Großzügigkeit eines Jugendamtsleiters
Gelsenkirchen: »Der Amtsleiter [des Jugendamts] habe der Stadt einen Aufhebungsvertrag angeboten, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann am Mittwoch. „Dadurch kann ein jahrelanger Rechtsstreit verhindert werden.“«[1]
Dem Stellvertreter soll anscheinend fristlos gekündigt werden.
Das hat doch Stil! In Gelsenkirchen weiß man Hierarchien nochzu würdigen.
Mehr dazu: [2]
[1] http://www.rp-online.de/nrw/panorama/heimkinder-affaere-in-gelsenkirchen-jugendamtsleiter-sollen-gehen-aid-1.5087292
[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/10/allein-aus-nrw-247-kinder-und-jugendliche-in-22-landern-untergebracht-mehr-oder-weniger-uber-den-ganzen-globus-verteilt/
https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/08/nach-und-nach-allgemach/
https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/08/warum-in-die-ferne-schweifen/
Nach und nach, allgemach, …
»Nach der Heimleiterin wurde nun der Vize-Vorsitzende des Kinderschutzbundes von seinen Aufgaben entbunden.«[1]
[1] http://www.welt.de/regionales/nrw/article140663220/Vize-des-Kinderschutzbundes-laesst-Amt-ruhen.html
Heimspiele zweier Jugendämter und ihre Auswärtsspielereien
Wie mit Kindern Kasse gemacht werden kann, ist ein altes Thema in diesem Blog[1]. Auch der MONITOR-Bericht über zwei Fälle, einen in Dorsten, einen in Gelsenkirchen, bringt nichts grundsätzlich Neues.
Schätzen Sie das Gefühl, wenn Ihnen die Haare zu Berge stehen? Dann sollten Sie sich den MONITOR-Bericht unbedingt ansehen. [2]
Hier ist einmal wieder alles versammelt:
- Die Zuständigkeit für Kids auf der Ebene des Landkreises bzw. der Stadt liegt beim örtlichen Jugendamt.
- Jugendämter unterliegen keiner Fachaufsicht
- Das Jugendamt und die Nebengeschäfte seines Leiters wurden in einem der vorliegenden Fälle laut Aussage des Oberbürgermeisters nicht kontrolliert, Geschäftsbeziehungen der Beschuldigten nicht aufgeklärt. Das Vertrauen funktionierte. Die Beschuldigten gaben ihre Geschäftsanteile ab – – an Verwandte. Die Zahlungen des Jugendamts für die Auslandsbetreuung flossen weiter und kamen zum größten Teil zurück an die nun von den Verwandten geführte Firma. Wer wird da von Korruption sprechen wollen?[3]
- Im anderen Fall vertraute das Jugendamt blind dem Träger, an die es die Kids nach Ungarn abgab. – – Schließlich vertraut der Träger auf die Zahlungen des Jugendamts, darum vertraut das Jugendamt auf den Träger und sieht keinen Anlaß für Kontrollen – so die dreist-naive Stellungnahme des Jugendamtsleiters.
- Generell sind Auslandsmaßnahmen in ehemaligen Ostblockländern nichts Neues, auch nicht die Bilder von heruntergekommenen bäuerlichen Einrichtungen und die Aussagen über die nicht vorhandene Qualifikation des dortigen „pädagogischen“ Personals.
Das muss alles aufgeklärt werden! So die Reaktion der (Lokal-)politiker.
Ja, das kennen wir auch. Notfalls werden auch einige (Un-)verantwortliche ersetzt.
Aber Strafanzeigen? Oder gar Entschädigung für die betroffenen Kids?
Sie glauben doch nicht mehr an den Weihnachtsmann – oder?
An den Strukturen, die solche Vorfälle ermöglichen, wird sich auch nichts ändern. Wir sind ein föderaler Staat, der auch auf den unteren Rängen Chancen zur Bereicherung bietet.[4]
Weitere Links: http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/heimkinder-skandal-jugendamtsleiter-weist-vorwuerfe-zurueck-id10624824.html#plx2039497824
Ein Schmankerl: Einer der Beschuldigten heißt Frings. Aber fringsen [5]war Notwehr.
