Die Welt steht in Flammen
Der erste Weckruf war 9/11
Der zweite Putins Angriff auf die Ukraine
Und im Hintergrund der Gelbe Riese mit Anspruch auf die Weltherrschaft.
Der Angriff auf die World Trade Towers war die symbolische Kriegserklärung an die „freie Welt“. Die programmatische Grundhaltung finden wir im Begriff „boko haram – Westliche Bildung ist Sünde“. https://de.wikipedia.org/wiki/Boko_Haram Man muss wohl Moslem sein, um diesen Angriff zu verstehen, man muss militanter Islamist sein, um ihn gutzuheißen und zu unterstützen, denn diese Gedankenwelt ist uns fremd, findet jedoch Resonanz in den islamischen Ländern Afrikas und Asiens. Auch der religiös abseitsstehende Iran ist trotz aller Gegnerschaft zu den sunnitischen Moslems hier einzuordnen. Das westliche Denken ist bedroht, aber nicht angekränkelt, auch – oder gerade, weil – es immer wieder islamistisch begründete Terrorangriffe gibt. Aber: Pakistan ist Atommacht und der Iran wohl bald.
Der russische Überfall auf die Ukraine hat nicht nur territoriale Ziele: „Russki Mir (deutsch Russische Welt) ist eine Ideologie der kulturellen Totalität des Russischen. Das Konzept ist von zentraler Bedeutung für die gegenwärtige neoimperialistische Außenpolitik Russlands. Von Wladimir Putin wurde der Begriff ab 2001 öffentlich verwendet und bildet heute einen Baustein des Putinismus. Hieraus leitet er ideologische, politische, identitäre und geopolitische Standpunkte ab, die explizit auch Russen in der Diaspora, vor allem dem Nahen Ausland, aber auch deren Nachkommen sowie ganz allgemein Russischsprecher einschließen. Die Russische Welt ist hiernach die russische Einflusssphäre und umfasst alle Gebiete, in denen das Russische präsent ist.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Russki_Mir)
Diese Position wird von Patriarch Kyrill I. flankiert. Er „nannte in Moskau die russische Invasion einen Kampf gegen die „Sünde und liberale Ausländer“, … Russische Soldaten hätten die Aufgabe, die ukrainische Nation vom Boden der Erde zu tilgen. Sollten sie dabei sterben, würden sie von ihren Sünden freigesprochen.“ Damit „betrieb die ROK eigentliche Kriegspropaganda und rechtfertigte theologisch den Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem Überfall ab 24. Februar 2022.“ ( https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Orthodoxe_Kirche#Position_im_Russisch-Ukrainischen_Krieg )
Zwei erklärte Feinde der liberalen Welt: der islamistische und der russische. Im Unterschied zur islamistischen Bedrohung hat die russische im Westen Unterstützer gefunden. Sie drängen die Ukraine zu Verhandlungen und stärken die russische Position. Armin Nassehi spricht von der „Rückkehr des Feindes“. ( https://www.zeit.de/kultur/2022-02/demokratie-bedrohung-russland-ukraine-krieg-wladimir-putin?utm_referrer=https%3A%2F%2Ft.co%2F ) Damit hat er die Weltlage gut auf den Begriff gebracht. Die Rückkehr des Feindbegriffs bedeutet das Ende einer Illusion. Der Feind hat den liberalen Gesellschaften den Krieg erklärt, einen totalen Krieg, nicht nur militärisch. Seine Vorboten sind schon unter uns. Jan Fleischhauer schreibt im Focus, er „sehe in Wagenknechts Augen und … sehe das schwarze Herz der Leninistin“. (https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-das-lachen-der-alice_id_186708225.html).
Das Schwarze Herz. Von den Morden, den Vergewaltigungen, der Zerstörung der ukrainischen Krankenhäuser ist im „Manifest für den Frieden“ nicht die Rede.
„Das Fehlen jeder Empathie hat einen Vorzug: Es erlaubt einem, völlig unbeeinträchtigt von Mitleid durchs Leben zu schreiten.“ (Fleischhauer). Genau das unterscheidet uns von unseren Feinden, auch wenn die westliche Welt nicht so golden ist, wie sie glänzt: Wir müssen und werden diesen uns erklärten Krieg gewinnen.
