Erzieh dein Kind politisch korrekt, dann wird es auch so.
Im Einkaufszentrum
Wir haben Benjamin in unseren Einkaufswagen gesetzt und halten am Wurststand neben einem anderen Wagen, in dem auch ein Kind sitzt, ein kleines schwarzes Mädchen.
Schon seit einer Weile mustert Benjanmin sie sehr aufmerksam. Schließlich streckt er seine Hand aus und berührt sie ganz behutsam: „Sie ist nicht dreckig“, erklärt er der ganzen Runde so laut wie nur möglich. „Sie ist überhaupt nicht dreckig! Das ist nur ihre Hautfarbe, so wie bei uns der weiße Haut“. „Die weiße Haut“, verbessert Mama. „Selbstverständlich ist sie nicht dreckig.“
Die Mutter des kleinen Mädchens, ebenfalls sehr hübsch anzusehen mit Dutzenden von kleinen Zöpfen auf dem Kopf, die wie Flammen abstehen, wirft uns einen empörten Blick zu und schiebt ihren Wagen ein wenig weiter. Sie verlangt 24 Merguez[1]. Danach sind wir dran.
„Man muß ihr unbedingt seine Buntstifte leihen“, fährt Benjamin fort. „Und wenn man sie Schokoriegel nennt, ist man ein Dummkopf und man muß in die Ecke.“
Er befeuchtet seinen Finger, beugt sich nach vorn und bemächtigt sich der Hand seiner kleinen Nachbarin auf die Gefahr hin, den ganzen Wagen mitzuziehen. Dann reibt er die Hand mit aller Kraft, um der Versammlung zu zeigen, dass das wirklich ihre natürliche Hautfarbe ist.
Das kleine Mädchen findet das sehr lustig, nicht so die Mutter, die uns drei mit Blicken tötet bevor sie erklärt, es sei eine Schande und sich dann tänzelnden Schritts entfernt.
Benjamin ist traurig, seine neue Freundin so schnell zu verlieren.
„Sechs Scheiben vom weißen Schinken[2]“, sagt Mama zur Verkäuferin, die sich vor Lachen kringelt.
aus: Janine Boissard, L’esprit de famille[3] – Cecile, la Poison,
aus dem Französischen übersetzt von Vera-Maria Schäfer
Fußnoten
[1] stark gewürzte Würstchen
[2] jambon blanc im Französischen
[3] https://fr.wikipedia.org/wiki/L%27Esprit_de_famille_(s%C3%A9rie_litt%C3%A9raire)
Wenn Inklusion bloß Illusion wäre, …
… aber sie ist politischer Betrug. Hansgünter Jung berichtet heute vom Praxisschock[1]. Der war allerdings abzusehen und wurde vielfach vorausgesagt, nicht nur hier im Blog.[2]
Jung schreibt: »Die inklusive Schule war lange Zeit ein Selbstläufer. Ihre Protagonisten brauchten nur das Wort „UN-Behindertenrechtskonvention“ auszusprechen – und unbequeme Fragen zu Sinnhaftigkeit und Rechtmäßigkeit dieses bildungspolitischen Großprojekts wurden gar nicht erst gestellt. Gesinnungsethische Beflissenheit ersetzte juristische Hermeneutik. Doch jetzt bahnt sich im öffentlichen Diskurs eine Wende an. Sie beruht auf einem Praxisschock, der gleich von zwei Seiten kommt. Die Eltern der behinderten Kinder erleben, wie eine Förderschule nach der anderen aufgelöst wird. Gleichzeitig hat sich der Blick der Öffentlichkeit dafür geschärft, wie schwierig Inklusion in den meisten Fällen ist: schließlich gilt es den Lernbehinderten, geistig Behinderten und Verhaltensauffälligen gerecht zu werden. Die Sensibilisierung hat etwas damit zu tun, dass die Lehrkräfte der Regelschulen neuerdings vor eine weitere Aufgabe gestellt sind. Sie müssen jetzt auch noch zahlreiche Flüchtlings- und Migrantenkinder ohne Deutschkenntnisse unterrichten und erziehen. Jetzt hört man den überforderten Lehrkräften endlich zu, wenn sie fragen: „Was sollen wir eigentlich noch alles leisten?“«
Mich wundert diese Entwicklung nicht, höre ich doch ähnliches aus dem Schulbereich von meinen Bekannten.
