Was für ein Leseabenteuer!
Devianz als Schicksal? – Rezension
von Markus Löble1
„Dust in the wind
All we are is dust in the wind“
Rockgruppe Kansas (1977)
Dierk Schäfer, Theologe und Psychologe, ehemaliger Polizeipfarrer und Tagungsleiter der Evangelischen Akademie in Bad Boll, legt nun im Sommer 2021 mit „dem Schulz“ gleichzeitig „einen Schäfer“ vor. „Der Schulz“, das ist: Devianz als Schicksal? Die kriminelle Karriere des Dieter Schulz. Band 45 der Tübinger Schriften und Materialien zu Kriminologie (TÜKRIM)2
14 Jahre nach der verdienstvollen und prämiierten Heimkindertagungsreihe „Kinderkram“ der Evangelischen Akademie in Bad Boll 2007, die Dierk Schäfer als Tagungsleiter der Evangelischen Akademie organisiert und geleitet hat, liegt nun die kommentierte Ausgabe der autobiographischen Notizen „des Berufsverbrechers“ Dieter Schulz vor. Es ist das große Verdienst Dierk Schäfers, drangeblieben zu sein und trotz aller editorischer Rückschläge nun einen Rahmen für den schriftlichen Nachlass eines sehr bemerkenswerten Menschen – bemerkenswert wie wir alle (!) – geschaffen zu haben.
Was für ein Leseabenteuer! Viele versunkene Welten werden in diesem Band angesprochen und erscheinen sehr plastisch vor dem Auge der/s geneigten Leser*in. Dieter Schulz, geboren 1940 im ehemaligen Königsberg, erlebt als Kind Flucht und Vertreibung. Mutter Schulz flieht mit ihren Kleinkindern aus Ostpreußen, die Fluchterlebnisse werden sehr eindrücklich geschildert.
Dieter Schulz schrieb seine autobiographischen Notizen Jahrzehnte später in Haft. Er blickt auf eine Kindheit in Deutschland der 50er Jahre zurück. Kleine und große Fluchten werden ihn sein Leben lang von geographischen und emotionalen Nirgendwos in Heimen und später Haftanstalten zu immer weiteren Nirgendwos führen. Kindheit im Nachkriegsdeutschland heißt für ihn, meist keine Schule zu haben, dafür lernt er fließend Russisch und sich durchzuschlagen. Was das Leben pädagogisch versäumt oder anrichtet, bedeutet oft „lebenslang“ – für uns alle. Die blind machende „Hasskappe“ setzte sich Dieter Schulz schon als Kind und später immer wieder in seinem Leben auf. Heute kann Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie manches Mal positiv wirksam werden, viel mehr noch hätte damals moderne (Trauma-) Pädagogik in modernen Jugendhilfeeinrichtungen wirksam werden können. Es hat sich wirklich viel getan in den vergangenen Jahrzehnten. Auch dies ist ein Ergebnis der Lektüre.
Behutsam und kenntnisreich leitet Dierk Schäfer den/die Leser*in durch den Irrgarten der Notizen des Kriminellen Dieter Schulz. Es hätte immer auch anders kommen, anders ausgehen können. Dierk Schäfer ordnet und führt dort, wo es sein muss und schafft gerade dadurch Raum für seinen Schulz und seine Leser*innen. Raum für die vielen Welten eines wechselvollen Lebens in Ost- und Westdeutschland, in Kindheits-, Jugend- und später Erwachsenenwelten.
Natürlich wird beschönigt. Sehr kompetent und deshalb sehr hilfreich sind die Kommentare und Fußnoten des Kriminologen Dierk Schäfer, der er neben dem Psychologen und Theologen eben auch noch geworden ist. So ist „der Schulz“ eben auch „ein echter Schäfer“ geworden. Zwei Unbeugsame haben sich hier gefunden. Ein Buch, das auf dem Schnittpunkt dreier Berufe und Berufungen geschrieben wurde. Der Theologe, Psychologe und Kriminologe Schäfer führt hier zusammen, was zusammengehört. Eine im besten Sinne ganzheitliche Sicht auf einen Menschen und sein Leben, jedoch ganz ohne den Anspruch zu erheben, diesen dadurch zur Gänze zu erfassen. Wie sollte das in dieser kontingenten Welt schicksalhafter, zum Schicksal werdender Zufälle auch möglich sein?
So bleibt dies Buch wohltuend ohne Fazit, ohne Urteil, ohne Wertung und ist eine Fundgrube des Wissens, jederzeit staunend machend. Es lohnt, sich auf diese Lektüre einzulassen. Danach bleibt eigentlich nur eine Sache unverständlich. Warum wurden die autobiographischen Notizen des Dieter Schulz nicht wie geplant verfilmt oder konventionell verlegt?
Immerhin verdanken wir der Beharrlichkeit Dierk Schäfers nun einen überaus lesenswerten Band 45 der Tübinger kriminologischen Schriftreihe. Ein echter Geheimtipp für Jurist*innen, Kriminolog*innen, Pädagog*innen, Lehrer*innen, Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen und – last, but not least – für alle Leser*innen, die sich dafür interessieren lassen, wie es einem erging, der 1940 in ein Kriegseuropa hineingeboren wurde, darin aufwuchs, sich immer wieder berappelte und bis zu seinem Tode 2019 versuchte, das Beste daraus und aus sich zu machen.
Dierk Schäfers Schulz liest sich unterhaltsam und pendelt immer wieder zwischen bodenloser Tragik und sehr lebendiger Komik. Erlebnisse von Grass’scher Drastik wechseln sich ab mit Schilderungen, z.B. eines Banküberfalls, die wie aus dem Drehbuch der guten alten Olsen-Bande anmuten. Der Tod eines Kardinals leuchtet in den enzyklopädisch kenntnisreichen Fußnoten ebenso auf wie „das Milieu“ rund um das hannoversche Steintorviertel. Wer mag da urteilen, wer den Stab brechen? Der Rezensent schließt zu diesem lebensprallen Buch mit Nietzsches Zarathustra: „War das das Leben? Wohlan! Noch einmal!“
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Fußnoten
1 Dr. med. Markus Löble, FA für KJPP, Arzt für Naturheilkunde, Suchtmedizin, systemische Familientherapie (DGSF), forensische Begutachtung (DGKJP). Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Klinikum Christophsbad, Göppingen
2 Dierk Schäfer: Devianz als Schicksal. Die kriminelle Karriere des Dieter Schulz. Tübinger Schriften und Materialien zur Kriminologie (TÜKRIM), Band 45, erschienen in: TOBIAS-lib-Universitätsbibliothek Tübingen, Juristische Fakultät, Institut für Kriminologie (2021). ISSN: 1612-4650; ISBN: 978-3-937368-90-0 (elektronische Version, Kostenfreier Download: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/115426/T%c3%bcKrim_Bd.%2045.pdf?sequence=1&isAllowed=y) und 978-3- 937368-91-7 (Druckversion, 22,70 €, beim Institut für Kriminologie, z. Hd. Frau Maria Pessiu, Sand 7, 72076 Tübingen, @ maria.pessiu@uni-tuebingen.de )
Kindesmissbrauch[1] – Das Suchtverhalten der Täter
Kindesmissbrauch ist endemisch
Kindesmissbrauch ist endemisch, ist tief verwurzelt in der Gesellschaft. Vermutlich war es schon immer so und wurde nur nicht beachtet. Zille beschreibt in seinen „Hurengesprächen“ die „Lutsch-Lise“, und Kindesmissbrauch dürfte sich wohl nicht nur auf sein „Milljöh“ beschränkt haben. Die klerikale Pädokriminalität, die Missbräuche in Familien, Schulen, Sportvereinen usw. haben uns das Ausmaß dieser „Normalität“ vor Augen geführt. Ich wills nicht weiter ausführen.[2]
Was ist neu?