Zunächst tragen die Ukrainer die Blutlast. Wir sind in ihrer Schuld.
Zur Sexualmoral – nicht nur der katholischen
Ein Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 13.8.22 erinnert an den Fall eines prominenten Politikers, der angeblich „in den Armen einer Hure“ gestorben ist.[1] Dieses „böse Gerücht“ soll nun wohl „offiziell getilgt werden“. Man darf also auf die Offenlegung der Unterlagen warten oder je nach Interesse gespannt sein.
Mich erinnert dieser Fall an einen in katholischen Gefilden. Da wurde ein Kardinal unter unstatthaften Umständen tot aufgefunden. Interessant daran ist nicht so sehr der „Sündenfall“, sondern der Umgang der Kirche damit, die in Erklärungsnot geriet und immer neue Darstellungen des Vorfalls fand.[2] Das ist ein Musterbeispiel für den Erklärungsnotstand in Sexualibus.
Wie die Kirchen, nicht nur die katholische, sich winden im Missbrauchsskandal lässt einen Psychologen an Verdrängung denken – oder ist es nur der schnöde Mammon, den man sparen will?
[1] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.todesumstaende-von-badens-staatspraesident-leo-wohlebs-ein-boeses-geruecht-soll-offiziell-getilgt-werden.c6af1056-d2b1-4972-a40b-b97036cbe308.html?reduced=true Mit Paywall/Abofalle. Ich erhielt den Scan.
[2] https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/115426/T%c3%bcKrim_Bd.%2045.pdf?sequence=1&isAllowed=y), (S. 402, Anmerkung 470)
Die theologische Bankrotterklärung eines Papstes
Der Zeitgeist ist Schuld für die Vertuschung von zahllosem Kindermissbrauch. Beileibe nicht nur in der Kirche. »In früheren Zeiten seien solche Vergehen überall verschwiegen worden – beispielsweise auch in Familien, „wo der Onkel die Nichte vergewaltigte, der Vater die Kinder – weil das eine riesengroße Schande war«[1]. Natürlich wolle er „die Vertuschung von sexuellem Missbrauch in der Kirche nicht entschuldigen“, Schlimm, aber verständlich. „Das gelte etwa für die Beurteilung von Verbrechen gegen indigene Bevölkerungen, die oft äußerst grausam gewesen seien. Ähnlich verhalte es sich bei der Todesstrafe, die noch Ende des 19. Jahrhunderts auch im Kirchenstaat angewandt worden sei.“[2] Er hätte noch weiter ausholen können, doch dann hätte er wohl zu viel Verständnis gezeigt: Der brutale Antisemitismus, heute noch endemisch, entsprach dem Zeitgeist. Auch die ehrbaren Genickschuss-Soldaten der deutschen Wehrmacht fühlten sich dem Zeitgeist verbunden.[3]
Die Zahlen der auch der Kirche bekannten Missbrauchsfälle erschrecken.[4] Das Erschrecken wird größer, wenn man bedenkt, dass auf jeden in den Kirchenakten bekannten Missbraucher, nicht alle sind dort aktenkundig, waren aber doch bekannt, dass auf jeden Missbraucher mehrere Vertuscher kamen. Alles Zeitgeist? „Was ihr den Geist der Zeiten heißt, ist nur der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln.“[5]
Die Ausrede des Ertappten: „Aber andere auch“.
Eine theologische Bankrotterklärung? Lassen wir beiseite, dass Forderungen, die Kirche müsse mit der Zeit gehen, oft abgewimmelt werden mit dem Argument, die Kirche dürfe nicht dem Zeitgeist hinterherhecheln. (Das Argument wird bei der Diskussion über den Zölibat wieder benutzt werden.) Schauen wir auf das Grundsätzliche, mit dem der Stellvertreter Gottes theologisch zu messen ist. Er ist das reale Auge Gottes[6] auf Erden. Nun ja, er nimmt Teil an der Zweinaturenlehre[7], ist also auch Mensch und sieht nicht immer alles, besonders wenn der Zeitgeist auch über ihn und seine Administration kommt.
