Dierk Schaefers Blog

Aufregung um #Fütterung im #Zoo

Posted in Gesellschaft, News, Psychologie by dierkschaefer on 11. Februar 2014

Aufregung um Fütterung im Zoo

 

Die Erregung schwillt an, der Zoodirektor kriegt Morddrohungen.[1]

Denken wir einmal nüchtern: Ein Zoo erfüllt diverse Bedürfnisse. Er ist ein familiengerechtes einträgliches Showgeschäft. Wenn bei der Seelöwenfütterung Fische verfüttert werden, so kennt die ganze Familie solche Fische ohnehin nur tot – und die heile Welt ist in Ordnung. Auch wenn der Löwe ein Stück Fleisch serviert bekommt, ist die Herkunft nicht ersichtlich. Wenn wir ein Schnitzel essen, auch nicht, – beim Spanferkel[2] sieht das schon anders aus.

Jedenfalls: Tiere werden getötet für uns und für unsere Haustiere.

 

Wenn unsere Kinder einen Serengeti-Film ansehen, dann sehen sie auch, wie der Löwe seine Krallen in die Giraffe schlägt. So ist das Leben, sagen wir den Kindern.

 

Wird eine Zoogiraffe getötet, dann ist die heile Welt kaputt und das paßt nicht zur Familienshow.

 

Würde ein Zoo die Giraffe lebend in den Löwenkäfig schicken – nein, ich weiß, das geht gar nicht. Aber wenn es ginge, fände sich bestimmt eine große Zahl von Besuchern, die für diese Show extra zahlen würden. Aber das geht wirklich nicht, denn es würde publik.

 

Doch im aktuellen Fall haben die Zoobetreiber offensichtlich nicht verstanden, daß sie für eine familiengerechte Show zu sorgen haben und herzzerreißende Tieropfer nicht öffentlich geschehen dürfen. Sie sind mit ihrer Splattershow Opfer ihrer Streichelzoo-Verführungen geworden. Hätten sie sich denken können. Dumm gelaufen.

 

Zudem sind sie nun auch in die Hände der Tierschützer gefallen, und da helfen ihnen auch rationale „Ausreden“ nicht. Zoodirektoren und ähnliche Leute sind demnach schlimmer als Raubtiere und gehören selber gemeuchelt. Sollte man ihre Kadaver den Löwen vorwerfen oder sie gar lebend in den Käfig kippen?

 

Eine Gesellschaft erkennt man an dem was sie aufregt – und an dem, was sie nicht aufregt.


9 Antworten

Subscribe to comments with RSS.

  1. Erika Tkocz said, on 14. Februar 2014 at 06:27

    Also ich weiß nicht so genau, welche Bedürfnisse nun mit einem Zoobesuch befriedigt werden. Wahrscheinlich bin ich da zu engstirnig, aber Tiere gehören nicht im Zoo bzw. hinter Schloss und Riegel und da interessieren mich tatsächlich die Bedürfnisse der Menschen nicht, wenn diese auf Kosten der Tiere gehen. Es gibt genügend Tierfilme im TV wenn man einmal sehen möchte wie Elefanten, Giraffen u.a. Tiere aussehen und besonders interessant dabei ist die Tatsache, wie sie sich in freier Wildbahn verhalten. Schaue ich mir gerne an und ich war in meinem Leben einmal in jungen Jahren im Zoo und kann mich nicht erinnern, diesen Zoobesuch als toll empfunden zu haben. Wahrscheinlich haben mich damals schon die Gitterstäbe irritiert, hinter den manche Tiere hausten.
    Nun habe ich einige Jahre als Kind in einer ländlichen Gegend gewohnt, der Nachbar hatte Schweine, Hühner, Kaninchen und ein Pferd. Damals haben wir Kinder schon mitbekommen, wenn ein Schwein geschlachtet oder ein Huhn oder Kaninchen getötet wurde. Wir wuchsen selbstverständlich damit auf und ich kann mich auch nicht erinnern damit Probleme gehabt zu haben.
    Ein Bauernhof kann man aber nicht mit einem Zoo vergleichen, weil….und hier denke ich besonders an die Kinder….sie nicht mit und um den Zoo aufwachsen. Also weder ist es eine Alltäglichkeit, noch gehören die Mehrheit der Tiere nicht in unser Land, sind also eine Attraktion. Da weiß ich nun nicht mit welchen Gedanken und Gefühlen Kinder diese Tiere betrachten und somit halte ich es für sehr problematisch, Kinder eine derartige Schlachtung zu zeigen. Also ich würde dieses meinen Kindern nicht zeigen, weil ich nicht weiß wie sie es in einem bestimmten Alter verstehen und verarbeiten und es nicht in einer Selbstverständlichkeit zu ihrem Leben gehört.
    Also ein einträgliches Showgeschäft ist es allemal auf den Rücken gefangener Tiere. Ja sicherlich werden auch Tiere getötet für uns. Aber ich will jetzt keine Grundsatzdebatte darüber aufwerfen, ob das sein muss und wie es sich mit der Massentierhaltung verhält, selbstverständlich bin ich dagegen, aber es ist leicht dieses zu schreiben, weil ich kaum Fleisch esse. Ich bin nicht absolut gegen alles, aber man sollte schon einmal darüber nachdenken, was überflüssig ist und ich halte es für überflüssig exotische Tiere hier hin zu verfrachten, damit irgendwelche Bedürfnisse befriedigt werden. Na was denn für Bedürfnisse, ich denke diese Form der Bedürfnisse sind Luxus, den wir uns nicht leisten sollten.