Was ist neu? Die sich in der letzten Zeit häufenden Meldungen über Kindesmissbrauch zeigen uns über die Taten hinaus einen Tauschmarkt für Bilder und Filme von missbrauchten und sadistisch gequälten Kindern. Was früher eher ein Verbrechen in Einsamkeit und Verschwiegenheit war, hat durch die digitale Aufzeichnung und die speziellen Verbreitungskanäle im Internet Marktwert bekommen. Das Internet bietet die Möglichkeit Interessenten zu finden. Der Begriff „Marktwert“ ist irreführend. Es geht nicht so sehr um Geld. „Angesichts der Mengen, die in den Tauschbörsen verbreitet werden, ist der Erwerb von Kinderpornografie im World Wide Web gegen Entgelt eher sinnlos.“ [4]
Eher im Gegenteil. Die Täter erbringen einen hohen Aufwand, wie es gerade der Fall von Münster zeigt.
Der Aufwand besteht zunächst einmal im Arrangement der bloßen Tat. Auch wenn Kriminelle ganz allgemein eher davon ausgehen, nicht erwischt zu werden, so sind Kinder ein Unsicherheitsfaktor für den Täter. Er muss entweder ein Vertrauensverhältnis aufbauen („Das bleibt unser Geheimnis!“) oder eine total einschüchternde Drohkulisse. Außerdem könnten die Kinder unvorhergesehen so laut schreien, dass die Tat entdeckt werden könnte. Hinzu kommt der logistische Aufwand für die Tat und ihre Tarnung. Es hat sich zwar gezeigt, dass die Nachbarschaft und die Personen im „amtlichen“ Umfeld einschließlich Kita, Kindergarten und Schule oft „blind“ sind und/oder nicht kooperieren, so ist die Fehleranfälligkeit dieser Gruppen und Instanzen dennoch nicht kalkulierbar.
Der nächste Aufwand ist mit der Dokumentation der Taten durch die Täter gegeben und mit ihrem Einsatz in den Winkeln des Internets. Die Täter brauchen das Equipment und das Know-how der abgesicherten Verbindung zu anderen Tätern. Der Fall in Münster zeigt den technischen Aufwand für die professionell-verschlüsselte Speicherung der Daten.
Das Problem stellt sich bereits bei der bloßen Speicherung von Kinderpornographie, also auch ohne direkten eigenen Missbrauch. Wer speichert macht sich strafbar und in weiterem Sinne angreifbar. Das musste der Abgeordnete Edathy erfahren, obwohl er Photos gekauft und heruntergeladen hatte, die sich letztlich nicht als strafbar herausstellten. Doch der Verdacht hatte gereicht, um seine politische wie bürgerliche Reputation zu zerstören.[5]+[6]
Werden weitere Personen über das Netz kontaktiert, die anreisen, um sich real an den Kindern und ihren Qualen zu verlustieren, stellen sie die nächste Stufe möglicher Schwierigkeiten dar.
Der ganze Aufwand ist für Außenstehende zunächst ein Rätsel. Warum machen die Täter das, wenn kein Gewinnstreben im Vordergrund steht?
Verhaltenssucht
Wenn keine logischen Gründe erkennbar sind, wird man nach psychologischen suchen müssen. Einen Schlüssel zum Verstehen sehe ich darin, dass der Hauptzweck der Verwertung der Aufzeichnungen im Zugang zu einschlägigen Bildertausch-Netzen liegt. Neben die Erstmotivation der Lust am sexuellen Missbrauch von Kindern tritt also der Zusatzgewinn: Zugang zu ähnlichen, besser noch heftigeren Bildern und Filmen oder gar der Besuch bei anderen Tätern mit anderen Kindern.[7]
Hier ist ein Bogen zu schlagen zu den Auswirkungen des exzessiven Pornokonsums, über die durch das häufigere Vorkommen Erkenntnisse vorliegen.
»In den letzten Jahren hat die Sucht nach Pornographie schwunghaft zugenommen und stellt Therapeuten wie Mediziner vor eine gleichsam hohe Herausforderung. Männer jeden Alters erleben plötzlich gravierende Nebenwirkungen des dauerhaften Konsums kostenlos abrufbarer Pornographie im Internet. … Viele zwanghafte Nutzer von Internet-Pornographie laden fünf oder mehrere Videos gleichzeitig in verschiedenen Browser-Fenstern oder auch Tabs und klicken sich dann in Windeseile durch die verschiedenen Szenen.«[8] »“Mit einem jährlichen Umsatz von 800 Millionen Euro ist Deutschland weltweit der zweitgrößte Pornomarkt“, schreibt die Sozialwissenschaftlerin Esther Stahl. Ein fatales Paradies für Abhängige.« … »Weil die Droge immer und überall zu haben ist, steigt auch die Zahl der Süchtigen. „Während sich früher Personen Pornographie in einer Videothek besorgen mussten, ist die Verfügbarkeit über das Internet viel größer, einfacher und subjektiv anonymer. Dies trägt zur Steigerung des Anteils von Betroffenen bei“« … »So wie es aussieht ist aber die Pornosucht für die Wissenschaft nichts Besonderes. Brand schreibt, bildgebende Verfahren hätten gezeigt, dass die Pornosucht (Brand nennt sie Cybersexsucht) im Prinzip genauso funktioniert wie Substanzabhängigkeiten oder Verhaltenssüchte.« … »„Der Süchtige kann sich nie sicher sein, ob nicht das nächste Video noch besser zu seinen sexuellen Präferenzen passt als das, das er gerade anschaut“, sagt Brand.« … »So entgleitet den Betroffenen die Kontrolle viel schneller. Das ist wohl ein wesentlicher Mechanismus der Pornosucht.«[9]
Das passt zu meinen Erfahrungen. Wohl die meisten (männlichen) Leser dürften schon einmal auf solchen Pornoseiten gewesen sein. Soweit Sie sich auf die Szenen eingelassen haben: Eigentlich ist die meist recht monotone Vorführung des alten Steckspiels langweilig, und doch kommt man nicht gleich davon los. Das ist noch nicht schon Sucht, kann aber sehr leicht eine werden.
Was für Pornographie ohne Kinderbeteiligung gilt, für die man keinerlei Aufwand treiben muss, gilt umso mehr für Kinderpornographie.