Doch es gibt Eindeutigkeiten, die auch der Zeitgeist nicht beiseite schieben kann. „Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft werde im Meer, da es am tiefsten ist.“[8] Wo also waren die Augen der vielem Missbraucher und Vertuscher? Sie hätten wissen müssen und ermessen können, was sie taten. Die Ausrede des Ertappten: „Aber andere auch“, die entschuldigt nicht vor Gottes Gericht. Die vielfachen Abbildungen vom alles sehenden Gott, das von Kind an gehörte „der liebe Gott sieht alles“ werden von diesem Papst zum Kinderglauben erklärt: nicht so ganz ernstzunehmen, denn „andere doch auch“. Gottes Auge? Nur eine Vision.[9]
Der Anspruch sieht anders aus: „Die Lehre von der unfehlbaren Kirche führt dazu, daß diese Kirche keine Fehler machen kann/darf. Kommen Fehler vor, z.B. in den Erziehungsheimen, ist es nicht die Kirche, sondern der sündige Einzelne, der „gefehlt“ hat [aber nun hat sogar der Zeitgeist die vielen Einzelnen im kirchlichen Dienst verführt.] Eine solche Einrichtung ist also in allen Dingen darauf bedacht, ihr Wappenschild sauber zu halten.“[10]
Wozu der Papst sich nicht aufraffen konnte, war von einer sündhaften Kirche zu sprechen wie damals der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch. Der „sprach … von der sündhaften Kirche. Es hilft nun nicht, auf die Sünden anderer zu verweisen, …. Wo die Kirche unglaubwürdig wird, muß das schon wegen ihres eigenen Anspruchs schonungslos diskutiert werden. Ich habe leider den Eindruck, daß es der Kirche an dafür kompetentem und glaubwürdigem Führungspersonal mangelt, und das nicht erst seit dem Heimkinder- und dem Mißbrauchsskandal.“[11]
Doch anstelle öffentlich stellvertretend für die Kirche Asche auf sein Haupt zu streuen, mea culpa, mea maxima culpa zu rufen und großzügige Entschädigungen anzukündigen, sagt er: „Andere auch“ und schiebt es auf den Zeitgeist. Die Kirche sollte von einem anderen Geist erfüllt sein.
Fußnoten
[1] Papst zu Missbrauchsskandal: „Nicht nur heutige Maßstäbe anlegen“ https://www.tagesschau.de/ausland/papst-missbrauchsskandal-101.html, aufgerufen am 30.9.18
[2] wie 1
[3] Doch diese Phase ist ja nur „ein Vogelschiss“ im Rahmen der sonst ruhmreichen deutschen Geschichte. „Steigbügelhalter der neuen Nazis“: Scharfe Kritik an Gauland nach „Vogelschiss“-Aussage https://www.stern.de/politik/deutschland/afd–alexander-gauland-nach–vogelschiss–spruch-scharf-kritisiert-8007172.html aufgerufen am 30.9.18
[4] „Katholische Kirche darf als “Kinderficker-Sekte” bezeichnet werden.“ https://religionundgesellschaft.wordpress.com/2017/08/22/kinderficker-sekte/ aufgerufen am 30.9.18
[5] Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Szene: Nacht, Faust zu Wagner
[6] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/5828132702/
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Christologie#Die_Zwei-Naturen-Lehre
[8] Matthäus 18, 5f
[9] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/2707133319/
[10] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/09/11/11-september/
[11] https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/10/31/franz-peter-tebartz-van-elst-der-mann-des-jahres/
Écrasez l’infâme! – Hasskommentare meinem Blog
An der Kirche darf man kein gutes Haar lassen. Wer sie als infam erlebt und erlitten hat, wird Voltaire[1] auch ohne philosophischen Hintergrund zustimmen.
Darum lösche ich Hasskommentare meist nicht.
- Ich habe gelernt, dass Hass unter Umständen nicht nur verständlich, sondern auch berechtigt ist.[2]
- Die meisten Kommentatoren mit hate-speech im Blog haben verständliche Gründe für ihren Hass.
- In der Regel wird nicht zu strafbaren Handlungen aufgerufen– falls ja, wird gelöscht.
- In der Regel werden einzelne Personen nicht diffamiert, aber heftigst und begründet kritisiert– pure Diffamierungen werden gelöscht.
