbeit einfach nicht. Warum?

Die Rentenkassen wurden geschont, auch bei der Zwangsarbeit von über 14jährigen. Warum?

Vollmer lehnte den Begriff Zwangsarbeit ab. Warum?

Die Schicksale der ehemaligen Heimkinder verweisen auf ein weitreichendes Systemver­sagen. Nicht nur das Erziehungspersonal trägt die Verant­wortung für die zum Teil unmensch­lichen Bedingungen in den Heimen, in denen die von uns Befragten untergebracht waren, sondern auch die Träger der Einrichtungen sowie die Jugendämter und Aufsichtsbehörden.

Von einem Systemversagen wollte Vollmer nichts wissen. Denn dann hätte es nicht nur einzelne Täter gegeben, von denen nichts zu holen war, sondern das System der staatlichen Zuweisung in die Heime und das System der staatlichen wir kirchlichen Träger wäre zur Verantwortung gezogen worden – und die hätten echte Entschädigungen zahlen müssen, mehr als sie dann notgedrungen in den Fonds einzahlten. Das wollte Vollmer nicht. Warum?

Das Argument, dass Erziehung „damals so war“ entbehrt jeglicher Grundlage, da auch damals geltende gesetzliche Vorschriften (u.a. das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland) systematisch verletzt und ignoriert wurden. Die in den Heimen untergebrachten Mädchen und Jungen sahen sich zumeist einer Situation des vollkommenen Ausgeliefertseins gegenüber. Viele reagierten mit Flucht, manche mit Suizid.

Es war das Dauerargument, das auch Verständnis in der Öffentlichkeit fand. Denn wer hat als Kind nicht schon einmal eine gewischt gekriegt? „Alles halb so schlimm. Die wollen nur Kasse machen, die Heimkinder, für etwas, was damals normal war.“ Gewalt war in vielen Heimen Alltag. Vollmer hat darin kein System erkennen wollen. Warum?

In den meisten Fällen gab es in den Heimen keine systematische schulische Förderung. Die Kinder wurden häufig in „Hilfsschulen“ und später in perspektivlose Ausbildungssparten „abgeschoben“. Zu konstatieren ist hier eine Praxis der „Verunmöglichung“, die den meisten jungen Menschen schlechte Startbedingungen nach ihrer Zeit im Heim bescherte. Die Folge sind zum Teil lebenslange prekäre Existenzbedingungen.

Auch ein Systemfehler. Vollmer hat ihn nicht benannt und die weitreichenden Auswirkungen nicht als Schäden beziffert. Warum?

Alles was einen Rechtsanspruch auf Entschädigungszahlungen ermöglicht hätte, wurde systematisch unter den Runden Tisch gekehrt. Warum?

Ganz einfach: Man wollte das Kapitel unmenschlicher Heimerziehung möglichst billig abschließen – und hat es doch verlängert, weil die Betroffenen nicht schweigen, so dass nun die Münchner Studie erstellt werden konnte, die belegt, wie charakterlich verkommen die Täter des Runden Tisches sind.

Die Münchner „Empfehlungen“ auf den Seiten 378 f empfehle ich der Aufmerksamkeit meiner Leser. Hier werden auch Punkte genannt, die von den ehemaligen Heimkindern im Laufe des Verfahrens am Runden Tisch zurecht aber vergeblich eingefordert wurden.

Der Runde Tisch Heimkinder gehört zu den Schandflecken deutscher Vergangenheitsarbeit.[5]


[1] Darstellung des Schachtürken aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Schacht%C3%BCrke#/media/File:Racknitz_-_The_Turk_3.jpg

[2] Peter Mosser, Helga Dill, Gerhard Hackenschmied, Florian Straus

Heimkinder zwischen 1949 und 1975 und die Beratungs- und Unterstützungsarbeit der bayerischen Anlaufstelle (im Rahmen des Fonds Heimerziehung), Bericht der Evaluation, http://www.ipp-muenchen.de/texte/IPP_2018_ABS_Studie_AP_13.pdf Sonntag, 10. März 2019

[3] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/

[4] Zitate aus der Studie sind kursiv wiedergegeben

[5] Man beachte auch die Kommentare von ehemaligen Heimkindern zu diesem Vorwurf: »Eine der intrigantesten Scheinheiligen, die ich kennengelernt habe«, https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/09/30/eine-der-intrigantesten-scheinheiligen-die-ich-kennengelernt-habe/

Wenn der Landesbischof zum Trigger wird und dann auch noch Meister heißt …

Meister im Ablenken.

»Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat eine Vertrauenskrise in der Gesellschaft beklagt. Diese Krise durchziehe alle Bereiche, sagte Meister vor der Landessynode in Hanno­ver. „In der Ökonomie erkennen wir betrügerische Absichten von großen Konzernen und teilweise eine Verwahrlosung von Anstand und Ehrlichkeit“, kritisierte er in seinem Bericht vor dem Kirchenparlament.«[1]

Das ist ja nicht falsch. Dennoch hätte er besser zunächst vor der eigenen Tür gekehrt, durch­leben doch die Kirchen derzeit eine Vertrauenskrise sondergleichen.

Allerdings muss gesagt werden, dass die epd-Nachricht verkürzt war. Er sagte immerhin auch: Die Kirche muss Vertrauen schaffen, indem sie sich ihren Fehlern stellt, befand Meister: „Die zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs haben einen Vertrauensverlust herbeigeführt, dessen Ausmaß wir nicht ermessen können.“ Er kündigte an, dass die Landeskirche aktiv die wissenschaftliche Studie der EKD zum Thema unterstützen werde. Darin sollen unabhängige Experten untersuchen, ob es systemische Ursachen in der evangelischen Tradition oder Theologie gibt, die Missbrauch begünstigen. „Wir haben viel getan, aber es hat vielleicht nicht gereicht“, räumte Meister selbstkritisch ein. Doch in die Twitter-Kurznachrichten hat es diese Passage nicht geschafft. Und das hat getriggert.

 

labi meister

Als ich den Tweed las und beantwortete, hatte ich am Tag zuvor ein Mail erhalten. Ein Pamphlet, wie sein Verfasser heute selber sagt: diese berichte auf ekd.de lösten mein Pamphlet an meister aus, die kamen mir gestern auf den schirm.“ Und da ist er ausgezuckt. Sein Brief an den Landesbischof ist nicht einmal ein Pamphlet, sondern eine Unverschämtheit.[2] Allerdings eine verständliche. Dazu hatte ich gerade hier im Blog geschrieben.[3]

Ich selber bin kein Betroffener, weder von kinderheimtypischen Misshandlungen etc. noch von Missbrauch. Die Misshandlungen waren bis in die 70er Jahre in den kirchlichen Erzie­hungs­einrichtungen weithin üblich, sexueller Missbrauch war nicht selten. Im hannover­schen Stephansstift kam er besonders oft vor.

Von Missbrauch im Stephansstift wussten wir Linde­ner[4] Kinder nichts, aber wir wussten: »Böse Buben kommen ins Stephansstift, böse Mädchen nach Himmelsthür. Wer verrückt ist, kommt nach Ilten, und wer schon mal in Wunstorf war, also in der Psychiatrie, wie die Frau in unserem Haus, Erdgeschoß, links, der war immer noch merkwürdig.«[5] Wie schlimm diese gottesgefälligen Einrichtungen waren, erfuhr ich erst viel später, auch welche Auswirkungen ein erzieherischer Aufenthalt im Stephansstift haben kann: lebenslänglich. So für das Heim­opfer des Stephansstifts, der sich absolut unhöflich an den Landesbischof gewendet hat.[6]+[7] Wo sein Mail wohl gelandet ist? Als ich 1965 in der Registratur des LKA (Landeskirchenamt, nicht Landeskriminalamt) in Hannover gejobbt habe, gab es eine Akte mit der Aufschrift Curiosa. Vielleicht also dort?

Wir kennen es aus der Politik: Gibt es innenpolitische Probleme, lenkt man gern außen­poli­tisch ab. Warum nicht auf die Autoindustrie einschlagen, die ja tatsächlich als organisierte Kriminalität gesehen werden kann? Aber warum macht das der hannoversche Landesbischof? Den Namen Meister hat er verdient, ein Meister im Ablenken. Da darf er sich nicht wundern, dass der Vertrauensverlust der Kirche sich schlimmer auswirkt als die demographische Entwicklung. Die Kirchen sind zum Beispiel für Verwahrlosung von Anstand und Ehrlichkeit geworden, nicht nur die hannoversche. Und auch keine Spur von Professionalität im Umgang mit Problemen.

Und hier das „Pamphlet“ – der Verfasser hat es für den Blog freigegeben.