Die Gier wächst, weil man glaubt, es gebe noch so viel und noch viel befriedigenderes zu entdecken: »Rund 600 Terabyte Videomaterial haben die Ermittler auf dem Server des IT-Technikers gesichert. Je nach technischem Endgerät bräuchte ein Mensch 30 Jahre, um das gesamte Material zu sichten.«[10] Das Suchtmittel ist also in unermesslichem Umfang immer zur Hand – wenn man in einem solchen Tausch-Club Zutritt erhalten hat – durch Lieferung weiteren „Materials“. Ich habe noch in Erinnerung, wie uns ein Staatsanwalt mit Schwerpunkt Kinderpornographie auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll, nicht die Photos, aber die Ordnerstruktur auf dem PC eines Täters vorführte: sorgfältig geführte Dateien-Verzeichnisse zeugten von pingeligster Sammelleidenschaft.[11] Für mich ist der Suchtcharakter (Verhaltenssucht) unverkennbar, er wird allerdings im ICD[12] nicht erfasst. Die Studie von Kutscher et al.[13] hebt zwar hervor, dass Kindesmissbraucher mit der Diagnose einer Pädophilie besondere Beachtung benötigen insbesondere wegen der frühen Manifestation und der lebenslangen Persistenz ihrer sexuellen Ausrichtung auf Kinder, geht aber auf eine mögliche Suchtproblematik nicht ein. Nimmt man diese jedoch an, verschärft sich das Problem sadistischen Kindesmissbrauch und seiner allzeitigen Präsenz in den Tauschbörsen.
Nach meinen Schlussfolgerungen haben wir es mit Abhängigen zu tun, die im Unterschied zu anderen Süchtigen, gemeingefährlich sind. Andere Süchtige schädigen zunächst einmal sich selbst, und ihre Angehörigen leiden mit, fungieren oft als Co-Abhängige, indem sie ihrem „Suchti“ den Rücken freihalten. Das ist hier grundlegend anders. Die Kinderporno-Sucht speist sich durch Opfer, umso schärfer, wenn Sadismus dabei ist.
Viele rufen derzeit nach Strafverschärfung, manche entwickeln dabei nicht ganz unverständliche Ideen, die ihrerseits in Richtung Sadismus gehen. Doch selbst die Rufe nach ziviler Strafverschärfung, einer generellen Hochstufung von Kinderpornographie zum Verbrechenstatbestand sind in manchen Fällen u.U. nicht angemessen. Die Optik jedenfalls ist unbefriedigend, solange Herstellung und Vertrieb von Kinderpornographie nur als Vergehen eingestuft werden. Wir brauchen angemessene Lösungen. Welche könnten das sein?
Strafvollzug?
Strafvollzug allein erscheint der Problemlage nicht angemessen, auch wenn den Tätern dort vielleicht zum ersten Mal ihre Stellung drastisch bewusst gemacht würde.[14]
Für Straftaten unter Drogeneinfluss gibt es das Instrument des Maßregelvollzugs für psychisch Kranke. »Im Maßregelvollzug … werden nach § 63 und § 64 des deutschen Strafgesetzbuches unter bestimmten Umständen psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter entsprechend den Maßregeln der Besserung und Sicherung untergebracht.« Es geht um den zweigliedrigen Umgang mit schweren Delikten, Strafe für Tatschuld, Sicherung und Besserung für Schuldunfähigkeit.[15]
»Die Unterbringung im Maßregelvollzug erfordert das Vorliegen einer schweren Straftat, einer chronischen psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung, eine deutliche Verbindung zwischen beidem und eine weiterbestehende Gefährlichkeit.«[16]
Diese Bedingungen sind für Kinderpornographie-Suchtkranke gegeben. Es bleibt zu entscheiden, wann und unter welchen Umständen sogenannte Lockerungen des Maßregelvollzugs möglich erscheinen und welche Bedingungen für eine gegebenenfalls erforderliche Überführung in die Sicherheitsverwahrung gelten sollen. Jedenfalls sollte bei einer Verurteilung prophylaktisch die besondere Gefährlichkeit des Täters hervorgehoben werden.
Die Polizei stößt an Grenzen
Das Internet bringt Anbieter und Kunden für die merkwürdigsten und abwegigsten Interessen zusammen.[17] Es finden sich nicht nur Anbieter und Kunden[18], zusammen kommen, wie wir aus den jüngsten Fällen wissen, auch die Neigungen der Täter und die Möglichkeit, damit Zugang zu einschlägigen Netzwerken zu gewinnen. Die Polizei ist in diesem Deliktbereich oft erst durch Zufallsfunde aufmerksam geworden[19] und sie stößt an Grenzen – in Münster an technische, weil die Profi-Verschlüsselung erst zu knacken ist, aber auch an psychische. Denn das Material, was sie finden, verstört auch erfahrene Kriminalisten.[20] Die Zeugnisse der Verbrechen an den Kindern stellen sich als Überforderung derer dar, die solche Beweise sichten, beurteilen und protokollieren müssen. Ich will das nicht näher ausführen, nur ein Beispiel aus der klassischen Tatortarbeit bei Gewaltverbrechen: „Wenn meine Frau wüsste, was diese Hände anfassen müssen,“ der Kriminalbeamte hielt mir seine Hände vors Gesicht, „dann dürfte ich sie nicht mehr anfassen.“[21] Was wird aus den Menschen, die über Tage hinweg mit der Sichtung total morbiden Materials beschäftigt sind. In den „Sozialen Medien“ wird nicht ohne Grund auf die sicher schlimmeren „echten“ Erlebnisse der Kinder hingewiesen und Thomas Fischer spießt unter dem Titel „Das Leiden der anderen“[22] wie immer spitz und sachkundig die öffentliche Klage über die Belastung derer auf, die sich mit dem ganzen „Dreck“ beschäftigen müssen. Dennoch: Wie so oft laufen gesellschaftliche Fehlentwicklungen zunächst bei der Polizei auf – und sie ist nicht darauf vorbereitet.
Was also tun? Das Internet werden wir nicht abschaffen können, auch nicht wollen. Doch auch dort muss die Polizei „Streife fahren“ dürfen, besonders im „Darknet“[23]. Die Netzbetreiber müssen verpflichtet werden, Auffälligkeiten nachzugehen und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten. Das heißt, die Betreiber werden, so problematisch das auch ist, Filter einsetzen müssen.[24] Der Gesetzgeber muss die Möglichkeiten dafür schaffen und zugleich einem Machtmissbrauch vorbeugen. Das ist leichter gefordert als umgesetzt.
Kinderrechte
Schließlich, aber nicht zuletzt, müssen wir die Kinder ertüchtigen. In den meisten Fällen werden die Kinder im sozialen Nahraum missbraucht, meist in gestörten, familiären Zusammenhängen.[25]+[26] Das bedingt die Schaffung eines Schutznetzes, dessen Übersicht wohl beim Jugendamt liegen müsste.[27] Das Wohlergehen von Kindern muss abgesichert werden, indem von Geburt an den Eltern auferlegt wird, die Frühuntersuchungen wahrzunehmen, was auch kontrolliert werden muss.[28] Jedes Kind bis zum Alter von etwa 14 Jahren sollte einmal jährlich unbekleidet von einem Arzt in Augenschein genommen und kindangemessen nach seinem Wohlergehen befragt werden,[29] dazu gehört die Meldepflicht ans Jugendamt bei Auffälligkeiten. Wenn Kinder nicht auf dem „Radar“ von Kitas und Kindergärten, später Schulen auftauchen, muss dem nachgegangen werden. Das heißt, dass die Jugendämter ab Geburt eines Kindes eine präventiv-aktive Rolle übernehmen müssen, um zu sehen, ob und wie sie in Elternrechte eingreifen müssen.[30]
Zur Ertüchtigung der Kinder gehört auch ihre Information. Ein grob missbrauchtes Kind wird merken, dass es gequält wird.[31] Doch die Dinge beginnen früher. Wir werden uns daran gewöhnen müssen[32], dass Kinder sehr früh über Sexualität und ihre Bedeutung für die Erwachsenen aufgeklärt werden, damit sie sehr früh wissen, was die Erwachsenen dürfen und was nicht. Leider ist die sexuelle Früherziehung unter die Räder von Ideologen gekommen, die meinten, Kinder müssten lernen, dass es neben den herkömmlichen Formen des Familienlebens auch noch andere gibt – und dabei übergehen, was die statistische Normalität ist. Die Kinder müssen also in den Einrichtungen, die sie besuchen, einschließlich der Grundschule, jährlich einmal in kindangemessener Weise über ihre Rechte und deren Gefährdung informiert werden.