Aber die Kommentatoren müssen es erdulden, dass ich zuweilen mit Differenzierungen antworte, obwohl ich es eher für chancenlos halte, damit Meinungsänderungen zu versachlichen, hieß es doch zu einem Beitrag pauschal ablehnend: »Es ist die Mühe nicht wert, Ihren PR-Artikel ernsthaft zu zerlegen.«[3]
- Der Hass gilt meist besonders den Kirchen und ihren Einrichtungen, denn dort wurden die traumatischen Erfahrungen gemacht und viele Lebensläufe nachhaltig geschädigt. Die Kirchen waren auch am großen Betrug am Runden Tisch beteiligt, ein Komplott zur Verhinderung von Entschädigungsforderungen der ehemaligen Heimkinder.[4] Dass das deutsche Entschädigungsrecht insgesamt eher abweisend und versicherungsfreundlich ist, entschuldigt die Kirchen nicht. Sie könnten ja anders, wenn sie wollten.
- An diesem Komplott waren nicht nur die Kirchen beteiligt, sondern auch die Bundesländer. Sehr aufschlussreich war das Verhalten des Ländervertreters bei der Vorstellung des Zwischenberichts vom Runden Tisch. Dies entschuldigt die Kirchen nicht, sie segelten bequem und wohl in der Selbsteinschätzung moralfrei im Kielwasser der Länder. Doch auf die Kirchen lässt sich leichter einschlagen als auf die Länder, weht ihnen doch ohnehin der Säkularwind ins Gesicht.
- Die Schlacht gegen die Kirchen und ihre Einrichtungen wird ausgedehnt auf die heutigen Einrichtungen von Diakonie und Caritas. Das ist eine Generalisierung der Hassgefühle.Was wird moniert? Dass diese Einrichtungen mit den Hilfebedarfen der Menschen Geld verdienen – und (zum Teil) nicht leisten, was zu ihren bezahlten Aufgaben gehört. Solche Vorwürfe sind nach meiner Erfahrung oft durchaus berechtigt, bedürfen aber der Aufklärung im Einzelfall. Aber auch hier wird nicht gesehen, dass alle sozialen Einrichtungen, auch die „weltlichen“ in gleicher Weise angreifbar sind.[5] Dass Dienstleistungen Personal erfordern und Geld kosten, wird nicht immer anerkannt.[6] Auf jeden Fall, meinen manche, sollten die Kirchen nicht für EUR, sondern für „GL“ arbeiten, für Gotteslohn. Zugleich wird aber das kirchliche Arbeitsrecht moniert und es werden gewerkschaftsverhandelte Tarife eingefordert.[7] + [8]
- Es wird nicht zugestanden, dass große Organisationen, und zwar alle, schon aus Gründen des Selbsterhalts wirtschaftliche Interessen verfolgen und Strukturen haben, die machtgeprägt sind. Zurecht wird beklagt, dass das Leitbild oft nur PR ist, compliance[9] nicht ernst gemeint und der Einzelfall nicht zählt. Ich will jetzt nicht all die großen Firmen auflisten, die in der letzten Zeit durch hochkriminelle Machenschaften aufgefallen sind – und wer sich bei Interessenverbänden umschaut und dort mit einfachen Beschäftigten spricht, wird erfahren, dass es auch dort – wenn auch nicht unbedingt kriminell zugeht, es aber doch auch in negativer Weise menschelt. Haben Sie schon einmal versucht, berechtigte Forderungen bei Ihrer Versicherung durchzusetzen? Die spricht aber gern von der „Versichertengemeinschaft“.[10] Dies alles entschuldigt die Kirchen nicht, zeigt, dass auch sie ein „weltlich“ Ding sind, keine „heilige Kirche“[11]. Selbst Kardinal Lehmann sprach von der Sündigkeit der Kirche[12], für einen Katholiken, noch dazu in diesem Rang, ein „unerhörtes“ Eingeständnis.
