Nun muß ich aber meinen Kollegen Thomas Wessel in Schutz nehmen.
Er ist in einer schwierigen Situation. Einerseits hat er etwas gegen Monarchien, sitzt aber wie ein Monarch als Moderator am Hebel der Freischaltung von Kommentaren. Proprietäre Web-Seiten und Foren sind nun einmal nicht demokratisch strukturiert, das ginge wohl auch gar nicht. Man kommt als Moderator dann sehr leicht in die Bredouille. Im life-stream auf einer Tagung zum Beispiel ist das noch viel schwieriger. Ich kenne das.
Herr Wessel hat aber noch ein anderes Problem. Er muß eine Entscheidung vertreten, die wohl nicht er, sondern die Findungskommission getroffen hat. Die aber hat übersehen, daß sie mit der diesjährigen Preisverleihung auf das falsche Pferd gesetzt hat – Frau Vollmer verzeihe mir diesen Vergleich.
Warum verleiht man einen Preis? Vor sehr vielen Jahren schlug ein Mitglied der Fakultät der Evangelischen Theologie/Universität Tübingen seiner Fakultät vor, Thomas Mann einen Ehrendoktor zu verleihen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Der Josephsroman von Thomas Mann sei zwar ganz schön, aber doch nicht auf dem neuesten Stand der theologischen Forschung. Die Herren Professoren hatten nicht kapiert, daß sie sich mit Thomas Mann hätten schmücken können – und nicht umgekehrt.
Nun ist Frau Vollmer gerade kein Schmuckstück für die Hans-Ehrenberg-Gesellschaft. Der Protest der Ohnmächtigen, die die große Konsens-Schmiedin hinterlassen hat, und der nun auch auf der Web-Seite der Christuskirche dokumentiert ist, erzeugt Peinlichkeit. Man könnte der Situation offen begegnen – was Herr Wessel immerhin versucht hat.
Doch Offenheit reicht nicht. Die Konsequenz wäre ein Zurück bei der Preisverleihung. Doch das geht nicht. Also: Augen zu und durch! Das entspricht auch der Moderationsleistung von Frau Vollmer.
Bei Frau Vollmer trugen den Schaden die ehemaligen Heimkinder, doch „die da unten“ kennen das ja auch nicht anders.
Hier trägt den Schaden das Andenken an einen vorbildlichen Theologen: Hans Ehrenberg.
Übrigens: Ein Kommentar von mir wartet auch noch auf Freischaltung durch Herrn Wessel. Vielleicht kommt die ja noch. Ansonsten geht es hier im Blog weiter.
Nachtrag: Der Kollege Wessel hat meinen Beitrag freigeschaltet. Ich habe ihm einen neuen geschickt.
wahrscheinlich hat er urlaub; sei ’s ihm gegönnt in schweren tagen. jedenfalls gucke ich mir heue schon mal die kirche an, damit ich am 22. weiß, wo die heizung wärmt.
Au weia, gerade lese ich:
„Sehr geehrter Herr Jacob,
ich kann Ihren Kommentar nicht freischalten, er besteht aus Pauschal-Behauptungen, die ich beim besten Willen nicht als Diskussionbeitrag ventilieren kann. Niemand hätte irgendeine Chance – zumal es hier nicht einmal Thema ist – Ihre Behauptungen Punkt für Punkt durchzugehen. Sie beziehen sich ja eben nicht auf das, was wir geschrieben haben, sondern auf einen Aufhänger, den Sie in der WAZ gelesen haben.
Ich würde – auch im Stil – sehr gerne weiter kommen in einer Diskussion, von der, soweit ich sehe, niemand behauptet, dass sie abgeschlossen sei. Auch deshalb dieser Preis, weil Sie mit diesem Satz nun wirklich Recht haben: dass das wahre Schicksal der Opfer nicht aufgearbeitet worden ist. Nehmen Sie doch bitte zur Kenntnis, warum es den Hans-Ehrenberg-Preis überhaupt gibt: nicht für Eierkuchen, sondern für das, was zu tun ist.