Um die Kinderrechte ist es bei uns allerdings nicht gut bestellt. Der Widerstand gegen ihre Aufnahme ins Grundgesetz ist massiv. Familienverbände wehren sich mit Erfolg. Sie befürchten Eingriffe in ihr Grundrecht; Ängste, die zu berücksichtigen sind. Dennoch sollten Kinder zu – begrenzt – eigenständigen Rechtssubjekten werden, um einen wirksamen, einen wirksameren Kinderschutz als derzeit zu ermöglichen.
Ich habe mich seit mehr als 20 Jahren für eine neue Politik in Kinder- und Jugendlichen-Angelegenheiten eingesetzt[33] – bisher vergeblich. Die Maßnahmen für Kinder sind wirkungslos. So gibt es immer noch keine Fachaufsicht für Jugendämter, deren Versäumnisse in den letzten Missbrauchsfällen überdeutlich geworden sind.[34] Jugendhilfe-Maßnahmen sind oft nicht evidenz-, also erfolgsbasiert und den Jugendämtern sind von den Wohlfahrtsverbänden rechtlich die Hände gebunden.[35]
Hätten Kinder ihren Platz im Grundgesetz, wäre ihre Rechtsposition stärker.
Es gibt durchaus eine Reihe von ehrenamtlichen Aktivitäten für die Belange von Kindern (Personen, informelle Zusammenschlüsse, Vereine), ich habe sie auf meinen Tagungen erlebt, doch ihnen fehlt die Durchsetzungskraft. Darum brauchen Kinder einen Platz im Grundgesetz.
Aber haben wir nicht eine Kinderkommission im Bundestag? Ja, aber die ist – traurig genug – nicht durchsetzungsfähig. „Wie sieht die Arbeit der Kommission praktisch aus?[36] Die Parteien im Bundestag schicken ihre Vertreter zwar dorthin, doch die Empfehlungen der KiKo verpuffen weithin.
Für das spezielle Thema Kindesmissbrauch haben wir noch den UBSKM, den „Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“[37]. Das Amt ist sehr breit aufgestellt und „Johannes-Wilhelm Rörig [wurde] zum 1. April 2019 für die Dauer von weiteren fünf Jahren erneut zum Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs berufen.“[38] Seine Homepage ist sehr professionell gemacht, und er twittert viel.[39] Es gibt auch Hinweise auf einige Tätigkeiten des UBSKM. Er kündigt Erfolge an, über die Insider sich allerding wundern.[40]+[41] Mir fehlen grundlegende Informationen: Welche Kompetenzen hat er? Etwa wie ein Untersuchungsrichter mit Zugriff auf die Akten in kirchlichen Beständen, die über klerikale Pädokriminalität Auskunft geben könnten? Ich schrieb an seine Pressesprecherin: „Wenn die Rörigkommission einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit all den erforderlichen Vollmachten durchsetzt, wenn diese Untersuchungen die Staatsanwaltschaften nötigen, die einschlägigen Archivakten in Jugendämtern, Kirchen, Klöstern und Jugendhilfeeinrichtungen zu beschlagnahmen, und das unabhängig von der Verjährungsfrage, dann dürfte sie auch Unterstützung von den Opfern erwarten.“[42] Doch der UBSKM antwortete nicht.
Für Kinderrechte und Kinderschutz gibt es leider immer noch viel zu tun und Kinder haben keine Lobby,[43] stehen nicht im Grundgesetz, haben kein Wahlrecht – immerhin liefern sie in ihrer Rolle als Opfer zuweilen Sensationsthemen; die Medien und wir Konsumenten wissen es zu schätzen, bevor wir zu Tagesordnung übergehen.
Fußnoten
[1] Es geht in diesem Artikel um die Kombination von gewalttätigem Kindesmissbrauch mit Internetnutzung. Das Phänomen des Cyber-grooming wird umfassend dargestellt bei Adolf Gallwitz, Pädokriminalität – Kinder und Jugendliche als Opfer im Internet https://www.gdp.de/gdp/gdp.nsf/id/_dp200902/$file/DeuPol0902.pdf Seiten 6-17. Dieser Artikel ist schon älter, aber nicht überholt.
[2] Eine Übersicht über das Problemfeld bietet die Polizei von NRW unter: https://polizei.nrw/kinderpornografie
[3] Photo – Dierk Schäfer: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/2515968357/in/album-72157605161869324/
[4] Der finanzielle Aspekt wird leicht überschätzt. Ein „Milliardenmarkt“ für Kinderpornografie ist nicht erkennbar. Quelle: Hüneke, A. (2012). Das Internet – ein Milliardenmarkt für Kinderpornografie? Abgerufen von https://www.uni-hannover.de/fileadmin/luh/content/alumni/alumnicampus/AC_8_2012/i34-36__hueneke.pdf Zitiert nach: https://polizei.nrw/artikel/studien-zum-thema-kinderpornografie
[5] Es gehört nicht zum engeren Thema, doch der Hintergrund sollte nicht in Vergessenheit geraten: Es wurde mit dem Verfahren gegen Edathy auch der unbequeme Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses gezielt ausgeschaltet: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2015-06/sebastian-edathy-nsu-kiyaks-deutschstunde + https://de.wikipedia.org/wiki/Edathy-Aff%C3%A4re beide links: Dienstag, 16. Juni 2020
[6] Ohne politischen Hintergrund war ein Vorfall in meinem Umkreis: Ein Kollege (kein Pfarrer!) hatte mit solchen Photos für seinen Dienst-PC auch Malware ins ganze System heruntergeladen. Das fiel auf. Man entdeckte die Dateien auf seinem PC. Ob er freiwillig ging oder gekündigt wurde, weiß ich nicht. Ich war Datenschutzbeauftragter unserer Einrichtung und richtete eine humorvoll gehaltene Warnung an unsere Beschäftigten, damals (2002) war der ernsthafte Charakter dieser Dinge noch nicht so geläufig:
[7] Ohnehin beschränkt sich der Missbrauch meist nicht nur auf ein Kind – und oft auch nicht auf nur einen Täter: Gruppensex mit Kindern.