- Thema sind auch immer wieder Zwangsmitgliedschaft und Kirchensteuer »Die Trennung von Kirche und Staat wird nicht gelebt hinsichtlich der Zwangseintreibung der Kirchensteuern.«[13] Ich kann es nicht mehr hören. Niemand muß Mitglied bleiben, jeder kann austreten. Allenfalls Beschäftigte im Sozialbereich haben Grund zur Klage. Bei der starken Marktstellung der kirchlichen Sozialkonzerne muss mancher wider Willen Mitglied bleiben oder werden. Wie ist das mit anderen geschriebenen oder ungeschriebenen Verpflichtungen? Bei einer Gewerkschaft beschäftigt, aber kein Mitglied? Bei VW arbeiten und Opel fahren? Ich vermute, dass ADAC-Mitarbeiter dort auch Mitglied sind. Man muss schon dazu stehen – was im Einzelfalle wurmt und Geld kostet. Und die Zwangstaufe? – oft verbunden mit der Beschneidungsdebatte. Klar, kleine Kinder werden getauft. Das können sie im Gegensatz zur Beschneidung rückgängig machen: sie können einfach austreten.[14] Die Austrittsgebühren? Ich habe Anfang des Jahres einem meiner Kinder selbstverständlich die Gebühren erstattet nach dem Prinzip der Verursacherhaftung. Damit auch der Punkt der Kirchensteuererhebung klar ist: Was manche nicht wissen wollen: Die Kirchen zahlen für den Service des Staates, und zwar mehr, als es ihn in Zeiten der elektronischen Datenverarbeitung kostet. Wie gesagt: Ich kann die Jammerei nicht mehr hören.
- Nicht zu den Hasskommentaren gehören weltferne Träumereien. Sie sollen aber hier genannt werden. So fordert ein Kommentator mehrfach, Kinderheime sollten abgeschafft werden. Kinder gehörten in Familien oder allenfalls in ein SOS-Kinderdorf. Klar, wer damals in einem Kinderheim war, ist gebranntes Kind. Auch in Familien gibt es gebrannte Kinder, die darum – meist aus gutem Grund – „in Obhut“ genommen werden. Das geht zuweilen nicht gut. Jugendämter arbeiten nicht immer evidenzbasiert. Da gibt es viel sachlich zu kritisieren. Aber die Betreiber von Einrichtungen haben ihren Bereich in unverschämter Weise rechtlich gut abgesichert – eine inhaltliche Fachaufsicht ist kaum möglich.[15] Auch Jugendämter haben keine Fachaufsicht. Dennoch: Wohin mit Kindern und Jugendlichen, deren Wohl in ihrer Familie gefährdet ist? Das Arbeits(zeit)modell der SOS-Kinderdörfer ist sicherlich kinderfreundlich. Doch es gibt bestimmt nicht genug „Kinderdorfmütter“ (neuerdings dürfen sie auch einen Partner haben) für diese entsagungsreiche Aufgabe. Ohnehin lohnt ein Blick ins Internet.[16] Bleiben noch die Pflegefamilien, doch die sind nicht immer besser als die Herkunftsfamilien der Kinder.[17]
Was die Kirchen an den Heimkindern verbrochen haben, hat auch eine theologisch zu fassende Problematik. Der Homo incurvatus in se ipsum, „der auf sich selbst verkrümmte Mensch“, ist eine prominente Formel der christlichen Theologie. Sie kennzeichnet die Selbstbezogenheit des Menschen anstelle von Gott- und Nächstenbezogenheit als das Wesen der Sünde.[18] Als Selbstbezogenheit ist auch als eine geradezu manische Bezogenheit auf die eigene Vergangenheit zu sehen, über die viele ehemalige Heimkinder nicht hinwegkommen. Diese Sünde ist den Kirchen und ihren Tätern anzulasten, nicht ihren Opfern.
Aber ich habe den Eindruck, unseren Kirchenvertretern ist das schnurzegal.