[1] https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/02/mit-heimkindern-abkassiert-gelsenkirchen-jugendamts-leiter-unter-verdacht/
[2] http://www.ardmediathek.de/tv/Monitor/Mit-Kindern-Kasse-machen-Wie-Heimkinder/Das-Erste/Video?documentId=28028224&bcastId=438224
[3] Die Summen waren deutlich höher als hier: https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/5828283140/
[4] Weitere Links: http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/heimkinder-skandal-jugendamtsleiter-weist-vorwuerfe-zurueck-id10624824.html#plx2039497824
http://www.tz.de/welt/deutsche-heimkinder-ungarn-kiffen-ausschlafen-zr-4965237.html
http://www.derwesten.de/region/rhein_ruhr/mit-kindern-kein-geld-gemacht-id10633331.html
[5] Erzbischof »Frings wurde mit dem Wort „fringsen“ für „Mundraub begehen“ in der deutschen Sprache verewigt. Der Begriff geht zurück auf seine am 31. Dezember 1946 in der Kirche St. Engelbert in Köln-Riehl gehaltene Silvesterpredigt, in der er mit Bezug auf die Plünderungen von Kohlenzügen und die schlechte Versorgungslage ausführte: „Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann.“ Danach nannte man in Köln und später in ganz Deutschland das Beschaffen von Lebensmitteln und Heizstoffen für den akuten Eigenbedarf durch deren einfaches Stehlen, Unterschlagen oder Veruntreuen „fringsen“ … Der nächste Satz der Predigt „Aber ich glaube, dass in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist. Und da gibt es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung bei Gott.“ wurde dabei oft nicht wahrgenommen.« https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Frings#Silvesterpredigt_1946
Mit Heimkindern abkassiert? Gelsenkirchen: Jugendamts-Leiter unter Verdacht
„Was ich in dem Bericht gesehen habe, macht mich fassungslos“, erklärte Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD). [1]
Der Verdacht, dass sich Jugendamtsmitarbeiter bei einer „Auslandsmaßnahme“ persönlich bereichert haben, ist tatsächlich neu.
Nicht neu ist, dass Jugendämter Jugendlichen Maßnahmen angedeihen lassen, die alles andere sind als erprobt, evidenzbasiert, wie es heute heißt. Hier geht es um Ungarn. In bekannten anderen Beispielen wurden Jugendliche zu erlebnispädagogischen Maßnahmen auf rumänische Bauernhöfe geschickt zu Bauern, die Null-Ahnung von Pädagogik haben, woher sollten sie auch?: Doch der bloße Kontakt mit harter handfester Arbeit und karger Unterkunft soll es richten, die Jugendlichen in geordnete Bahnen zu lenken. Sie lernen immerhin, dass es für Arbeit kein Geld gibt. Man fragt sich wirklich nach den Beweggründen für die Auswahl untauglicher Methoden. Das Gelsenkirchner Beispiel könnte die Antwort darauf sein. Bleibt zu hoffen, dass der Gelsenkirchner OB den Vorfall zum Anlass nimmt, als Dienstvorgesetzter und leider einzige Aufsichtsperson, „sein“ Jugendamt an die Kandare zu nehmen und dabei auf wissenschaftlich anerkannte Methoden zu pochen.
Es gibt übrigens vieles in der pädagogischen Landschaft, das ohne Überprüfung Anwendung findet. Hauptsache, man ist die Kids los. Jugendämter unterliegen leider keinerlei Fachaufsicht – und das ist ein Zeichen für die mangelnde Wertschätzung von Kids in unserer Gesellschaft. Ich bin es mittlerweile leid, immer wieder darauf hinweisen zu müssen. Aber gerade heute höre ich: „Als Adoptiveltern sind sie zu alt“, sagte die Dame vom Jugendamt. „Aber wollen Sie nicht vielleicht ein Kind in Pflege nehmen?“ Immer noch die alte Inkompetenz.
[1] http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/weiterenachrichten/nordrheinwestfalen/Jugendamts-Leiter-unter-Verdacht;art5192,2698692#plx1009485602
leave a comment