Dierk Schaefers Blog

Ein Besatzungskind wartet auf die Hilfe der Deutschen Botschaft in Washington

Posted in Geschichte, heimkinder, Politik by dierkschaefer on 5. März 2015

Franz Anthöfer ist krank und weiß nicht, wie lange er noch zu leben hat. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete darüber[1] und hier im Block war es auch zu lesen.[2] Franz Anthöfer hat kein Geld, keins für Schmerzmittel oder gar für Therapie und erst recht keins für den Rückflug nach Deutschland. Nötig wäre ein Lazarettflug, den gibt’s es nicht zum Economy-Tarif. Doch es gibt die Deutsche Botschaft in Washington. Sie sollte dem Deutschen, der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gestrandet ist und totkrank darniederliegt helfen.

Was ist seitdem geschehen?

Auf den Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger meldete sich ein Arzt, der einen Spendenaufruf anregte, der Kölner Stadt-Anzeiger hat noch nicht reagiert, aber der Arzt stellt 100,00 Euro zur Verfügung und ein Bett in seinem Krankenhaus.

Heute bekam ich von Herrn Anthöfer den Mailwechsel zwischen dem Arzt und der Deutschen Botschaft und hatte endlich die Mailadresse des dort zuständigen Mitarbeiters.

Ihm habe ich folgendes gemailt:

[Die Personennamen habe ich hier aus Datenschutz-Gründen ausgelassen, mit Ausnahme den von Herrn Anthöfer]

 

Sehr geehrter Herr …,

Herr Anthöfer hat, wie Sie diesem Mail entnehmen, den Mailwechsel zwischen Ihnen und Herrn … weitergeleitet. Er hat, das werden Sie vielleicht nicht wissen, Frau … vom LVR von der Schweigepflicht mir gegenüber entbunden. Zusätzlich hat er mich gebeten, mit Ihnen in Kontakt zu treten, doch ich hatte Ihre Mailadresse bis heute nicht, und es wäre wohl schwer gewesen, Ihnen am Telefon meine Legitimation darzulegen, warum ich mich für Herrn Anthöfer in seinem Interesse einsetze. Hierzu nur kurz: Ich lernte Herrn Anthöfer auf einer meiner Kriegskindertagungen in der Evangelischen Akademie Bad Boll kennen. Das war im Jahr 2000 oder 2001. Er referierte über seine Erfahrungen als Besatzungskind und über seine durch die US-Behörden behinderte Suche nach seinem amerikanischem Vater. Seine Mutter war übrigens bei der Tagung zugegen und wurde von ihrem Sohn fürsorglich begleitet.

In der Folgezeit hielt mich Herr Anthöfer in gewissen Abständen telefonisch, zuweilen auch per Mail, auf dem Laufenden über seine Situation und die seiner Mutter in den USA. Das muss ich hier nicht weiter ausführen.

Inzwischen hat sich sein gesundheitliches Befinden dramatisch zugespitzt und er möchte zurück nach Deutschland. Das dürfte Ihnen bekannt sein.

Soviel zu Ihren Datenschutzbedenken. Ich war übrigens der Datenschutzbeauftragte der Evangelischen Akademie Bad Boll und verstehe, dass Sie sich soweit wie nötig bedeckt halten müssen. Doch das ist angesichts der Aktivitäten von Herrn Anthöfer nicht mehr nötig. Die Zeit drängt – und er drängt auch.

Wenn Sie schreiben Herr Anthöfer befindet sich geraumer Zeit nicht mehr im Krankenhaus in Weston, so zeigt das offenbar Ihren Kenntnisstand, sollte aber kein Problem darstellen. Herr Anthöfer ist über Mail erreichbar und wird angeben können, wo Sie ihn abholen lassen können, damit er als deutscher Staatsbürger dank der Unterstützung der Deutschen Botschaft wieder zurück nach Deutschland kommen kann. Ein Angebot liegt vor, ihn hier in einem Krankenhaus aufzunehmen. Es bleibt also nur der Transport. Da setzt Herr Anthöfer – und ich auch – voll auf Sie in der Deutschen Botschaft.

Meines Wissens ist auch eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die ich gern auch in meinem Blog veröffentliche, zusammen mit Auszügen aus den verschiedenen Mails: Wie schon gesagt: Herrn Anthöfer nützt der Datenschutz nichts mehr, er hat ihn eher zu fürchten.

Damit wir ihm aber noch helfen können, sollte Ihre Botschaft in Vorleistung gehen und den Transport in die Wege leiten.

Mit freundlichem Gruß

Dierk Schäfer

[1] http://www.ksta.de/koeln/koelner-schicksal-sein-letzter-wunsch–zurueck-nach-koeln,15187530,29980392.html

[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/03/01/ein-besatzungskind-will-nach-hause/