[1] Unter dem „Infamen“, dem Niederträchtigen, dem Schimpflichen, das es zu zerschmettern galt, verstand der Aufklärer Voltaire das inquisitorische „Bündnis von Thron und Altar“, die Verschmelzung von „Dogma und Schwert“. Voltaires Signatur «écrasez l’infâme» wird zum Fanal des vorrevolutionären Feldzugs der Aufklärer für Meinungsfreiheit, Rede- und Publikationsfreiheit, Toleranz und Humanität. https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89crasez_l%E2%80%99inf%C3%A2me
[2] http://www.gottes-suche.de/7.2.1.Rezension%20Pfarrer%20Sch%C3%A4fer.html
[3] Kommentar zu https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/04/21/sechs-jahre-brauchte-die-ekd-um-herrn-frerk-kompetent-zu-antworten/
[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/01/03/der-runde-tisch-heimerziehung-ein-von-beginn-an-eingefadelter-betrug/
[5] Nur beispielsweise sei auf den Fall Heinisch verwiesen: https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/07/24/nur-ein-fall-von-meinungsfreiheit/
[6] Auch andere Sozialeinrichtungen erhalten öffentliche Mittel und die Spenden können von der Steuer abgesetzt werden. Beispiel: „Laut den Leistungsberichten der beiden deutschen SOS-Vereine beliefen sich die Einnahmen im Jahr 2012 wie folgt: SOS-Kinderdörfer weltweit:[6] 130 Mio. Euro, SOS-Kinderdorf Deutschland:[7] 119 Mio. Euro aus Spenden, Nachlässen etc., plus 103 Mio. Euro aus Öffentlichen Mitteln.“ https://de.wikipedia.org/wiki/SOS-Kinderdorf#
[7] Wer sich echauffieren will, sollte sich sachkundig machen: https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsrecht_der_Kirchen
[8] »Die Seminargebühren von Sonntag bis Mittwoch: 600,- Euronen. Ich wollte, ich hätte diese Tagessätze für die Opfer aus den Rippen der Täternachfolger herausschlagen können. Die Diakonie. Ich kann das Wort nicht mehr hören, ich habe die Schn..ze voll von dem elenden Heuchelverein, der immer noch ganz groß im Geschäft mit den Hilflosen ist – und schamlos das macht, was sie immer machte; abkassieren!« Kommentar zu https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/05/19/mit-leib-und-seele-eine-pilgerreise-zu-den-wurzeln-der-pflegediakonie/
Doch nun mal Butter bei die Fische. Drei Übernachtungen im Einzelzimmer mit Sanitäreinrichtung, dazu für zwei Tage Vollverpflegung plus Tagungsprogramm sind nicht billiger zu haben. Für solche Angebote gibt es keine öffentlichen Mittel und sie sind mehrwertsteuerpflichtig. Kürzlich traf ich eine ehemalige Kollegin aus der Boller Akademie. „Ich schicke euch keine privaten Übernachtungsgäste mehr,“ sagte ich, „Ihr seid zu teuer.“ Sie konterte: „Unsere Beschäftigten werden nicht nach dem Gastronomietarif entlohnt. Wir zahlen ordentlich.“ Und ich erinnerte mich: In der Akademie bekam eine Halbtagsmitarbeiterin fast so viel, wie ihr Mann, der in einem nahegelegenen Hotel arbeitete.
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Compliance_(BWL)
[10] »Die EKD ist ein kommerzielles Großunternehmen wie Siemens, Mercedes oder andere auch. Hier geht es um den Profit und nur um den Profit und nichts anderes! Vom deutschen Staat nehmen Ja, aber es auch für all jene Zwecke zu verwenden wie von diesen Herren aufgezählt, bleibt für jeden normal denkenden Bürger zweifelhaft.«
Die kirchlichen Haushalte werden ebenso wie die staatlichen offen ausgelegt. Es gibt Tricks, in Limburg wie auch bei Staats. Dafür sind Rechnungsprüfer da.