Fußnoten
[1] Hansgünter Lang, Inklusion vor der Wende, Lange Zeit waren die kritischen Stimmen zur Integration behinderter Schüler kaum zu hören, nun stellt sich der Praxisschock ein. Zitate aus diesem Artikel. FAZ-Print, Donnerstag, 18. Mai 2017. Wird wohl nicht digital erhältlich sein. Ich habe den Artikel gescannt und schicke ihn gern auf Mailanforderung zur privaten Verwendung.
[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/04/03/die-illusion-der-inklusion/
https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/04/07/kinderrechte-inklusion-macht-kinder-zu-verlierern/
Der Erinnerungsschatten reicht weiter als die political correctness es zulässt
Am 8. Mai 1945 sind wir befreit worden. Das stimmt uneingeschränkt, auch aus der Sicht meiner Generation und der späteren. Nicht auszudenken, was mit uns, sei es in Deutschland, sei es in Europa passiert wäre, wenn die Nazi-Verbrecher und ihre willigen Helfer gesiegt hätten. »„Am 8. Mai sind wir befreit worden – nicht nur, aber auch durch die Völker der Sowjetunion. Deshalb schulden wir ihnen Dankbarkeit und Respekt“, sagte das Staatsoberhaupt.«[1]
»Das grauenhafte Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland sei aber nie angemessen ins Bewusstsein gerückt. „Es liegt bis heute in einem Erinnerungsschatten.“[2] Das habe womöglich damit zu tun, dass die Deutschen nach dem Krieg zunächst an ihre eigenen Gefallenen und Vermissten und an die Kriegsgefangenen in der Sowjetunion gedacht hätten, die dort noch bis 1955 festgehalten wurden.«[3]
Und dann lupft unser Bundespräsident ganz vorsichtig, diplomatisch schon an der Grenze, den Schleier ein wenig: »„Das mag sicher auch daran liegen, dass die Schreckensbilder von der Eroberung des deutschen Ostens durch die Rote Armee vielen Deutschen den Blick auf eigene Schuld verstellten.“«[4]
Das Phänomen Erinnerungsschatten wirft Fragen auf. Gewiß wird niemand den von Rotarmisten vergewaltigten Frauen abverlangen, sich befreit zu fühlen. Das wäre unbarmherzig und wir kämen auf die schiefe Ebene des Aufrechnens von Greueltaten.
Doch Erinnerungsschatten gibt es auch anderswo: Die Türkei will keinen Genozid begangen haben, die japanischen Soldaten haben sich nur mit freiwilligen Trostfrauen vergnügt und die Kolonialmächte allesamt haben aus den Wilden in ihren Kolonien mit Samthandschuhen erst zivilisierte Untertanen, ja, überhaupt erst Menschen gemacht. Und in Tschechien gelten immer noch die Benesch-Dekrete, die den Genocid an den Deuschen auf dem Boden der Tschechoslowakei bereiteten.
Gedenktage für Massaker? Gab es überhaupt Massaker? Wer die Begriffe Kriegsverbrechen und Kolonialverbrechen googelt, stößt auf eine überwältigende Fülle von Material.[5] Doch überall stößt man noch auf die steinernen und ehernen Zeugnisse des „Heldengedenkens.[6]
Nur wenige Staaten haben, wenn auch spät, Licht in ihre Vergangenheit gebracht. Noch weniger haben mehr geleistet als symbolische Anerkennung. Japan wie auch die Türkei erleben gerade Gegenwind für ihre Vergangenheitsverharmlosung, in Rußland wird Stalin, der uns mit seinen Rotgardisten befreit hat, wieder aufgewertet, wie Mao in China.
Was sagt uns das? Historische Ehrlichkeit richtet sich weitgehend nach der politischen Opportunität. Wir Deutschen hatten das Glück, den Krieg verloren zu haben. Wir wurden genötigt, einige Opfergruppen anzuerkennen und Entschädigungszahlungen zu leisten. Ansonsten tun auch wir uns schwer mit Opfergruppen, die keine Aufmerksamkeit bekommen oder gar eine politische Lobby haben.
Wer befreit wurde trägt eine größere Verantwortung als die, die noch in ihrer glorreichen Vergangenheit befangen sind.