Absender:

Erich Kronschnabel

Empfänger:

Landeskirche Hannovers

Herrn Bischof Meister 

 

Guten Tag, sehr geehrter Herr Meister! 

Ihr Amtstitel weist Sie als Bischof der Evangelischen Landeskirche Hannovers aus. Sie sind also der Aufseher, Vorsteher, Vorstandsvorsitzende des Konzerns Landeskirche Hannovers.

Ich darf mich vorstellen: Sexualopfer der Schergen der Diakonie, die mich und andere Kinder des damaligen Kinder-KZ „Stephansstift“-Außenstelle „Kronsberg“- zur Befriedigung ihrer Geilheit benutzten. Die Diakonie gehört zum von Ihnen vertretenen Konzern Landeskirche.

Seit Jahren pflegte ich Umgang mit der sogenannten „Unabhängigen Kommission“ Ihrer Firma. Dass die Mitglieder nicht unabhängig sind belegen die Jobs, die diese Kommissionsmitglieder für Ihren Konzern erledigen. Disziplinarrichter und ein Mitglied der Synode bescheinigt genau die Unabhängigkeit, die Sie als Bischof auch haben. Logisch, oder, Herr Meister?

Sie berichteten auf der Synode von 119 Opfern notgeiler Kinderficker im Dienste der Firma

Landeskirche Hannovers. Einige dieser Opfer begleitete ich bis ins Büro von Frau Pastorin Mahler. Übrigens die EINZIGE Person Ihrer Abteilung „Aufarbeitung“, die Opfer mit Empathie behandelte. 

Warum schreibe ich Ihnen überhaupt?

Seit Beginn der „Aufarbeitung und Entschädigung erlittenen Leides“ habe ich mit Mainusch zu tun, Ihnen nicht unbekannt, wie mir das Netz sagt. Mainusch und seine juristischen

Zuarbeiter erfanden einen Fragebogen zwecks Opfererfassung, der an Perversität nicht zu überbieten ist. Mainusch lässt ernsthaft nach Datum und Uhrzeit der Missbräuche fragen!!!

Klar ist ja auch dem größten Depp, dass in den Jahren 1950 – 1975 und danach KEIN EINZIGES HEIMKIND EINE ARMBANDUHR IN BESITZ HATTE! Ignoriert Mainusch natürlich, interessiert ihn einen Dreck, er sieht seine Aufgabe klar erkennbar darin, Opfer abzuschrecken und zu retraumatisieren. Klappt ja auch, bei mir saßen vier Opfer, die sofort jede Kontaktaufnahme mit der Landeskirche ablehnten, als sie diesen idiotischen Fragebogen aus Mainuschs Feder lasen. 

Lassen Sie sich die Korrespondenz zwischen mir und Mainusch zu diesem Thema von Mainusch geben. Er – von Gottes Gnaden-  begreift nicht, was sein idiotischer Fragebogen bewirkt! Er ist genau die Sorte Täternachfolger, die mir immer wieder im Umgang mit Kirche begegnete. Selbstgefällig, großkotzig, empathielos, so wie auch Annette Kurschus. Die Opfer werden erneut zu Opfern gemacht, Retraumatisierung ist Programm!

Sie beklagen auf der Synode Vertrauensverlust!? SOLANGE TYPEN WIE MAINUSCH SELBSTHERRLICH OPFER ERNEUT ZU OPFERN DER KIRCHE MACHEN, SOLANGE werden wir Opfer dagegen aufstehen, Herr Meister! Aufarbeitung und „Entschädigung für erlittenes Leid“ nennt die Kirche die Affigkeiten, mit denen die Opfer retraumatisiert werden!

Was haben Sie für Mitarbeiter, Herr Meister? An der Spitze der sich grossmäulig „unabhängig“ nennenden Kommission ein pensionierter Richter, den ich als Mensch achte, als juristischen Leiter dieser ominösen Kommission aber verachte. Deshalb verachte, weil er zulässt, was der Träger Ihres Paragrafenköfferchens gnadenlos inszeniert.Den aus der Nazizeit bekannt gewordenen Begriff „Furchbarer Jurist“ hat er sich mit Eifer und perversem Fragebogen erarbeitet – auf Kosten der Opfer!  