[8] https://www.hypnovita.de/hypnose/therapie/sexualstoerungen/pornosucht-nebenwirkungen-loesungen-bei-der-abhaengigkeit-von-pornographie, (Mittwoch, 10. Juni 2020)
[9] https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Wenn-der-Sex-Klick-zum-Zwang-wird-286443.html (Samstag, 13. Juni 2020)
[10] Zitiert nach: https://www.merkur.de/welt/kinderpornografie-muenster-razzia-missbrauch-durchsuchung-kindesmissbrauch-erzieherin-verdacht-nrw-zr-13789992.html (Samstag, 13. Juni 2020)
[11] Da die Photos einzeln auf ihre gerichtliche Brauchbarkeit geprüft werden müssen, behalf man sich bei der Vielzahl der Bilder, sie zur Vorabsichtung in die Bereitschaftspolizei zu geben, also an junge Beamte, deren sexuelle Entwicklung oft noch nicht abgeschlossen ist.
[12] https://www.icd-code.de/icd/code/F65.-.html
[13] Tanja Kutscher · Janina Neutze · Klaus M. Beier · Klaus-Peter Dahle, Vergleich zweier diagnostischer Ansätze zur Erfassung der Sexualfantasien pädophiler Männer file:///C:/Users/Dierk%20User/Documents/5%20kriminologie/Kutscheretal_2011_VergleichzweierdiagnsotischerAnsatzezurErfassungderSexualfantasienpadophilerManner.pdf
[14] Gefangene, die sogenannte Sittlichkeitsdelikte begangen haben, werden abfällig „Sittiche“ genannt – sie gelten bei den Mitgefangenen als Abschaum. … „Was ist?“, fragt der Häftling. „Bist du taub? Oder ein Kinderficker?“ „Nein“, sagt Karl. „Es ging nur um Bilder, einen Link und eine Website.“ Im Dienstzimmer hören die Beamten Schreie. Sie eilen heran. „Hier ist ein Kifi“, ruft einer der Häftlinge in den Flur. „Kinderficker!“ https://correctiv.org/recherchen/justiz/artikel/2017/08/16/folge-1-die-ohnmacht-des-anfangs/ t
[15] Ein ausführlicher gut lesbarer Artikel, der auch die Probleme des Maßregelvollzugs beschreibt: https://de.wikipedia.org/wiki/Ma%C3%9Fregelvollzug .Weitere Informationen: https://www.forensik.de/ueber-uns/fachausschuss-forensik.html
[16] http://www.bdk-deutschland.de/arbeitskreise/ak-forensik/665-grundsaetzliches-zur-massregelvollzugsbehandlung
[17] Dort findet auch der Menschenfresser sein williges Opfer: »Ein „deutscher Computertechniker … wurde als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt, weil er Teile der Leiche seines Opfers gegessen hatte.« https://de.wikipedia.org/wiki/Armin_Meiwes
[18] https://polizei.nrw/artikel/taeter-und-strafbarkeit-von-kinder-und-jugendpornografie
[19] Denen sie dann gezielt nachgehen kann: https://polizei.nrw/artikel/kinderpornografie-ermittlungen
[20] Münsters Polizeipräsident Rainer Furth: „Wer macht sich eigentlich dabei Gedanken über das Leid, das Elend, das Martyrium der Kinder – begangen von Tätern, Vätern, zum Teil von Müttern der Kinder? Und wer macht sich Gedanken über die Männer und die Frauen bei der Polizei, die Hunderte von Terabytes auswerten müssen von diesem abscheulichen Dreck?“ https://www.merkur.de/welt/kinderpornografie-muenster-razzia-missbrauch-durchsuchung-kindesmissbrauch-erzieherin-verdacht-nrw-zr-13789992.html Freitag, 12. Juni 2020
[21] Eigenbericht aus meiner Arbeit als Polizeipfarrer.
[22] https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kinderpornografie-und-strafrecht-das-leiden-der-anderen-kolumne-a-28d03ffc-c7b0-4914-83cb-be0f2003bbd1 Samstag, 13. Juni 2020
[23] https://polizei.nrw/artikel/erfolge-im-kampf-gegen-darknet-plattformen »Die bereits im März 2018 ausgehobene Plattform „Welcome to Video“ funktionierte mit Hilfe anonymer Bitcoin-Zahlungen. Ermittler hätten rund acht Terabyte Daten sichergestellt, darunter rund 250.000 kinderpornografische Videos, hieß es weiter. Fast die Hälfte der Bilder und Videos waren vorher nirgends sonst im Internet aufgetaucht. Bei der Plattform seien rund eine Million Bitcoin-Adressen registriert gewesen, was darauf hindeute, dass es bis zu eine Million Nutzer gegeben haben könnte.« https://www.dw.com/de/gro%C3%9Fe-kinderporno-plattform-im-darknet-gestoppt/a-50861782
[24] Wir kennen die „no-nippels-policy“ von facebook https://noizz.de/lifestyle/no-nipple-policy-sechs-ausnahmen-in-denen-facebook-brustwarzen-fotos-akzeptiert/rd8wv1k
[25] https://polizei.nrw/artikel/kinderpornografie-opfer-und-opferschutz
[26] „Nach kriminologischer Einschätzung … handelt es sich in Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern bei 60 bis 80 Prozent der Täter um Bekannte oder gar Verwandte des kindlichen Opfers.“ Quellle: Hagen, K. R., Olek, K. & Dickgieser, N. (2000). Sexueller Missbrauch eines Kindes. Kriminalistik, 54 (4), 240-242. Zitiert nach: https://polizei.nrw/artikel/studien-zum-thema-kinderpornografie , dort auch eine Aufschlüsselung nach Tätergruppen aus der Studie Laumer, M. (2012). Der Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern – Eine Übersicht zum aktuellen Forschungsstand. Kriminalistik, 3/2012, 139-144.
[27] Die Übersichtsakte müsste – notwendig zu erwähnen – bei Ortswechsel an das dann zuständige Jugendamt übergehen.
[28] In den Niederlanden hat man dafür die Consultatie-Büros, deren Besuch/Inanspruchnahme verpflichtend ist. https://nl.wikipedia.org/wiki/Consultatiebureau
[29] „Der ist vor meinen Augen an einer normalen Grippe verstorben, weil der Pflegevater prinzipiell alle Ärzte abgelehnt hat, um den sexuellen Missbrauch zu vertuschen.“ https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-von-berliner-pflegekindern-studie-sieht.1773.de.html?dram:article_id=478608 Montag, 15. Juni 2020
[30] Akten haben eine ambivalente Eigenschaft. Sind sie erst einmal in der Welt, können sie immer wieder zur Belastung herangezogen werden. Eine Schutzakte von Kindern müsste also – mit ihrem Einverständnis – spätestens mit Erreichung ihrer Mündigkeit nachweislich vernichtet werden.
[31] Das heißt allerdings nicht, dass man es ihm auch anmerkt: »Die Bild zitiert einen Garten-Nachbarn: „Adrian, die Frau und der Sohn waren oft im Garten. Der Junge kurvte oft mit dem Kettcar durch die Anlage, er war auffallend freundlich und höflich.“« https://www.merkur.de/welt/kinderpornografie-muenster-razzia-missbrauch-durchsuchung-kindesmissbrauch-erzieherin-verdacht-nrw-zr-13789992.html Freitag, 12. Juni 2020
[32] Schließlich hat ja auch die Plakatkampagne von Frau Süßmuth für den Gebrauch von Kondomen zu keinem Aufschrei der Entrüstung geführt.
