Wieder ehrbar werden? – Spendenmanagement
Wie kann ein Mensch oder eine Organisation, eine Firma oder eine ganze Gesellschaft nach totalem Vertrauensverlust wieder ehrbar werden?
Mein Beitrag Bethel – da war doch mal was!,[1] hat die Kommentare erhalten, die zu erwarten waren.
Doch das Problem ist komplexer. Bleiben wir beim „Spendenmarkt“.
Jetzt, in der Vorweihnachtszeit erhalte ich viele Bettelbriefe diverser Einrichtungen, mit oder ohne religiösen Hintergrund. Haben sie ein „Spendensiegel“[2], und wenn, welches? wie steht es mit Transparenz und Kontrolle?
Auch vermehrt in dieser Jahreszeit, aber auch sonst, dann besonders vor Kirchentüren, sitzen Bettler, zuweilen mit Kleinkind im Arm, und halten mir ihre Plastikbecher heischend entgegen oder verharren in geradezu klassischer Bettlergestik. Die haben natürlich kein Spendensiegel und ob auf jeden Bettler zutrifft, dass er am Gängelband dunkler Organisationen hängt, die ihn kostümieren und plazieren, so wie diese hilflose Bettlerin[3], das weiß ich nicht.
Neben die Menschen in Notlagen, als Spendenmotiv, sind andere Sammelmotive getreten. Unter dem Begriff Sponsering kann man manches tun für manch honorigen Zweck, bis hin zum „Crowd Funding“[4], bei dem das Internet „zur Kathedrale“ einer „ digitalen Kollekte“[5] wird.
Bei wem wird mein Geld, das ich in idealistischer Absicht gebe, so ausgegeben, wie ich mir das vorstelle? Wie seriös sind der Sammler und seine Organisation?
Was ist, wenn die Organisation sich früher als unseriös erwiesen hat, wie im Ausgangsbeispiel Bethel. Gesetzt den Fall, eine solche Organisation arbeitet mittlerweile seriös, das heißt transparent und kontrolliert und wirklich im Sinne der Hilfebedürftigen, wie müsste ihr „Bettelbrief“ aussehen, um glaubhaft zu sein? Und wen interessiert eine ausführliche Jahresbilanz über die Verwendung der Gelder?
Ich weiß: Viele meiner Leser meinen, Bethel und die Kirchen überhaupt sollten ihren Laden zumachen und ihre Konkursmasse auf den Markt der Bedürftigkeit werfen. Doch das wäre nur eine vorübergehende Lösung, die nur den aktuell Bedürftigen hilft.
Mitmenschlichkeit, die über eine face-to-face-Hilfe[6] hinausgeht, braucht ein „Spendenmanagement“ einschließlich der Einwerbung von Spenden. Oder wollen wir eine Gesellschaft, in der jeder nur noch an sich denkt?
Manche Organisationen erleben ihre Transformation/Deformation noch zu Lebzeiten ihres Gründers[7].
[1] https://wordpress.com/post/7234051/5764 = Bethel – da war doch mal was!,
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Spendensiegel
[3] https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/8978071752/in/set-72157605061052271
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Crowdfunding
[5] http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/149908/index.html
[6] und auch ihre Probleme hat, s. Beispiel der Straßenbettelei
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