Und Sie stehen all diesen Schauspielern vor, sehen seit Jahren bei den Theaterstückchen zu und begreifen offensichtlich nicht, dass nicht die Taten der Schweine in Kirchenkreisen zu immer stärkerem Vetrauenverlust führen, sondern die immer noch laufenden Vertuschungen, Beschönigungen und Lügen die Ursache für Vertrauensverlust sind. Ihre

„Aufarbeiter“ arbeiten nicht auf! Ihre „Aufarbeiter“ reichen Taschengeld für zerbrochene Opfer des Konzerns Diakonie=Kirche aus – und wollen die Menschen glauben machen, dass alles wieder gut ist.

Es sind die Mainusch’s die ohne jegliche Empathie eiskalt gegen die Opfer agieren. Die Blödheit ist so grenzenlos, dass nicht mal begriffen wird, was dieser perverse Fragebogen

bei Opfern anrichtet. Frau Mahler hat es begriffen. Leider kann sie es nicht umsetzen. 

Frage an Sie, Herr Meister: Wieso wurde kein Psychologe/Psychater in diese ominöse Kommission geschickt ? Es waren immer die Juristen, die Menschlichkeit mit Füßen traten. Sollten Sie als Theologe eigentlich wissen. Ich googelte Sie ausführlichst, ich bin auf Ihre Antworten gespannt.

Ihnen fällt auf, dass mich Titel und Höflichkeiten einen Dreck interessieren. Ich „genoss“

die Perversitäten der Kinderficker mit Titel Diakon – und Sie würden schlagartig die Gesichtsfarbe wechseln, wenn ich die Betitelungen an Sie weitergebe,mit der die Schweine der Diakonie  uns Kinder benannten. „Spreche mit dem Respekt, den man dir entgegen brachte!“ lautete ein Lehrsatz meines Vaters. 

Leute wie Mainusch unterscheiden sich von den Tätern von damals lediglich dadurch, dass sie die Opfer von damals heute durch perverse Fragebogen retraumatisieren und erneut vergewaltigen!  Sagt Ihnen der blödeste Psychologe, wenn er Mainusch’s Fragebogen sieht.

Lassen Sie mich und die anderen Opfer wissen, wann Sie die immer noch eingesetzten Sauereien=Fragebogen (Motto: „Wann wurdest du gefickt? Datum und Uhrzeit bitte!“)  a la Mainusch endlich abschaffen wollen.  Die Opfer haben nämlich das Problem so häufig von den geilen Brüdern Ihres Glaubens gefickt worden zu sein, dass sie sich Daten und Uhrzeiten nicht merken konnten, Herr Meister….Die Akten Ihrer Abhängigen Kommission verraten es Ihnen. Lesen Sie, Sie erleben eine völlig neue Welt der lustvollen Diakonie!!!

Frau Mahler kann Ihnen mehr über mich berichten, falls Sie verstehen wollen, was ich will!:

Die früheren Opfer vor neuen Vergewaltigungen durch Kirchentypen vom Zuschnitt Mainusch schützen! 

Es grüsst Sie ein Sexualopfer

Ihrer Firma Landeskirche Hannovers

Erich Kronschnabel

Fußnoten

[1] https://www.ekd.de/ralf-meister-synodenbericht-vertrauenskrise-41025.htm nachgelesen: Donnerstag, 29. November 2018

[2] Ich gebe das Mail an den Landesbischof unten unzensiert wieder.

[3] https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/11/25/wenn-die-seele-zuckt-trigger/

[4] Linden ist der größte Stadtteil von Hannover.

[5] https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2015/01/rezension-himmelsthc3bcr.pdf

[6] https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/08/29/auf-kindesmissbrauch-kann-lebenslaenglich-stehen-fuer-die-opfer/

[7] Nach diesem Teil der Geschichte des Stephansstiftes sucht man auf deren Homepage vergeblich. https://www.dachstiftung-diakonie.de/die-dachstiftung-diakonie/foerderstiftungen/stiftung-stephansstift/

Die Vergewaltigung eines Kindes und der Rechtsstaat

Ein achtjähriges Kind wurde gegen seinen lebhaft geäußerten Willen vor den Augen seiner Mitschüler, seiner Lehrerin, vielleicht auch der Schulleitung mit Polizeigewalt auf Anordnung und im Beisein eines Gerichtsvollziehers aus dem Unterricht gezerrt und schreiend in ein Polizeiauto verfrachtet[1]. Der Vergleich mit Nazischergen verbietet sich, denn wir leben in einem Rechtsstaat. Darf der so handeln?