[33] Wenn es gute Gesetzesvorlagen gibt, werden sie regelmäßig von den Bundesländern aus Kostengründen ausgebremst. https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/10/28/kinderschutzgesetz/ . Dazu auch mein gleichnamiges Papier: https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2011/10/fc3bcr-eine-neue-politik.pdf
[34] Dazu: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kindesmissbrauch-diskussion-um-strafen-zu-viele-familienrichter-sind-ahnungslos-a-6626a099-78e1-4ec3-8114-85acf11183df Montag, 15. Juni 2020
[35] Die Zahnlosigkeit der Gesetze zum Recht von Schutzbefohlen, https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/06/24/die-zahnlosigkeit-der-gesetze-zum-recht-von-schutzbefohlen/
[36] https://www.bundestag.de/ausschuesse/ausschuesse18/a13/kiko/informationen/info2-261950
[37] https://beauftragter-missbrauch.de/
[38] https://beauftragter-missbrauch.de/der-beauftragte/das-amt
[39] Andere, die sich für Kinderrechte einsetzen, twittern auch, die machen das aber unentgeltlich.
[40] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/26/wir-insider-wundern-uns/
[41] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/29/hat-sich-die-kirche-dem-missbrauchsbeauftragten-unterworfen/
[42] https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/26/wir-insider-wundern-uns/
[43] Prof. Salgo: „Als Insolvenzrichter muss ich in Deutschland entsprechende Kenntnisse und Fortbildungen nachweisen. Als Familienrichter nicht. Das zeigt auch, wie der Gesetzgeber diese Themen gewichtet. Die Politik sollte da dringend ihre Hausaufgaben machen.“ https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kindesmissbrauch-diskussion-um-strafen-zu-viele-familienrichter-sind-ahnungslos-a-6626a099-78e1-4ec3-8114-85acf11183df
Was ist daran „typisch katholisch“?

Die Antwort kommt später. Zunächst der Hergang, wie komme ich drauf?
Eine französische Freundin schickte uns ihr neuestes Werk: Sommation suivie de Éponge à laver les éclaboussures de Hutten[1]. Auf Seite 142 stieß ich auf Dürers Portrait von Albert de Brandebourg. Den meinte ich als Kardinal Albrecht von Brandenburg[2] zu kennen und mir fiel mein Photo[3] ein (oben).
Wir sehen ein nackten Mann auf einer nackten Frau liegen. Er hat eine ungewöhnliche Frisur. Der Mann sollte ursprünglich eine Mitra tragen, denn er stellt den Kardinal dar, den Luther „Hurenbock“ genannt hatte.
Für den Bildhauer Bernd Göbel war es schon schwierig genug, so viel religiöses Personal von der SED genehmigt zu kriegen[4].
Doch kam „die Wende“ und damit neue Machtverhältnisse. Ein nackter Kardinal ging nun gar nicht mehr.[5] Der Bildhauer war genervt, lenkte aber schließlich ein: »Bernd Göbel indes besteht darauf, daß er die Dame „sehr züchtig mit geschlossenen Knien“ dargestellt habe. Und daß man mithin sämtliche italienischen Renaissancegestalten verbieten müßte – lauter Nackedeis! Hinter dem „ganzen Schabernack“ verberge sich letztendlich „Zensur nach dem Vorbild der DDR“, grollt er, des Wirbels müde, den er da verursacht hat.«[6]
Zurück zur Eingangsfrage: Typisch katholisch?
Der „Hurenbock“ eigentlich nicht. Mätressenwirtschaft war damals normal, auch für manche Bischöfe. Man lese dazu die Fußnote[7]. Und die Reformatoren billigten Landgraf Philipp von Hessen eine weitere Eheschließung zu, obwohl dessen erste Frau gerade schwanger war.
Die Ablehnung der Mitra auf nacktem Männerkörper, die Zensur, die Vertuschung? Schon eher.
Doch halt: catholicus ist Latein und heißt allgemein.[8] Missstände zu beschönigen, sie zu beschweigen, sie unter den Teppich zu kehren, das ist nur in dem Sinne katholisch, als es allgemeine Praxis war und ist. Ich denke da nur an den Umgang mit den Naziverbrechen und den Tätern, so in der Justiz oder im Gesundheitswesen, bis weit in die 60er Jahre. Es nicht wahrhaben zu wollen, das war allgemeine Praxis, also in dem Sinne „gut katholisch“.
Diese Geschichtskosmetiker feiern gerade fröhliche Urständ, wenn sie von „Vogelschiss“ sprechen und auf die Wehrmachtssoldaten stolz sein wollen. Katholisch ganz allgemein ist mit Vorsicht zu behandeln.
[1] https://www.lesbelleslettres.com/livre/3839-sommation-suivie-de-eponge-a-laver-les-eclaboussures-de-hutten
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_von_Brandenburg
[3] Photo: Dierk Schäfer, https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/3032998860/
[4] »Der SED sei das in den Achtzigern zwar „ein bißchen zuviel Kirche“ gewesen.
Die Vertreter des Arbeiter- und Bauern-Staats hätten lieber Thälmannsche Jungpioniere und sozialistische Familien im Historienbrunnen verewigt gesehen. Doch die Figuren wurden schließlich akzeptiert, und sie wären auf dem Marktplatz installiert worden, wären da nicht neue Straßenbahnschienen und das Ende der DDR dazwischengekommen. https://www.zeit.de/1997/27/Die_Kardinalfrage/komplettansicht
[5] »Im ursprünglichen Entwurf war die männliche Figur nur mit dem Kardinalshut bekleidet und daran erkenntlich. Das war sehr anstößig. Nach intensiver Diskussion lenkte der Künstler endlich ein und entfernte schließlich den kirchlichen Hut« http://www.brunnenturmfigur.de/index.php?cat=Brunnen%20und%20Wasserspiele%2FHalle&page=Hallmarkt%2C%20Altstadt%20%282%29
[6] https://www.zeit.de/1997/27/Die_Kardinalfrage/komplettansicht
[7] Sehr ausführlich: https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/braun-albrecht-von-brandenburg.html
[8] Die Bedeutung katholisch kam erst später.
Eine Romanze noch vor der Romantik?
Ein Knochenfund in Hannovers Leineschloß erinnert daran.
»Die Geschichte des Grafen Königsmarck ist galant, romantisch und eine Kleinigkeit gruselig. Sie ist eine der Geschichten, die Thron und Alkoven nahe zusammenrücken und Seligkeit und Elend des menschlichen, allzu menschlichen Herzens mit dem Glanz und Gloria fürstlichen, allzu fürstlichen Daseins verbrämen.
Sie hat die Geschichtsforscher auf ihre Spuren gelenkt, um so mehr, als vieles hier im Dunkeln geblieben ist. Sie hat immer wieder Literatoren zu historisierenden, gefühlvollen Darstellungen inspiriert.
Der schwedische Graf Philipp Christoph von Königsmarck war der Bruder Auroras, der Mätresse des Kurfürsten August von Sachsen, des Starken. Er war reich, aus großem Haus, im Sattel so gut zu Hause wie am Spiel- und Trinktisch und in Boudoirs, ein abenteuernder Barockkavalier.
