Dierk Schaefers Blog

Das „christliche Deutschland“ gab es schon 1896 nicht mehr,

Posted in Deutschland, Geschichte, Gesellschaft, Politik by dierkschaefer on 25. April 2015

als Lepsius seinen Aufruf an das christliche Deutschland zu Armenien veröffentlichte,[1]

und »1915 war der Völkermord an den Armeniern war schon im Gang«[2].

Interessant sind die Protagonisten, nachzulesen im zitierten Artikel der WELT: Karl Liebknecht[3]/SPD brachte die Anfrage[4] im Reichstag ein, sie wurde ausweichend beantwortet[5] und seine konkretere Nachfrage abgeschmettert. Er wurde einen Tag später aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen. Heute ist es der SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der das Massaker an den Armeniern nicht Völkermord nennen will[6]. Wieder einmal muss der Holocaust herhalten, um Menschheitsverbrechen nicht Menschheitsverbrechen zu nennen.[7]

Der FDP-Politiker Friedrich Naumann[8] unterstützte »unüberhörbar das deutsch-türkische Bündnis«. Der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger[9] machte sich die Mühe, sich selbst vor Ort kundig zu machen und mit den Jungtürken zu verhandeln. Er wurde später wie Karl Liebknecht von Freicorps[10] ermordet.

[1]»Nach Reisen in die Region hatte er [Lepsius] schon 1896 den alarmierenden Bericht „Armenien und Europa. Eine Anklageschrift wider die christlichen Großmächte und ein Aufruf an das christliche Deutschland veröffentlicht“. 1915, der Völkermord an den Armeniern war schon im Gang, veröffentlichte er den ersten großen Bericht darüber, der die verfügbaren Informationen zusammenfasste: „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“. 20.000 Exemplare verschickte er an Ministerien, Politiker, Journalisten, Kirchenleute und Wissenschaftler. Aus Rücksicht auf das Kriegsbündnis mit der Türkei wurde die Schrift im August 1916 von der Zensur verboten.« http://www.welt.de/140070617

[2] http://www.welt.de/140070617

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Liebknecht

[4]» Die Szene ist im Protokoll des Reichstags, 26. Sitzung, 11.Januar 1916, dokumentiert. Der Präsident des Reichstags war der linksliberale Politiker Johannes Kaempf von der Fortschrittlichen Volkspartei.« http://www.welt.de/140070617

[5] Es handele sich nur um eine „Umsiedlung“.

[6] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/holocaust-frank-walter-steinmeier-warnt-vor-verharmlosung-a-1030417.html

[7] Die Leser dieses Blogs werden sich an die Haltung von Antje Vollmer zum Thema Zwangsarbeit erinnern.

[8] Nach ihm ist die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit benannt. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Naumann

[9]»Der Katholik und Zentrumspolitiker Matthias Erzberger. Zu Anfang des Ersten Weltkriegs war er noch ein glühender Kriegsnationalist, der sich abfällig über die Armenier äußerte: Sie müssten bestraft werden, weil sie sich der jungtürkischen Regierung gegenüber illoyal verhalten hätten. Der Bericht von Lepsius war ein Anstoß für ihn, seine Haltung zu überdenken. Nach einem Gespräch mit Lepsius reiste er selbst nach Konstantinopel, um sich ein Bild zu machen und auf die jungtürkische Regierung einzuwirken. Er unterbreitete Vorschläge, die heute reichlich naiv wirken. Denn sie unterstellten den – nicht vorhandenen – Willen der Jungtürken zur Koexistenz mit den Armeniern«http://www.welt.de/140070617 .Erzberger – https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Erzberger – wurde später wie Karl Liebknecht von nationalistischen Freicorps ermordet. https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/14633053602/

[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Freikorps

Pfarrer Lepsius, eine deutsche Ausnahme

Posted in Deutschland, Geschichte, Kirche, Protestantismus by dierkschaefer on 19. April 2015

„Der deutsche Protestantismus war damals sehr staatshörig und sehr staatstreu. Und auch in den Grauschattierungen von protestantischen Geistlichen und Theologen, die sicher genau wussten, was im Osmanischen Reich stattfand, und die auch wussten, wie schrecklich das war, und die auch nicht damit einverstanden waren, gab es doch erheblichen Widerstand, sich öffentlich während des Krieges gegen einen Kriegspartner auszusprechen. Und das war bei Lepsius nicht der Fall. Insofern war er eine Ausnahme.“[1]

[1] http://www.deutschlandradiokultur.de/johannes-lepsius-erfolgloser-mahner-fuer-die-sache-der.1278.de.html?dram:article_id=317513

http://www.deutschlandradiokultur.de/der-voelkermord-an-den-armeniern-erschossen-ertraenkt.1278.de.html?dram:article_id=317512

Die alte Masche

Posted in Geschichte, Kriminalität, Politik by dierkschaefer on 10. August 2014

»Ein Schuldbekenntnis der Deutschen kam spät. Erst 100 Jahre nach der Schlacht am Waterberg bat die damalige SPD-Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul die Nachfahren der überlebenden Herero mit christlichen Worten „um Vergebung unserer Schuld“. Eine Wortwahl, die keine Konsequenzen forderte. Denn wirtschaftliche Interessen der Bundesrepublik scheinen die Einordnung der Geschehnisse bis heute zu überschatten: Obgleich Historiker den Krieg mehrheitlich als Völkermord einstufen, hat sich die Bundesregierung dem noch nicht angeschlossen. Auch eine offizielle Entschuldigung blieb weiterhin aus. Beides könnte, so befürchtet man offenbar in Berlin, Forderungen nach Entschädigung begünstigen«[1].

[1] http://www.spiegel.de/einestages/herero-aufstand-1904-schlacht-am-waterberg-in-deutsch-suedwestafrika-a-984565-druck.html Sonntag, 10. August 2014