Zunächst einmal: Im Prinzip ja. Es gab einen Rechtstitel und der musste vollzogen werden, wie auch bei den Abschiebungen unserer abgelehnten Asylbewerber, wie bei der Festnahme von Delinquenten, deren Widerstand notfalls gebrochen wird. Auch Angeklagte werden gegebenenfalls gefesselt in den Gerichtssaal gebracht.

Doch wie steht es mit der Verhältnismäßigkeit?

Ich war 15 Jahre als Polizeipfarrer und schon davor mit ethischen Fragen staatlicher Gewalt beschäftigt bis hin zum „Todesschuß“, der als „Rettungsschuß“ bezeichnet ein moralischer Kurzschluss ist.

Es gibt eine Faustregel für Polizeibeamte: Ein Polizeieinsatz darf keine Situation hinterlassen, die polizeiwidriger ist als die Ausgangssituation.

So etwas kommt allerdings vor und wirft immer die Frage auf: War der Einsatz umsichtig vorbereitet und wird er offen und ehrlich nachbereitet? Hinterher ist man immer klüger, sollte man jedenfalls werden.

Zunächst die Abwägung der Rechte: Zur Durchsetzung des Rechtstitels war wohl erst einmal die Abholung aus der väterlichen Wohnung geplant, doch man sagte den Termin ab. Wahr­scheinlich fürchtete man den Widerstand des Vaters. Der war damit vorgewarnt und die Staatsdiener liefen in die Öffentlichkeitsfalle: Der Vater dokumentierte per Kamera. Wäre dieses Video nicht entstanden, dann … Na ja, dann wäre der Vorfall genauso problematisch gewesen, hätte aber nur eine kleine Notiz im Lokalblatt ergeben. Dumm gelaufen? Nein! Denn so wird der Fall ein grundsätzlicher und kann so öffentlich wie er wurde auch öffentlich beleuchtet werden.

Einem Kind ohne eigene Rechte und damit ohne Rechtsvertretung wurde ganz legal Gewalt angetan. Wie ein Schwerverbrecher wurde es abgeführt. Ich nenne es Vergewaltigung. Die Grundlage war eine Gerichtsentscheidung, nach der – um des wie auch immer verstandenen Kindeswohles willen –der Mutter das Aufenthaltbestimmungsrecht über das Kindes zuerkannt wurde, weil der Vater nicht in der Lage sei, dem Kind ein positives Mutterbild zu vermitteln. So etwa verstehe ich den mir nicht vorliegenden Beschluss.

Ich habe als Tagungsleiter an der Evangelischen Akademie Bad Boll die Ausbildung von Anwäl­ten des Kindes, heute heißen sie Verfahrensbeistand, mit konzipiert und geleitet. Mir sind solche Fallkonstellationen vertraut. Sie sind kompliziert in ihren Details. In diesem Fall ist leider nicht bekannt, ob der Vater sich gegen Kontakte zwischen Mutter und Kind, man spricht von „Umgang“, gesperrt und diese hintertrieben hat. Das kommt häufig vor. Meist ist es die Mutter, bei der das Kind lebt und die den Umgang mit ihrem Ex nicht toleriert. Es kann gute Gründe geben, solche Umgänge nicht zu wollen, auch gute Gründe, sie nicht zu dulden. Wie das hier lag, weiß ich nicht. Immerhin lebte das Kind beim Vater, so dass anzunehmen ist, dass von ihm keine Gefahr für das Kind bestand – es sei denn, man meint, ein Kind brauche unbedingt auch im Trennungs­fall den von Fürsorglichkeit und und elterlicher Liebe geprägten Kontakt zu beiden Eltern. Das Leben spielt zuweilen anders. Wie soll nach diesem Vorfall das Mädchen ein positives Mutterbild bekommen? Wie will man die Befriedung des elterlichen Konflikts erreichen? Denn vice versa soll das Kind doch wohl auch mit einem positiven Vaterbild aufwachsen. Hier wurde ein Scherbenhaufen angerichtet.