Er war 30, als er 1689 am hannoverschen Hof auftrat. Er war 35, als er im Schloß zu Hannover spurlos verschwand, in einer Sommernacht 1694. Monate danach wurde der hannoversche Kurprinz Georg Ludwig, später der erste der wenig beliebten hannoverschen George auf Englands Thron, von seiner Frau Sophie Dorothea, geborenen Prinzessin von Celle, geschieden.«[1]
»Theodor Fontane behandelt die Geschichte ausführlich in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862). Nach seiner Darstellung hatte sich von Königsmarck nur in das Schloss zu Hannover begeben, um von der Kurprinzessin Abschied zu nehmen. Dort sei er getötet und innerhalb der Schlossmauern begraben worden.«[2]
In seinem Gedicht beschreibt er die Moritat:
»Wer geht so spät zu Hofe,
Da alles längst im Schlaf?
Im Vorsaal wacht die Zofe –
Schon naht der schöne Graf.
Er sprach: „Eh ich nach Frankreich geh,
Muß ich sie noch umarmen,
Prinzessin Dorothee.“
Gräflein, du bist verraten,
Verraten ist dein Glück,
Die böse Gräfin Platen
Ersann ein Bubenstück.«[3]
»Mord im Leineschloss vor 322 Jahren – Lag hier die Leiche von Graf Königsmarck?« fragt BILD nach dem aktuellen Knochenfund im Leineschloss. »Königsmarck soll eine Affäre mit der Herzogin Sophie Dorothea gehabt haben, angeblich planten die beiden ihre Flucht. Doch die Pläne wurden verraten, der Graf verschwand. Wurde er wegen der heimlichen Liebschaft mit der Gattin seines Landesherren ermordet?
Die Knochen sollen jetzt an die Stadt Hannover übergeben, einer mitochondrialen DNA-Untersuchung unterzogen werden, bei der geringste biologische Spuren für eine Identifizierung reichen. Oberstaatsanwalt Thomas Klinge: „Es spricht einiges dafür, dass es sich um die Überreste von Philipp Christoph Graf von Königsmarck handelt.“
Die Spur des Adligen verliert sich im Sommer 1694 im Leineschloss, der Residenz des damaligen Herzogs von Braunschweig und Lüneburg und späteren Königs Georg I. von England.
Herzogin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1666–1726) wurde nach Bekanntwerden der Affäre verbannt.«[4]
»Die Geschichte hätte das Zeug zum Historienfilm: Es geht um verbotene Liebe, einen mysteriösen Mord und um den vielleicht größten politischen Skandal jener Zeit.
Königsmarck, ein ausgemachter Lebemann, der chronisch verschuldet war und keine Feier ausließ, stand seit 1689 als Oberst und Regimentskommandeur in hannoverschen Diensten. An jenem Abend war er unterwegs gewesen zu einem diskreten Schäferstündchen mit seiner Geliebten. Diese war nicht irgendwer, sondern die Kurprinzessin Sophie Dorothea persönlich. Verheiratet war die Herzogstochter aus Celle mit Hannovers Thronfolger Georg Ludwig – dem die Affäre seiner Frau ein Dorn im Auge sein musste.
„Damals wurde bei Hofe mit zweierlei Maß gemessen“, sagt Thomas Schwark, Direktor des Historischen Museums: Während Männer sich selbstverständlich Mätressen halten durften, galt die Affäre einer verheirateten Frau als Skandal. Sophie Dorothea, deren Ehe mit Georg Ludwig eine dynastische Zweckverbindung gewesen war, begehrte also gegen die höfischen Spielregeln auf – und ihr Emanzipationsversuch hatte dramatische Konsequenzen.
Nach dem Verschwinden von Königsmarcks wurde die Kurprinzessin von ihrem Mann geschieden und fortan im Schloss Ahlden am Rande der Lüneburger Heide gefangen gehalten. Mehr als dreißig Jahre lang blieb die „Prinzessin von Ahlden“ eine Gefangene, bis zu ihrem Tod. Ihr Sohn wurde später König von England, ihre Tochter wurde später Königin in Preußen – doch die Gefangene sah ihre Kinder nie wieder.«[5]
So sieht das aus, wenn man diese Love-Story mit modernen Augen liest: Damals wurde bei Hofe mit zweierlei Maß gemessen … Emanzipationsversuch. Das galt nicht nur bei Hofe, sondern bis weit in die Neuzeit. Junge Männer sollten sich erst einmal die Hörner abstoßen, danach aber eine Jungfrau heiraten.
Ob es wirklich eine Liebesgeschichte war?
»Graf Königsmarck stammte aus einem alten märkischen Adelsgeschlecht. Er war der Enkel des deutsch-schwedischen Feldmarschalls Hans Christoph von Königsmarck. … Seit seinen Kindertagen, als er als Page am Hof von Celle verbrachte, war er mit der ein Jahr jüngeren Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg, Sophie Dorothea von Celle, befreundet. Diese wurde im Alter von 16 Jahren mit ihrem Vetter, dem Herzog Georg Ludwig zu Braunschweig und Lüneburg und Prinz von Calenberg, dem späteren Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg und als Georg I. König von Großbritannien, verheiratet. Die politisch motivierte Ehe war wohl eher unglücklich. … Im April 1690 kam er allein nach Hannover zurück.
Hier begann er offensichtlich eine durch einen umfangreichen Briefwechsel dokumentierte Liebesbeziehung mit der Erbprinzessin Sophia Dorothea von Celle. Die historische Forschung konnte nachweisen, dass Sophie Dorothea, trotz aller ihrer gegensätzlichen Bekundungen, mit dem Grafen auch den Geschlechtsverkehr vollzogen hat und nur wenig tat, Gerüchte zu unterbinden. Im Sommer 1694 schließlich planten die beiden ihre gemeinsame Flucht«[6]
Liebesgeschichte oder auch nicht, jedenfalls sehr abenteuerlich. Mit im Spiel auch zwei der Mätressen des Ehemannes Herzog Georg Ludwig, der offenbar den Mordauftrag gab.
Was mag sein Motiv gewesen sein? Eifersucht wohl kaum, persönliche Kränkung vielleicht. Hier jedoch ging es um Hochverrat. Wieso?
Die Legitimität feudaler Herrschaft lag in der Erbfolge.[7] Legitimer Herrscher konnte nur sein, wer aus einer legalen Ehe seines Vorgängers stammte. Dieser konnte seinen Samen streuen, wie und wo er wollte. Doch seine Frau hatte ausschließlich ihm zu gehören, damit kein Kuckucksei die legitime Thronfolge störe.[8] Selbst der Verdacht, ein Sohn sei nicht der Sohn des Herrschers, war der Legitimität abträglich. Es wäre nun allerdings überzogen, die Liebesaffäre als Emanzipationsversuch zu betrachten. Sophie Dorothea war eine Figur im feudalen Schachspiel. Sie wurde verheiratet unter Gesichtspunkten dynastischer Machtabsicherung – und –vermehrung. So war das üblich. Liebe musste nicht sein, war wohl auch selten. Der Herrscher konnte ausweichen, seine Frau musste sublimieren. Dabei ging es den Herrschern nicht immer nur um Sex[9]. Mätressen waren oft auch gebildete und interessante Gesprächspartnerinnen; sie hatten oft viel Einfluss – auch auf die Regierungsgeschäfte. Sophie Dorotheas Seitensprung war also Hochverrat und machte zudem den Herrscher lächerlich. Aber dann ein Mord?
