Ich lach mich schlappHut ab!
»Wenn wir zu dem Zeitpunkt gewusst hätten, was wir wussten«.
Welche tolle Freud’sche Fehlleistung[1]. Sie durchlief unbeanstandet mehrere Filter. Die Schlapphüte hatten ihre Hüte wohl allesamt wie ein heruntergeklapptes Visier benutzt. Ein Fall von Selbstverschleierung.

Photo: Dierk Schäfer
„Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen.“
Da hilft auch kein Streng-geheim-Verschluss für sagenhaft skandalöse 120 Jahre.[2]
Müssen wir vor diesen schlappen Typen Angst haben?
Ja, denn Dummheit kann auch schlimmere Fehler machen.
[1] https://www.heise.de/tp/features/Wissens-und-Gewissensfragen-des-Berufsbeamtentums-4355810.html
[2] https://www.heise.de/tp/features/Verfassungsschutz-will-NSU-Bericht-fuer-120-Jahre-wegschliessen-3772330.html?seite=all
Angst vor einem „Schauprozeß“?
Klein aber fein gibt sich die Justiz in München, so klein, daß die Medien Schlange stehen müssen, wie die DDR-Bürger, wenn es denn mal Bananen gab. Wer Pech hatte, bekam keine Bananen mehr. Und die Medien, die für die Platzreservierung im NSU-Prozeß zu spät kamen, werden vom Leben und der Gerichtsordnung bestraft. Dummerweise sind alle türkischen Medien leer ausgegangen.
Nun erweist sich die Angst vor einem „Schauprozeß als Bumerang. Zur Schau steht die politische Unbedarftheit, um nicht zu sagen Dummheit der Münchner Justiz. Man fragt sich, welche Kriterien bei der Besetzung des Postens des Münchner Gerichtspräsidenten ausschlaggebend waren.
Aber vielleicht hat er ja doch überlegt, nur daß nun der Schuß nach hinten losgeht. Ein Schauprozeß könnte es auch ohne rechtsorientierte Buhrufe im Gerichtssaal in der „Hauptstadt der Bewegung“ immer noch werden, wenn es zum Schaulaufen der Verfassungsschützer käme und dabei ihre Scheuklappen auch im Gerichtsverfahren sichtbar werden. Schließlich muß man kein Profiler sein, um verbindende Elemente und das System der NSU-Mordserie zu erkennen. Diese Blindheit hatte System.
Und sollten tatsächlich in einem angemieteten größeren Gerichtssaal viele Sympathisanten des braunen Sumpfes ihre Blüten treiben, wäre es erkennungsdienstlich eine Chance – aber nur, wenn der Verfassungsschutz bis dahin seine Scheuklappen abgelegt hätte.
In Hannover an der Leine, Rote Reihe Nummer 8 …
Es war aber die Nummer 2. Doch zunächst das Lustige.
In der Nummer 6 residieren die Kontor-Verwalter des Evangeliums, lauter Landes- und Oberlandeskirchenräte im Landeskirchenamt der Ev.-luth. Landeskirche Hannover. Eine große Freitreppe führt ins Erdgeschoß. Ist man drin, so steigt man über eine schön geschwungene Treppe in die Belétage. Diese Treppe meine ich.
Darunter hatte sich, so die Geschichte, einst ein aus dem hannoverschen Zoo entwichener Löwe geflüchtet. Jeden Morgen schnappte er sich einen kirchlichen Rat, verspeiste ihn – und niemand merkte etwas. Sei es aus Gendergründen (damals gabs noch keine Rätinnen), sei es, daß die Räte verbraucht waren, jedenfalls nahm sich der Löwe schließlich auch eine Putzfrau – und da erst flog die Sache auf.
Doch nun zum Ernsthaften
In der Roten Reihe Nummer zwei wohnte der Serienmörder Haarmann. Im Song heißt es um des Reimes Willen:
In Hannover an der Leine,
Rote Reihe Nummer 8,
wohnt der Massenmörder Haarmann,
der schon manchen umgebracht.
Dieser Fritz Haarmann ist immer noch interessant.
Zum einen kriminologisch. Da ist die Biographie Haarmanns samt eigenem Mißbrauch und seinen Mißbrauchsopfern. Dann die Verflechtungen zwischen der Polizei und ihrem Spitzel und die daraus resultierende anfängliche Blindheit/Voreingenommenheit der Polizei. Auch die Vernehmungsmethoden, eindeutig Folter. Schließlich ein Gutachten, das heute wohl anders ausfallen würde, denn die Schuldfähigkeit Haarmanns muß bezweifelt werden.
Zum andern gesellschaftlich und politisch. Der hannoversche Philosoph Theodor Lessing stieß ins Wespennetz, als er die Verbindungen Haarmanns zur Polizei thematisierte und wurde prompt von weiterer Prozeßbeobachtung ausgeschlossen. Lessing war auch ansonsten sehr unbequem und zudem Jude. Die Nazis setzten erfolgreich ein Kopfgeld aus und Lessing wurde in Marienbad erschossen.
Beide Artikel sind lesenswert, der über Haarmann und der über Lessing. Und wenn ich an den NSU und den Untersuchungsausschuß denke, dann gehen mir viele Fragen durch den Kopf.
Hannemann, geh du voran! Du hast die größten Stiefel an.
War doch ohnehin nur eine Inszenierung fürs reine Gewissen. Wenn man schon in Sachen NSU so gründlich (aus welchen Gründen?) versagt hat, dann will man wenigstens die Backen aufgeblasen haben. Nun also: Länder (Landesverfassungsämter) vor!
http://nachrichten.rp-online.de/politik/npd-kabinett-lehnt-verbotsantrag-ab-1.3272927
Der erste Antrag scheiterte an den V-Leuten des Verfassungsschutzes, bei denen unklar war, inwieweit sie als agent provocateur agiert hatten.
Dabei fällt mir ein anderer, ein berühmter V-Mann und agent provocateur ein: Fritz Haarmann. Doch dazu im nächsten Blogartikel.
Unpackbar!
Da hält der Verfassungsschutz mit wichtigen Informationen hinter dem Berge und bringt damit die Polizei in Lebensgefahr. Das ist mehr als Schlamperei und gehört vor Gericht.
»„Es war im Nachhinein schon erschreckend, was alles da war und was uns sehr geholfen haben könnte.“ Die Hintergrundinformationen des Verfassungsschutzes, etwa zum Waffenbesitz der Gruppe, wären schon „aus Gründen der Eigensicherung“ sehr hilfreich gewesen. Der Polizist sprach von einer „tödlichen Gefahr“ von der man keine Kenntnis gehabt habe«
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