    Sie schreiben Herr Schäfer: „Wenn unsere Kinder einen Serengeti-Film ansehen, dann sehen sie auch, wie der Löwe seine Krallen in die Giraffe schlägt. So ist das Leben, sagen wir den Kindern.“
    Stimmt so ist das Leben bzw. so ist es in der Natur und wir können auch den Kindern erklären wieso es so ist. Aber wie erklärt man den Kindern, dass Tiere in Gefangenschaft leben müssen und der Mensch nun diese Giraffe getötet hat. Das ist nicht mehr Natur und da reicht mir die Begründung“ damit die Löwen Futter haben“ nicht aus. Was ich damit meine, es ist ein Unterschied was in der Natur geschieht oder was der Mensch sich mit Gewalt aus der Natur holt um irgendwelche angeblichen Bedürfnisse zu befriedigen. Also es ist mehr als nur über ein Tier zu sprechen was nun getötet wurde, sondern in der Regel muss man Kindern auch die Sinnhaftigkeit vermitteln und mir fällt keine sinnvolle Erklärung ein, eine künstlich erschaffene Welt zu erklären. Wieso gibt es Gebiete in denen Tiere gefangen gehalten werden????, also diese merkwürdigen Gebiete die man „Zoos“ nennt.

  2. Heidi Dettinger said, on 14. Februar 2014 at 11:42

    „Vom ausgehenden 19. bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war es üblich, im Rahmen sogenannter Völkerschauen als „exotisch“ empfundene Menschen zur Schau zu stellen. Dies fand häufig in Zoos statt. Etwa 300 verschiedene nichteuropäische Menschengruppen wurden in „anthropologisch-zoologischen Ausstellungen“ unter starker, Unterhaltungszwecken geschuldeter Verfremdung ihrer Gebräuche im Sinne von Klischeevorstellungen und völkischem Chauvinismus ausgestellt. 1875 öffnete Carl Hagenbeck eine der ersten Völkerschauen.“ (Wikipedia)

    Was in dem zitierten Artikel nicht vorkommt: Diese „exotischen Menschengruppen“ vegetierten unter erbärmlichen Bedingungen oftmals bis zum Tode dahin.

    Dagegen scheint mir das Verfüttern eines Zootieres, dass ob seiner (Zooleben und -züchtung bedingter) genetischen Verkümmerung eh getötet werden musste, ein Klacks. Wäre das Tier gehäutet worden, hätte es ebenso wenig Protest gegeben, wie beim Kauf eines Kalbsbratens an der Fleischtheke eines Supermarktes.

    Wer Tiere in Gefangenschaft hält oder anschaut, wird zwangsläufig auch mit ihren Fressgewohnheiten konfrontiert werden. Dass wir die „Brutalität“ des Vorganges gern auf den Pfleger, Schlachter, Halter verschieben, macht sie nicht ungeschehen.

    Jagdtiere haben keine Wahl – Menschen wohl…

  3. Heidi Dettinger said, on 15. Februar 2014 at 07:34

    Ich bin einem Ihrer Links gefolgt, das hat mich zu weiteren gebracht und ich habe mir wieder mal eine Nacht um die Ohren geschlagen. Und kann jetzt vor Grausen auch nicht mehr schlafen… Was da an Emotionen hochkocht, ist einfach unglaublich: Dass der Zoodirektor bedroht wird und mit Hitler verglichen, ist fast noch zahm. Da werden gleich alle Dänen zu Nazis gemacht und es wird zum Boykott von allen möglichen sinnigen und unsinnigen Dingen aufgerufen, Petitionen machen genauso die Runde wie Diffamierungen, Blödsinn und Unverschämtheiten.