Das war in Preußen anders. Dort gab es ein Gerichtsverfahren, als der Kronprinz zusammen mit seinem Kameraden und wohl auch Liebhaber fliehen wollte. Sophie Dorothea ist übrigens die Großmutter dieses Kronprinzen, des späteren Friedrich II.
Doch es geht um den Fall „Katte“
»1730 klagte im berühmten „Kronprinzenprozeß“ der Vater den eigenen Sohn an, weil dieser vor den unerträglichen erzieherischen Torturen ins Ausland fliehen wollte. Sein Freund, der junge Leutnant von Katte, ein Schöngeist wie er selbst, war in die Pläne der scheiternden Flucht eingeweiht. Vor den Augen seines Sohnes ließ der „Soldatenkönig“ Katte aus Gründen der Staatsräson hinrichten. Kattes Tod brachte die Wende im Leben des Prinzen, brach seinen Willen.«[10]
Landesverrat auch hier, denn was ist es sonst, wenn ich mit dem Sohn des Herrschers durchbrennen will? Ergebnis ein Gerichtsverfahren. »Beide wurden vor ein Kriegsgericht im Schloss Köpenick gestellt und Katte zu lebenslanger Festungshaft verurteilt (hinsichtlich des Kronprinzen erklärte sich das Gericht für nicht zuständig). Friedrich Wilhelm I. verschärfte die Verurteilung v. Kattes zu einem Todesurteil und ordnete die Exekution an.«[11]
War das Willkür?
Liest man bei Fontane nach, der die Gerichtsakten eingesehen hat, kommt man zu einem anderen Urteil.
Fontane: „Das sind so einige der »Species facti«; nur einige, aber gerade genug, um seinen König und Herrn mit allem Fug und Recht aussprechen zu lassen: »Und da denn dieser Katte mit der künftigen Sonne tramiret, auch mit fremden Ministern und Gesandten allemal durcheinander gestecket, er aber nicht davor gesetzet worden mit dem Kronprinzen zu complottiren, au contraire es Sr. K. Majestät hätte angeben sollen, so wissen Se. Majestät nicht, was vor kahle raisons das Kriegs-Recht genommen und ihm das Leben nicht abgesprochen hat.«
Es ist nur eines, was uns in diesem Schreckensschauspiel – denn ein solches bleibt es – widerstrebt und widersteht: der König wechselt hier die Rolle mit dem Richter. Er läßt das Recht über die Gnade gehen. Und das soll nicht sein.
Wenn aber etwas damit versöhnen kann, so ist es das, daß er dies im eigenen Herzen empfunden hat. Hören wir noch einmal ihn selbst: »Wenn das Kriegs-Recht dem Katten die Sentence publiciret, so soll ihm gesagt werden, daß es Sr. Königlichen Majestät leid thäte; es wäre aber besser, daß er stürbe, als daß die Justiz aus der Welt käme.«
Es wäre besser, er stürbe, als daß die Justiz aus der Welt käme.
Diese Haltung unterscheidet Preußen von Hannover.
Und nun kommt die Mordsache nach über 300 Jahren vielleicht zu einem Abschluß:
»Mord verjährt nie – nach so langer Zeit könnten die Ermittlungen aber schwierig werden. Der Oberstaatsanwalt schmunzelnd: „Aber am Ende klären wir alle“.«[12]
Nachtrag:
Es war wohl wirklich eine Liebesgeschichte:
»600 Liebesbriefe und ein Fluchtplan – doch der Plan flog auf. Die Affäre zwischen Sophie Dorothea von Celle und Christoph Graf von Königsmarck dauerte wohl rund zwei Jahre. Königsmarck war ein Offizier und Hofkavalier und lebte mit seinem Hausstand von 29 Dienern und 52 Pferden in Hannover. Mit Sophie Dorothea war er seit seiner Jugend befreundet. Mit 16 Jahren musste sie allerdings ihren Vetter, Herzog Georg Ludwig zu Braunschweig und Lüneburg, den späteren König Georg I. von Großbritannien, heiraten. Die politisch motivierte Ehe war aber wohl eher unglücklich. Mit Graf von Königsmarck schrieb Sophie sich mehr als 600 Liebesbriefe – darin war auch immer wieder von gemeinsam verbrachten Nächten die Rede. Die Eltern von Sophie Dorothea hatten ihrer Tochter verboten, ihren Mann zu verlassen – und kurz vor der schon akribisch geplanten Flucht nach Wolfenbüttel oder Sachsen wurde Christoph Graf von Königsmarck schließlich offenbar beseitigt. Wie sich jetzt herausstellt, vermutlich direkt unter dem Leineschloss, dem heutigen Niedersächsischen Landtag.«https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Nach-322-Jahren-Mordopfer-unter-Landtag-entdeckt,graf230.html
Einige Briefe aus dem Briefwechsel des Liebespaares wurden nun im Netz
publiziert:Briefwechsel
[1] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44419593.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Christoph_von_K%C3%B6nigsmarck
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Christoph_von_K%C3%B6nigsmarck
[4] http://www.bild.de/regional/hannover/leineschloss/lag-hier-die-leiche-von-graf-koenigsmarck-47519788.bild.html
[5] Simon Benne, Verbotene Liebe / HAZ 28.8.2016 mehr bei https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Dorothea_von_Braunschweig-L%C3%BCneburg
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Christoph_von_K%C3%B6nigsmarck
[7] Im kirchlichen Raum haben wir als Pendant die successio apostolica https://de.wikipedia.org/wiki/Apostolische_Sukzession
[8] Die Theologie hat die göttliche Abstammung Jesu anders bezeugt. Die andauernde Jungfernschaft Marias. Die Position von Joseph als Hahnrei wurde nicht thematisiert. Eine Jungfrauenschwangerschaft zum Zwecke der Prätention göttlicher Zeugung ist übrigens auch im Totentempel der Hatschepsut belegt.
[9] Sex spielte aber eine große Rolle und ging in seinen Spielarten weit über das hinaus, was die Bevölkerung wissen durfte. Ich erinnere mich noch über die Empörung meiner Großmutter, sie stammte aus Celle, als wir ihr ein Buch über die Celler Prinzessin Sophie Dorothea zu lesen gaben. Wir hatten es vorher nicht gelesen und ganz naiv gedacht, ein Buch über Celler Personen mache ihr Freude.
[10] http://www.berliner-zeitung.de/zur-urauffuehrung-der-kammeroper-friedrich-und-katte–von-wolfgang-knuth-am-theater-in-minden-die-wunde-der-hohenzollern-16747712 Die Oper, aus deren Besprechnung dieses Zitat stammt, leistet eine „stringente psychologisierende Rückführung der Tragödie auf einen eklatanten Fall unterdrückter (bei Friedrich Wilhelm II.) und gelebter (vom jungen „alten Fritz“) Homosexualität.“. Was beim Vater ideell die „langen Kerls“ waren, sei beim Sohn eben Hans Hermann von Katte gewesen, dies auch körperlich.
»Rowse behauptet, Katte sei der aktive Partner einer homosexuellen Beziehung mit Friedrich gewesen«, nach https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hermann_von_Katte
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hermann_von_Katte
[12] http://www.bild.de/regional/hannover/leineschloss/lag-hier-die-leiche-von-graf-koenigsmarck-47519788.bild.html
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