[1] http://www.n-tv.de/politik/Gauck-betont-Leistung-der-Sowjetsoldaten-article15023561.html
[2] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/16889559830/in/set-72157632548603352
[3] http://www.welt.de/politik/deutschland/article140548377/Gauck-verneigt-sich-vor-sowjetischen-Kriegsopfern.html
[4] http://www.welt.de/politik/deutschland/article140548377/Gauck-verneigt-sich-vor-sowjetischen-Kriegsopfern.html
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_S%C3%A9tif , http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nanking , https://staseve.wordpress.com/2013/12/02/london-vernichtete-massenweise-dokumente-uber-britische-kolonialverbrechen/, http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2010/04/Kolonialismus, http://de.wikipedia.org/wiki/Kongogr%C3%A4uel, http://www.zeit.de/reisen/2013-06/amsterdam-sklaverei-black-heritage-tour/komplettansicht, http://www.welt.de/newsticker/news2/article119961629/Niederlande-entschuldigen-sich-fuer-Kolonialverbrechen-in-Indonesien.html , http://www.raumnachrichten.de/rezensionen/1061-kolonialvergangenheit
[6] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/6949557245/in/set-72157632548603352 , https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/6862893400/in/set-72157632548603352 , https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/2509529598/in/set-72157632548603352 , https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/4966799403/in/set-72157632548603352 , https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/5189784473/in/set-72157632548603352 , https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/4107110310/in/set-72157632548603352
Da hat noch jemand Weihnachten kapiert
Jesus stört den Rummel. Das Krippenspiel wird verboten, es hat peinlicherweise eine politische Komponente, weil die Geburt Jesu schon immer eine Asylgeschichte war. Das ist der Sprengstoff in der Geschichte. Davor müssen die nichtsahnenden, Glühwein trinkenden Weihnachtsmarktbesucher geschützt werden.
Muss vielleicht die Stadt selber geschützt werden? Wenn das Krippenspiel eine Proasylbotschaft hat[1], könnten irgendwelche Hooligans eine WOGIDA, eine Wormser Initiative gegen alle Fremdbedrohung des Abendlandes bilden. Dann doch lieber eine oft verkannte Kernbotschaft des ach so christlichen Abendlandes verbieten.
Worms, die Stadt mit dem Dom im Logo also, die wörtlich aber lieber als Nibelungenstadt firmiert[2], hat ein Krippenspiel auf dem Weihnachtsmarkt verboten und das Landgericht Mainz bestätigt das Verbot. Dabei hat die Stadt doch so ein schönes Adventsprogramm auf ihrer offiziellen Webseite stehen.[3]
»Das Ganze liest sich wie eine Kabarettnummer – wenn es denn bloß ironisch gemeint wäre: Ein Krippenspiel vor einer Krippe auf dem Weihnachtsmarkt könne bei dessen Besuchern „zu Irritationen führen“. Mit dieser Begründung hat die Stadt Worms einer Initiativgruppe von ChristInnen und Anti-Rechtsextremismus-Aktivisten um den evangelischen Pfarrer Fritz Delp die Aufführung eines Krippenspiels verboten, mit dem sie auch und vor allem auf die aktuelle Situation von Flüchtlingen hinweisen wollten.«[4]
Ganz offensichtlich wurde das Stadtoberhaupt von einer falschen Muse geküßt[5] oder war es der giftige Hauch des Drachen Fafnir[6]? Fafnir gibt es auch in Mainz,[7] keine drei Kilometer vom Landgericht entfernt.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Worms#mediaviewer/File:Nibelungenstadt_Worms_Logo.svg
[3] http://www.worms.de/de/aktuelles/_meldungen-startseite/worms-im-advent.php
[4] http://aktuell.evangelisch.de/artikel/111847/krippenspiel-auf-weihnachtsmarkt-worms-durch-landgericht-mainz-verboten
[5] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/3356456112/in/set-72157615322672846
[6] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/3355643929/in/set-72157615322672846 https://de.wikipedia.org/wiki/Fafnir
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Fafnir#mediaviewer/File:Kaiserbruecke_Mainz_Drache.jpg
Wenn political correctness Mordgehilfen produziert
Heute, in der Printausgabe der FAZ, berichtet Ahmad Mansour nicht nur über die „Ehrenmorde“, sondern auch über die Erziehung, die solche Täter hervorbringt. „Wir machen uns zum Komplizen der Täter“ klagt er und beklagt das forcierte Wegsehen. Es ist politisch nicht opportun, weil intolerant, fremde Kulturen zu konfrontieren.
Er hat recht. Anstatt daß wir die Anerkennung einer menschenrechtsbasierten Leitkultur einfordern, kneift das linke Spektrum und ermöglicht eine Leidkultur zulasten von Frauen und Kindern. Man errichtet Tabus und diffamiert eine problemorientierte Debatte. Mit dem Thema Beschneidung hatten wir das ja kürzlich vorgeführt bekommen. Hier kam noch der infame Vorwurf des Antisemitismus hinzu.
Ahmad Mansour arbeitet als Gruppenleiter am Projekt Heroes in Berlin mit: http://www.heroes-net.de/
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