    Ich bin ab sofort dafür, dass für jede Ratte, jede Maus und für jeden Fisch ein derartiges Geheul angestimmt wird. Ich werde die Ernährung meines Hundes auf Möhren und Brotrinde umstellen und fordere sämtliche Zoos auf, dasselbe mit ihren großen und kleinen Katzen zu tun.

    Außerdem fordere ich natürlich, dass nur noch „hässliche“ verfüttert werden – also keine Kühe, Kälber, Schweine mehr. Vielleicht Pferde? Die mag ich nicht so gern, weil die so große Zähne haben…

    Man stelle sich vor, andere – wirkliche – Probleme erführen einen derartigen Hype. Traumhaft!

    • helmutjacob said, on 15. Februar 2014 at 23:30

      „Ich werde die Ernährung meines Hundes auf Möhren und Brotrinde umstellen“ Ok, Brot ist tot. 🙂
      Vorsicht, Frau Dettinger, auch Möhren sind Lebewesen. Je nach dem, wie sie gezüchtet werden, ist dies ziemlich grausam. Aber Spaß bei Seite. Viele Leute verspeisen KZ-Hähnchen zu 1,95 Euro mit Wonne und jammern ob des Verfütterns eines toten Tieres. Als Kind war ich im Tierpark in der Umgebung Hamburg und sah, wie lebende Küken an Wölfe verfüttert wurden. Damals hat sich niemand aufgeregt. Und wer sieht, wie Löwen ihre Beute töten, empfindet bei der Verfütterung toter Tiere nun wirklich nichts schlimmes mehr. Um mit Kretschmar zu sprechen: Irgendwo muss das Zeuch ja hin.

      • dierkschaefer said, on 16. Februar 2014 at 10:13

        Dazu von Ludwig Uhland (es war sein stärkstes Stück nicht):
        Metzelsuppenlied

        Wir haben heut nach altem Brauch
        ein Schweinchen abgeschlachtet;
        der ist ein jüdisch ekler* Gauch,
        wer solch ein Schwein verachtet.
        Es lebe zahm und wildes Schwein!
        Sie leben alle, groß und klein,
        die blonden wie die braunen.

        So säumet denn, ihr Freunde, nicht,
        die Würste zu verspeisen,
        und laßt zum würzigen Gericht
        die Becher fleißig kreisen!
        Es reimt sich trefflich: Wein und Schwein,
        und paßt sich köstlich: Wurst und Durst;
        bei Würsten gilt’s zu bürsten.

        Auch unser edles Sauerkraut,
        wir sollen’s nicht vergessen;
        ein Deutscher hat’s zuerst gebaut,
        drum ist’s ein deutsches Essen.
        Wenn solche ein Fleischchen weiß und mild
        im Kraute liegt, das ist ein Bild
        wie Venus in den Rosen.

        Und wird von schönen Händen dann
        das schöne Fleisch zerleget,
        das ist, was einem deutschen Mann
        gar süß das Herz beweget.
        Gott Amor naht und lächelt still
        und denkt: nur daß, wer küssen will,
        zuvor den Mund sich wische!

        Ihr Freunde, tadle keiner mich,
        daß ich von Schweinen singe!
        Es knüpfen Kraftgedanken sich
        oft an geringe Dinge.
        Ihr kennet jenes alte Wort,
        ihr wißt: es findet hier und dort
        ein Schwein auch eine Perle.
        Ludwig Uhland

        *nach einer neueren, purgierte Version
        ist es „ein seltsam heikler Gauch“

  4. Mathilda Murray said, on 20. März 2014 at 20:00

    hi,
    mit vielem hats du recht. aber wie wäre es mit der lösung in ferner zukunft zoos abgeschafft zu haben? in diesem artikel sind tolle beispiele genannt, die zeigen, wie ein beispielsweise digitaler zoo aussehen könnt: http://betterymagazine.com/stories/a-zoo-without-animals/
    hat mich sehr inspiriert und nach wie vor stehe ich dem klassischen zoo SEHR skeptisch gegenüber.
    M.


Hinterlasse einen Kommentar