Dierk Schaefers Blog

Wie kriegen wir die Kuh vom Eis?

Posted in Christuskirche/Bochum, Hans-Ehrenberg-Gesellschaft, heimkinder, Kirche, Theologie by dierkschaefer on 7. November 2011

Das Problem besteht darin, daß mit dem Hans-Ehrenberg-Preis für Frau Vollmer und der Erwähnung ihrer Moderation des Runden Tisches, und sei es auch nur eine Assoziation, die Erinnerung an einen vorbildlichen Menschen befleckt wird. Wir müssen dankbar sein, daß es Menschen wie Hans Ehrenberg gab, die den Mut hatten, dem inhumanen Zeitgeist entgegenzutreten und die auch gezeigt haben, wie Kirche schuldig werden kann. Letzteres bitte ich nicht falsch zu verstehen. Wie wir, jeder von uns, in der Situation der damaligen Kirchenleitung reagiert hätten, wissen wir nicht. Schließlich hatten Kirchenleitung und Bekennende Kirche als Alternative vielleicht nur das eigene Martyrium. Frau Vollmer allerdings hatte Alternativen bis hin notfalls zur Verweigerung.

Doch lassen wir Frau Vollmer und wenden uns der Preisverleihung und dem Ehrenschutz von Hans Ehrenberg zu.

Der Findungskommission ist zunächst einmal nichts vorzuwerfen. Ich nehme an, sie ist in die Falle einer Berichterstattung getappt, die von den Kirchenleitungen beeinflußt war. Nach dem Nicht-wahr-haben-wollen gab es zunächst das, was Herr Jacob zutreffend Betroffenheitsgestammel genannt hat. Als dann Forderungen erhoben wurden, hieß es, man wolle dem Runden Tisch nicht vorgreifen. Damit war Zeit gewonnen – und die ehemaligen Heimkinder auf die lange Bank geschoben. Dann gab es den Abschlußbericht, dessen Empfehlungen man möglichst schnell umzusetzen versprach.

Das Betrugsmanöver Runder Tisch wurde geflissentlich beschwiegen. Auch wird jetzt erst klar, daß die Heimkinder bei Annahme auch nur der kleinsten ihnen zuerkannten Summe auf alle weiteren Forderungen verzichten sollen. (https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/10/28/nun-werden-nagel-mit-kopfen-gemacht/ ) In den Zeitungen konnte man allenfalls lesen, daß einige ehemalige Heimkinder mehr Geld wollen. Wie sie über den Tisch gezogen wurden, fand in der kirchlichen Publizistik keine Erwähnung und in der allgemeinen kaum. So dürfte auch die Informationslage der Findungskommission gewesen sein. Man sollte sie deswegen nicht schelten, sondern ihr helfen, „die Kuh vom Eis zu kriegen“. Aber wie?

Die beste Lösung scheidet wohl aus: Man gibt den Preis statt an Frau Vollmer an Prof. Manfred Kappeler.

Die zweitbeste Lösung wäre, den Preis in diesem Jahr nicht zu verleihen, weil der Findungskommission nicht alle die Daten zur Verfügung standen, die sie nun hat.

Elegant wäre es, Frau Vollmer verzichtete von sich aus. Doch wenn man ihr das nahelegen würde, käme man in eine fatale Nähe zum „freiwilligen“ Entlassungsgesuch von Hans Ehrenberg.

Eins jedoch geht nicht mehr: eine Preisverleihung an Frau Vollmer ohne Erwähnung ihrer Rolle am Runden Tisch. Denn diese Verknüpfung steht, selbst wenn sich die Findungskommission  nun nur noch auf sonstige Verdienste von Frau Vollmer berufen würde.

Es wäre gut, wenn die Kommission die Kuh vom Eis kriegt, bevor das Eis bei der Verleihung öffentlich sichtbar bricht.

Träume kann man nicht korrigieren. Sonst würde ich in meinem Beitrag https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/09/01/traumhaft/ auch noch die Preisverleihung berücksichtigen.

Doch dafür gebe ich eine Information von Herrn Jacob weiter:

»Kommentar:

„Wut und Traurigkeit“

Mit Genehmigung zitiere ich [Helmut Jacob] aus einer E-Mail von Erika Bach:

„…daß ich noch nicht geantwortet habe auf deine letzte Mail, ist sicher nicht ein Desinteresse, sondern  eine große Wut und Traurigkeit. Ich finde es ungeheuerlich, was die Herren sich da haben einfallen lassen. Abgesehen von der massiven Ohrfeige, die alle Betroffenen bekommen haben, ist es eine unbeschreibliche Geschmacklosigkeit, den ehemaligen Juden und Christ zu benutzen. Der Hans-Ehrenberg-Preis hat sicher eine andere Klientel im Auge als eine solche Frau für diese Arbeit zu ehren. Das ganze ist ungeheuerlich und ohrfeigt nicht nur Euch, sondern auch den Stifter des Preises.“

Erika Bach und ihr späterer behinderter Ehemann Dr. Ulrich Bach, ausgewiesener Experte in Sachen Diakonie, lebten viele Jahre in Bochum. Beide hatten in ihrer Verwandtschaft Pfarrer, die Hans Ehrenberg und sein Schicksal kannten«.

Eine Antwort

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  1. Heidi Dettinger said, on 7. November 2011 at 03:06

    „Es wäre gut, wenn die Kommission die Kuh vom Eis kriegt, bevor das Eis bei der Verleihung öffentlich sichtbar bricht.“

    Um in dem Bild zu bleiben: Wer sich auf dünnes Eis begibt, sollte sich nicht wundern, wenn es bricht. Die Kuh ist dann zwar runter – aber eben anders.


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