Dierk Schaefers Blog

Das Netzwerk nicht nur klerikaler Kinderschänder

… aufgedeckt von einer privaten Recherchegruppe, wird, endlich, morgen in der Süddeutschen Zeitung vorgestellt.

Es ist ein Netzwerk weltlicher und klerikaler Pädokriminalität. Der Staat hat sich bis heute nicht zu einem Ermittlungsausschuss mit staatsanwalt­lichen Vollmachten durchringen können. Die private Recherchegruppe, ich habe ihr den Namen SoKo-Missbrauch gegeben, hat das getan, was der Staat gescheut hat. Sie lieferte die Fallstudie eines organisierten Verbrechens.

Installation des Künstlers Eckhard Kowalke[1]

Die Recherchegruppe teilt dazu ein „Vorläufiges Resümee“ mit.

Zitat:

I. Soweit uns berichtet wurde, lässt sich die Mehrheit aller Vorfälle auf die Fünfzi­ger, Sechziger und Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beschränken. Diese Beschränkung dient nur der Vereinfachung der Unter­suchung und unserer Überlegungen. Dass davor und danach sexuelle, psy­chische und physische Gewalt an den Kindern im Untersuchungsraum (Werdenfelser Land, Pfaffenwinkel, Alpen­vor­land) verübt wurde, nicht nur in den von uns untersuchten Institutionen, liegt auf der Hand. Wir verbinden nur beschreibend die Spitzen einiger Eisberge, das gesamte Gebirge ist noch nicht in den Blick genommen. Noch wissen wir wenig über andere Heime der Niederbronner Schwestern[2] im süddeutschen Raum. Speyer dient uns vorläufig als Modell zur Beschreibung der Vorgänge in Oberbayern, wo derselbe Nonnenorden sein Geschäftsmodell betrieb.

Wir entschieden uns, auch um den Untersuchungsumfang einzugrenzen, für eine Zeitspanne, die gesetzt ist mit der Öffnung und Schließung des Heimes des Paritäti­schen Wohlfahrtsverbandes[3] in Feldafing von 1952 bis 1972, dessen Erzieher die ihnen anbe­fohlenen Heiminsassen folterten, sie finanziell und sexuell ausbeuteten und die von dem zu beschreibenden Netz von Misshandlung und Missbrauch auch selbst in sexueller und sadistischer Weise profitierten.

II. Beteiligte/verstrickte Täter-Institutionen:

  1. Das Kloster Ettal;
  2. Das Stadtjugendamt München;
  3. Die Kinderheime der Stadt München in Oberammergau: das Hänsel- und Gretelheim und das Rotkäppchenhaus;[4]
  4. Die Villa Maffai in Feldafing, ein Heim für lernschwache Kinder des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes;
  5. Die Pfarrei in Feldafing (Pfarrer Otto Öhler);
  6. Das Salesianum in München (Pater Kaindl, Pater Koch, auch andere);
  7. Die Regensburger Domspatzen (Leitung Georg Ratzinger);
  8. Das Kinderheim in der Engelsgasse 2 in Speyer;
  9. Das bischöfliche Ordinariat in der Engelsgasse gegenüber;
  10. Die Verwaltung/Zentrale des Bayerischen Paritätischen Wohlfahrts­verbandes von 1952 bis 1972 und darüber hinaus.
  11. Das Kolping-Heim in Vilshofen (Pater Kaiser, Pater Limmerick)
  12. Jugendwerk Birkeneck der Herz-Jesu-Missionare

III. TäterInnengruppen[5]:

  1. Mönche aus Ettal, womöglich auch aus anderen Benediktinerklöstern;
  2. Nonnen in Oberammergau und Speyer, die Niederbronner Schwestern vom göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern);
  3. Dispatcher im Münchner Stadtjugendamt, Pädophile im Amt?
  4. Fast das gesamte Heimpersonal in Feldafing;
  5. Der Dorfpfarrer Otto Öhler von Feldafing, die Pfarrerkollegen aus dem Umkreis;
  6. Klerikale Sextouristen im Werdenfelser Land, unter ihnen Pater Hermann Schartmann;
  7. Lokale Politprominenz in Speyer und Dorfnomenklatura in Oberammergau;
  8. Kleriker im Umkreis der Regensburger Domspatzen.
  9. Klerikales Erzieherpersonal in Birkeneck und Vilshofen.