[11] »Die deutschen Kirchen sind stark vermachtete und verfilzte Organisationen mit viel Pfründenwirtschaft zur Alimentierung von Funktionären, die gern unter sich bleiben und miteinander in einem verquasten Stammesidiom kommunizieren, das für Außenstehende unverständlich bleibt – der ideale Nährboden für Schweigekartelle und Wagenburgmentalität.« Dies schreibt Friedrich Wilhelm Graf. Er schreibt weiter: »Die Kirchen sind hoch narzisstisch und fortwährend auf sich selbst fixiert. Es fehlt ihnen zunehmend an überzeugendem Personal, speziell an gebildeten Führungskräften, sieht man einmal von Karl Kardinal Lehmann und Wolfgang Huber ab. Sie kennen keine diskursive Kultur des offenen argumentativen Austrags interner Konflikte. In Tausenden von Ausschüssen, Kommissionen, Kammern und beratenden Gremien wird viel geredet, aber nichts gesagt und noch weniger verbindlich entschieden. Die eitle Neigung, sich zu allem und jedem zu Wort zu melden, unterminiert die religiöse Glaubwürdigkeit.« http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E1B34F6F7FBC44C9EBB2877C9A10ACA36~ATpl~Ecommon~Scontent~Afor~Eprint.html zitiert nach: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/symbolhandlungen-und-ihre-glaubwurdigkeit-%e2%80%93-und-die-opfer-zweiter-klasse/
[12] Und eines ist ganz neu: Er spricht nicht nur von über Heiligkeit der Kirche, sondern auch von ihrer und Sündigkeit. Zitiert nach: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/symbolhandlungen-und-ihre-glaubwurdigkeit-%e2%80%93-und-die-opfer-zweiter-klasse/
[13] Kommentar zu https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/04/21/sechs-jahre-brauchte-die-ekd-um-herrn-frerk-kompetent-zu-antworten/
[14] »Aus theologischer Sicht gibt es eigentlich gar keinen Kirchenaustritt. Das bedeutet, wer getauft ist, der bekommt damit ein unauslöschliches Prägemal, das auch nicht wieder auszuwischen ist. Selbst wenn man exkommuniziert ist, bleibt man eigentlich katholisch.« https://www.domradio.de/themen/glaube/2016-07-19/eine-erklaerung-der-exkommunikation-der-katholischen-kirche Da es eine theologische Sicht ist, wird diese dem Austretenden schnurzegal sein.
Laut dem Humanistischen Pressedienst (hpd) ist allerdings eine „Enttaufung“ möglich: http://hpd.de/node/10444. Das hat mich sehr amüsiert. Denn wer den „Debaptiser 2010 / erisgeengod“, ein simpler Haarfön, (Photo beim hpd), erwirbt und meint, damit Gottes Segen unwirksam machen zu können, braucht schon einen festen Glauben.
[15] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/06/24/die-zahnlosigkeit-der-gesetze-zum-recht-von-schutzbefohlen/
[16] Erfahrungsberichte von Mitarbeitern: mangelndes Leadership, Mitarbeiter motivieren sich selbst! https://www.xing.com/companies/soskinderdorf/reviews , http://www.eltern.de/foren/jobsuche-bewerbungstipps/819890-sos-kinderdorfmutter-vater.html
[17] Es sei ein Urteil in Erinnerung gerufen, das Rechtsgeschichte geschrieben hat.[17] Wegen Paparazziphotos wurden Alexandra, der Tochter der Prinzenfamilie aus Monaco, 76.693,78 Euro zugesprochen. Die kleine Prinzessin hatte klagemächtige Eltern. [http://www.shortnews.de/id/456280/Tochter-von-Caroline-von-Monaco-erhaelt-hohe-Summe-Schmerzensgeld zuletzt aufgerufen: Sonnabend, 9. Juli 2016] Die hatte Andreas aus dem Rems-Murr-Kreis nicht. In seiner Pflegefamilie wäre er fast verhungert, so wie sein Bruder. In zweiter Instanz wurden ihm 25.0000 Euro Schmerzensgeld zuerkannt. [http://www.spiegel.de/panorama/haft-sie-liessen-ihr-pflegekind-verhungern-a-29389.html http://www.sueddeutsche.de/panorama/urteil-misshandeltes-pflegekind-erhaelt-schmerzensgeld-1.923588 zuletzt aufgerufen: Sonnabend, 9. Juli 2016]
Sündenvergebung im Sonderangebot
»Papst Franziskus erlaubt allen Priestern, Frauen die Abtreibung zu vergeben – aber nur während des bevorstehenden Heiligen Jahres.«[1]
Nix wie hin in den Beichtstuhl. Ich empfehle das Kloster Roggenburg. Dort gibt es Doppelbeichtstühle für großen Andrang https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/16213519614/ . Für ganz „schmutzige“ SünderInnen auch noch eine Waschgelegenheit https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/16648372728/
[1] http://www.stern.de/politik/ausland/papst–alle-priester-duerfen–suende-der-abtreibung–vergeben-6429794.html
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