Mit zunehmend herzlichen Grüßen
Thomas Wessel“
Tja- er tut sich schwer, der Herr Pastor in Bochum….
aber er wird meiner Meinung nach schon nachdenklicher…
aber den Grund unserer Proteste im Zusammenhang, kann oder will er nicht begreifen.
.. denken wir nun an die : Selig sind, die Verfolgung leiden…
raisa
„Wut und Traurigkeit“
Mit Genehmigung zitiere ich aus einer E-Mail von Erika Bach:
„…daß ich noch nicht geantwortet habe auf deine letzte Mail, ist sicher nicht ein Desinteresse, sondern eine große Wut und Traurigkeit. Ich finde es ungeheuerlich, was die Herren sich da haben einfallen lassen. Abgesehen von der massiven Ohrfeige, die alle Betroffenen bekommen haben, ist es eine unbeschreibliche Geschmacklosigkeit, den ehemaligen Juden und Christ zu benutzen. Der Hans-Ehrenberg-Preis hat sicher eine andere Klientel im Auge als eine solche Frau für diese Arbeit zu ehren. Das ganze ist ungeheuerlich und ohrfeigt nicht nur Euch, sondern auch den Stifter des Preises.“
Erika Bach und ihr späterer behinderter Ehemann Dr. Ulrich Bach, ausgewiesener Experte in Sachen Diakonie, lebten viele Jahre in Bochum. Beide hatten in ihrer Verwandtschaft Pfarrer, die Hans Ehrenberg und sein Schicksal kannten.
Mitglieder der Jury
Superintendent Peter Scheffler und Pfarrerin Manuela Theile für den Kreissynodalvorstand; der Theologische Vizepräsident Albert Henz für die Evangelische Kirche von Westfalen; Prof. Dr. Traugott Jähnichen für die Evangelisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und die Hans-Ehrenberg-Gesellschaft; Pfarrer Arno Lohmann für die Stadtakademie Bochum und Pfarrer Thomas Wessel für die Christuskirche Bochum.
„Pfarrer Thomas Wessel für die Christuskirche Bochum“. jetzt klingelt es – auch bei mir. er kann nicht anders.
Auch von mir mal ein Beitrag zur “ Preiswürdigkeit“
mal sehen, ob Herr Wessel ihn freischaltet.
Ihr Kommentar muss noch moderiert werden.
Hallo Herr Thomas Wessel
nun doch noch mal ich.
Sie schreiben oben…sondern auf allen möglichen Wegen versucht, Öffentlichkeit zu finden.…
Das begangene Unrecht an den Heimkindern wurde nie bestritten, doch wen interessierte dies.Niemand.Auch wir kämpften damals um Gehör, um „Öffentlichkeit“. Doch auch uns wurde dies versagt. Können Sie sich in etwa vorstellen, welchen Schwierigkeiten es unterlag, z.B. im Staffelberg eine Zeitung heraus zu bringen? Prügel — Karzer usw.Trotzdem gab es die „Antenne gegenüber„
Erst im Frühjahr 1969 gelang es, mit „Erscheint in Massen und zerschlagt den Heimterror“ die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Aber es waren halt, aus heutiger Sicht, die falschen Leute.-Andreas Baader — Gudrun Ensslin — Basisgruppe Jura –SDS-Frankfurt usw.
Aber durch unseren –auch intensiven Kampf hat sich –sofort– alles geändert…
Dies war der Anfang der Abschaffung geschlossener Heime etc.…
wenn nun jemandem der ausgelobten Preis im Sinne Ehrenbergs zustehen würde…
es wären die oben erwähnten Personen und Organisationen posthum.
Die haben auf jeden Fall, zumindest auf die Jahre 1968–69 betrachtet, die Kriterien der Preisverleihung erfüllt — in Sinne Ehrenbergs.Man sollte darüber mal vorurteilsfrei nachdenken.
Rainer Fach
Er hat freigeschaltet, auch meine beiden letzten Beiträge.