Der ist aber noch größer:

  1. Was sollen die Mitschüler vom Staat, vertreten durch uniformierte „Freunde und Helfer“ halten, der eine Kameradin dermaßen gewaltsam abführt? Eine Ver-gewalt-igung? Den Gerichtsvollzieher werden die Kinder wohl nicht als Drahtzieher wahrgenommen haben.
  2. Was sollen die Schüler von ihrem Lehrer/ihrer Lehrerin halten, die das Kind nicht geschützt hat, sondern zugesehen, wie man ihm Gewalt angetan hat? Ich habe meine Frau gefragt, sie ist Lehrerin: Wie hättest Du …? Nein sagte sie. Sie hätte nicht geduldet, dass eine Schülerin gegen ihren Willen aus dem Unterricht geholt wird – es sei denn, die Schuldirektion hätte sie genötigt. Die habe ein höherwertiges Hausrecht. Ich nehme an, die Direktion war zugegen, denn die Polizei wird über das Direktorat gegangen sein. Damit wurde in den Augen der Schüler das Ansehen der Schule generell geschädigt, die sie als Büttel der Büttel haben amten lassen. Was wäre wohl passiert, wenn analog zum Kirchenasyl Schule und Schüler ein Schulasyl organisiert hätten?
  3. Die Öffentlichkeit wurde Zeuge dieses Teils staatlicher Gewalt und ist empört. Die Hinter­gründe dieses Falls werden aus Datenschutzgründen verborgen bleiben. Der Vater jedoch wird sich den Mund nicht verbieten lassen. So bleibt allein die öffentliche Vergewaltigung eines Kindes im Gedächtnis.
  4. So haben letztlich auch der Staat und seine Rechtsorgane Schaden genommen.

Ein Scherbenhaufen als Ergebnis eines Polizeieinsatzes. Man hätte ja, da keine Dringlichkeit bestand, nach Erfragung des Kindeswillens wieder abziehen können, auch wenn der Gerichtsvollzieher protestiert hätte. Hier ist eine möglichst öffentliche und offene Fallaufarbeitung vonnöten.

Viel wichtiger ist die Wiederherstellung des kindlichen Vertrauens, das schon durch die Trennung der Eltern hinreichend erschüttert sein dürfte, das aber nach diesem Vorfall und der erzwungenen Zuweisung an die unmütter­liche Mutter total zerrüttet sein dürfte. Die Verge­wal­ti­gung hat rechtsstaatlich triumphiert. Schlimmer konnte nicht ausgehen. Trauer muss Justitia tragen.jpg

[2]

Wenn schon das individuelle Desaster kaum zu heilen scheint: Was ist zu tun, damit solche Fälle, die ja alltäglich sind, wenn auch nicht immer so spektakulär, möglichst vermieden werden?

Kinder brauchen einen Platz als eigenständige Rechtspersonen im Grundgesetz. Die Eltern­verbände werden aufschreien. Denn das wäre ein Recht im Einzelfall auch gegen die Eltern. Ob allerdings die Kinderrechte bei externen Personen und Institutionen immer in besseren Hän­den liegen, wage ich zu bezweifeln angesichts der fehlenden Ausbildung und der notorischen Überbelastung von Familien­richtern in Kindesangelegenheiten, die eben nicht allein juristisch zu behandeln sind. Auch Ver­fahrensbei­stände haben zuweilen nicht das Kind im Kopf, sondern ihre eigenen Vor­stellun­gen, wohin ein Kind gehört und wie es notfalls genötigt oder gar gezwungen werden sollte.

Auf dem Schlachtfeld partnerschaftlicher Auseinandersetzungen werden die Kinder leicht zu Opfern der „elterlichen Liebe“. Bei Scheidungen könnte, könnte ein Richter ja noch daran denken, wie der Scheidungskrieg zugunsten der Kinder eingehegt werden müsste. Diese primäre Schutzmöglichkeit fällt bei eingetragenen Partnerschaften oder gar beim ungeregelten Zusammenleben weg.

„Wenn Elefanten streiten, leidet das Gras.“

[1] https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/03/10/oeffentliche-kindesentfuehrung/

[2] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/8577129580/

Jugendämter ohne Fachaufsicht – und wieder ein totes Kind

Posted in Gesellschaft, Justiz, Kinderrechte, Kriminalität, Politik by dierkschaefer on 28. Februar 2015

Das Regierungspräsidium hat nur die Rechtsaufsicht über das Jugendamt … und das Jugendamt redet sich heraus. Es wird Zeit, dass auch Jugendämter in Haftung genommen werden können.

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/scharfe-kritik-an-jugendamt-im-fall-alessio-13455266.html