IV. Opfer:

  1. Kinder aus den Oberammergauer Heimen
  2. Kinder aus dem Feldafinger Heim des Paritätischen Wohlfahrtsver­bandes
  3. Kinder aus uns noch nicht bekannten Heimen
  4. Jugendliche in Vilshofen und Birkeneck.

V. Kammern und Orte des Schreckens im Einzelnen 

1. Die Vorfälle von Feldafing: Gewalt, Folter und die ritualisierten Formen sexueller Gewalt stehen im topografischen Zentrum der uns geschilderten Verbrechen und verweisen auf mehrere Orte. Der Keller des Heims und die Sakristei der alten Dorfkirche sind Zentrum einer abartigen Parallelwelt. Das Werdenfelser Land sehen wir als Zielgebiet eines klerikalen Sextourismus. Nicht nur Mönche und Priester der Umgebung, auch aus der Mitte Deutschlands reisen Kleriker an, z.B. der Marist[6] Hermann Schartmann aus Köln, dort Pfarrer der Herz-Jesu-Gemeinde.

2. Das Münchner Stadtjugendamt begreifen wir als Mittelpunkt eines, wie wir vermuten, Pädophilennetzes, von wo aus entsprechend „geeignete“ Kinder, oft aus prekären Familienverhältnissen und schon misshandelt und missbraucht, vorgemerkt und vorangekündigt und mit Insider-Informationen nicht nur nach Feldafing weiter­gereicht wurden, natürlich auch in andere Heime, darunter in die beiden Ober­ammergauer Heime. Ein Amt als Platzanweiser der ihm Anvertrauten? Unsere Recherchen lassen diese Vermutung zu.

3. Das Besucherzimmer im Oberammergauer Hänsel- und Gretelheim ist nach unseren Recherchen Ziel von Mönchsbesuchern aus Ettal, aber auch von Ange­stellten des Münchner Sozialreferats. Reiner Edenhofer, Betroffener aus Oberam­mergau, berichtet darüber. [7]

4. Der Schlafsaal in Regensburg, wo während der Ferien auch Kinder aus Felda­fing hingeschickt wurden, und hochprominente Theologen übergriffig wurden. N. L. wird nicht das einzige Opfer gewesen sein.

5. Die Folterkeller/Verliese des Klosters Ettal, wohin Heimkinder aus umliegenden Heimen während der Ferien transportiert wurden. Nonnen fungierten als Schlepperinnen und schafften Heimkinder, z.B. aus Feldafing herbei, um den Mönchen, die während der Ferien fehlenden Internatsinsassen durch Heimkinder zu ersetzen, die gegen Bares die Stiftungskassen ihres Ordens aufzu­füllen hatten.

6. Unterstützt bzw. als symbolisch zu betrachtender Protagonist zusammen gehalten werden diese Zusammenhänge von klerikalen Sextouristen wie dem Maristenpa­ter Hermann Schartmann, der nach unseren Recherchen allein aus unseren näheren Bekanntenkreis mindestens fünf Kinder über Jahrzehnte hinweg atta­ckiert hat, in Oberammergau unseres Wissens mindestens fünf, in Speyer wohl ebenso viele, ein letztes Opfer 1984 in Speyer. Er wird nicht der einzige Sex-Tourist gewesen sein. Dieser Tourismus funktionierte unter aktiver Teilhabe der Niederbronner Schwestern, die in Oberammergau und in Speyer (und natürlich auch an anderen Orten). Sie betrieben Pro­stitution initiativ und aktiv und kas­sierten dafür Geld. Für Patres stand in Oberam­mergau ein Gästehaus zur Verfügung. So kam Schartmann aus Köln von der Herz-Jesu-Gemeinde, fuhr nach unseren Recherchen mehr als dreißig Jahre immer auf der gleichen Route gen Süden und machte dort Halt, wo etwas ging und er nur bezahlen musste: Von Speyer und Oberammergau wissen wir dies, es werden noch andere Orte und Heime gewesen sein.  

