Dierk Schaefers Blog

Wozu ist der Runde Tisch da, was steht in seiner Macht?

Posted in heimkinder by dierkschaefer on 18. September 2010

»Wozu ist der Runde Tisch da, was steht in seiner Macht?«, so fragte ich in meinem letzten Blog-Beitrag. Die Antwort können wir wahrscheinlich bald haben. Rechtsanwalt Nieporte schickt mir ein Schreiben an Frau Dr. Antje Vollmer, in dem er sich als Anwalt einer Reihe von ehemaligen Heimkindern, seinen Mandanten präsentiert.

Er schreibt: »Ich wende mich an Sie, da die Einrichtung des runden Tisches vorgenommen wurde, um die Problematik der Verjährung außeracht zu lassen, um sich insgesamt mit dem Schicksal ehemaliger Heimkinder und dem durch diese erlittenen Leid auseinander zu setzen sowie außergerichtlich den Ansprüchen und Bedürfnissen, dieser ehemaligen Heimkinder aufgrund des schweren und besonderen Schicksals gerecht zu werden.

Ungeachtet der rechtlichen Durchsetzung der Ansprüche auf

0      Rehabilitation

0      Therapie

0      Akteneinsicht

0      Zuerkennung von materiellen und immateriellen Schadensersatzansprüchen

bitte ich eindringlich, das Schicksal meiner Mandantschaft hinreichend zu berücksichtigen bei der Entscheidung, welche der runde Tisch am 21.09.2010 als weitere Empfehlung an den Deutschen Bundestag zur Diskussion stellen und anschließend beschließen wird. Ich bitte ebenfalls darum, dem Umstand Rechnung zu tragen, dass im Unterschied zu jenen Menschen, welche im allgemeinen ein schweres Lebensschicksal hatten, sämtliche meiner Mandanten in ihrer frühsten Kindheit, zum Teil als Säugling, zum Teil noch als Jugendliche aufgrund systematischer Verletzung der ihnen verfassungsrechtlich garantierten Grund- und Menschenrechte für die gesamte Lebenszeit traumatisiert und geschädigt worden sind und ihnen von Beginn an dadurch die Möglichkeit genommen wurde, ein friedvolles Leben inmitten der Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland zu leben.

Gleichzeitig bitte ich Sie, sehr verehrte Frau Dr. Vollmer, sehr geehrte Mitglieder des runden Tisches für Heimerziehung, dem Umstand Rechnung zu tragen, dass meine Mandantschaft aufgrund der Lebensgeschichte nicht in der Lage war, eine finanzielle Absicherung zu erhalten. Dieser gravierende Nachteil kann alleine durch eine finanzielle Anerkennung ausgeglichen werden, die dazu beitragen könnte, meiner Mandantschaft die restliche verbleibende Lebenszeit mit dem Gefühl der staatlichen Anerkennung des erlittenen Leids und der materiellen Absicherung zur Vermeidung weiterer Härten durch Altersarmut zu leben.«

Der volle Wortlaut des Schreibens ist hier zu finden:  nieporte Anschreiben RTH-1

Nun, ich bin gespannt auf die Reaktion von Frau Vollmer. Sie antwortet immerhin nicht jedem, und wenn Herr Nieporte auch Säuglinge nennt, … für die ist sie ja überhaupt nicht zuständig.

Doch wenn es gut läuft, das heißt der Problemlage angemessen, wird sie positiv reagieren, zumal ja auch die formelle Eingabe der Lösungsvorschläge von Wiegand & Co. angekündigt wird. Ich hoffe, Herr Wiegand wird die neueste Version der Lösungsvorschläge auf die Tagesordnung setzen lassen, allein schon, damit sie in den Abschlußbericht des Runden Tisches Eingang finden.

Dazu schaue man noch einmal auf meinen letzten Blog-Eintrag: https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/09/17/jesuiten-wollen-an-opfer-zahlen/.

Es wäre wirklich Zeit, daß nun vernünftige Ergebnisse auf den Runden Tisch gelegt werden in der Hoffnung, daß die betroffenen Organisationen, Staat, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Ordensgemeinschaften sich ein Herz fassen, ein Herz zu haben und den ehemaligen Heimkindern entgegenkommen. Dann sind weitere Empfehlungen nicht mehr nötig. Diese würden ohnehin viel Zeit kosten, Zeit, die zudem die Lebenszeit der ehemaligen Heimkinder ist.

3 Antworten

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  1. hans-joachim wolff said, on 19. September 2010 at 15:03

    ich bin der meinung ,was die jesuiten anbieten ist lächerlich und eine besonders perfiede frechheit.opfer die sich nicht wehren konnten mit der lächerlichen summe von 5000€ abfinden zu wollen :
    ich habe mich auch nur gewehrt gegen fortlaufenden missbrauch,und wurde weckgesperrt ins feste haus und in den jugendhof schlachtensee zu berlin.als ich dann enlassen werden sollte ,bin ich in ein evangelisches heim nach westdeutschland freiwillig gegangen umschneider zu lernen was nicht stattfand:
    auch da gabs nur zwangsarbeit missbrauch bunker und schläge aber keine ausbildung:
    ich war insgesamt in staatlichen und kirchlichenheimen sechs jahre ,weil ich mich nicht missbrauchen lassen wollte:und als das gleiche durch einen diakon in rengshausen passieren sollte wurde ich durch falschaussagen ind den jugendknast abgeschoben!
    und muss mir nun sagen lassen die zwangsarbeit war eine arbeitstherapie
    deshalb würden sie den rundentisch abwarten der ja auch wieder durch anke vollmer kirchengesteuert wird:wir somit wieder betrogen werden sollen!
    mit freundlichen grüssen

    wolff achim

  2. Rolf said, on 19. September 2010 at 19:44

    An alle betroffene ehemaligen Heimkinder,

    wir werden jetzt mal sehen, was uns der runde Tisch so bringt,
    denn das Schreiben von RA. Robert Nieporte ist genau richtig,finde ich.
    Ich glaube, so sind wir richtig vertreten.

    MfG.
    Rolf

  3. Rolf said, on 21. September 2010 at 15:09

    Hallo Hans-Joachim,

    Du erwähnst gerade deinen Versuch, eine Ausbildung zu bekommen, was Dir aber gründlich versaut wurde?
    Auch ich habe eine Ausbildung als Bäcker bekommen, bei einem Innungs-Obermeister in Wttbg. Im 3. Lehrjahr, es wahren besondere Umstände, die meinen I. O. Meister dazu veranlassten mich anzuzeigen, und mir 6 Wochen Jugend-Arrest verschaften, 4 Wochen davon in Einzel-Haft, in Schwäbisch-Hall.
    Ich will nur sagen, dass man mit uns alles machen konnte, es war keiner da, der für uns kämpfte und ein gutes Wort einlegte.
    Als Heimkind warst Du immer der Dumme, vor dem Richter brachte ich keinen Ton raus, man hätte mir einen Mort in die Schuhe schieben können, ich hätte weiter geschwiegen.

    MfG.
    Rolf


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