Prostitution – ein normales Geschäftsmodell?
Prostitution wird oft als das älteste Gewerbe bezeichnet. Das Geschäftsmodell „sexuelle Dienstleistungen“ ist dabei nicht immer als solches erkennbar. Mätressen sind nicht gemeint, auch nicht die ehrbaren Frauen, die bei der Eheschließung vorrangig an Versorgungssicherheit gedacht haben. Sexuelle Gefälligkeiten zur Beförderung der Karriere werden nur strenge Moralapostel als Prostitution bezeichnen.
Was sind normale Geschäftsmodelle? Da finden wir Bäcker und Banker, Maurer und Makler, Jobber und Jongleure, Politiker und Poeten – ach, die Liste muß unvollständig bleiben.
Grundsätzlich gilt, dass der Staat in die Marktbeziehungen nur eingreifen darf, soweit es aus sachlicher, aber auch aus verwaltungstechnischer Notwendigkeit erforderlich ist, ohne darüber hinaus bestimmte Personen oder Branchen zu diskriminieren. Doch das geschieht weiterhin, indem für sexuelle Dienstleistungen besondere, diskriminierende Geschäftsbedingungen vorgeschrieben werden.
»Dagegen organisiert das Bündnis „Plattform Frankfurt 13. Juni“, das von Dona Carmen e.V. unterstützt wird, für den 13. Juni 2015 in Frankfurt/Main eine bundesweite, zentrale Protestaktion gegen das von Schwesig beabsichtigte „Prostituiertenschutzgesetz“ unter den Forderungen:
- Freie berufliche Betätigung in der Prostitution!
- Rechtliche Gleichstellung von Sexarbeit mit anderen Erwerbstätigkeiten!
- Regulierung von Prostitutionsstätten nach § 14 Gewerbeordnung – Schluss mit Sonderrecht!
- Anerkennung selbständiger Prostitution als freiberufliche Tätigkeit!«[1]
Ich habe den Abschlussbericht „Der Runde Tisch Prostitution Nordrhein-Westfalen“ gelesen und unterstütze die Forderungen der „Plattform Frankfurt 13. Juni“.
Hier der Abschlussbericht: prostitution RTP_Abschlussbericht
Ein weiterer Link: https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/12/04/4774/
[1] http://www.donacarmen.de/pressemitteilung-schwesigs-prostituiertenkontrollgesetz-tritt-grundrechte-mit-fuessen/
Wer »das Geld für die lieben Kleinen zusammenvögelt, …«
»… weil der Mindestlohn nach Abzug der Kitagebühren kaum mehr für die Miete, geschweige denn für den Sportverein oder die Klassenfahrt reicht«, dem oder richtig: der ist mit dem Prostitutionsgesetz nicht geholfen, eher im Gegenteil.
Das schreibt logisch stringent Despina Castiglione im FAZ-Blog „Stützen der Gesellschaft“[1]. Die Stützen der Gesellschaft, soweit es sich um gewisse Damen handelt, benötigen Schutz und Aufklärung. Früher machte das der Loddel, nun der Staat.
Castiglione »deucht aber, dass es bei dem, was man sich für die Prostituierten jetzt ausgedacht hat, eben wieder nicht darum geht, die Sexdienstleistenden besser zu stellen. Die Kondompflicht für Freier ist ein Bonbon, mehr nicht, hingeworfen um sagen zu können: „Schaut, wir stärken die Dienstleistenden gegenüber den Freiern!“ Der Rest ist Kontrolle, Sonderbehandlung und Ausgrenzung aus dem normalen Wirtschaftsleben, ist Datensammelei und ganz sicher nicht das, was man als einen mutigen Schritt hin zu Normalisierung, Anerkennung und Entkriminalisierung -also schlicht heraus aus der Grauzone und hinein in die Gesellschaft, zu der wir eh gehören, bezeichnen hätte können.«
Wer zum Kundenkreis dieser Dienstleistenden gehört, wird nichts an dem neuen Gesetz auszusetzen haben. Die Machtverhältnisse bleiben erhalten. Business as usual.
[1] Gespeichert und verdammt in alle Ewigkeit http://blogs.faz.net/stuetzen/2015/02/05/gespeichert-und-verdammt-alle-ewigkeit-4929/
Runder Tisch Prostitution
»Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere. Wer ihn aber ausüben will, soll dies nach Auffassung der Landesregierung unter rechtsstaatlichen und menschenwürdigen Bedingungen tun können. Prostituierte sollen nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt und stigmatisiert sein, denn so laufen sie Gefahr, Opfer von Ausbeutung, Gewalt und sexuellem Missbrauch zu werden. Bisher hat allerdings das Prostitutionsgesetz die rechtliche und soziale Akzeptanz von Prostituierten nur teilweise erreicht.
Um in Nordrhein-Westfalen für weibliche und männliche Prostituierte zu einer Verbesserung der Situation zu kommen und Prostitution aus der gesellschaftlichen Grauzone heraus zu holen, hat die Landesregierung Anfang 2011 einen Runden Tisch Prostitution eingerichtet.[1]«
Wie man sieht, können Runde Tische durchaus positive, sachlich fundierte Ergebnisse hervorbringen. Nicht auszudenken, wenn Frau Vollmer den Vorsitz gehabt hätte.
[1] http://www.mgepa.nrw.de/emanzipation/frauen/frau_und_beruf/runder_tisch_prostitution/index.php
http://www.mgepa.nrw.de/mediapool/pdf/emanzipation/frauen/RTP_Abschlussbericht.pdf.
Prostitution – Zwang oder normaler Job?
Eine gute Zusammenstellung der derzeitigen Diskussion über Prostitution ist unter http://menschenhandelheute.net/2013/11/03/in-der-presse-appell-fur-und-gegen-prostitution/ zufinden mit den nötigen Differenzierungen.
Übrigens: #Zwangsprostitution ist genauso schlimm wie #Zwangszölibat.
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