VI. Grobfazit: München liefert, Feldafing unter anderem verteilt, Nonnen trans­portieren und kassieren vornehmlich von Klerikern. Die Speyrer „Preisliste“[8] mag als Maßstab dienen. Regensburg ist nur eine Luxus-Spielart des Ettaler Kellers. Pointiert: Oberammer­gau und Speyer sind im eigentlichen Sinn nicht als pädagogische Wirkungsstätten zu betrach­ten. Dort ist Erziehung Mittel und Camouflage zu dem Zweck, die Ordens­kassen zu füllen. Die eifrigsten Klienten sind Kleriker, aber auch lokale Nomenklaturen sind in diesen Heimen gern gesehene und erbetene Gäste/Freier. Nicht zu vergessen: Das Feldafinger Heimpersonal missbraucht und kassiert und ist an der Weitergabe der Kinder zu sexuellen Zwecken zur Gänze beteiligt.

Ein wichtiges, neues Forschungsfeld der Zeitgeschichte ließe sich aus den bishe­rigen Ausführungen ableiten: Die enormen Summen, die durch Prostitution in einem noch zu definierenden Zeitraum (1952-1972?) abgeflossen sind, lassen sich nun durch K. Os. Blätter aus dem von ihm so genannten „Kinderbuch“ mit annähernder Wahrscheinlichkeit hochrechnen und für Forschungszwecke vorläufig definieren. Um endgültige Gewissheit über die Zahlen zu gewinnen wäre es erforderlich, das Archiv zu eruieren, aus dem die anonyme Sendung kam und Materialien, sprich: alle so genannten „Kinderbücher“ zu beschlagnahmen und auszuwerten. So wären die Summen zu ermitteln, die die Nieder­bron­ner Schwestern durch Pro­stitution erwirtschaftet haben. Möglicherweise finden sich solche „Kinder­bücher“ auch in Archiven anderer Erziehungsstätten der Niederbronne­rinnen. In einem weiteren Schritt ist dann der Frage nachzugehen, inwieweit dieses Kapi­tal sich in Investitionen verwandelt hat: Die „Transsubstantiation“ von Prostitu­tions­geldern in Stiftungskapital oder nur die Verwandlung von katholischer Geldwäsche in welche Form von Geldanlage auch immer? Ob in diesen Archiven ergänzendes Material aus den Archiven der Nonnen noch verfügbar ist, ist eine spannende Frage. Ebenso: Wie ertragreich hat dieses Kapital bis zum heutigen Tag arbeiten können? 

Passau und Mainz, im Oktober 2020

Vladimir Kadavy und Jörg Jägers

Ende des Zitats

Es bleiben Fragen:

Warum musste privat recherchiert werden?

Wann kommt endlich der Staat seiner Aufgabe nach, Rechtsfrieden herzustellen, auch über Verjährungsgrenzen hinweg?

Immerhin: Eine Richterin (Andrea Herrmann, Sozialgericht Darmstadt) hat sehr beherzt in einem wegweisenden Urteil das Martyrium eines der Opfer aus der Recherche­gruppe anerkannt und ihm eine Rente nach dem OEG, dem Opferentschädigungs­gesetz zugesprochen. Dieses Urteil wurde – pseudonymisiert – hier im Blog veröffentlicht[9], was zu Aufmerksamkeit führte, die sich auch in den Medien niederschlug.


Fußnoten

[1] Ausstellung in Freistatt: „Eckhard Kowalkes Kunst bewirkt den Dialog“ http://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/eckhard-kowalkes-kunst-bewirkt-den-dialog-id12378471.html Aufgerufen: Dienstag, 7. April 2020

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schwestern_vom_G%C3%B6ttlichen_Erl%C3%B6ser

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Parit%C3%A4tischer_Wohlfahrtsverband

[4] beide nun „Marie-Mattfeld-Haus“

[5] Man möge mir das Binnen-I nachsehen. Es handelt sich um ein Zitat.

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Maristenpatres

[7] Seine Website ist seit 7.4.2020 gesperrt. Eine pdf-Datei könnten wir zuschicken.

[8] Bei der „Preisliste“ handelt es sich um eine Seite der handschriftlich geführten Buchungsvermerke – in Foto­kopie, die ein netter Mensch in den Briefkasten von K. O. warf. Sie enthält die Namen von Tätern und die Höhe der für die sexuellen „Dienstleistungen“ gezahlten Beträge. K. O. nennt diese Seite „Kinderbuch“. Er und weitere Kinder werden auf dieser Seite aufgeführt.

[9] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/11/20/oeg-urteil/

Sie haben einen guten Riecher, die Brüder von Korntal

Die Klärung der Missbrauchsvorwürfe in der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal ziehen sich hin. Dabei hätte es fast einen guten Weg gegeben. Der Rechtsanwalt Weber hatte die Untersuchung der Vorwürfe vornehmen sollen. Hatte? Hätte! Er war schon beauftragt mit der Untersuchung der einschlägigen Vorfälle bei den Regensburger Domspatzen. Das Vertrauen der ehemaligen Heimkinder hatte er. Dies Vertrauen war offenbar berechtigt, denn der Bericht, den er nun über Regensburg vorgelegt hat, ist beachtlich und zeugt von seiner Kompetenz im Umgang mit der Materie. »Der vom Bistum Regensburg beauftragte unabhängige Sonderermittler Ulrich Weber bezifferte die Zahl der von ihm ermittelten Opfer am Dienstag in Regensburg auf 547. Weber sagte vor Journalisten, er gehe weiter von einer Dunkelziffer in Höhe von etwa 700 Opfern aus. Der rund 450 Seiten starke Bericht wurde im Internet veröffentlicht[1]

Solche Aussichten waren der Brüdergemeinde offenbar zu gefährlich und sie kegelten ihn aus dem Verfahren.

Wie denn? Ganz einfach: »Die Mediatoren, die Brüdergemeinde und Opfervertreter bis zu einer Beauftragung begleiten sollten, stoppten das Verfahren vorerst. Als Grund wurde ein Medienbericht angegeben, demzufolge der Anwalt in eine Korruptionsaffäre verwickelt sein könnte.«[2] Ein Medienbericht – tolle Quelle! Weber könnte betroffen sein. Ein gefundenes Fressen. Ab mit ihm!

Weber selbst wies die Berichte zurück: „Es wird nicht gegen mich ermittelt“[3], er übt »scharfe Kritik an den Mediatoren. …[und] begründet seine Entscheidung mit inhaltlichen Differenzen mit der auftraggebenden Brüdergemeinde. Wohl war der Vertrag zwischen ihm und den Pietisten weitgehend ausgehandelt. Doch „eine explizit von mir geforderte Erklärung­, dass die Brüdergemeinde von einem Einflussrecht auf meine Veröffentlichungen im Aufklärungsprozess Abstand nimmt, ist bisher nicht erfolgt. Ein unabhängiges Arbeiten wäre unter diesen Umständen nicht möglich“, sagt Weber. Er greift in seiner Absage zudem die Mediatoren Elisabeth Rohr und Gerd Bauz scharf an. „Die Einflussnahme der Mediatoren, speziell deren Kommunikationsverhalten in den letzten Tagen, zeugte von fehlendem Respekt, da Inhalte und Entwicklungen über meine Verpflichtung, ohne mich vorab zu informieren, in die Öffentlichkeit getragen wurden.“«[4]

Der Mann hätte gefährlich werden können. Und nun sieht mans ja an seiner Behandlung des Regensburger Falls. Diese schonungslose Offenheit auch im Korntaler Fall? Da sei Gott vor – oder die Brüdergemeinde, was in deren Augen wohl dasselbe ist. Sie haben halt einen guten Riecher für gottlose Schnüffelei in ihrer Vergangenheit, die doch sehr anrüchig zu sein scheint.

PS: Korntal wurde bereits 23 mal in diesem Blog behandelt. Der erste Eintrag datiert vom 2. Mai 2014. Gut Ding will Weile haben – und Gottes Mühlen mahlen langsam. Hoffentlich irren sich die frommen Brüder, denn das Sprichwort geht weiter: Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sicher.

[1] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/547-domspatzen-opfer-von-uebergriffen-15111308.html Dienstag, 18. Juli 2017

[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/02/15/korntal-und-die-vorverurteilung/

[3] http://www.swr.de/swraktuell/bw/missbrauchsfaelle-in-korntal-aufklaerung-verzoegert-sich-weiter/-/id=1622/did=18999174/nid=1622/1yhc7ht/

[4] http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.missbrauchsskandal-bruedergemeinde-ulrich-weber-wirft-in-korntal-hin.d7619177-34c4-4648-a9bf-501d60334fc4.html

Verschwiegene Taten – Nur noch heute verfügbar

Posted in Kirche, Kriminalität, Pädagogik, Uncategorized by dierkschaefer on 6. März 2016

Wenn das Glanzstück des Stadtmarketing an Glanz verliert …

Posted in Kirche, Kriminalität, Politik, Wirtschaft by dierkschaefer on 10. Februar 2015

… gilt dann: Augen zu und durch? Nach dem Motto: Da war doch nix!

 

»Keine Aufklärung im Missbrauchsskandal – und die Stadt schaut schweigend zu.«

In Regensburg ist die Welt noch in Ordnung, will heißen, das Verhältnis von Thron und Altar ist ungestört.

Ein Schlußstein hält das Gewölbe zusammen. Im Regensburger Dom ist das der Staat.[1] Siegreich reckt Ludwig I. sein Zepter gegen den Dom.[2]

Doch das ist – wenn auch bildhaft – nur Theorie. Die Machtverhältnisse in Regensburg scheinen umgekehrt: »Die Stadtführung bezuschusst und wirbt für eine sich abschottende kirchliche Einrichtung, die unter massivem öffentlichen Druck steht und deren Führung von verschiedenen Seiten der Vertuschung von körperlichen Misshandlungen und sexuellen Missbrauchs geziehen wird. Sie missachtet dabei Betroffene, die als solche wahrgenommen und unterstützt werden möchten, und jene schamvollen Sprachlosen, die in ihrer Stadt leben und angesichts der unhinterfragten Förderung der Institution der Täter verzweifeln dürften.«[3]

 

Was macht man, wenn der Skandal nicht mehr zu vertuschen ist? Wenn die Leute bei Regensburg und bei den Domspatzen eher den Skandal im Kopf haben als den wunderschönen Chor[4], der den Namen der Stadt in alle Welt trägt?

Natürlich muß die Stadt ihr „Maskottchen“ weiterhin fördern. Aber sie ist schlecht beraten, wenn sie zu den nunmehr sattsam bekannten Missbräuchen schweigt. Sie sollte, auch öffentlich, auf Transparenz drängen. Zudem: Wer fördert, kann die Förderung auch entziehen, so lange, bis die Domspatzen wieder vorführbar sind.

Doch es braucht schon Mut und List, um gegen einen Goliath anzutreten. Das Vorbild dafür gibt’s auch in Regensburg.[5]

[1] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/9900744754/in/set-72157635735292516

[2] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/9900678934/in/set-72157635735292516

[3] http://www.regensburg-digital.de/und-die-stadt-schaut-schweigend-zu/09022015/

[4] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/9900848814/in/set-72157635735292516

[5] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/10001140616/in/set-72157635735292516

Weitere Links:

http://www.regensburg-digital.de/fall-neu-aufrollen-missbrauchsopfer-reagiert-mit-offenem-brief/19012015/

http://www.regensburg-digital.de/wendet-euch-nicht-an-dieses-bistum/15012015/

„Nie mehr katholisch sein,“ …

Posted in heimkinder, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 8. Januar 2015

… ist das Schlußwort eines der missbrauchten Regensburger Domspatzen.

DAS ERSTE brachte gestern die Filmdokumentation dazu.

Der Missbrauchsbeauftragte der Regensburger Diözese sagt, „Es ist ja nicht nur das Opfer, oder der, diese Tat schildert, sondern es ist ja auch der, der als Täter genannt wird, hat ja auch Interessen, die vertreten werden müssen“[1].

Sicher, hat er. Aber doch bitte in einem transparenten ordentlichen Verfahren vor unbefangenen Experten und nicht von kirchlichen Beauftragten, die im Interview konkreten Fragen ausweichen, deren Körpersprache aber Bände spricht. Man sieht selten Interessenvertreter, die sich offensichtlich dermaßen unwohl in ihrer Haut fühlen, wie diese. Eine Vertuschungsgemeinschaft hat ihre Lakaien vorgeschoben. Sie hätte besser Schauspieler beauftragen sollen. Diese hatten offenbar nicht den Mut ihrem Bischof zu sagen: Da müssen Sie schon selber ran! Ob sie wohl für ihre Rolle eine Schmutzzulage bekommen haben?

Ob der Missbrauch systembedingt war, ist eine schwierige Frage, seine Ermöglichung schon, erst recht aber gehört die Vertuschung zum System. Sie macht die Kirche zur Mafia.

Die Opfer erschienen durch und durch glaubhaft.

[1] http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/S%C3%BCnden-an-den-S%C3%A4ngerknaben/Das-Erste/Video?documentId=25728728&bcastId=799280

Diözese Regensburg: »Über 50 Jahre Vertuschungsgeschichte«

Posted in Kinderrechte, Kirche, Kriminalität, Pädagogik, Psychologie by dierkschaefer on 12. Mai 2013

Diözese Regensburg: »Über 50 Jahre Vertuschungsgeschichte«

»Dass sich die Täter dabei wenig um staatliche Gesetze geschert haben, findet seine Ursache unter anderem darin, dass kirchliche Stellen die übergriffigen Priester bis 2010 fast nie von sich aus an die staatlichen Justizbehörden meldeten. Und nicht zuletzt: Es geht um geistliche Täter, die wesentliche Teile ihrer zweifelhaften Sozialisation in elitären katholischen Einrichtungen zur Schaffung von Priesternachwuchs erhalten haben.«

»Der Bamberger Kirchenrechtler Alfred E. Hierold trug im Jahr 2004 auf einer kirchenrechtlichen Tagung zu dem Thema „Pädophilie und Ephebophilie: Rechtsschutz für Opfer und Beschuldigte“ eine stimmige Bestandsaufnahme vor: „Opfer schweigen, weil sie sich schämen“, Verantwortliche in den Gemeinden, weil „sie negative Auswirkungen auf das Ansehen der Gemeinde fürchten“. Selbst Instanzen der weltlichen Justiz halten das Licht der Öffentlichkeit fern. Ermittlungsergebnisse und Gerichtsurteile werden nicht an die große Glocke gehängt, um „dem Image der Kirche nicht zu schaden“. Haftstrafen werden diskret abgewickelt, Informationen nur unter vorgehaltener Hand erzählt. „Geschwiegen haben auch viele Bischöfe, um die Priester nicht bloß zu stellen“.«

»Die Diözese Regensburg ist meilenweit von einer transparenten Aufklärung sexueller Missbrauchsfälle entfernt. Beispielhaft zeigt das die über 50 Jahre andauernde Vertuschungsgeschichte des ehemaligen Domspatzen-Direktors Georg Friedrich Zimmermann«.

» Wer die bisherigen Ankündigungen des Regensburger Ordinariats in Sachen Aufklärung der Missbrauchsfälle rekapituliert, muss bald feststellen, dass das schöne Reden nicht mit dem tatsächlichen Handeln übereinstimmt. Dies ist eine der Hauptquellen für den andauernden Glaubwürdigkeitsverlust der römisch-katholischen Kirche.« [1]